Donnerstag, 17. Juli 2008

DFB – Kapitel XVII

Ich muß zugeben, das heutige Kapitel hat mich in schwere Gewissensnöte geworfen. In meinem Alter, wenn die Senilität nicht mehr am Horizont winkt sondern in mittlerer Entfernung schon mit den Augenbrauen wackelt, sollte ich theoretisch über solchen Dingen stehen. Die Versuchung, fröhlich „na, dann jetzt erst recht“ zu sagen und den Rest des Buches nun wirklich absichtlich fies auseinanderzunehmen erhob aber trotzdem ihr verführerisches Haupt.

Wie gut mich doch die Leute kennen, die mich nicht kennen, jaja.

Doch dann sagte ich mir, daß ich einfach das tun werde, was ich mir zu Beginn dieses Projektes vorgenommen habe: das Buch zu lesen und schlicht und einfach das zu schreiben, was ich, hier, daheim, mit dem Kissen im Rücken und dem Kater auf dem Schoß darüber denke. Nicht mehr, nicht weniger. Woll.

So sei es denn. Kommen wir zum heutigen Kapitel. Doch vorher ein paar allgemeine Gedanken.

Dieses Buch ist bisher, sagen wir es offen, das papierne Äquivalent zur Titanic. Es wird von ein paar Maschinistenstatisten und Bellward bewohnt, fährt mit Volldampf seit 2/3 der Reise auf den literarischen Eisberg zu und nichts scheint das verhindern zu können. Dieses Kapitel aber ist, zumindest gegen Ende, sowas wie der erste Bootsmaat, der zum Käptn kommt und meint „Hm, also ich hab' da was von Eisbergen in diesen Gewässern gehört, wir sollten eventuell den Kurs ändern.“ und der Käptn sagt „Jouh, guggn wir mol.“

Es beginnt, wie wir es gewohnt sind: Ede bringt Bella heim, die tseksuelle Spannung zwischen den beiden könnte mindestens eine Kleinstadt ein Haus ein Puppenhaus hell ein bisschen erleuchten und auf der Veranda warten Billy Boyd und sein Sohn Jacob. The Ede is not amused, aber was will man machen. Bella bittet Billy und Jacob hinein, woraufhin ersterer letzteren unter einem halbseidenen Vorwand hinausschickt, um mit Bella alleine zu sprechen.

Billy und Bella treten dann sofort in der Meisterschaft des „wilde Andeutungen machen, ohne tatsächlich irgendwas zu sagen und ohne das Wort Vampire auch nur zu denken“ gegeneinander an. Letztendlich gibt Billy klein bei und verschwindet wieder.

Später kommt Charlie, seines Zeichens Vater von Bella und in diesem Buch für den comic relief zuständig, nach Hause und sie essen Fisch. Bella erzählt Charlie, daß sie so irgendwie mit Ede geht.
„Er ist zu alt für Dich“, wetterte er. []
„Wir sind im selben Jahrgang“, korrigierte ich. [...] „Wart mal ...“ Er hielt inne. „Wer von ihnen ist Edwin?“ „Edward – er ist der Jüngste, der mit den rötlich braunen Haaren.“ Der Wunderschöne, der Gottgleiche ...

Hört noch jemand im Inneren seines Kopfes Mushu aus Mulan oder bin das nur ich? „Ich bin der großartige, der gottgleiche, der wunderbare ... Mushu!“ – „Meine Ahnen schicken mir eine kleine Eidechse?“ – „Drache! Nicht Eidechse! Wir machen nicht diesen Kram mit der Zunge! *züngel*“

Egal. Papi hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan, ahahahahaha, er hat Edward Edwin genannt, ahahahahahaha!, nein, wie ... ja. Lassen wir das. Kurz darauf kommt Ede vorbei und holt Bella zum Baseballspielen ab.
Edward stand im Kegel des Verandalichtes und sah aus wie ein Regenmantel-Model.

Haja. Es gibt Fußmodels, es gibt Handmodels, es gibt Unterwäschemodels ... warum nicht auch Regenmantel-Models? Wobei ich stark vermute, daß die dann noch einen Nebenjob haben müssen. So alleine mit Regenmantelmodelei wird man nicht weit kommen.

Sie fahren in den Wald, in einem riesigen, roten Jeep, der die Potenz von Ede versinnbildlichen soll. Jaaa, ich erkenne sowas sofort. HA!
Dort will Ede Bella wieder für die Mopsgeschwindigkeit Huckepack nehmen, aber erst mal knutschen sie, wobei sich Bellas Lippen mit lustvollem Stöhnen öffnen. Sic, wie ich anmerken möchte. Hust.
Ede scheint daraufhin sauer zu sein, was im Gegenzug Bella sauer macht. Ede apologiert sofort:
„Dass ich nie auf dich sauer bin – wie könnte ich? So mutig und vertrauensvoll und ... .liebevoll, wie du bist.“

In mir steigt der Wunsch auf, Schlammcatchen oder politische Debatten im Fernsehen einzuschalten. Das ist nicht gut. Gar nicht gut.

