Montag, 26. Januar 2009

Die Hebamme XXIV – Unterwegs zum Kaiser

Eigentlich sollte ich aufgrund der tiefgehenden Bedeutung dieses Kapitels alles in flammendem Pink schreiben und die i-Pünktchen durch Herzchen ersetzen, aber das wäre erstens eine Schweinearbeit und zweitens möchte ich euch das nun doch nicht zumuten.

Stellt es euch also bei Bedarf einfach vor. Alles rosapink. Mit Herzchen. Danke.

Jut, Otto, sein Hofstaat, Chris und Marthe sollen also in glücklicher Gemeinschaft zum Kaiser nach Würzburg reisen (was eine sehr schöne Stadt ist. War. Aber schreckliche Verkehrsführung.).

Marthe kann es gar nicht fassen. Da denkt man jahrelang, man würde für immer und ewig mit der alten Serafina in ihrer Kate leben und tumbe Bauern im Umkreis eines Tagesmarsches mit Weisheit und Heilkundigkeit beglücken und auf einmal macht es *wuppes* und man ist auf dem Weg zum Kaiser.

So sind sie nun alle auf dem Weg, Marthe hauptsächlich bei Zweitsohn Dietrich, der, ich zitiere, nahezu grenzenloses Vertrauen in ihre Heilkünste hat.
Wie schön für ihn.

Einen Teil ihrer Zeit verbringt sie auch mit Magd Susanne, die unglücklicherweise einem namentlich nicht genannten Ritter nicht mehr ausweichen konnte und nun nach dem Hoftag, dank Hedwigs Intervention, schnell mit dem Gehilfen des Schmiedes verheiratet werden soll. Damit sie noch ein außergewöhnlich weit entwickeltes 7-Monats-Kind zur Welt bringen kann. Das wird es ihr ersparen, in ein Hurenhaus vor den Toren der Stadt ziehen zu müssen.

Wie uns mit wirklich ausdauerndem Enthusiasmus ins Hirn gehämmert wird, dass Bauern, insbesondere Frauen, nur wehrloses Freiwild sind, ist schon bemerkenswert. Ich weiß zu wenig über die damalige Zeit um da jetzt ein fundiertes Urteil drüber abgeben zu können, aber ... irgendwie ... :fuchtel:

Dank Josies Hilfe beherrscht Marthe nun jedenfalls ihre wunderbaren Kräfte und kann nun spüren, wie es in einem Menschen aussieht, kann Gefahr erahnen und überhaupt noch viel mehr so praktischer Dinge. Oh, und Randolf vermeiden. Sie spürt seine Nähe sowie die seiner Kumpane und verkriecht sich dann.
Praktisch, so eine Gabe. Hätte ich manchmal auch gerne. Hust.

Namen bekommen die Gauner auch noch: der feiste Giselbert, Locken-Elmar und Ekkehart mit dem stechenden Blick. Wir können also davon ausgehen, dass sie in Zukunft noch eine Rolle (grade Wolle geschrieben, hmmm) spielen werden, nachdem sie nun durch eigene Namen geadelt wurden.

Marthe will nicht auf die vier treffen und überhaupt möglichst jede Begegnung vermeiden.

In ihr lebte nach wie vor die Hoffnung, geheim halten zu können, dass Randolf sie [verwarnt] und bedroht hatte. Vor allem Christian durfte nie davon erfahren – um ihretwillen, um seinetwillen und um des Dorfes willen.

... and for all mankind! Das Wohl und Wehe so vieler Leute ruht mal wieder auf Marthes zarten Schultern. Aus großer Macht erwächst große Verantwortung.

Aber das sind nicht die einzigen Sorgen, die Marthe plagen. Nein, sie hat NOCH MEHR! Josie ermahnte sie, alle ihre Visionen ernst zu nehmen. Wir erinnern uns an die erste „drei werden sterben, einer uns alle verraten"-Vision? Drei sind gestorben und nun grübelt unsere Weltretterin darüber nach, wer wen wann wie verraten wird.

Sie hat es echt nicht leicht, die Marthe.

