Sonntag, 26. Juni 2011

Die Nebel von Avalon XXXIX

Bevor wir uns der Frage widmen, wie Gwünny wohl mit der Einladung ihres aggressiv-jähzornigen Angeblichbruders Grantl umgehen wird, möchte ich einen persönlichen Gruß an Frau I. C. richten, die neulich bei Frau S. W. saß, ihr von mir erzählen wollte und feststellte, dass diese mich schon kannte.

Hallo.

Eigentlich ging ich davon aus, dass „Du, ich muss Dir was erzählen, da gibt es so eine, die nennt sich FrauKatz ...“ – „Waaas? Die kenne ich doch!“ standhaft im Reich meiner Phantasie bleiben würde, aber manchmal mag einen Fortuna wohl doch.
Hach!

So, und bevor ich jetzt völlig in Größenwahnphantastereien versinke, bekomme ich lieber meinen Pöppes hoch und gehe das nächste Kapitel an.

Gut. Die Männer sind alle ausgeflogen und nähen an anderer Stelle des Artus'schen Herrschaftsbereiches die ausfransenden Säume wieder zusammen. Gwünny hält die Stellung auf der Burg und just zu diesem Zeitpunkt erreicht sie die Einladung ihres Möchtegernbruders.

Ein mißtrauischer Geist mag dahinter Berechnung vermuten, allein, Gwünny ist ja herzensgut und gläubig.

„Aber überlegt doch, Morgaine, sein ganzer Anspruch gründet sich darauf, daß er mein Bruder ist. Wenn er sich mir gegenüber auch nur die geringste Beleidigung erlaubt oder mich nicht als seine geehrte Schwester behandelt, ist seine Behauptung als Lüge entlarvt. Deshalb wagt er nicht, mich anders als seine Schwester und Königin zu empfangen. Versteht ihr?“


Gähne findet die Idee immer noch bescheuert, aber weil Gwünny in einer Art postpubertärer Sturheit genau das Gegenteil von dem tun will, was Gähne so sagt, bleibt es bei ihrem Besuch beim Grantl.

Bliebe noch das passende Geleit, sollte sich Grantl entgegen Gwünnys tiefenschürfender Analyse als Gauner und Halunke entpuppen.

„[I]ch bin doch kein Kind, das ohne seine Amme keinen Fuß vor die Tür setzen kann. Ich werde meinen Kämmerer mitnehmen, den alten Lucan, und meine Kammerfrau Bracca. Wenn ich länger als einen Tag bleibe, kann sie mir beim Ankleiden und Frisieren helfen. Mehr brauche ich wirklich nicht.“


Na, wunderbar! Ein arthritischer alter Kämmerer und eine mausige Ankleidefrau. Das wird den Grantl im Falle eines Falles sicherlich beeindrucken und von eventuellen, üblen Plänen absehen lassen.



Gähne besteht noch immer auf angemessenen Schutz, doch Gwünny will dann höchstens noch den alten Ectorius mitnehmen.

Fassen wir zusammen: Kämmerer Lucan mit nur einem Arm, Ectorius, der nun auch schon ein greises Alter erreicht hat und eine Zofe. Wie Gähne so schön erkennt braucht Gwünny nur noch Cai Hinkebein und den Kevin-Merlin mitzunehmen, dann hätte sie alle Alten und Lahmen beisammen.

Meine Herren! Mag Artus sein Gwünnyschnucki verehren wie er will, es sei ihm gegönnt. Seine Unfähigkeit, ihre schiere Blödheit zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, macht aber auch ihn zu einem Deppen. Sie hätte vermutlich nichts dagegen, wenn er einen Verwalter, jemanden mit Hirn einsetzen würde, der in des Königs Abwesenheit anfallende Dinge regelt, während die Königin in ihrer Kemenate sitzt, ein neues Banner stickt und sich dabei tiefschürfende christliche Gedanken macht.

Aber nee!



Letztendlich hat Gwünny am nächsten Tag neben der Versehrtenabteilung von Camelot noch 6 Ritter bei sich, die gewiss auf Gähnes oder Cais Konto gehen. Dummerweise gibt es zwei Boote für die Überfahrt und, komisch, komisch, Gwünny wird bis auf Page, Kämmerer und Haudegen von ihren Begleitern getrennt.

Die Burg des Leo ist ungepflegt und dreckig. Grantl wirkt ungeschliffen und seine Männer ebenso. Als er seine geehrte Schwester in die für sie vorbereiteten Gemächer führt, zündet eine kleine Gehirnzelle tapfer und einsam eine Kerze in der großen, dunklen Leere von Gwünnys Schädel an.

Aber seine Leute wirkten noch mehr wie Wegelagerer als er selbst. Sie hatte noch keine einzige Frau gesehen. Eine leise Unruhe überfiel sie. Vielleicht war es doch nicht klug gewesen, allein hierher zu kommen und nicht darauf zu bestehen, daß ihre Eskorte sie auf Schritt und Tritt begleitete ...


Nein! Echt jetzt?

Um es kurz zu machen, Grantl schubst Gwünny in eine Kammer und Ectorius die Treppe herab. Die kluge Königin, die ja so schön Überblick und Kontrolle zu haben glaubte, steht in einer stinkenden, verkommenen Kammer und muss feststellen, dass hier etwas ganz gewaltig schiefläuft.

Nachdem Grantl sie auch erst mal so einen Tag im eigenen Saft schmoren lässt, hat sie viel Zeit darüber nachzudenken, was für eine hohle Trine sie ist. Als er sie dann endlich besucht und sie mit der Schwester-Nummer auftrumpfen will, erwartet sie der nächste Schock: Grantl hat mit Schwestern-Gedöns so gar nichts am Hut. In seinem Reich gelten nämlich die alten Regeln, die christlichen Hühnerstreichler hätte er nämlich alle verjagt, und früher, da war der Mann der Königin der König, ganz einfach. Wenn er sie also zur Gefährtin nehme, dann sei er König. Noch ein paar Söhne und fertig die Lauge.

Gwünny: „Aber ich kann keine Söhne bekommen. Oder überhaupt Kinder!“

Grantl: „Bislang lagst Du ja auch nur bei Weichwürstchen! Haha!“

Gwünny: „Artus wird Dich umbringen!“

Grantl: „Die Insel ist schwer einzunehmen. Außerdem wird er Dich eh nicht mehr haben wollen, wenn ich mit Dir fertig bin.“

Gwünny: „Aber!“

Tja, kein Wenn und kein Aber helfen, Grantl macht sich dann gleich mal an die Produktion der künftigen Söhne, sehr zu Gwünnys Mißfallen, ellenlange Gedankengänge darüber, dass sie ja selbst schuld sei, weil sie einen anderen liebe und fremdgegangen sei mit eingeschlossen.

Ausgesprochen derangiert muss Gwünny noch einen Tag aushalten, da dringt Schwertergeklirr an ihr Öhrchen. Lancelot ist's, der praktischerweise fast gleich nach Gwünnys Abreise zurückkehrte und von Gähne über diesen hochintelligenten Ausflug der Königin unterrichtet wurde. Er machte kehrt, kämpfte sich heldenhaft zu Gwünny durch und macht Grantl vor ihren Augen um einen Kopf kürzer.

Gwünny: „Lendenlot!“

Lende: „Meine Königin!“

Gwünny: „Und ich dachte, ihr liebtet mich nicht mehr, nach allem, was er mir und so!“

Lende: „Ach, oh, mehr denn je!“

Und so sinken sie auf der Suche nach einer Soutane ... na, einem neuen Kleid für Gwünny, damit keiner die Söhnezeugungsversuche des verblichenen Grantl bemerkt, auf das nebenstehende Bett und performieren ein wenig Teh Healing Sehks.

Zwei Stunden später ritten beide Seite an Seite aus der Burg. Sie hielten sich an den Händen, und Gwenhwyfar machte sich deshalb keine Sorgen mehr. Mit hocherhobenem Haupt blickte sie Lancelot voll Freude und Glück in die Augen. Er war ihre wahre und einzige Liebe, und sie würde sich nie mehr die Mühe machen, es vor einem Menschen zu verbergen.


Ja, die werden alle stark überrascht sein, denn ganz gewiss hat all die Jahre keiner was von Gwünny und ihrer Liebe zu Lendenlot geahnt.

Hust.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Die Nebel von Avalon XXXVIII

Das große „Wir haben gewonnen!“-Fest mit Ringelpiez und Fragerunde, das nun schon seit ein paar Kapiteln vorbereitet wird, findet nun endlich statt, halleluja! Gähne tüddelt Gwünny die Haare zurecht, während die sich aus ihrer Garderobe das schickste Kleid aussucht. Kleider und Haare. DIE Frauenthemen schlechthin. Hier kommen sie endlich zu der ihnen gebürenden Würdigung. Meine schweinchenrosa Mehdchen-Seele singt in unbändigem Entzücken.


Von Haaren und Kleidern mal abgesehen gibt es auch wieder die üblichen Gesprächsthemen, bei denen Gähne findet, dass Artus mal ruhig wissen könnte, dass er einen Sohn hat und somit aufhört, sich die Schuld an Gwünnys Kinderlosigkeit zu geben. Und stattdessen Gwünny die Schuld gibt? Immerhin gibt es mittlerweile, so denkt Gähne nicht völlig ungehässig, schon zwei Männer, die es nicht schafften, die Königin zu bekindern.

Doch irgendwann muss man auch mal raus aus der Kemenate und sich unters Volk mischen. Und welch' illustres Volk anwesend ist! Balin beispielsweise, an den sich bestimmt keiner mehr erinnert.

„Besucht ihr die Messe, Lady Morgaine? Habt Ihr den Teufeln von Avalon abgeschworen und den sündigen Ort verlassen? Betet Ihr jetzt zu unserem Herrn und Erlöser Jesus Christus, Herrin?“


[Zur Erinnerung:
Vivi bekam ja regelmäßig Söhne, die sie dann von diversen fremden Familien aufziehen ließ. Einer dieser Söhne ist Balan, der bei Priscilla und ihrem Mann aufwuchs und deren Sohn praktischerweise gleich so ähnlich hieß, nämlich Balin.
Nun war Priscilla krank und vor einigen Kapiteln musste Vivi sie gehen lassen, was bei Balin, der, wie die obige Aussage zeigt, ein hirnloser, religiöser Fanatiker ist, nicht gut ankam, um es mal vorsichtig auszudrücken.]

Wir merken uns Balin mal, der wird noch wichtig. *extrem subtiles Foreshadowing*

Es werden aber nicht nur religiöse Themen erörtert, nein, auch Gareth, der jüngste Sohn der Morgi, wird heute zum Ritter geschlagen! Vor lauter Aufregung verplappert der sich glatt und erwähnt Gähne gegenüber den guten Wesley. Gwünny spitzt natürlich die gottesgefälligen Öhrchen, als sie da etwas von einem Gähnesohn hört.

Gwünny: „Wie jetzt? Sohn? Huh?“
Gähne: „Hajamei! Ich habe lediglich eure Sitten geachtet, denn ich habe damals der Göttin nach den Beltaneorgien einen Sohn geboren. Ich wusste, dass ihr das nicht gutheißen würdet und habe deswegen geschwiegen. Na, und, wollt ihr das jetzt weitertratschen, hm?“
Gwünny: „Aber nein! Selbst Artus werde ich nichts sagen. Er ist Christ durch und durch, auch er wäre entsetzt.“
Gähne: „Du ahnst ja nicht, wie sehr.“
Gwünny: „Hö?“
Gähne: „Ja, er wäre wohl sehr entsetzt, Du hast völlig recht.“

Die Ritterspiele finden statt und hier sind Gähne und ich uns mal einig: wir finden sie zum gähnen. Die ebensolchige macht sich dann auch schnell aus dem Staub und – trifft auf Vivi, die soeben eintrifft! Da heute zur Feier des Festes jeder eine Audienz mit dem Großhörni bekommt, der eine will, dachte sie, sie gucke doch mal vorbei und erinnere Artus an das Versprechen, das er damals bei seiner Krönung gab. So mit Avalon ehren und die alten Sitten hochhalten und Gedöns.
Vivi ist auch ganz zuversichtlich, hat sie doch noch ein Ass namens Wesley im Ärmel. Immerhin kann Gähne sie davon überzeugen, dass es etwas kontraproduktiv wäre, wenn Vivi das Wesley-Geheimnis vor versammelter Mannschaft beim Festmahl herausblöken würde.

Ja, ich glaube auch, dass „Übrigens, Du hochheiliger Christenkönig, Du hast ein Kind mit Deiner Schwester!“ nicht mit Freude aufgenommen würde. Hüstel.

Inzwischen haben die ganzen Ritter auch fertiggespielt und man geht zum Essen über. Gleichzeitig empfängt Artus seine Untertanen. Schon der erste ist bemerkenswert. Meleagrant, der vorher schon mal behauptet hat, Leos Sohn (und damit Gwünnys Bruder) zu sein, verlangt die Übereignung des Sommerlandes, eben weil er Leos Sohn sei. Gwünny lehnt das mit der Begründung ab, dass Leo den Grantlhuber nie als Sohn anerkannt hätte und auch Artus lässt Grantl abblitzen. Der zieht seine Axt, doch die Leibwache des Großkönigs ist auf Zack und nimmt sie ihm ab. Der ungehobelte Grantl stampft daraufhin wutentbrannt von dannen, seine Axt liegt unbeachtet in der Gegend herum. Das merken wir uns, das wird nochmal wichtig. *noch subtileres Foreshadowing*

Der nächste Fall ist ein klassisch-salomonischer: zwei Männer streiten sich um eine Windmühle, und bei diesem Fall kann man wunderbar aufzeigen, woran das Buch krankt.

Es wird schön geschrieben, dass der Fall mit viel Lachen und Lustigkeit abgehandelt wird, Artus sich aber schön ernsthaft alles anhört und dann ein weises und gutes Urteil fällt.

WARUM gelacht wird und WIE das Urteil aussieht, das wird nicht beschrieben. Nichts, null, nada, niente. „Und sie lachten und alles war ganz furchtbar witzig, hihi, und dann fällte Artus ein beeindruckend weises Urteil. Wiewaswo kann sich gefälligst jeder selbst ausmalen. Weiter im Text.“

Toll. :-p

Beim nächsten Fall schickt Artus Jungritter Gareth los, um irgendeinen Roten Ritter, der räubernd die rauhen Regionen ... irgendwo am Pöppes von GB marodiert, in seine Schranken zu weisen. Keine Ahnung, ob das mal wichtig wird. Ich erwähn's einfach mal.

Und dann, jaa, dann steht Vivi auf.

Artus: „Huch! Ja, da guck. Öhm. Ja, was gibt's denn?“
Vivi: „Ich wäre dann mal hier, um euch an euer Versprechen ...“
Balin: „AAAAAAAAAHHHHHHHRGH!“

Ja, und das war's dann mit Vivi. Balin, der christliche und geistig verwirrte (obwohl das hier ja schon ein tautologischer Pleonasmus ist) Holzkopp springt auf, greift sich die herumliegende Axt des Grantlhubers und erschlägt die Herrin vom See.

Der Saal verharrt in schockiertem Schweigen, was Balin die Gelegenheit gibt, noch ein wenig mit Schaum vor dem Mund religiösen Schwachsinn von sich zu geben. Er wird natürlich von Artus' Leibgarde abgeführt, doch mit Vivi ist nun jede Chance erloschen, den ehemaligen Hörni von seinem ultrachristlichen Weg abzubringen.

Viviane überbrachte Artus die Botschaft aus Avalon nicht. Dies ist die Halle eines christlichen Königs. [...] Gwenhwyfar könnte jubilieren, wenn sie es wüßte ...


Legen wir eine Gedenkminute ein.

[...]

So. Lebbe geht weiter. Vivi ist tot und gemäß seiner gwünnigen Ausrichtung will Artus sie auf Glastonbury beerdigen lassen, auf dass ihr Grab ein Wallfahrtsort werde. Gähne hingegen ist der Meinung, dass Vivi doch eindeutig nach Avalon gehöre. Kevin, der ein eher fortschrittlicher und gelassener Merlin ist, steht in dieser Frage eher auf Artus Seite und so kommt es zum Streit und zum vorläufigen Bruch zwischen ihm und Gähne.

Balin wird dann übrigens vom Ziehbruder und Vivisohn Balan erschlagen, der dann später ebenfalls seinen Verletzungen erliegt. Na wunderbar, da haben jetzt ja alles was von.

Im nächsten Winter erführen wir, daß Meleagrant sich zum König des Sommerlandes hatte ausrufen lassen. Aber im Frühling riefen Artus dringende Pflichten in den Süden. Auch Lancelot war davongeritten, um in Caerleon nach dem Rechten zu sehen. Eines Tages schickte Meleagrant einen Unterhändler. Er bat seine Schwester Gwenhwyfar, mit ihm über die Herrschaft im Sommerland zu sprechen, die sie beide beanspruchten ...


Ja wunderbar. Ich bin mir sicher, die kluge, bedächtige, weise Gwünny kann das ohne Artus und/oder Lancelot hervorragend alleine klären. Ein religiöses Dummbrot wäre hier natürlich verloren, aber Gwünny, Gwünny wird das schon wuppen.

...


Habe ich noch Popcorn?