Das übliche Pfingstfest steht an. Gwünny ist schon quasi vor Sonnenaufgang auf den Beinen, denn zu diesem Anlass kehren alle nichtverhinderten Ritter an den Hof zurück, dieses Jahr auch Lendenlot.
Kein Wunder, dass Gwünny ein Üddelchen aufgeregt ist.
Es lag nicht daran, daß sie ihm die Ehe mit Elaine nicht vergab – dies war das Werk der gehässigen Morgaine. Sie hatte Lancelot für sich haben wollen und alles getan, um ihn von seiner wahren Geliebten zu trennen.
Klar. Meins, meins, meins. Ich bin die wahre Geliebte, er gehört mir, wie mein Name an der Tür, jaja, blabla. Aber dann nicht den Mumm in den Knochen und den Arsch im Kleid haben, auch dazu zu stehen und mit ihm wegzugehen. Nein, lieber die tolle Königin bleiben und sich in dem Gefühl sonnen, sich den Wahren Geliebten™ als Zweitbesetzung (-beschälung?) zu halten. Denn immerhin ist Artus ja auch gutaussehend und liebenswürdig.
Hnnnngh! ARGH!
Gwünny war ja schon immer fest entschlossen, die liebe, gute Seele ihres Königs zu retten, aber seitdem sie Gähne hasst, legt sie nochmal einen Zahn zu. Der arme Hörni muss Messen besuchen, sich als Christ betrachten und Lah-dih-dah. Denn, so redet sie es sich ein, er ist immerhin der beste Ehemann von allen (Gwünny würde ich auch zutrauen, ihn „GöGa“ zu nennen) und diese verrückte Liebe zu Lendenlot, die sie so unversehens überfallen hat, über die ist sie bestimmt schon hinweg.
Urg. Jetzt warten wir nicht mal mehr ein neues Kapitel ab, nein, jetzt wird schon zwischen den Absätzen schizophren herumgehüppt. Erst sieht sie sich als wahre Geliebte, dann ist auf einmal die Liebe zwischen ihr und Lendenlot komisch und lange überwunden. Außerdem hatte sie diese Sünde schon gebeichtet und nun ist ihr Gewissen wieder weiß wie Schnee. Ist das Christentum nicht wunderbar? So praktisch!
Nun war er nicht nur ein Verwandter ihres Königs, sondern gehörte auch zu ihrer eigenen Familie. Sie konnte ihn mit einem Kuß begrüßen, und es war keine Sünde.
Wenn ich mir das so ansehe ... sie hat ihre Affenliebe zu Lendenlot wirklich komplett überwunden. Ich bin beeindruckt. Nur, dass ich es nicht bin. „Yey, ich darf ihn küssen und niemand darf sich was dabei denken!“ Überwundener geht's nicht mehr.
Doch nun genug der Gedankenwandeleien der Gwünny, Artus wacht endlich auf und sofort wendet sich das Gespräch dem noch immer nicht vorhandenen Thronfolger zu. Artus möchte nämlich zu diesem Pfingstfest Lendenlots Sohn zum offiziellen Thronfolger ernennen, damit das schon mal geregelt ist, falls er selbst auch weiterhin nicht zu Potte kommen sollte. Gwünny ist damit grundsätzlich einverstanden (also, in jener Minute, das kann sich ja durchaus kurzfristig noch ändern), alldieweil sie sich einredet, dass sie jetzt geistig und spiritüll der Möglichkeit einer Schwangerschaft viel aufgeschlossener sei als früher und es bestimmt noch was werden würde mit dem eigenen Sohn und Thronfolger.
Elaine konnte nicht noch einmal über sie triumphieren ... Sie war dann für kurze Zeit Mutter des königlichen Erben gewesen, aber Gwenhwyfar war die Mutter des königlichen Sohnes ...
Gooott! Ich, ich, ich. Meins, meins, meins. Klar, Elaine feiert bestimmt jeden Tag ihren Triumph über Gwünny mit Spanferkel und zwei Fässern Wein. Die Möglichkeit, dass sie im Leben der Lähne nur eine ganz kleine Rolle am Rande spielt, scheint Gwünny nun gar nicht in Betracht zu ziehen.
Uff. Also gut. Nach dem obligatne Schmusiwusi zwischen Artus und Gwünny wird das Thema gleich weiter vertieft.
Artus: „Und es macht Dir wirklich nichts aus, dass Lähnes und Lendes Sohn zum Erben erklärt wird? Ich habe den Eindruck, Du könntest nicht so gut mit Lähne.“
Gwünny: „Ach, es ist halt so, dass Frauen mit Söhnen sich für was Besseres halten. Bestimmt lacht das ganze Königreich über mich!“
Artus: „Unsinn! Du bist mir lieber als jede Frau, die mir vielleicht 100 Söhne gebären würde.“
Gwünny: „Aber Du wolltest nur die Pferde meines Vaters und hast mich als Dreingabe gerade mal akzeptiert!“
Artus: „Wutt? Hömma, Weib, Du hast mit Deinem hirnlosen Christen-Gequengel mein ganzes Leben komplett umgekrempelt und jetzt jammerst Du herum, dass Du ja nur eine Dreingabe gewesen wärst, die ich nie ernst genommen hätte? Sachma! Ich hätte doch an jeder Ecke eine menschliche Zuchtstute finden können, aber ich wollte Dich!“
[Anm. d. Katz: Du bist ein Idiot.]
Gwünny: „Ja, genau! Aber Du hast Dir keine genommen! Sie hätte Dir einen Sohn schenken können und ich hätte ihn aufziehen können, aber nööö, aber näää ...!“
Artus: „Bittewas? Du gnatzt mich jetzt an, weil ich mir keine Geliebte genommen und mit ihr einen Sohn gehabt habe?“
Gwünny: „Außerdem hast Du mich in Lendenlots Arme geworfen!“
Artus: „Meine Güte, ich war betrunken und wollte Dir eine Freude machen!“
„Manchmal“, entgegnete Gwenhwyfar mit versteinerter Miene, „manchmal glaube ich, du liebst Lancelot mehr als mich.“
Artus: „Er ist mein Vetter! Da darf ich ihn ja wohl mögen!“
Gwünny: „In der Bibel wurde eine Stadt wegen solcher Sünden dem Erdboden gleichgemacht!“
Artus: „In der Bibel steht bei David aber auch, dass die Liebe seines Vetters größer war als die einer Frau und da hatte Gott nichts dagegen! Wage es nicht, Gwünny!“
Gwünny: „Du hast ihn nur in unser Bett geholt, um ihn selbst zu haben! Nicht wegen mir!“
Artus: „Heiligs Blechle! Gwünny, ernsthaft. Ich war besoffen, es war an Beltane, da ploppen Orgien links und rechts einfach so auf und ich glaube langsam echt, dass diese ganzen Gebete und Gedanken an Sünde das, was von Deinem Hirn mal da war, endgültig gegrillt haben.“
„Kein christlicher Mann würde so etwas sagen!“ entgegnete Gwenhwyfar.
„Und das ist einer der Gründe, warum ich mich nicht gerne als Christ bezeichne“, schrie Artus sie an und verlor die Beherrschung. „Ich kann dieses schwachsinnige Gerede von Sünde einfach nicht mehr hören! Wenn ich dich verstoßen hätte ... o ja, das hat man mir geraten, und ich tat es nicht, weil ich dich zu sehr liebe ... Ich wollte keine andere Frau ...“
„Ach nein! Lieber wolltest du mich mit Lancelot teilen, und ihn wolltest du auch ...“
„Sag das noch einmal“, erwiderte Artus leise, „und ganz gleich, ob du meine Frau bist oder nicht, ob ich dich liebe oder nicht, ich werde dich auf der Stelle töten, Gwenhwyfar!“
[Das Publikum bricht in Jubelrufe aus.]
„Du hast gesagt, du wolltest einen Sohn und deshalb hast du mich zu einer Sünde verleitet, die Gott mir nie verzeihen wird ... [Anm. d. Katz: Hat sie da oben nicht gerade berichtet, dass sie diese Sünde gebeichtet hätte und sie ihr vergeben wurde und es so sei, als sei sie nie geschehen? Doch, Tatsache, hat sie. Aber jetzt ist diese Sünde wieder da und Gott straft sie deswegen? Wie's ihr gerade in den Kram passt. Nerv!] Wenn ich gesündigt habe, und Gott mich dafür mit Unfruchtbarkeit straft, dann hast du diese Sünde auf mein Haupt geladen. Und natürlich wird Lancelots Sohn dein Erbe. Wie kannst du leugnen, dass du nur Lancelot liebst? Du machst seinen Sohn zu deinem Erben, nicht deinen eigenen Sohn. Du läßt deinen Sohn nicht von mir erziehen ...“
Und deswegen, liebe Gähne, erzählt man grunzstrunzbescheuerten blonden Hohlkörpern nichts, was über einen Hinweis auf das Wetter hinausgeht.
Artus: „Du spinnst ja. Ich habe keinen Sohn.“
„Das ist eine gemeine Lüge!“ erwiderte Gwenhwyfar wütend. „Ich habe Morgaine versprochen, nie darüber zu reden. [Anm. d. Katz: Na, das klappt ja auch wunderbar wie man sieht.] Aber vor Jahren [...] schwor Morgaine, daß du in der Lage bist, ein Kind zu zeugen. Sie hat mir gesagt, sie habe ein Kind von dir am Hof von Loth in Lothian gesehen, das dort aufwächst. Ich musste ihr versprechen, nie darüber zu reden ...“
Sowas bringt auch nur Gwünny fertig: während sie just darüber redet noch zweimal(!) zu erwähnen, dass sie gebeten wurde, eben nicht darüber zu sprechen.
Aber nun ist die Katze aus dem Sack und Artus braucht auch gar nicht lange um eins und eins zusammenzuzählen. Genauer gesagt sieht die Rechnung vermutlich so aus: 1 Hörni-Artus + 1 Priesterin-Gähne = 1 Sohn
Als Gwünny trotz ihrer trotzigen Hysterie merkt, dass Artus durch die Erkenntnis fast zu Boden geht, versucht sie eilig, wieder zurückzurudern. Nein, ähm, bestimmt hätte Gähne nur gelogen und Lendenlot hätte sie ja auch aus purer Bosheit in Lähnes Arme getrieben und man könne ihr ja nicht trauen und vielleicht hätte sie, Gwünny, da ja auch was ganz falsch verstanden, mit den ganzen Kühen und Pferden und Hofdamen im Hintergrund herrsche ja so ein Lärm, ne, versteht man schon mal „Artus hat einen Sohn“ wenn eigentlich, äh, äh, „Artus zahlt guten Lohn“ gesagt wird, so ein schlimmes, schlimmes Mißverständnis sei ja ganz schnell mal passiert, da könne man ja nicht ...
Doch Artus lässt sich nicht einlullen und gebietet, Gähne zu holen. Die kommt und sieht gut aus, was Gwünny wieder in tiefe Bitterkeit tunkt.
Elaine gebar Lancelots Sohn. Selbst Morgaine, die unvermählt ist und sich keinen Freuer wünscht, hat die Hure gespielt und irgendeinem Mann einen Sohn geboren. Artus hat mit einer Unbekannten einen Sohn gezeugt. Aber ich ... ich habe kein Kind.
Mal gucken, wann es *bing* macht.
Artus: „So, Gwünny, dann wiederhole bitte nochmal, was Du mir vorhin gesagt hast. Nämlich dass ich einen Sohn habe, der bei Loth aufwächst. Ach, hoppla, jetzt habe ich es schon selbst gesagt. Also, Gähne? Habe ich einen Sohn?“
„Wer war es denn?“, fragte Gwenhwyfar herausfordernd. „Eine dieser Hurenpriesterinnen aus Avalon, die sich an ihren heidnischen Festen in Sünde und Wollust zu den Männern legen?“
Gähne: „Artus, wenn Gwünny eine Hirnzelle weniger hätte, müsste man sie in die Ecke stellen, zur Sonne drehen und zweimal die Woche wässern. Ich wollte sie nur trösten, weil sie dachte, Du wärst unfruchtbar. Blöderweise bin ich eine Priesterin von Avalon, wenn auch im Exil, und darf nicht rundheraus lügen. Mist.“
Artus: „Also, äh ...?“
Gähne: „Urch, also gut. Ich habe dem Hirschkönig einen Sohn geboren und er wuchs bei Morgi auf. Zufrieden?“
Artus: „Mieh!“
Gwünny: „Häh? Wieso spricht sie jetzt von ihrem Sohn? Es geht doch um ... Artus' ... Sohn ...!“
Tadaaah! Nun isses raus. Allgemeines Gefühlswirrwarr bricht aus. Artus und Gähne umarmen sich, während Gwünny herumgeifert, dass diese Hexe ihren eigenen Bruder verhext hätte, dass Gott diese Süüüünde strafen werde und dass das der Grund sei, warum Artus noch keinen Sohn hätte! Das läge nämlich nicht etwa an Gwünny, die nun schon nach drei verschiedenen Männern, die ansonsten alle fruchtbar sind, nicht empfangen konnte, nein, das liegt an Artus' böser Sünde, wegen der Gott ihn straft. Also, nicht sofort, den ersten Sohn, so als direktes Ergebnis der Sünde, den hat er entstehen lassen, aber als er dann mal eine Zeitlang ein bisschen drüber nachgedacht hatte, war er dann der Meinung, dass er von jetzt an Artus mit Kinderlosigkeit strafen würde.
Sowas kann auch nur in Gwünnys Hirn logisch klingen.
Gähne versucht noch, ein wenig Sinn in das hohl-fanatische Schwadronieren der Gwünny zu bringen, aber es ist, welch' Überraschung, zwecklos. So geht Gähne schließlich und Gwünny kann Artus in aller Ruhe weiter bearbeiten; hat der am Anfang des Kapitels noch ein paar Cojones gezeigt mutiert er schnell wieder zum altbekannten Waschlappen. Ja, böse Sünde. Ja, Gott straft ihn deswegen und er ist schuld daran, dass er und Gwünny noch keinen Sohn haben. Ja, er wird mit einem Priester darüber sprechen und seine Sünde büßen.
Artus seufzte: „Warum liegt dir nur soviel daran, Gwenhwyfar?“
„Weil ich den Gedanken nicht ertragne kann, daß du einst im Höllenfeuer schmachten wirst ... und weil Gott die Strafe der Kinderlosigkeit von uns nehmen wird, wenn du dich von deiner Sünde befreist.“
Dann noch ein wenig herumgeheult und Artus ist, mal wieder, Gelée in ihren Händen. (Wachs wäre noch zu fest.)
Nach einer Weile hob [Artus] den Kopf und bat mit einem Seufzen, das sich aus der Tiefe seiner Seele zu entringen schien: „Schicke nach Vater Patricius.“
MOAH!
Alles Deppen. Unglaublich. Alles Deppen.
12 Kommentare:
Ich möchte Gwenhatschi gerne in einen Käfig mit vielen hungrigen Raubtieren stecken.
Ich saaaach Dir! Mein Tischkantenverbrauch war bei diesem Kapitel extrem hoch!
Zwei Worte:
Au ... backe. *seufz*
Ich bewundere dich. Und bedaure deine Tischkante.
Hast du noch ein paar Zähne übrig? ;-)
Gaaaaah! Zu Gwünny fällt mir nur noch ein Zitat aus True Blood ein: "Oh, for heaven's sake, grow a brain cell!"
Was soll den jetzt der Priester daran ändern?
Obwohl, wenn Mordred sich dann in Luft auflösen würde, würde sich das doch echt lohnen. Der Typ geht mir schon auf den Keks, wenn er bloß erwähnt wird.
Aber jetzt will Gwünny ihn sicher an den Hof holen und erziehen... :p
Ich liebe deine Smileys, die sind immer großartig.
Ansonsten kann ich nur Neyasha zustimmen (auch wenn ich gerade lachen musste, denn in True Blood wird das Zitat ausgerechnet von einer religiösen Fanatikerin, die Gwünny und ihrer Begeisterung fürs Christentum Konkurrenz machen könnte, gesprochen wird)
Ich möchte noch einmal meine enorme Freude darüber ausdrücken, dass es mit den Nebeln tatsächlich weitergeht :D
Und dann auch noch so ein phantastisches Kapitel. Gwünny in absoluter Topform.
"sich keinen Freuer wünscht"
Steht das da wirklich so oder ist das ein freudscher (Tusch) versprecher?
@Mailin: Ich denke, Gwünnys Dummheit hat so epische Ausmaße, dass sogar eine Sarah Newlin fassungslos wäre. *gg*
@Silph
Der Priester soll dem bösen, sündigen Artus die Beichte abnehmen, auf dass er befreiet werde von Sünd und Schand und sich der Leib seiner Frau fülle mit Söhnen. So ist das. :nick:
@DieJo
Whoops, ja, das soll „Freier“ heißen. Sehr freudianisch, doch. :-D Ausgerechnet jetzt komme ich natürlich nicht in den Adminbereich des Blogs, aber wenn ich später noch dran denke, werde ich das noch ändern. Ich und Tippfehler. Hmpf.
'Artus: „Mieh!“' - Haha, köstlich!
Ich habe die Nebel von Avalon vor Jahrzehnten gelesen und heiß geliebt.
Das Drama!
Die großen Gefühle!!
Das grausame Schicksal!!!
Umso mehr kann ich nun die Verkatzung genießen. Einfach göttlich.
Habe vorgestern "The Avengers" im Kino gesehen. Der Loki hat dann irgendwann so ein goldenes Geweih auf. Musste prompt an den Hirschkönig denken.
Meine Güte - eine Volldeppin, ein Weichei und dann noch der ganze Rest dazu. Neeee neeee. Da fehlen mir die Worte! So schlimm hatte ich das Buch nicht in Erinnerung...
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