Susi die Magd zieht Marthe dann noch damit auf, dass Lukas wohl in sie verliebt wäre, höhöhöhöhö, und dass sie sich Ritter Christian lieber aus dem Kopf schlagen sollte. Marthe ist ein Üddelchen entsetzt darüber, dass es wohl so offensichtlich ist.

„Sag nichts", meinte Susanne leichthin. „Ich sehe doch, mit welchen Blicken Du ihm nachschaust. [...] Und eher gefriert die Hölle, als dass ein Ritter eine Niedriggeborene heiratet."

Diese Liebe ist unmöglich, weil Ritter und Niedriggeborene und überhaupt und sowieso und Montag ist's außerdem. Dideldidu. Ein Gesetz der FFs besagt, dass etwas mit umso größerer Wahrscheinlichkeit eintritt, je öfter im Vorfeld erwähnt wird, dass es unmöglich sei.

Also bitte.

Zeitsprung zum Abend des gleichen Tages. Marthe schlendert grade gemütlich und vor allem alleine von der einsamen Latrine am Waldrand wieder Richtung Lager, da überkommt sie urplötzlich das Gefühl von Gefahr. Leider ist der Stein dann doch schneller, trifft sie an der Schläfe und alle Lichter gehen aus.

Wollen wir mal raten, welcher der zahllosen Feinde ihn geworfen hat?

Richtig, es sind Luddi und Ossi, die Marthe entführen und quer durch den Wald in eine Hütte schleppen. Weil wegen in Ruhe Rache nehmen und so. Marthe versucht es noch auf die Hexentour („Tut mir was und ich verfluche euch, aber sowas von!"), was aber leider nur Luddi einschüchtert.

Nachdem wir nun in den Hades des Bondage eingelaufen sind, wird Marthe fachgerecht rückenfrei an einen Balken gebunden, um an Ossis liebstem Hobby teilzunehmen: Leute auspeitschen.

Najanun, im Mittelalter musste man nehmen, was man kriegen konnte, selbst bei Hobbys. 's gab ja nix, die hatten ja nix.

Vorher wird Marthe Sue natürlich noch darauf eingestimmt, indem er ihr vors Gesicht schlägt, so dass sie an den Balken knallt. Soifz. Wir haben es ja verstanden, ist dann mal gut jetzt?

Trotz ihrer Angst spürte Marthe deutlich, wie jener kranke Rausch Oswald überkam, den die Bewohner von Wufharts Dörfern mehr als alles andere zu fürchten gelernt hatten. [...] Sie würde unter Oswalds Peitsche sterben.


Aber vorher, so richtig dramatisch im allerallerletzten Augenblick, Ossi hat die Peitsche schon erhoben, da knallt die Tür mit lautem Krachen an die Wand, Christian ex machina springt herein und hält Ossi sein Schwert an die Kehle! Raimund kommt hinterher und springt ebenso mit Luddi um. Lukas ist auch noch irgendwo.

Puh! Das war aber knapp! Man hat ja so richtig mitgefiebert hat man, ne, weil, so in der Mitte des Buches die Hauptfigur umzubringen, um die sich alles (und zwar ALLES) dreht, das wäre schon fies gewesen.

Ich gehe mal eben meine Herzmedikation nehmen. Puh. Schnauf. Du meine Güte.

Raimund und Lukas bringen auf Chris' Geheiß Ossi und Luddi nach draußen, während sich Chris um die arme Marthe kümmert.

Er legte seine Arme um die bebende Marthe und zog sie an sich.
„Es ist vorbei. Sie können dir nichts mehr tun", sprach er beruhgend auf sie ein. Sie sackte erneut auf die Knie.
Christian kniete ebenfalls nieder und nahm vorsichtig ihr Gesicht in die Hände. „Hab' keine Angst mehr", sagte er leise. Sanft strich er ihre Tränen weg.
Während er sie hielt, wurde ihm mit überwältigender Klarheit bewusst, was er sich nie hatte eingestehen wollen: Er liebte und begehrte diese junge Frau. Selbst die Erinnerung an Luitgard verblasste neben ihr.
Er konnte seine Gefühle nicht länger leugnen. Vorsichtig berührten seine Lippen ihre, fühlten, wie sie kurz erstarrte und dann kaum merklich seinen Kuss erwiderte.
In all den Jahren seit seiner Ausbildung zum Ritter hatte Christian Beherrschung als eines der Ideale seines Standes verinnerlicht. Dich jetzt war das vergessen. Sein Kuss wurde leidenschaftlich, seine Hände fuhren durch ihr seidiges Haar, das er nun zum ersten Mal seit langem wieder unbedeckt sah, glitten sanft ihren Hals entlang und auf ihre bloße Schulter.

