Samstag, 17. Januar 2009

Die Hebamme XVIII – Unglückliche Heimkehr

So denn.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass die Situation nicht noch verfahrener und unglücklicher werden kann, es sei denn, Christian würde jetzt noch auftauchen.

... ooops.

Nach tagelanger Reise mit dem verletzten Raimund treffen Chris und Lukas wieder im Dorf ein, wo sie gleich vom gellenden Schrei einer Frau begrüßt werden. Unser Held ergreift sein Schwert und galoppiert mit Mopsgeschwindigkeit die Hauptstraße hinunter.

Den Dorfbewohnern stand vor Schreck der Mund offen, als sie ihren Herrn mit gezogenem Schwert ins Dorf galoppieren sahen.


Christian bemerkt dann, dass seine Untergebenen bemerkenswert gelassen sind für Leute, in deren Gegenwart eine Frau herumschreit, und fragt dann erst mal, was hier los sei.

Ja, ähm, ühm, die Bertha würde ihr Kind bekommen, Marthe wäre bei ihr.
Gut, ich schätze, da würde jeder von uns auch schreien. Wobei ich leicht enttäuscht bin, dass Marthe die Spinalanästhesie nicht auch noch schnell erfunden hat, so zwischen zwei Belästigungen und dem Hausputz. Aber nun, sie steht ja auch in letzter Zeit ein bisschen unter Druck, ne, wollen wir mal nicht zu viel erwarten.

Das Kind ist ein Junge und wird den jubelnden Dörflern von Marthe präsentiert.

„Das erste Kind von Christiansdorf – gesund und munter. Ich dachte, ihr wollt es alle sehen", rief sie noch in der Tür erschöpft und freudig zugleich.
Dann entdeckte sie Christian. Einen Augenblick glaubte sie, ihr Herz müsse stehen bleiben.

Geistesgegenwärtig hält sie ihm das Bündel hin, damit er ihm seinen Segen gebe. Chris segnet und meint dann, er würde sie dann mal brauchen, er hätte einen Schwerverletzten bei sich.

Christian hatte Mühe, den Blick von den verblassten, aber noch deutlich sichtbaren Spuren von Schlägen auf ihrem Gesicht abzuwenden. Das würde er später klären.


Marthe sammelt ihre Siebensachen ein, während Christian sich auf den Weg zu Raimund macht. Die Zeit der Klärung kommt früher als er denkt, denn auf dem Weg spricht der nicht nur charmante sondern auch blitzgescheite Wiprecht ihn an und bittet ebenfalls um seinen Segen. Er hätte nämlich geheiratet.

„Meinen Glückwunsch", meinte Christian überrascht. „Wer ist die Glückliche?"
„Marthe."
Christian blieb abrupt stehen und starrte ihn ungläubig an. Herr, bitte mach, dass es nicht wahr ist, war alles, was er denken konnte. Doch Wiprechts verlegene und zugleich stolze Miene sagte ihm, dass es kein Scherz war.
Eiseskälte stieg in seinem Inneren hoch.
Mit Mühe nur hielt er den Zorn zurück, der in ihn zu brodeln begann.

Chris regt sich, zu Wiprechts Erstaunen (er ist wirklich nicht das hellste Löffelchen in der Besteckschublade) erst mal fürchterlich auf, schließlich hatte er entschieden, dass das mit der Hochzeit noch Zeit hätte.

Griseldis, die olle Megäre, springt Wiprecht zur Seite und meint, dass Marthe es ja gar nicht hätte abwarten können und dass sie überhaupt einen Mann bräuchte, der sie beaufsichtigt und ihr gebührliches Benehmen beibrächte.

Ja, dachte Christian zornig. Darum ging es Dir. Du hast keine Ruhe gegeben, bis sie endlich unter ständiger Kontrolle war. Sie ist dir unheimlich, dir und den anderen. [...] Die Welt duldet keine junge Frau, die eigene Gedanken hat und sie auch noch äußert, statt zu schweigen, wie es verlangt wird.

Raffiniert! Ein Loblied der Loblieder auf Marthe und gleichzeitig wird vorgeführt, was für ein toller Mann Christian doch ist. Innellikent, weltoffen und kämpfen kann er auch noch!

Hachdidelhach!

Er packte Wiprecht grob am Arm. „Du wirst sie anständig behandeln, ist das klar? Denke nicht, ich hätte die Spuren in ihrem Gesicht nicht gesehen. Krümm ihr von heute an auch nur ein Haar, und dur wirst dir wünschen, du wärst nie geboren!"

Jaaaa, sei grob zu mir, gib mir Tiernamen!

