Montag, 28. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XXII

Im Gehen ergriff Friedrich ihre Hand. Sie ließ es geschehen. Warum auch nicht? Er war ihr Verlobter.



Allein, Gigi kann ihre Gedanken natürlich nicht von Anschar lassen. Sie und Friedrich kehren dann in eine Wirtschaft ein, setzen sich, bestellen und plaudern. Unweigerlich kommt die Sprache wieder auf Argadye und von dort aus ist es auch nur noch ein Katzensprung zu Anschar, auf dessen Erwähnung der gute Friederich äußerst allergisch reagiert.

Sein giftiger Blick flog ihr so heftig entgegen, dass es sie fast zurückwarf. „Ich bat dich, ihn nicht wieder zu erwähnen!“


Uhhhha! Fühlt sich da jemand in seiner Männlichkeit bedroht? Hm?

Ein Wort ergibt, wie das oft so ist, das nächste, und ehe man sich versieht nennt Friedrich Anschar einen Neandertaler und Gigi schmeißt ihm daraufhin tränenüberströmt den Verlobungsring vor die Füße.

„O Friedrich!“, schrie sie, die Stimme von den Tränen kaum kenntlich. „Das verzeihe ich dir nie!“


Jaaaaaaa. Also. Hm. Ich würde sagen, Projekt „Normales Leben in Berlin“ läuft jetzt nicht so ausnehmend gut. Hüstel.

Gigi rennt hinfort, Friederich bleibt zurück. Um nicht gleich mit diesen skandalösen Neuigkeiten nach Hause zu kommen, wandert Gigi noch ein wenig herum und denkt an Anschar und Argadye und überhaupt. In einem Buchladen trifft sie dann auf Theodor Fontane höchstpersönlich, der kluge Dinge über die Liebe sagt. Ich überspringe die Stelle mal großflächig, weil ich es nicht mag, wenn reale Personen in einer Fantasygeschichte (oder überhaupt einem fiktiven Roman) auftauchen.

Daheim angekommen fürchtet Gigi schon, dass Hörr Mittenzwey mittlerweile dort empört einen Riesenaufriss gestartet hat, doch Friederich ward dort noch nicht gesehen.

Was war nun davon zu halten? Egal, dachte sie. Wenn Friedrich schmollen wollte – bitte. Das konnte sie auch.


Bevor sie aber noch richtig mit dem Schmollen anfangen kann, kommt ihr der Besucher ihres Vaters in die Quere – Bruder Benedikt!
Wie für eine zarte Dame angemessen fällt Gigi natürlich erst mal in Ohnmacht. Plönk. Danach erzählt Bruder Benedikt, dass Anschar gleich nach Frollein Zimmermanns Abreise von herschedischen Heimtückern gefangen genommen worden wäre und er, Bruder Benedikt, jetzt hoffe, dass das gute Frollein eventuell etwas für ihn tun könne.

Ja, meint Gigi, sie hätte ohnehin mal gründlich nachgedacht und es tät ihr auch Leid und alles, aber sie hätte mit Friederich Schluss gemacht und wisse jetzt, dass ihr Platz an Anschars Seite sei.

Das gibt natürlich das übliche Römpömpömpöm, wenn eine Tochter erklärt, einen tätowierten Krieger aus einer anderen Welt zu lieben, ne, muss man die Eltern auch verstehen, aber letztendlich einigt man sich darauf, dass Gigi tun muss, was ihr Herz ihr sagt. Sogar die muffige Mutter gibt schließlich klein bei und unsere Heroine darf Koffer packen.

Dieses Mal weiß sie ja wenigstens, dass sie verreist.

Am nächsten Tag, auf der Pfaueninsel, ist sogar Friederich da, der sich steif verabschiedet.

„Ich hoffe darauf, dass das, was dich umtreibt, nur eine vorübergehende Sache ist. Ich bin bereit, dir zu verzeiehen, wenn du dich besinnst.“



Ja, gut, ist nett von ihm, aber ... nee. Eher unwahrscheinlich.

Dann höppen Gigi und Bruder Benedikt in den Lichtkreis und sind, wuppes, schon wieder auf dem Weg nach Argadye.

Na endlich!

