Dienstag, 1. Mai 2012

Die Nebel von Avalon XLIII

Gut, wo stehen wir? Die Katze bzw. der Sohn ist aus dem Sack, Gwünny hysterisiert wie gewohnt christlich korrekt herum und Artus beugt sich brav dem Blöken.
Kein Wunder, dass er eine Tafelrunde hatte, Ecken wären ihm wohl auch an Gemöbel zu hart und unhöflich erschienen.

Gähne, die nach dem Erkennen der Sinnlosigkeit ihrer Erklärungsbemühungen das mit Christentum geschlagene Ehepaar verließ, zieht es auf die Zinnen der Burg. So ein bisschen aufgewühlt ist sie schon, doch pflichtbewußt denkt sie erst einmal an Avalon.

O nein, Gwenhwyfar würde ihm keine Ruhe lassen, bis er sich in die Hände der Christenpriester gab. Und was war mit seinem Schwur, den er Avalon geleistet hatte?

Ja, was ist eigentlich mit dem Schwur? Permanent und alle fünf Minuten noch zusätzlich wird darüber lamentiert, aber dass einer der Avaloniten dann mal sagt „Lieber guter Hörni, Du hast Avalon den Schwur geleistet und deswegen das Schwert bekommen. Nun bist Du aber so verchristet, dass Du Excalibur nicht mehr verdienst. Gib mal wieder her.“, nee, das geht ja auch nicht. Herumrennen, mit den Händen wedeln und herumjammern! Kein Wunder, dass da nie was in die Gänge kommt! Free Sex ist halt doch nicht alles. Heieiei!

Natürlich visioniert Gähne im Anschluss an die Avalongedanken nochmal kurz, eine Frau von so tüüüüüfer Spiritualitöt wie sie steht eben permanent mit dem Pulsschlag des Universums in Kontakt. Um der passenden Stimmung Willen regnet es nieselig vor sich hin, als ES passiert: ein junger Ritter spricht Gähne auf gar flirtierende Weise an.

Nach kurzem Besinnen kann sie sich sogar an ihn erinnern: er ist der Sohn von König Uriens (Wer?) aus Nordwales und heißt Accolon. Oh, und soweit man der Beschreibung trauen kann, sieht er Lendenlot nicht unähnlich und bekennt sich gar zur alten Religion, zumindest hat er schicke Schlangen um die Handgelenke tätowiert.

Gähne und Aci plauschen ein wenig herum, Ritterspiele hier, Kämpfe und Siege dort, als Gähne feststellt, dass sie sein Lächeln mag. Wenig später läuten die Kirchenglocken die zur Messe locken. Die beiden Turtelchen stellen fest, dass sie nicht wirklich auch nur irgendeine Motivation zum Besuch des Kirchengedöns aufbringen können. Hach, so viel gemeinsam!

Das Gespräch wendet sich der Familie zu. König Uriens ist christlich und dennoch den Frauen sehr zugetan. Weswegen er jede Flamme auch heiraten muss, nach guter, alter, christlicher Sitte.

Raffiniert!

Nachdem man sich nach 10 Minuten Gespräch nun doch schon etwas besser kennt, flörtet Aci deutlicher.

„Mein Vater versprach, mir hier ebenfalls eine Gemahlin zu suchen“, sagte er lächelnd. „Ich wünschte, der König wäre nicht Euer Bruder, Herrin.“

Morgaine spürte, daß sie wie ein Mädchen errötete. „Oh, ich bin zu alt für Euch“, wehrte sie ab.

Ja huppala!

Der Regen wird stärker und verhuddelt jeglichen romantischen Effekt, den der Niesel noch gehabt haben mag. Daher geht Aci nun aufs Ganze und bittet um ein Date. Ein erstes, daher ganz züchtig an der Artustafel beim Ehrenmahl an diesem Abend. Gähne ist entzückt, sagt zu und hat darob eine gleißende Epiphanie.

Und plötzlich durchzuckte es sie: So hatte [auch] Artus sie angesehen.
Davor also fürchtete sich Gwenhwyfar! Sie weiß, was ich bisher nicht wußte: Ich muß nur die Hand ausstrecken, und Artus wird alles in den Wind schlagen, was sie sagt. Er liebt mich mehr als sie. Ich liebe Artus nur als meinen Bruder, aber das weiß sie nicht. Sie fürchtet, ich würde ihn verzaubern und durch die geheimen Künste von Avalon wieder in mein Bett locken.

Ja dann STRECK DOCH DEINE HAND AUS, HIMMELARSCHUNDZWIRN!
„O, mir ist gerade klargeworden, dass ich den Hirschkönig mit einem Zucken meines kleinen Fingers wieder auf Spur bringen könnte. Wie wunderbar. Aber ich mach's nicht. Weil. Aus Gründen. Hihihihihihi.“

*seufz*

Gwünny sitzt derweil in der Kirche und phantasiert über die Söhne, die sie nun ganz bestimmt quasi instantan bekommen wird, nachdem die großböse Sünde ihres Mannes nun vergeben wirdwurdewerdenwird. Zwischendrin wirft sie Lähne neidische Blicke zu, die neben Lendenlot kniet und schon wieder guter Hoffnung ist.

