Montag, 29. Dezember 2008

Die Hebamme VI – Der Zweikampf

Hach, was wird das für ein schönes Kapitel. Voller rasender Hormone.

Die Siedler ziehen weiter, ein Tag vergeht. Des Nachts sind die Männer am immerbrennenden Feuer verzagt, des Tags wuchtet man mit gemeinsamer Kraft die Wagen durch den Schlamm des Weges. Marthe kümmert sich um die frisch halbverwaisten Mädchen und Karl, der Bruder, kommt des Öfteren mal vorbei. Weil er in Marthe verliebt ist, ne?

Nach ein paar Tagen kommt er aber nicht mehr, und Lukas (der Knappe) weiß auch genau, warum.

Als Martin, Gretes ältester Sohn, sich unbeobachtet glaubte, hatte er Karl grob am Kittel gepackt und ihn angefahren: „Lass die Finger von dem Mädchen! [...] Erst wenn wir angekommen sind, wird ausgetragen, wer sie kriegt."

Neeee, wat sin' dat alles für Romantiker, die Jungens im Treck.

Dabei wirkt Marthe auf Lukas gar nicht so, als würde sie sich für Sehks interessieren. Obwohl er sich einbildet, noch immer ihre warmen Hände zu spüren. Dann schweifen Lukas' Gedanken ein wenig weiter und bringen die TMI-Fairy mit. So erfahren wir, dass es da auf dem Meißener Burgberg so eine Magd gibt, die „ihn das Liebesspiel gelehrt hatte" und dass der arme Bub abstinent ist, seit er mit Christian unterwegs ist. Was ganz doll schwer ist, weil Emma und Jonas, die Jungverliebten, ihre Hormone jede Nacht lauthals tanzen lassen, das unzüchtige Gesocks.

Wieder rief er sich den Moment in Erinnerung, als er Marthe berührt hatte. [...] Sie sollte beschützt werden. Nicht nur vor Wulfharts tölpelhaften Knechten [...] sondern auch vor diesen Bauernburschen, die sie belauerten wie Jäger das ahnungslose Wild. Er würde sie nicht aus den Augen lassen[.]


Ja, tu das mal, dann biste beschäftigt. :kopftätschel:

Des Abends am Feuer verkündet Christian, dass die Männer von nun an jeden Abend Kampfübungen abzuhalten hätten. Der zaghafte Einwand, dass es Bauern verboten sei, Waffen zu tragen, wird von einer ungenannten Frau im Keim erstickt, die gellend eine Wolfsspur meldet. Ein Wolf, ein Wolf!

Chris, unser Mann mit Durchblick, sieht sofort, dass die mindestens einen Tag alt ist und keine Gefahr für die Siedler darstellt, aber erst mal muss jetzt ordentlich gekreischt werden, gehört sich schließlich so.

Um die Siedler zu beruhigen schnappt sich unser Ritter Jonas den Schmied und verfolgt die Spur. Lukas, der Knappe, soll den Lagerplatz bewachen.

Bald konnten sie in der Ferne drei Berittene erkennen, die sich schnell aus der Richtung näherten, aus der sie gekommen waren.
Marthe trat neben Lukas. „Sie kommen in böser Absicht", sagte sie.

Obligate kapituläre Vision: check.

Tatsächlich wollen die Berittenen nur das Beste der Siedler: ihr Geld. Ein Pfennig für jeden Bauern, vier pro Wagen. Hildebrand, der Treckälteste, versucht zu vermitteln, aber er ist halt kein Christian. Als er anführt, aber kein Geld zu haben, denken sich die Wegelagerer eine alternative Gratifikation aus.

Ratet mal, welche.

Ratet.

Genau.



Man möchte die Frauen zahlen lassen, höhöhöhöhö *grunz*, und naTÜRlich ist Marthe unter den Auserwählten.

Marthe stand da wie im Traum, als ginge sie das alles nichts an. [...] Während sie wie aus weiter Ferne die Stimmen der anderen vernahm [...] war ihr, als würde sie wieder die Stimme in ihrem Kopf hören, die ihr diesmal zuraunte: „Dir wird nichts geschehen."


Na, da simmer doch alle erleichtert, nichtwahr, und obligate kapituläre Vision: doppelcheck.

Lukas hat in der Zwischenzeit unseren glitzernden Ritter per Eichelhäher-Ruf verständigt und der schleicht mit Jonas (dem Schmied) vorsichtig zurück, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Christian will schließlich Blutvergießen vermeiden, denn dann wären die Bauern vor Gericht verratzt.

Als der Anführer der Halunken Guntram (wer war jetzt das gleich nochmal?) mit seinem Schwert* bedroht wird es Chris zuviel und er schreitet ein.

„Das reicht!" Mit gezogenem Schwert** ging Christian auf den Anführer zu. „Lasst sofort die Frauen los. Diese Leute stehen unter meinem Schutz und haben freien Durchzug garantiert bekommen."


Der Stiernackige zeigt sich unbeeindruckt, was Ritter Chris sauer macht. Er bringe den ganzen Wehrstand in Verruf und deswegen fordere er ihn zum Duell heraus, so!

