Freitag, 16. April 2010

Mammutjäger – XXVII

So reiten sie schweigend zurück zur Gemeinschafts-WG-Hütte und dort angekommen bedankt sich Karl steif (nein, nicht so!) bei Aspirine.

„Hm ... Ayla?“

Sie blieb stehen und sah auf.

„[...] Ich werde diesen Nachmittag nie vergessen. Den Ritt, meine ich. Vielen Dank.“


Ja, nu, das könnte man jetzt auch wieder so oder so verstehen.

Aspirine scheint auch nicht den Eindruck zu haben, dass da mal ein Gespräch nottun würde; sie schluchzt und heult sich lieber durch den restlichen Tag.
'sch meinte, sie hat doch nun wirklich mitbekommen, dass es da ein Mißverständnis gab. „Ich habe Dich verwarnt! OMG!“ – „Quark, verwonnt hast Du mich!“ (Okay, das schreib-klingt schon sehr ähnlich, das kann man ja mal verwechseln. ) Da wartet man, bis der Hörr Märtyrer wieder ansprechbar ist und klärt das!

Aber nein.

In der Hütte kaut unsere blasse, leidende Schönheit dann zum vierten, fünften oder zwölftausendsten Mal erneut durch, wie das damals beim Clan so war, als sie den Geheimen Trank™ trank und dann außerkörperliche Visionen hatte. Die Erinnerung an ihren Ziehvater Creb, der das nicht gut fand und fortan recht reserviert ihr gegenüber wurde, lockert die ohnehin locker sitzenden Tränchen und dann wird Mamut erst mal gewässert.

Kalle, der am Herdfeuer nebenan sitzt, sieht das und denkt, wie könnte es denn auch anders sein, natürlich gleich, dass Aspi von seiner bösen Verwarnung erzählt hätte.

Mannmannmann! Da wirste doch matschig in der Schaltzentrale!

Aspirine macht sich, wie das sein muss, dann auch wieder Gedanken.

Ranec liebte sie, daran zweifelte sie nicht im mindesten. Er wollte sich mit ihr zusammentun, ein Herdfeuer mit ihr gründen, und wollte ihre Kinder an seinem Herdfeuer.

Jondalar hatte sie nie darum gebeten, sich mit ihm zusammenzutun.


Wie heißt es nochmal in diesem grade so populären Lied von Beyonce? „Cause if you liked it then you should have put a ring on it“. Das wusste schließlich schon Sauron, ne?

Jedenfalls geht es in einer Nussschale wieder darum, dass, jammerjammer, Jodelkarl sie nicht mehr lieben würde, schluchz.
Na, also mal ehrlich, da hätte sie mittlerweile wirklich einiges tun können, um größere Mißverständnisse zu verhindern. Wer schmeißt denn schon seinen Haustürschlüssel in den Gulli, schubst ihn noch mit dem Fuß richtig rein und jammert dann lauthals herum, dass er nicht mehr in die Wohnung könne?

Aber gut. Sie sind ja alle nur Spielbälle des Schicksals. Denn auch Jodelkarl hat das Totem des Höhlenlöwen (er ist gezeichnet!), und wer das Totem des Höhlenlöwen hat, der wird von IHR® ständig vor große Proben gestellt. Jawoll, so ist das.

Sie® sieht offensichtlich gerne Vormittagsseifenopern. Ich sag's nur.

Die nächsten Abschnitte des Kapitels beschäftigen sich ausführlich damit, dass Verwarnungen böööööseböse sind und SIE™® das nicht gutheißt und überhaupt und es endet damit, dass Karl in Tränen ausbricht.

[...] weinte er über den Verlust dessen, was ihm näherging als alles andere. Über den Verlust der Frau, die er liebte.


Seufz. Ja. Super. Leute. Findet ihr nicht auch, dass das langsam viel zu konstruiert ... mpf. Höhlenlöwe. Totem. Probe. Schwere Prüfungen. Weil großes, mächtiges Totem. Ja. JA. Okay. Ist gut. Ja. Ich sag' ja schon nix mehr. Okay. OKAY!



Also weiter.

Die Vorbereitungen für das Frühlingsfest laufen auf Hochtouren, als sich Jodelkarl, immer noch der festen Überzeugung, ein verachtenswürdiger Verwarner zu sein, Aspirine nähert, die draußen grade die Pferde poliert. Müssen ja sauber sein für das große Fest, ne?