... äh. Ja.
Wiprecht ist verwirrt und ängstlich, Chris stapft zurück zu Raimund.

Stumm kniete er nieder, strich dem Fiebernden das schweißfeuchte Haar aus dem Gesicht und fragte sich, ob er binnen eines Tages die zwei Menschen verlieren sollte, die ihm unter allen Lebenden am meisten bedeuteten.

Hey-Ho, Marthe ist befördert worden! Von „Sie ist was Besonderes, ich sollte sie als platonische Magd in meine Dienste nehmen" zu „Mensch, der mir auf der Welt am meisten bedeutet". Da guck an, das ging ja schnell.

Marthe begutachtet das Bein Raimunds und meint, wenn er nicht will, dass das Bein abgenommen werde, dann tut sie das auch nicht. Sie behandelt mit Pater Barti die Wunde, danach schleppen sie Raimund in das Haus Christians, das die Dörfler mal so eben zwischen Tür und Angel und Arbeit und roden und sähen erbaut haben. So als Glücksbringer, denn wenn sie ihm ein Haus bauen, dann wird Chris zurückkommen. Awwwww.
Außerdem weil Hildebrand, die Socke, wegen der Hochzeit sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte, denn eiiiigentlich hätte er Chris vorher fragen müssen.

Auch Marthes Gedanken kreisten um ihre unglückliche Heirat. Unter gesenkten Lidern warf sie einen kurzen Blick auf Christian. Wie viel hatte er schon erfahren? Wusste er von der Hochzeit? Und von Randolfs Überfall?

Einiges, ja, nein. Ich meine, also bitte. Hätte er auch nur erfahren, dass der R-zfeind sein Dorf betreten hatte, er würde zumindest schäumen und nicht mit Raimund auf Marthes Anweisung hin Händchen halten, um dessen Seele am Entfleuchen zu hindern.

Nach der weiteren Behandlung, Ausbrennen, blablubb meint Marthe, sie würde die Nacht bei Raimund wachen. Chris kann es sich nicht verkneifen und fragt sie, ob ihr Mann sie nicht erwarten würde. Lukas, der noch nichts von der Hochzeit wusste, ist bis ins Mark erschüttert. Nein, moment, bis ins Innerste. Das Innerste wird ja ebenfalls in jedem Kapitel erwähnt, von daher ...

OMG, er weiß es also, es steigen Marthe die Tränen in die Augen und sie greift sich einen Eimer und rennt zum Fluss. Lukas hinterher. Warum sie das denn getan hätte (jaaaa, diese Frage stellt sich mir auch immer wieder) und warum und wieso und allein wes Grundes?
Marthe leiert die ollsche Leier davon ab, dass ein Mädchen eben Schutz braucht. Klar. Wäre sie schon verheiratet gewesen, dann hätte Randolf sie bestimmt nicht verwarnt. Ganz sicher. Und wenn doch, dann hätte Wiprecht, der starke Hengst, sie beschützt! Jawohl! Ebenfalls ganz sicher!

Warum also hat sie geheiratet? Damit „Teh healing sehks" am Ende noch viel schöner wird. So im Vergleich zu vorher. Ha! Wir haben das Motiv!

„Aber Christian und ich, wir beschützen dich doch!" rief der Knappe.

Hngh! Ja, genau. Und ihr macht das wirklich ganz wunderbar, von ein paar Kleinigkeiten vielleicht mal abgesehen. Hustedihust.

Gut, da ist erst mal kein Durchkommen. Marthe holt Wasser, während Lukas die Scherben seiner Lenden Träume aufsammelt und zurück ins Dorf schleicht. Des Nachts wachen Marthe und Christian am Bette des fiebernden Raimund. Marthe schläft irgendwann ein, hat einen Albtraum und schreckt hoch.

Christian griff nach ihrer Hand und betrachtete sie voller Mitgefühl. Sanft strich er über ihren Handrücken und flüsterte beruhigende Worte. [...]
Die zarte Berührung erfüllte sie mit einem irritierenden Gefühl.

Büschn spät, Herr Ritter. Aber hey, besser spät als nie, ne?

Am nächsten Tag fiebert Raimund noch immer. Marthe hat eine Idee.

„Er und seine Gemahlin – wie stehen sie zueinander?", fragte sie Christian und nagte an der Unterlippe.
Der sah irritiert hoch.
„Ich meine: Bedeutet sie ihm etwas? Und er ihr? Würde sie seinetwegen hierher kommen?"
[...] Christian verstand.
„Ja, sie sind einander sehr zugetan."
„Dann holt sie her. Vielleicht kann sie seine Seele zurückrufen. Ich habe getan, was ich konnte."