Sie zuckte zusammen.
Sofort ließ er von ihr ab.
Wie konnte er nur ihre Verwirrung ausnutzen!

Ja, genau! Wie kann er nur!

Würde sie glauben, er wollte so eine Dankesschuld eintreiben, die zu zahlen sie sich verpflichtet fühlte?

Ja, also, das wäre auch ganz fürchterlich. Wenn schon, dann freiwillig und voller Leidenschaft! Jawohl! Alles andere wäre Beschiss und Verrat an den treuen Lesern, die wir sind. Gewissermaßen. :fuchtel:

„Verzeih mir", flüsterte er schließlich heiser. „Die Sorge um dich hat mich kopflos gemacht."
Er hüllte sie in seinen Umhang und trug sie wortlos nach draußen.


Aber unser ehrenhafter Chris hat die Selbstzerfleischung nicht für sich gepachtet, oooohhhh nein!

Marthe schloss die Augen und haderte mit sich. Eben noch hatte sie den Tod vor Augen gesehen (mal wieder – Anm. d. Red.) – und sich dann aufgeführt wie eine läufige Hündin!
Was hatte sie sich dabei gedacht, als sie seinen Kuss erwiderte?

Ja, genau! Wie konnte sie nur!

Nichts. In diesem Augenblick war in ihr einfach kein Platz für Gedanken gewesen. Seine zärtliche Berührung hatte sie mit einem Gefühl erfüllt, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. [...]
Er war ihr Herr. Sie hätte sich ihm nicht verweigern können, hätte er sie gleich in der Hütte nehmen wollen. Und ein Teil von ihr hatte es sich sogar gewünscht. Das war ihr unbegreiflich. [...]
Aber was würde er jetzt von ihr denken? Und wie sollte sie ihm jemals wieder gegenübertreten?

Für jemanden der angeblich spüren kann, was Leute fühlen und denken und wie sie so drauf sind, tappt Marthe grade ziemlich im Dunkeln, kann das sein? :ugly:

Lukas mit den Lenden ist natürlich extrem sauer auf Ossi und Luddi, vor allem weil diese die weiße Haut zerfetzen wollten, die er, Lukas, sich noch nicht einmal zu berühren traute. Not making this up.

Ossi sucht sein Heil in der Flucht, findet aber das Messer des wütenden Lukas und das war's dann wohl für Ossi. Tjo.

Christian musterte seinen Knappen mit durchdringendem Blick.
Er weiß es, dachte Lukas beklommen. Er weiß es, dass ich ihn töten wollte. Und er weiß auch, warum. Weil ich Marthe rächen musste. Weil ich Marthe liebe.

Eine potenziell peinliche Situation. Der eine küsst sie in der Hütte, der andere liebt sie. Wo ist eigentlich Raimund? Ach, nee, der ist ja glücklich mit Lizzie verheiratet, der ist unwichtig.

Chris meint dann noch, dass Lukas sich um Marthe kümmern soll, was der natürlich gerne tut. Er erzählt ihr dann auch noch, dass er und Chris die beiden schon heute Mittag in einem neu hinzugekommenen Trupp entdeckt hatten, aber dummerweise hatten sie sie aus den Augen verloren und auch nieeeee gedacht, dass sie Marthe auflauern könnten.
Helden. :-p

Zurück in Ottos Tross flickt Marthe ihr Kleid, sucht sich einen Platz zum Schlafen und starrt den Ereignissen angemessen erst mal ins Leere.

Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich gehe jetzt erst mal duschen. Zu viel schwüle Romantik heute, neenee.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn das Romantik sein soll, möge man mich bitte sofort in einem Kloster in den Bergen einmauern. :uhoh:

Anonym hat gesagt…

*lachtränen wegwisch*

Wie guuuuuuut...

der feiste Giselbert, Locken-Elmar und Ekkehart mit dem stechenden Blick

Feist-Giselbert, Locken-Elmar und Stecher-Ekkehart!! :manwe:

Anonym hat gesagt…

Des Kommentares erster Teil:

und zweitens möchte ich euch das nun doch nicht zumuten.

Danke. :ugly:

Aber schreckliche Verkehrsführung.).

Oh ja.


Marthe kann es gar nicht fassen. Da denkt man jahrelang, man würde für immer und ewig mit der alten Serafina in ihrer Kate leben


Also BITTE. Welcher/s Buch/Film/Whatever, der/die/das anfängt mit den Worten "Waisenkind Luke-Harrygon wächst irgendwo in der Pampa bei Onkel und/oder Tante auf..." geht denn so weiter??

Echt mal.


Wie uns mit wirklich ausdauerndem Enthusiasmus ins Hirn gehämmert wird, dass Bauern, insbesondere Frauen, nur wehrloses Freiwild sind, ist schon bemerkenswert. Ich weiß zu wenig über die damalige Zeit um da jetzt ein fundiertes Urteil drüber abgeben zu können, aber ... irgendwie ... :fuchtel:


*mitfuchtel*


Dank Josies Hilfe beherrscht Marthe nun jedenfalls ihre wunderbaren Kräfte


Ah, Josie ben Kenobi de Dumbledore van Brom.

Joah, der Charakter fehlte noch, stimmt.

Oh, und Randolf vermeiden. Sie spürt seine Nähe sowie die seiner Kumpane und verkriecht sich dann.
Praktisch, so eine Gabe. Hätte ich manchmal auch gerne. Hust.


S-S-S-Sackville-Bagginses! *ohrzuck*

Namen bekommen die Gauner auch noch: der feiste Giselbert, Locken-Elmar und Ekkehart mit dem stechenden Blick.

What Nithy said.
:rofl:

Ansonsten bin ich noch im :doh:-Modus.

Anonym hat gesagt…

Ich hoffe, sie hat sich zum ins-Leere-Starren wenigstens ein Farnbüschel gesucht.

Anonym hat gesagt…

Christian ex machina

:rofl:

Ansonten: Ich weiß nicht, ob ich gähnen, kotzen, oder beides soll. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Meinen Vorrednerinnen weiß ich erst mal nichts hinzuzfügen. Das ist ja wirklich schrecklich. Schlimmer als die Nackenbeißer, die ich bisher gelesen hab. Furcht-bar. Geht ja gar nicht. Ich mein. Gar nicht. So gaaar nicht.
Wer hat ihr nur erlaubt, sowas zu drucken?

Anonym hat gesagt…

Nichtsdestotrotz scheint es sich ja gut zu verkaufen - das Buch :bradpitt:

Anonym hat gesagt…

Dieter Bohlens Memoiren und Big Macs verkaufen sich auch gut. Das sagt nichts über Qualität aus.

(Aber manchmal will man eben lieber einen Bic Mac als einen gesunden Salat. 's gibt so Phasen.)

Anonym hat gesagt…

(Aber manchmal will man eben lieber einen Bic Mac als einen gesunden Salat. 's gibt so Phasen.)
Aber über 600 Seiten lange Phasen? Wobei. Wieviel hat eigentlich Outlander? *nachguck* Äääh, ich muss weg.

Anonym hat gesagt…

Wahhh... Schildi, du willst doch nicht diesen Schmonz hier mit Outlander vergleichen. Blasphemie! :entsetzt:

Anonym hat gesagt…

>>Zurück in Ottos Tross flickt Marthe ihr Kleid [...]<<
Neiiin, ich schreib jetzt nicht, was ich hier gelesen habe. Würd ich auch nie denken. Sag ich jetzt mal ... oder so.

(Aber wenn's in dem Buch doch nur darum geht! Ich wollt's endlich hinter mir haben! :fuchtel:)

Anonym hat gesagt…

Vielleicht hat die Menschheit gerade so eine Phase. Twilight ist ja auch noch nicht so alt ...