Jetzt brüstet sich Elaine mit dem Mann, den ich so lange geliebt habe, und mit dem Sohn, den ich hätte bekommen sollen ...

Denn dass sie, die hochheilige Gwünny, die Ursache der Kinderlosigkeit sein könnte, ist eine Absurdität weitab jedweder Debatte. Naturalemente.

Im Anschluss an den Gottesdienst kommen die Familien König und Rittmeister zum freundlichen Geplausche zusammen.

Artus: „Na, Lende, alte Socke, wie geht's?“
Lendenlot: „Ja, super. Viel zu tun, ne, aber ansonsten, alles fluffig.“
Artus: „Keine Drachen mehr?“
Lendenlot: „Huh, nee, zum Glück nicht.“
Gwünny: „Na, und, Lähne, wann und was wird's denn?“
Lähne: „Demnächst und ich hoffe auf einen Sohn. Tochter wäre mir nicht so recht. Wo ist eigentlich Gähne?“
Gwünny: „Die blöde Kuh ist halt keine Christin und kommt deswegen nicht zu Messen.“
Lähne: „Nanana. Sie ist meine Freundin, Christentum hü oder hott. Dann bete ich eben für sie.“

Soso, Lähne will also keine Tochter. So ganz wohl ist ihr mit dem „Du kriegst Lendenlot, ich bekomme eine Tochter für Avalon“-Deal wohl doch nicht, hm?

Das kannst Du auch, dachte Gwenhwyfar verdrießlich, sie hat dir Lancelot verschafft, um mich zu kränken. Sie konnte Elaines unschuldige blaue Augen nicht mehr sehen und ihre falsche Stimme nicht mehr hören.

Ja, Gwünny, denn die ganze Welt dreht sich nur um Dich, Dich, Dich! Alles, was geschieht, hat einen Bezug zu Dir. Hast Du ein Glück, dass die moderne Psychologie noch nicht existiert, die hätte dazu wohl eine Menge zu sagen.

Als auch Artus Gähne vermisst, keift Gwünny gehässig herum und Hörni zieht Hörner und alles andere ein und schleicht zum Bischof, um seine schlimmböse Sünde zu beichten.

Was mich wirklich, wirklich nervt, ist Artus' Mini-Wini-Würstchen-Dasein. Ja, mirwegen, er lüüüübt sie eben. Nur, warum eigentlich?
Charakter? Ha!
Humor? Haha!
Geist, Intelligenz? Hahaha!
Herzensgüte? Hahahaha!

Nein, weil Gwünny so hübs ist. Mit blondem Wallehaar und Rosenblütenlippen. Ansonsten hat das Weib doch rein gar nichts zu bieten, im Gegenteil, sie nervt nur noch. Nur mit Lüüübe kann man eben alles erklären, selbst großkönigliche und rittmeisterliche Azephalie. Die ansonsten durchaus kluge, vernünftige Leute zu sein scheinen, aber bezüglich der Proto-Barbie macht es bei ihnen im Gleichklang *tilt*.
RAH!

Jedenfalls. Artus spricht mit dem Bischof und kommt entsprechend bedrückt zurück; 's fällt sogar Gwünny auf, die sich aber schnell einredet, sie als treusorgende Ehefrau und Wächterin über die Seele ihres Mannes hätte genau richtig gehandelt.
Das Festmahl beginnt, doch Artus sitzt in Sack und Asche vor einem Glas Wasser.

Vorwurfsvoll fragte [Gwenhwyfar] ihn: „Warum ißt du denn nichts?“

Der König lächelte dünn: „Nicht aus Mißachtung der Speisen. Alles ist sicher so gut wie immer, meine Liebe.“

„Es ist aber nicht richtig, an einem Festtag zu fasten ...“

Artus verzog das Gesicht. „Nun, wenn du es genau wissen mußt“, sagte er unwirsch, „der Bischof fand, daß meine Sünde so schwer ist, daß er mich nicht mit einer üblichen Buße lossprechen kann. Da du es so gewollt hast, Gwenhwyfar, nun bitte ...“

Er wies ergeben auf sich und dann auf den Teller: „Deshalb komme ich zum Pfingstfest in meiner Tunika anstatt in meinem Festgewand. Ich werde auch noch oft fasten müssen und viel beten, ehe ich meine Buße geleistet habe ... aber dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen, Gwenhwyfar.“
[...]
Aber so schrecklich hatte sie es sich nicht vorgestellt ... Die Königin biß die Zähne aufeinander, um nicht zu weinen.

