Dienstag, 1. März 2011

Die Nebel von Avalon XXIX

Wir springen erneut ein Jahr in die nicht ganz so rosige Zukunft. Glücklicherweise können wir die spannenden und aufregenden Abschnitte des artuslichen Lebens beiläufig, quasi nebenher behandeln. In ein paar Sätzen. Kann ja nicht angehen, dass wir hier noch mal etwas Aktion reinbekommen, denn bei Aktion, da fühlt man ja nicht. Da spürt man nicht. Aktion, das ist nicht mühstisch und deswegen zu vermeiden.

Was so passiert, in diesen nur der Vollständigkeit pro forma hingeschriebenen Sätzen?


  • Die Sachsen sammeln sich vor der Küste

  • Artus und Konsorten sammeln eine Armee zusammen

  • Riesenschlacht

  • Sachsen leider nur geschlagen, nicht vernichtend ebendieses

  • Artus wird verwundet

  • Die Wunde entzündet sich und fesselt ihn ans Bett

  • Noch irgendwas, aber da sitzt gerade das Flüff drauf.



Jedenfalls muss er im Bett liegen, und das Bett ist wohl eine ausreichend weibliche Angelegenheit und darf deswegen wieder in aller Ausführlichkeit behandelt werden. Holde Freude.

Er mußte einen großen Teil des Herbstes im Bett verbringen – die ersten Schneeflocken trieben über die Mauern von Caerleon, ehe er, auf einen Stock gestützt, im Burghof hin und her gehen konnte. Die Narben würden nie verschwinden ...


Ich fühle mich an Eragorn erinnert. „O weh, o klag, eine Narbe am Rücken, ich bin ENTSTELLT! AAAAAHHHH!“

Er humpelt am Stock über den Burghof, begleitet von Lendenlot und Gwünny. Sie machen leichte Konversation und die Rede kommt auch darauf, dass Taliesin (der momentan amtierende Merlin, ne?) nun schon ziemlich alt sei und eigentlich nach Avalon zurückkehren sollte, allein, er will Hörni nicht nur den Einflüsterungen der christlichen Fanatiker überlassen.

„Welch bessere Ratgeber als christliche Priester könntet ihr haben, mein Gemahl?“ brauste Gwenhwyfar auf. Sie mißbilligte dieses sündige Wort Avalon. Sie fürchtete sich bei dem Gedanken, daß Artus geschworen hatte, die heidnischen Bräuche zu schützen.


Ja, ganz die weltoffene und souveräne Königin, zweifelsohne. Und eine neue Platte hat sie auch nicht drauf. Langsam wird es wirklich, wirklich ennuyant.

Artus antwortet nicht, sie gehen in die Halle und dort gibt es ein lecker Weinsüppchen für den rekonvaleszenten König. Mit Brot und Honig und Gewürzen aus Londinium.

... die Schlacht wird in ein paar Worten abgehandelt, aber die Suppe bekommt einen ganzen Absatz? Ernsthaft?

Gut, das war jetzt sehr aufregend; erst Burghof, dann Suppe. Artus ist müde und wird ins Bett gebracht. Vorher aber noch ein paar heiße Umschläge auf die nässende Wunde gelegt, wie man das halt so macht. Cai bemerkt auch noch, dass Artus ja echt Glück gehabt habe, so vergleichsweise, ein paar Centimeter weiter unten und Gwenhwyfar hätte sich um Kinder keine Gedanken mehr machen müssen. Hüstel.

Vorbei war's mit der Manneskraft,
denn ab war, was zum Mann ihn macht.
Die Lust, die legte sich sodann,
und glockenhell klang sein Sopran.


[Schandmaul, Missgeschick]

Doch noch ist alles dran und funktionsfähig, allein, es will nicht klappen. Immer noch nicht.

War dies die Strafe Gottes, daß sie sich nicht von früh bis spät darum bemühte, aus ihrem Gemahl einen besseren Christenmenschen zu machen?


Immer die alte Leier.
Doch da! Hat sie noch im Burghof gar die Erwähnung des Wortes Avalon für sündig befunden, überlegt Goldilocks nun, doch Gähne um einen Fruchtbarkeitszauber zu bitten.