11 Kommentare:

Vinni hat gesagt…

Gigi auf Rettungsmission! Die Kavallerie kommt! Ich hoffe, sie hat diesmal ihren Sonnenschirm mitgenommen. *g*

Alienor hat gesagt…

Hmm? War das nicht neulich noch totaaal schwierig und zufallsabhängig, dass man an der richtigen Stelle und im richtigen Zeitalter wieder rauskommt, wenn man in den See hüppt? Kuhschwanz, und so?! ;-))

Aber na ja, wird schon klappen, irgendwie müssen wir hier doch endlich mal zum Happy End kommen!

Undomiel hat gesagt…

Na endlich kommt Gigi mal in die Puschen! Wurde auch höchste Zeit!
Ich finds ja faszinierend, daß Mama und Papa sie gehen lassen. Ich hätte wohl eher die Jungs mit der "Ich hab mich lieb" Jacke gerufen.
Aber mei, was versteh ich schon davon ;-)

FrauKatz hat gesagt…

@Vinni
Wohl nicht, dafür aber ausreichend Unterwäsche („Kind, wenn Du von einem Sturhorn niedergetrampelt wirst, was sollen denn die Leute denken??“) und Korsetts. :ugly:


@Alienor
Japp, das ist auch immer noch so. Gigi ist heilfroh, dass sich Bruder Benedikt über diese ... spezielle Eigenschaft des Tores gegenüber ihrem Vater ausschweigt. :nick:
Sie hoffen halt, dass es irgendwie passt. :zahn: Hauptsache wieder in Argadye, ne? :-D

FrauKatz hat gesagt…

@Undomiel
Ich glaube, das hätte die Mutter auch am liebsten gemacht. :zahn:

Die zickt ganz schön herum und denkt, dass Gigi sich das alles nur ausgedacht hat, weil sie mit jemandem vom Zirkus durchbrennen will.

:ugly:

Selbst der Vater ist nicht zu 100% überzeugt, bis er dann das Tor mit eigenen Augen sieht (wobei ich mich immer noch wundere, dass nicht mehr Leute nach Argadye kommen, so richtig versteckt und/oder unauffällig ist das Tor ja nun nicht). :-D

Undomiel hat gesagt…

@FrauKatz: aah, das beruhigt mich jetzt, also doch "normale" Eltern *lach*

Aber jetzt wo Dus sagst: stimmt, da sollte doch eigentlich reger Durchgangsverkehr herrschen?
*grübel*
HAA! Wahrscheinlich ist es wie bei Gleis 9 3/4: nur Zauberer und Wassermacher können durch! Wer weiß, was man noch alles über Friederich und Bruder Tuck erfährt!

A. Nym hat gesagt…

Es geht weiter! Freude schöner Götterwasserfall!

Aber ich bin voll Hoffnung, dass Gigis Korsetts auch noch zum Einsatz kommen. Irgendwie. *fuchtel*
Aber gut; ersteinmal muss der Held gerettet werden. Was ich nicht ganz verstehe ist, wie es der Held(TM), als einer der auserkorenen besten tollsten OMG!Stinkekrieger schafft, sich von den "herschedischen Heimtückern" aufgabeln zu lassen bzw. sich allgemein so selten dämlich verhält. Was war denn bisher sein Job? :suspekt:

FrauKatz hat gesagt…

Das liegt wahrscheinlich daran, dass er vom Abschiedsschmerz schon dermaßen überwältigt war, dass ihn die Herscheden nicht noch zusätzlich überwältigen mussten.

Zumindest vermutet das Bruder [s]Gottfried[/s] Benedikt. :-D

A. Nym hat gesagt…

Nicht. gut. Jetzt stelle ich mit Anschi als Dramaqueen vor, und das erinnert mich an Nigel in "Der Teufel trägt Prada". :ugly:

Waaaaaaah *imKreisrenn*

FrauKatz hat gesagt…

Nigel! :-D *fangirl*

Silph hat gesagt…

Das ist doch mal Service. Gepäck und Reiseführer.

Und Fontane paßt doch super in den Roman. Wenn ich mich richtig erinnere, war "Frauengestalten bei Fontane" ein Deutschkurs-Pflichtthema.