Lukas bekommt schnell noch etwas Frühstück ins Gesicht gestopft und wird gleich losgeschickt, um Lizzie zu holen.

„Christian trat neben sie. „Du glaubst, die Liebe könnte ihn ins Leben zurückrufen?"
„Ja."
Christian erstarrte. Bemüht, alle Bitterkeit aus seiner Stimme herauszuhalten, sagte er schließlich: „Und willst du selbst ohne Liebe leben?"
Die Antwort kam schnell. Zu schnell. „Die Mädchen brauchen eine Mutter. Und Wiprecht ist ein guter Mann."
„So. Ist er das? Und woher stammt das?" Seine Stimme klang auf einmal hart, doch die Berührung, mit er er über den Bluterguss um ihr linkes Auge strich, war zart.

*snort* Ach, jetzt kannste Deine Finger auf einmal nicht von ihr lassen oder wie oder was? Schlechtes Timing, ganz schlechtes Timing, gnä Herr.

Marthe murmelt was von gestürzt (ja, na klar) und dann ist auch gut. Was willste machen, der Teufel ist ein Eichhörnchen.

Am Abend kommt Lukas mit Lizzie und ihrer Anstandsdame Amalia zurück. Lizzie stürzt sofort zu Raimund und sich in Verhandlungen mit seiner Seele, wie es denn wäre, wenn sie nicht doch noch ein bisschen verweilen würde. Währenddessen bringt Lukas schlechte Nachrichten: von Dassel ist gefallen, Köln wird die Rebellion wohl nicht mehr unterstützen und überhaupt alles doof. :opossum:

Nach dem Versorgen der Pferde geht Lukas dann zu Marthe. Er ist zwar immer noch wütend über die Hochzeit, aber so als Ritter in spe muss man sich zu benehmen wissen und seine Lenden im Zaum halten. Außerdem hat er ihr etwas mitgebracht.

Ein Miez!

Okay. Sympathiepunkte Lukas: +25

Marthe bedankt sich artig. Leider bringt das entzückende Mini-Miez sie nicht dazu, sich scheiden zu lassen und spontan Lukas zu heiraten. Also, ich fände das durchaus verständlich. Aber sie will ja nicht. Pfht.

Also stapft Lukas wortlos davon, grade rechtzeitig zum Ende des Kapitels.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Awwww! Das ist das erste Mal, das ich wirklich und ehrlich awww mache bei diesem Buch. Eine Miez! Wie thüth! Und überhaupt nicht ungünstig, wenn man eh schon als Hexe verschrie--- äääh.

Ich hab da noch... Dinge zu erledigen. *davonschlender*

Anonym hat gesagt…

Aaach, sie wird schon nicht... wobei, halt, Moment. Sie ist ja schon Pferdeflüsterin, wahrscheinlich hat sie das Kittekatzi innerhalb von 2 Minuten so weit, dass es ihr auf Schritt und Tritt folgt und so. Jepp. Hexe. Eindeutig.

Anonym hat gesagt…

Hexäääää! :mob:

Anonym hat gesagt…

Wo wohnt den Lizzie, daß er die so im Handumdrehen herbeizaubern kann? *staun* Hieß es nicht was von finsterem Düsterwald, in dessen Weiten das Dörflein sich befindet?

Vinni

Anonym hat gesagt…

Vielleicht hat Chrischan mal das Hirn eingeschaltet und erkannt, dass ein Dörflein-Neubau ohne jede Infrastruktur im finsteren Düsterwald ne ziemlich depperte Idee ist und das ganze Projekt an den Waldrand verlager... never mind. :-p

Anonym hat gesagt…

Ich frage mich ja schon die ganze Zeit, warum Marthe nicht will, daß Christian von randy Randys "Verwarnung" erfährt. Ich meine, was soll das? Könnte das vielleicht endlich mal aufhören, daß, wenn eine Frau vergewaltigt wird, sie (!) sich gefälligst scheiße zu fühlen habe und so weiter und so fort??
Gnnnnnnh. Was passiert denn, wenn St. Christian davon erfährt? Entweder er findet sie dann 'beschmutzt' und will sie nicht mehr, und dann wäre St. Christian ein totales A, der's ohnehin nicht wert gewesen wäre, und außerdem wäre er dann grob OOC.
Oder St. Christian geht hin und reißt Randy den Kopf ab. Was der auch verdient hat, ist ja eh nix Wertvolles drin. Und dann wäre Christian der Held.

Also, wo ist das verdammte Problem??

Anonym hat gesagt…

XVIII. :)

Ansonsten: d'oh. Bis auf die Miez. :soppy: