Hallo.
Eigentlich ging ich davon aus, dass „Du, ich muss Dir was erzählen, da gibt es so eine, die nennt sich FrauKatz ...“ – „Waaas? Die kenne ich doch!“ standhaft im Reich meiner Phantasie bleiben würde, aber manchmal mag einen Fortuna wohl doch.
Hach!
So, und bevor ich jetzt völlig in Größenwahnphantastereien versinke, bekomme ich lieber meinen Pöppes hoch und gehe das nächste Kapitel an.
Gut. Die Männer sind alle ausgeflogen und nähen an anderer Stelle des Artus'schen Herrschaftsbereiches die ausfransenden Säume wieder zusammen. Gwünny hält die Stellung auf der Burg und just zu diesem Zeitpunkt erreicht sie die Einladung ihres Möchtegernbruders.
Ein mißtrauischer Geist mag dahinter Berechnung vermuten, allein, Gwünny ist ja herzensgut und gläubig.
„Aber überlegt doch, Morgaine, sein ganzer Anspruch gründet sich darauf, daß er mein Bruder ist. Wenn er sich mir gegenüber auch nur die geringste Beleidigung erlaubt oder mich nicht als seine geehrte Schwester behandelt, ist seine Behauptung als Lüge entlarvt. Deshalb wagt er nicht, mich anders als seine Schwester und Königin zu empfangen. Versteht ihr?“
Gähne findet die Idee immer noch bescheuert, aber weil Gwünny in einer Art postpubertärer Sturheit genau das Gegenteil von dem tun will, was Gähne so sagt, bleibt es bei ihrem Besuch beim Grantl.
Bliebe noch das passende Geleit, sollte sich Grantl entgegen Gwünnys tiefenschürfender Analyse als Gauner und Halunke entpuppen.
„[I]ch bin doch kein Kind, das ohne seine Amme keinen Fuß vor die Tür setzen kann. Ich werde meinen Kämmerer mitnehmen, den alten Lucan, und meine Kammerfrau Bracca. Wenn ich länger als einen Tag bleibe, kann sie mir beim Ankleiden und Frisieren helfen. Mehr brauche ich wirklich nicht.“
Na, wunderbar! Ein arthritischer alter Kämmerer und eine mausige Ankleidefrau. Das wird den Grantl im Falle eines Falles sicherlich beeindrucken und von eventuellen, üblen Plänen absehen lassen.
Gähne besteht noch immer auf angemessenen Schutz, doch Gwünny will dann höchstens noch den alten Ectorius mitnehmen.
Fassen wir zusammen: Kämmerer Lucan mit nur einem Arm, Ectorius, der nun auch schon ein greises Alter erreicht hat und eine Zofe. Wie Gähne so schön erkennt braucht Gwünny nur noch Cai Hinkebein und den Kevin-Merlin mitzunehmen, dann hätte sie alle Alten und Lahmen beisammen.
Meine Herren! Mag Artus sein Gwünnyschnucki verehren wie er will, es sei ihm gegönnt. Seine Unfähigkeit, ihre schiere Blödheit zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, macht aber auch ihn zu einem Deppen. Sie hätte vermutlich nichts dagegen, wenn er einen Verwalter, jemanden mit Hirn einsetzen würde, der in des Königs Abwesenheit anfallende Dinge regelt, während die Königin in ihrer Kemenate sitzt, ein neues Banner stickt und sich dabei tiefschürfende christliche Gedanken macht.
Aber nee!
Letztendlich hat Gwünny am nächsten Tag neben der Versehrtenabteilung von Camelot noch 6 Ritter bei sich, die gewiss auf Gähnes oder Cais Konto gehen. Dummerweise gibt es zwei Boote für die Überfahrt und, komisch, komisch, Gwünny wird bis auf Page, Kämmerer und Haudegen von ihren Begleitern getrennt.