Achwatt? Sonst ist alles schrecklich und unchristlich und chleutert die Heiden zu Pohden, aber wenn es um die eigenen Wünsche geht, da ist keltischer Zauber auf einmal was ganz anderes?

Kann man, ie Gwünny, aber nun nicht so sagen. „Ey, ich bräuchte mal Gähne für 'nen Babyzauber“, ne, was sollen denn da die Priester denken. Nein, da muss eine raffinierte Ausrede her, mit der Gähne nach Caerleon gelockt werden kann.

Nachdem Hörni mit einer ewignässenden Wunde darniederliegt bietet sich das doch an:

„Mir scheint, wir brauchen Morgaines Heilkunst“, sagte sie. „Artus' Wunde heilt nicht, wie sie sollte, und Morgaine ist in den Heilkünsten so bewandert wie die Herrin von Avalon. Warum schicken wir nicht einen Boten nach Avalon und bitten darum daß eine von beiden kommt?“


Und vorher schicken wir alle christlichen Ratgeber, Priester und Sonstige mal schnell eben auf eine Kur an der Küste, damit sie nicht mitbekommen, was die ultrachristliche Gwünny so plant? Huh.

Wir machen einen kurzen Abstecher zu Lendenlot, der die ganze Zeit so treu und wunderbar an des Königs und damit auch der Königin Seite ausharrte und so hilfreich war. Gwünny ist entzückt, verrückt, beglückt.

Er gab ihr soviel Kraft; ohne ihn hätte sie nicht gewußt, was sie tun sollte. [...] Er ist Artus' Vetter. Als Sohn von Graines Schwester steht er dem Thron ebenso nahe wie Gawain. Wenn Artus etwas zustoßen würde, wäre er der König, den wir brauchen ... In alter Zeit war der König nichts anderes als der Gemahl der Königin ...


Na aber sicher doch! Die ultrachristliche Gwünny hat solche Gedanken! „In alter Zeit“, ich bekomme gleich Motten hier. In alter Zeit, als die Frauen alles beherrschten, jawoll, das erscheint ihr logisch, weil sie dann einfach Lendenlot zum König machen kann. Sie, die schon Zustände bekommt, wenn eine Frau verbotenerweise öffentlich singt! Bah! Hurgh! Argh! *aufreg*

Weil es gar so schön ist, schweifen wir wieder in religiöse Untiefen ab. Lendenlot wundert sich darüber, dass die Druiden noch ihre Riten ausüben dürfen, Artus meint, sollen sie doch, Gwünny meint streng und um 180° gewendet, dass man Gott verehren müsse wie er es befehle und so weiter und so weiter. Dann sitzt Lendenlot ganz entzückend auf einer Bank am Kamin und Gwünnys Leidenschaft flackert auf. Wie verlockend auf einmal die Möglichkeit erscheint, dass Artus nicht wieder genesen könnte ...

Aber das denkt eine christliche Frau nicht! Huch! Denken wir lieber an etwas anderes, an ... die Möglichkeit, sich Lendenlot zum Geliebten zu nehmen und sich von ihm schwängern zu lassen! Genau! Das ist viel christlicher und Gott bestimmt wohlgefällig.

*seufz*

Dann soll es Abendessen geben. Lendenlot nimmt sich Gwünny an und erbietet sich, diese Nacht bei Artus zu wachen, damit Goldilocks bei ihren Damen schlafen und mal wieder ein bisschen Ruhe bekommen kann. Ach, haucht sie, ja, aber nein, sie würde schon, aber er sei ja so gut zu ihr, ach, hach. Dann legt Lendenlot auch noch seine Hand auf ihre Wange UND küsst ihre Stirn! Dass die Burg noch nicht in Flammen steht (und keiner was merkt, ne?) wundert mich gerade wieder außerordentlich.

Gwünny kehrt zum Bette ihres Gemahls zurück, da meint der plötzlich, dass sie mal reden müssten.

Gwünny: „Er hat mich nicht geküsst! Ehrlich!“

Hörni: „Höh? Wovon redest Du?“

Gwünny: „ ... ich meine, ich habe heute noch nicht gebüßt. Ehm.“

Hörni: „Oh. Hm. Also. Ich meine, wir müssen uns mal des Nachwuchsproblemes ganz objektiv annehmen. Ich war ja in den Monaten in der Ferne nicht gerade enthaltsam und habe auch nie behauptet, Ryder Hook aus Stratford-Upon-Avon zu sein, und trotzdem scheine ich keine Bastarde produziert zu haben. Ich meine, es kann ja sein, dass es an mir liegt. Vielleicht kann ich keine Kinder zeugen.“ [Anm. d. Katz: Oder nur mit der Schwester, hüstelhüstel.]

Gwünny: „Hm ...“

Hörni: „Wir brauchen jetzt aber bald mal ein Kind. Deswegen dachte ich ... ja, also wenn Du ein Kind bekommst, dann werde ich es als mein eigenes aufziehen. Ich würde nicht nachfragen, wo es herkommt.“

Gwünny: „Ich könnte euch nie betrügen! Wie unchristlich!“

Hörni: „Hömma, wir haben es nun doch schon echt lange konventionell versucht. Das funktioniert einfach nicht, das müssen wir uns mal eingestehen. Außerdem sagt man in Avalon-Kreisen, dass Gott das Kind schickt. Wäre das nicht schick?“

Gwünny: „Aber!“

„Und sollte es geschehen, daß der, der den Willen des Himmels erfüllt, mein liebster Freund und nächster Verwandter ist, dann würde ich ihn und das Kind, das du zur Welt bringst, segnen. Nein, nein! Weine nicht. Mehr will ich nicht sagen.“


Ah, ganz so blödblindtaub scheint er doch nicht zu sein. Wobei es natürlich schwer wird, den Leuten zu erklären, warum das Kind des blonden Hörni schwarze Lendenlotlocken hat. Aber nu. Genetik. *handwedel*

Gwünny fühlt sich überfordert. Sie hat ja schon Schwierigkeiten zu entscheiden, ob es jetzt getrocknetes Rindfleisch oder Lamm zum Abendessen gibt. [Anm. d. Katz: Ja, eine echte Königin!] Die Baby-Sache mit Fremdgeh-Erlaubnis ist dann noch ein Stück größer, das packt sie nicht.

Gwenhwyfar zog die Felldecke über den Kopf und rollte sich darunter zusammen.
[...]
Gwenhwyfar wollte nur gut sein; ihre Seele sollte rein und tugendhaft bleiben.


Überhaupt, wie sollte sie Lendenlot am nächsten Morgen unter die Augen treten? Wo er doch der Sohn der Herrin vom See war und wahrscheinlich Gedanken lesen konnte! Wenn er sie nun ablehnte? Sie würde vor Scham sterben! Am besten bliebe sie von nun an nur noch in diesem Zimmer. Jawohl. Hier konnte sie nichts falschen tun, hier im Schlafgemach.

Doch dann beschließt sie, dass Gähne ihr einen Zauber weben müsse. Dieses Mal keinen Fruchtbarkeitszauber sondern einen, der Lendenlot dazu bringt, seine Gwünny zu lieben. Weil der das ja noch nicht bis zur Selbstaufgabe tut. Nein, da muss Gähne, ausgerechnet Gähne, einen Liebeszauber weben. Weil dann nichts, was passiert, Gwünnys Schuld ist. Ha, raffiniert!



Aber Morgaine war beinahe zwei Jahre lang nicht nach Caerleon gekommen, und es konnte gut sein, daß sie nie an König Artus' Hof zurückkehren würde ...


Also, wenn ich sie wäre, würde ich mich von diesem Affentheater auch so weit wie möglich fernhalten.

13 Kommentare:

Stina hat gesagt…

Wow. Nicht nur heidnische Zauber mit ein bisschen Kräuterschwenken und gut Wetter machen, sondern auch gleich noch der fiesteste, mieseste, absolute no-go-Zauber den es überhaupt gibt. Schwarze Magie vom Feinsten. Ist der Ruf erst ruiniert... Ich bin beeindruckt. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Oioioioioi. :ugly: (Sorry, mehr fällt mir dazu gerade wirklich nicht ein.)