„Ich hatte gehofft, doch allein zu finden, Ayla. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich gerne mit dir reden“, sagte Jondalar mit merkwürdig gedämpfter Stimme.

„Nein, ich habe nichts dagegen“, sagte sie.


Na, da bin ich jetzt aber gespannt. *zurücklehn* *arme verschränk* *skeptisch guck*

Und wirklich, das zentrale Thema der sich aufhäufenen, geradezu stapelnden Mißverständnisse kommt nicht aufs Tapet. Stattdessen sagt Karl, dass er hier nicht hergehöre, dass sie jetzt Aspirine von den Mamutoi sei und er aber Kalle von den Zelandonii und er deswegen nach dem Frühlingsfest heimgehen werde. So.

Aspirine zeigt ihre übliche Reaktion: sie leidet leidenschaftlich. Wimmer. Härm. Mitten ins Herz. Ach und Weh. Weil sie nicht will, dass Kalle sie leiden sieht, dreht sie sie zum Pferd um. Karl hingegen interpretiert das als „Ach, es ist ihr egal. Sie wendet sich ab.“

Steckt euch mal eben die Finger in die Ohren bitte.


AAAAAAAAAAAAAAARGH! AAAAAAAAHHHHHHHHH! HIMMELARSCHUNDZWIRN!


*schnauf*

Naisdochwahr!

Mit letzter Selbstbeherrschung meint Aspi noch, dass Karl doch bitte Renner noch ausbilden möge, solange er noch da sei. Der stimmt zu und dann hält es unser Steinzeit-Juliachen nicht mehr aus und reitet weg.

Kind! Nicht wegreiten. Komm, ich schreibe Dir jetzt ein Drehbuch. Ist auch ganz einfach.


  1. Stehenbleiben.

  2. Umdrehen.

  3. Kalle ohrfeigen oder vors Schienbein treten.

  4. Nachdem Du nun seine Aufmerksamkeit hast, beide Ohren packen und küssen.

  5. Ihm sagen, dass Du nur ihn liebst und das da draußen keine Verwarnung sondern eine Verwonnung war.

  6. Ihm sagen, dass Du nur ihn liebst.

  7. Ihn nochmal treten. So rein aus Prinzip.

  8. Glücklich bis ans Lebensende mit ihm zusammen unheimlich wichtige Erfindungen machen.



Ist denn das so schwer?

Ja. Ja. Totemlöwe. Jahaa. Hrmpf.

Dann gibt's noch etliche leicht langweilige Absätze über Latie, die auf dem Frühlingsfest zur Frau werden wird und die deswegen bis dahin nie alleine mit einem Mann sein darf. Weil wegen der Geister und weil sie dann, ogottogott, am Ende bei einer Frau liegen wollen würde. Wenn da was schief geht, mit den Geistern. Jawoll.

Danach geht es, Männer bitte weglesen, um Hügjene. Und zwar die weibliche Hügjene während der Menstruation. Aspi hat schon fast den Tampon erfunden, wenn ich so zwischen den Zeilen lese. Wir sollten ihr alle dankbar sein.

Fralies Baby geht es übrigens wunderbar. Kein Wunder, bei Aspirines Brustkastenerfindung. Die Stimmung am Herdfeuer des Kranichs ist in der letzten Zeit auch viel besser und alle sind entspannter. Zweifelsohne durch die beruhigende Ausstrahlung und Einwirkung Aspirines. Jawohl. Nick.

Doch kommen wir nun zum Knall, mit dem ein Kapitel schon fast traditionell endet:

Da Karl ja ohnehin ohne sie weggehen wird, sieht Aspi keinen andere Möglichkeit mehr und sie stimmt zu, sich mit Randy zusammenzutun. Der ist euphorischer als er sensibel ist und blökt die frohe Kunde gleich in alle Welt hinaus.

„Sie ist einverstanden! Ayla hat sich einverstanden erklärt! Das Verlöbnis, wir werden es ablegen, Ayla und ich.“


Sowas hören die vor Leid bestimmt auch schon gebeugten Ohren des Jodelkarl doch besonders gerne. Kalle erbleicht, sein Gesicht erschmerzt und er rennt Richtung Fluss.

Nezzie ist besorgt, doch Latie weiß nicht, was sie anziehen soll (ernsthaft), und deswegen muss Mutti sich eher um Klamotten als um Karls kümmern.