Dann möpselt Ede mit Bella zum Spielfeld, wo die Vampire dann ein paar Seiten lang Baseball spielen. Weil sie so ungeheuer doll stark und schnell sind, klingen ihre Abschläge(?) nämlich wie Donnerhall, so daß sie nur Baseball spielen können, wenn ein echtes Gewitter das Getöse überdeckt. Raffiniert ... mehr oder weniger.

Sie spielen also. Baseball. Bella steht am Spielfeldrand und guckt zu. Mein Hirn führt unter allen Synapsen kurz eine Umfrage durch. Einhellige Meinung: langweiliger kann ein Buch nur noch werden, wenn es völlig leere Seiten enthält, anders ist das nicht mehr möglich.

Doch ist die Nacht am dunkelsten grade vor der Dämmerung.

Meine Augen waren wie üblich auf Edward geheftet, der als Fänger hinter Carlisle stand [.] Bevor die anderen sich erkundigen konnten, was los war, stand er schon an meiner Seite.
„Alice?“, fragte Esme nervös.
„Ich hab sie nicht kommen sehen — ich hab's nicht gewusst“, flüsterte sie. [...] „Sie waren viel schneller, als ich dachte, Ich hab das vorher falsch eingeschätzt“, murmelte sie.


Handlung! HANDLUNG! Sogar sowas wie Spannung! Eventuell sogar echte Gefahr, nicht diese überstrapazierte und unglaubwürdige „'sch bin g'fährlisch, ne?“-Edward-Variante!

O!

Mein!

Goooooott!

Höret die Engelschöre! *tirili*

In der Tat nahen die drei anderne Vampire, von denen wir schon gehört haben. Sie haben die Cullens beim Baseball gehört und wollen mitspielen. Was den Vampiren so ein bisschen ähnliche Motive unterschiebt wie sie auch Kleinkinder haben, aber mei. Hey. Seien wir mal großzügig, schließlich ist Bella in Gefahr und meine Laune hat Helium geschluckt! :D

Edward achtete nicht auf das Spiel; seine ganze Konzentration galt dem Wald.
„Es tut mir leid, Bella“, murmelte er verstört. „Es war dumm und unverantwortlich, dich so in Gefahr zu bringen. Es tut mir so leid.“
Dann hörte ich, wie er den Atem anhielt und seinen Blick auf den Waldrand (Insider: Wandrand?) jenseits des Spielfeldes heftete. MIt einem Schritt stellte er sich zwischen mich und das, was auf uns zukam.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

daß sie nur Baseball spielen können, wenn ein echtes Gewitter das Getöse überdeckt.

Schmerz. Großer Schmerz. Großer, großer Schmerz.

Und ich find's blöd wenn sich Leute ständig entschuldigen. Deeeh. Wie ungöttlich von Mr. Ed.

Aber dann seien wir mal gespannt und hoffen auf Handlung, ja.

Anonym hat gesagt…

>> „Wer von ihnen ist Edwin?“

Hihihi, das erinnert mich jetzt irgendwie "Die Hexe und der Zauberer", als Sir Hector Merlin ständig Erwin nennt. :ugly:

Generell wäre zu sagen, dass ich fast versucht bin, mir die Übersetzung zu kaufen, nur um dem Grauen einmal Auge in Auge gegenüberzustehen. Allerdings weint wahrscheinlich mein Portemonnaie blutige Tränen, wenn ich für sowas Geld ausgebe. :ugly:

Ich mag das Buch (auch wenn ich mir seiner Schwächen durchaus bewusst bin ;-)), aber auf Deutsch hätt ich's wohl schneller weggelegt als Victor Simons "Nero". *grusel*

Anonym hat gesagt…

„Alice?“, fragte Esme nervös.

WTF!?!Nee..echt nicht.Bitte.
Ich geh dann mal weinen. *davonschleich*

Anonym hat gesagt…

Generell wäre zu sagen, dass ich fast versucht bin, mir die Übersetzung zu kaufen, nur um dem Grauen einmal Auge in Auge gegenüberzustehen. Allerdings weint wahrscheinlich mein Portemonnaie blutige Tränen, wenn ich für sowas Geld ausgebe. :ugly:
Och. Soweit ich weiß, hat sich nach mir keiner mehr für die Wanderbuchausgabe gemeldet. Von daher kann ich es Dir gerne schicken. :ugly:

Ich mag das Buch (auch wenn ich mir seiner Schwächen durchaus bewusst bin ;-)), aber auf Deutsch hätt ich's wohl schneller weggelegt als Victor Simons "Nero". *grusel*
Mhhmhhh. :nick: Ich habe da immer meine Englischdozentin im Ohr, die mal lapidar gesagt hat „Ach, auf Englisch klingt für uns halt alles besser.“ Auch auf Englisch wird es so seine Schwächen haben, aber ich denke, daß die deutsche Übersetzung noch ihren Teil zur Uglyness beiträgt.

Anonym hat gesagt…

Naja, worüber wir hier aber am meisten die Augen verdrehen, ist doch nicht der Sprachstil, sondern die Handlung an sich. Und die sollte doch im Englischen kaum anders sein, oder?

Anonym hat gesagt…

... welche Handlung? :ugly:

Anonym hat gesagt…

">daß sie nur Baseball spielen können, wenn ein echtes Gewitter das Getöse überdeckt.<

Schmerz. Großer Schmerz. Großer, großer Schmerz."

Das hätte ich nicht schöner sagen können.