Die Burg des Leo ist ungepflegt und dreckig. Grantl wirkt ungeschliffen und seine Männer ebenso. Als er seine geehrte Schwester in die für sie vorbereiteten Gemächer führt, zündet eine kleine Gehirnzelle tapfer und einsam eine Kerze in der großen, dunklen Leere von Gwünnys Schädel an.
Aber seine Leute wirkten noch mehr wie Wegelagerer als er selbst. Sie hatte noch keine einzige Frau gesehen. Eine leise Unruhe überfiel sie. Vielleicht war es doch nicht klug gewesen, allein hierher zu kommen und nicht darauf zu bestehen, daß ihre Eskorte sie auf Schritt und Tritt begleitete ...
Nein! Echt jetzt?
Um es kurz zu machen, Grantl schubst Gwünny in eine Kammer und Ectorius die Treppe herab. Die kluge Königin, die ja so schön Überblick und Kontrolle zu haben glaubte, steht in einer stinkenden, verkommenen Kammer und muss feststellen, dass hier etwas ganz gewaltig schiefläuft.
Nachdem Grantl sie auch erst mal so einen Tag im eigenen Saft schmoren lässt, hat sie viel Zeit darüber nachzudenken, was für eine hohle Trine sie ist. Als er sie dann endlich besucht und sie mit der Schwester-Nummer auftrumpfen will, erwartet sie der nächste Schock: Grantl hat mit Schwestern-Gedöns so gar nichts am Hut. In seinem Reich gelten nämlich die alten Regeln, die christlichen Hühnerstreichler hätte er nämlich alle verjagt, und früher, da war der Mann der Königin der König, ganz einfach. Wenn er sie also zur Gefährtin nehme, dann sei er König. Noch ein paar Söhne und fertig die Lauge.
Gwünny: „Aber ich kann keine Söhne bekommen. Oder überhaupt Kinder!“
Grantl: „Bislang lagst Du ja auch nur bei Weichwürstchen! Haha!“
Gwünny: „Artus wird Dich umbringen!“
Grantl: „Die Insel ist schwer einzunehmen. Außerdem wird er Dich eh nicht mehr haben wollen, wenn ich mit Dir fertig bin.“
Gwünny: „Aber!“
Tja, kein Wenn und kein Aber helfen, Grantl macht sich dann gleich mal an die Produktion der künftigen Söhne, sehr zu Gwünnys Mißfallen, ellenlange Gedankengänge darüber, dass sie ja selbst schuld sei, weil sie einen anderen liebe und fremdgegangen sei mit eingeschlossen.
Ausgesprochen derangiert muss Gwünny noch einen Tag aushalten, da dringt Schwertergeklirr an ihr Öhrchen. Lancelot ist's, der praktischerweise fast gleich nach Gwünnys Abreise zurückkehrte und von Gähne über diesen hochintelligenten Ausflug der Königin unterrichtet wurde. Er machte kehrt, kämpfte sich heldenhaft zu Gwünny durch und macht Grantl vor ihren Augen um einen Kopf kürzer.
Gwünny: „Lendenlot!“
Lende: „Meine Königin!“
Gwünny: „Und ich dachte, ihr liebtet mich nicht mehr, nach allem, was er mir und so!“
Lende: „Ach, oh, mehr denn je!“
Und so sinken sie auf der Suche nach einer Soutane ... na, einem neuen Kleid für Gwünny, damit keiner die Söhnezeugungsversuche des verblichenen Grantl bemerkt, auf das nebenstehende Bett und performieren ein wenig Teh Healing Sehks.
Zwei Stunden später ritten beide Seite an Seite aus der Burg. Sie hielten sich an den Händen, und Gwenhwyfar machte sich deshalb keine Sorgen mehr. Mit hocherhobenem Haupt blickte sie Lancelot voll Freude und Glück in die Augen. Er war ihre wahre und einzige Liebe, und sie würde sich nie mehr die Mühe machen, es vor einem Menschen zu verbergen.
Ja, die werden alle stark überrascht sein, denn ganz gewiss hat all die Jahre keiner was von Gwünny und ihrer Liebe zu Lendenlot geahnt.
Hust.