Silph hat gesagt…

Ist Artus nicht wahrhaft selbstlos?

Nadine hat gesagt…

"Gwenhwyfar zog die Felldecke über den Kopf und rollte sich darunter zusammen."

Gab es da noch keine Farnwedel??? Und ist sie ganz sicher nicht mit Bella verwandt?

mohrchen hat gesagt…

Superklasse wieder mal! Mich wundert, dass meine Nachbarn mich auf mein abendliches Gelächter noch nicht angesprochen haben! *zahn*

>Aber das denkt eine christliche Frau nicht! Huch! Denken wir lieber an etwas anderes, an ... die Möglichkeit, sich Lendenlot zum Geliebten zu nehmen und sich von ihm schwängern zu lassen! Genau! Das ist viel christlicher und Gott bestimmt wohlgefällig.

Aha, und deswegen protestiert sie, als ihr Mann ihr genau das vorschlägt? GNAH! Kopf -> Tischplatte

Luna hat gesagt…

Frau Katz, spüre ich langsam eine leichte Verzweiflung im Zusammenhang mit diesem Buch
*Tee und Kekse hinstell*

Und ich mag Artus. Wenigstens einer denkt hier mal pragmatisch.

Iunu hat gesagt…

Wahrscheinlich hat Gwünny in einem Ohr einen Engel und im anderen einen Teufel und dazwischen... hum ja, Nichts.

Sakura hat gesagt…

>>Wahrscheinlich hat Gwünny in einem Ohr einen Engel und im anderen einen Teufel und dazwischen... hum ja, Nichts.<<

Irgendwie muß ich dabei an das hier denken:

Es erscheinen Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter,
Engel links, Teufel rechts: *Lechz!*

"Nimm dir die Frau, sie will es doch auch kannst du mir erklären, wozu man gute Freunde braucht?"
"Halt, der will dich linken", schreit der Engel von der Linken, "weißt du nicht, dass sowas scheiße ist und Lügner stinken?"

A. Nym hat gesagt…

> "Wobei es natürlich schwer wird, den Leuten zu erklären, warum das Kind des blonden Hörni schwarze Lendenlocken hat."

Oha. Schwarze Lendenlocken. Interessant. Ein Verleser meinerseits, den die FrauKatz sicher so geplant hatte. *g*

muemel hat gesagt…

Ich hatte das Buch nicht so dum in Erinnerung. Aber ja, soll se mal im Schlafgemach bleiben. Besonders Unzucht ist dort höchst unwahrscheinlich…

Luftschlossarchitektin hat gesagt…

Das war dann immer der Punkt, an dem ich mich fragte, warum Gwünny denn jetzt nicht herumwonnt? Hochoffizielle Erlaubnis ... zum Wohle des Staates ... bla.
Los, mach schon! *schubs*

Die Ledenlocken hab ich übrigens auch gelesen. Ich bin mir sicher, Frau Katz hat das ...lot... erst nachträglich eingefügt.

Lady hat gesagt…

Oh, wurde ja mal Zeit, dass auch ein Mann das Mantra der Kinderlosen anstimmt!

>>Gwünny fühlt sich überfordert. Sie hat ja schon Schwierigkeiten zu entscheiden, ob es jetzt getrocknetes Rindfleisch oder Lamm zum Abendessen gibt. [Anm. d. Katz: Ja, eine echte Königin!]<<
Wir haben doch gelernt, dass eine echte Königin nur wissen muss, wo der Haushofmeister is', oder? :zahn:

Arti: "Also: Du und der zufällig mit mir verwandte potentielle ... Vater unserer Kinder? Ja oder nein?"
Gwünny: "Äh. Öhm. Sag Cai, er soll sich darum kümmern!"

Paulchen hat gesagt…

Ich lese schon länger diesen Blog, habe aber noch nie kommentiert, jetzt muss ich allerdings eine Beschwerde anbringen: Frau Katz, Sie sind schuld, dass ich jetzt einen Ohrwurm habe!!