Neeeneeenee. Immer wenn man denkt, noch verfahrener kann die Situation nicht werden, kommt von irgendwo ein weiteres dummes Mißverständnis her.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aua.
Aua aua aua.

Mein tiefes Beileid, dass du dir das antust. Ich hoffe, du hast genug Schmerzmittel im Haus.

Vinni hat gesagt…

Neues Mißverständnis? Ist das nicht nur ein Aufguss von einem der lang geschätzten, alten Mißverständnisse? :ugly:

Ranwen hat gesagt…

Das Schlimme ist, daß das gar nicht mal sooo realitätsfern ist. :ugly:

Okay, vergiß den Höhlenlöwen und die Totemdinge, aber ich kenne Leute, denen ich das kätzische Rezept (treten, reden!) wirklich gern mal empfohlen hätte.

(Und was die Totems betrifft - manche Leute geben beispielsweise auf ihre Sternzeichen auch relativ viel, und mit einem Widder zusammensein, das ginge mit ihrem Zeichen schon mal gar nicht, und man hätte es ja von vornherein wissen können. (Ernsthaft, alles schon erlebt.) Das ist zwar meistens das geringste Mißverständnis, kommt aber auch dazu.)

Gelegentlich erwisch ich mich ja auch dabei, daß ich eine Geste oder ein Weggucken oder ein "Grunz" ganz sicher für X halte, ohne drüber nachzudenken, weil es in der Situation meines Erachtens gar nichts anderes sein kann als X.

Nur neige ich etwas mehr dazu, wenn's dann schlimmer wird, doch mal nachzufragen, was nu war. :ugly:

Insofern sollte man das Buch als Paartherapielektüre empfehlen, finde ich. Mich zumindest erinnert's daran, wie viel Wisent-Mist man eigentlich vermeiden könnte. :ugly:

Ranwen hat gesagt…

Gilt übrigens nicht nur für Paare - ich hab nur schneller geklickt, als ich das ausbessern könnte. Eigentlich gilt's für alle Mitglieder der Spezies Homo sapiens.

(Obwohl ich den Beinamen ja eh meist für einen Euphemismus halte. :ugly:)

Wüstenratte hat gesagt…

AAAAAAAOOOOOOOOOOOOOUUUUUUUHHH!

Schmäärz!



(Obwohl ich den Beinamen ja eh meist für einen Euphemismus halte. :ugly:)
:nick:
Reine Selbstüberschätzung.

Anonym hat gesagt…

Oh...mein...

Können zwei Menschen noch heftiger aneinander vorbeireden? Das grenzt ja echt schon an reine Blödheit...

Natira hat gesagt…

*sieht Jodelkarl deutlich vor sich mit den Attributen der drei Affen, da andere Erklärung nicht möglich*

"erschmerzen"! Köstlich, lach!

Silph hat gesagt…

Nächster Punkt auf der Liste der Erfindungen: die nach ihr und ihrem (Nicht)Lover benannte Krisenkomplex in einer Beziehung.

Was für ein Statussymbol ;)

mohrchen hat gesagt…

1. Stehenbleiben.
2. Umdrehen.
3. Kalle ohrfeigen oder vors Schienbein treten.
4. Nachdem Du nun seine Aufmerksamkeit hast, beide Ohren packen und küssen.
5. Ihm sagen, dass Du nur ihn liebst und das da draußen keine Verwarnung sondern eine Verwonnung war.
6. Ihm sagen, dass Du nur ihn liebst.
7. Ihn nochmal treten. So rein aus Prinzip.
8. Glücklich bis ans Lebensende mit ihm zusammen unheimlich wichtige Erfindungen machen.

Solltest du dich jemals in mich verlieben, zeig mir das auf andere Weise, ja? ;)

irina hat gesagt…

Allein schon für die Erfindung des Tampons sollte man Aspi so einiges an Fehlverhalten nachsehen – aber doch nicht all das! Was zu viel ist, ist zu viel! *umfall*

Die Jo hat gesagt…

Ich hab das immer als Erfindung der Binde interpretiert. Oder steht irgendwo was von einführen?

SusiB hat gesagt…

Es gibt bestimmt eine Erklärung für diese kumulierten Mißverständnisse. Vielleicht wurde Frau Auel ja nach Seitenzahl ihres Manuskripts bezahlt! Da fügt man doch gern ein paar Kapitel sinnlosen Leidens für seine Protagonisten ein, wenn das Auto neue Sommerrreifen braucht oder so...