Marthe zuckte zusammen. Der Angreifer wog sicher eineinhalbmal so viel wie der schlanke Ritter aus Meißen[.]
[...]
Wenn Christian unterlag, konnte sie nicht einmal fliehen, denn einer der Fremden hielt sie immer noch mit eisernem Griff umklammert. Er glotzte sie an, leckte sich die Lippen und machte eine obszöne Bewegung.
Plötzlich war ihre Angst, Christian mit einer tödlichen Wunde auf dem Boden liegen und verbluten zu sehen, größer als die Furcht vor dem, was ihr im Fall seiner Niederlage drohte.

Für Freiheit, Gleichheit, Jungfräulichkeit wollen wir sein ein einig Volk von Rittern und ... lassen wir das.

Im gleichen Moment begann Marthe zu ahnen, dass ihr Schicksal und das des dunkelhaarigen Ritters auf eine ihr noch verborgene Weise miteinander verknüpft waren, die weit über den Umstand hinausging, dass Christian der Herr ihres neuen Heimatdorfes war.

Na das kommt jetzt aber überraschend. Marthe und Christian? Wot? Schicksal?
Na da guck einer an. Und da heißt es, es gäbe keine überraschenden Bücher mehr. Poah.

Doch der Kampf hatte kaum begonnen, da war er schon entschieden.
Chris macht Brühwurscht aus dem Stiernackigen (metaphorisch gesprochen) und schickt ihn und seine Lakaien unter Hohn und Spott hinfort.

„Geht es Dir gut?", fragte Lukas die immer noch schreckensbleiche Marthe. [...] So weit er es hatte beobachten können, schien sie erstaunlicherweise völlig ruhig und gelassen – bis Christian zum Zweikampf angetreten war. Nur mit Mühe riss Marthe auf seine Frage hin den Blick von dem Ritter los. Lukas sah ihre leuchtenden Augen und verspürte einen Anflug von Eifersucht.
[...]
Marthe fasste sich schnell. „Jetzt geht es mir wieder gut, junger Herr. Ich danke Euch", sagte sie und schlug die Augen nieder. Würde er mehr als Worte zum Dank verlangen?

Würde das in Dreiteufelsnamen bitte endlich jemand tun, damit die liebe Seele Ruh' hat?

Auf den Schreck hin muss Marthe erst mal alleine zum Bach um sich frisch zu machen. Martin, ältester Sohn von Grete der Witwe, scheint mein Flehen erhört zu haben und schleicht ihr hinterher.

„Weißt Du überhaupt, wie sehr Du uns allen hier den Kopf verdrehst?" Er zog sie an sich und strich über ihre Wangen. „Ich träume Tag und Nacht von Dir."

Obwohl ich finde, dass Marthe und Martin gar nicht so übel klingt ist die Heroine der Geschichte wenig angetan von dem doch sehr hübschen Kompliment und noch weniger davon, von Casanova dem Vorfahren an einen Baum gedrückt zu werden. Neben dem die TMI-Fairy steht, btw.

Dann presste er sich an ihren Körper und küsste sie. Durch das Kleid hindurch spürte Marthe die Härte seines Gliedes. [...] Auch wenn sie noch Jungfrau war – dieses Zeichen wusste sie zu deuten.

Nee, watn kluches Mädl. So subtile Zeichen weiß sie zu deuten.

Sie windet sich aus Martins Griff und rennt weg, dieweil der aus lauter Frust den Baum verprügelt. Gewalt gegen Grünzeug, ja bravo!

Ende des Kapitels.



_ _ _ _ _
* :albernkicher:

** :albernkicher:

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Durch das Kleid hindurch spürte Marthe die Härte seines Gliedes.

Das erinnert mich irgendwie an die Direktorin aus "10 Dinge, die ich an dir hasse" und ihre Versuche alternative Wörter für eben jeniges zu finden. :rofl:

Anonym hat gesagt…

Nachdem Marthe uns vor ein paar Kapiteln ja ausführlich über den Stand ihrer körperlichen Entwicklung informiert hat :ugly: - keine weiblichen Kurven und so - findet es in diesen Büchern eigentlich niemand merkwürdig, dass sich alle (einschließlich sämtlicher erwachsener Männer und ach so edlen Ritter) in ein 13-jähriges Mädchen "verlieben"?
Hallooo?

:Augenroll:

Anonym hat gesagt…

@Szebra
Na, sie ist eben was Ganz Besonderes™, das spüren die Männer. :uglynick:

Anonym hat gesagt…

Für Freiheit, Gleichheit, Jungfräulichkeit

Jetzt hab ich mich an meinem Kakao verschluckt. :ugly:

Aber es erstaunt und entsetzt mich immer wieder was für Schund publiziert wird. :uhoh:

Anonym hat gesagt…

Ich schließe mich Alienor an. Hellooo pedo. So viel Notstand kann doch gar nicht herrschen. Echt mal.

Ich hab die Bücher heut im Weltbild-Katalog gesehen und musste mich doch sehr beherrschen, nicht loszukichern...