Ja, hervorragend! Erst in voller Selbstgerechtigkeit ein Riesentamtam veranstalten, aber dann sind die Konsequenzen daraus auch wieder nicht recht. Vermutlich ist sie auch noch der Meinung, dass das nicht an ihr läge sondern an der bösen, schlimmen Welt, die einfach sinnlos fies zu ihr ist, dem armen, so rechtschaffenen Hascherle.

Das Fest schreitet voran. Artus geht seine alten Recken begrüßen und König Uriens, wir erinnern uns, der alte Vater des Lendenlot-Lookalike-Dates der Gähne, hat da ein Anliegen: nach dem Tod seiner letzten Frau hätte er gerne wieder eine neue, das Bett sei so kalt und überhaupt.

Gwünny kommt eine Idee.

Gwünny: „Hey! Gähne ist unverheiratet!“
Artus: „Öhm. Ist Uriens nicht schon etwas alt?“
Gwünny: „Ist doch ideal. Dann wird es ihn auch nicht stören, dass Gähne keine Kinder mehr bekommen kann.“
Artus: „Stimmt. Was für eine formidable Idee.“ [Anm. d. Katz: Artus, Du bist ein Kompletttrottel. Wann hätte Gwünny denn schon mal eine gute Idee gehabt? Richtig.]
Uriens: „Also Frau Gähne fände ich einen gar guten Gedanken.“
Artus: „Ja, nun, ich muss sie aber erst mal fragen.“

Er ruft nach Gähne und ich muss euch bitten, eure portablen Tischkanten zum Hineinbeißen bereitzuhalten.
Tischkanten bereit? Dann geht's weiter.

Artus: „Hey, Gähne, ich frage Dich jetzt, ob Du nach Nordwales heiraten willst, nenne aber nicht den Namen des geplanten Ehemannes, weil, warum denn. Ist bei einer Hochzeit eh völlig unwichtig.“
Gähne: „Ach, hihihi. Ja, das wäre schick.“
Artus: „Ja, echt? Dann ist es eine beschlossene Sache! Du wirst Uriens von Nordwales heiraten!“
Uriens: „O Froide!“
Gähne: „Watt? Bitte?“

Na, merkt ihr, was passiert ist? Bei der Erwähnung von Nordwales dachte Gähne, Artus spräch von Aci, dem jungen Ritter mit dem sie schon den ganzen Abend herumtändelte. Stattdessen ist sie plötzlich seinem alten Vater versprochen und weil es einen öffentlichen Aufschrei gäbe, würde sie es sich spontan noch anders überlegen, muss sie nun Uriens heiraten.
Gwünny ist, wie sollte es anders sein, entzückt. Oder sowas in der Richtung.

Mit neu aufwallendem Haß dachte sie: Jetzt soll Morgaine selbst erleben, was es heißt, mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie nicht liebt!

Ja, echt, das Leben der armen Gwünny war ein einziges Tal der Tränen und des Leidens, weil sie den brutalen und fiesen Artus heiraten musste und mit ihrer wahren echten Liebe nur mehr oder weniger heimlich nebenher fleischeslusten konnte! Man kann ihr die fiesen Gedanken wirklich nachfühlen. *snort* Ja. Nein!

Den Rest des Kapitels erzählt Gähne wieder aus ihrer retrospektiven Sicht.

Ich fragte mich, was Accolon von mir dachte. Ich hatte mich ihm so gut wie versprochen, und ehe es Abend wurde hatte man mich in aller Öffentlichkeit seinem Vater gegeben! Ich hatte keine Möglichkeit, mit ihm zu reden ...

Ja, das ist schon eine Situation, was?
Zu Uriens selbst gibt es momentan nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass er der bislang vernünftigste und sympathischste Charakter des Buches ist. Zwar selbst Christ sieht er die alten Bräuche aber realtistisch und lässt ihre Ausübung auch weiterhin zu. Selbst dass Gähne keine Kinder mehr bekommen kann stört ihn nicht, davon habe er ohnehin genug.

Ein netter, kluger, humorvoller, vernünftiger, sympathischer Mann. Wie hat der sich eigentlich in dieses Buch verirrt? Ich meine, er hört beim Regieren sogar auf das, was Gähne zur Lage der Nation zu sagen hat.
Ich foreshadowe hiermit, dass das nicht gutgehen kann. Gänne wird irgendein Haar in der Suppe finden, und wenn sie selbst erst ein Pferd durch ebendiese treiben müsste.

Es ereignet sich in Folge erst mal ein gar harmonisches Familienleben, in dem Gähne die Rolle der Frau und Mutter (Uriens Jüngster ist nicht etwa Aci sondern erst 9 Jahre alt) ordentlich ausfüllt. Tanderadei.

Nachdem ich ein Jahr mit Uriens verheiratet war, kehrte Accolon nach Hause zurück.

Leute, holt das Popcorn heraus, das verspricht interessant zu werden.

12 Kommentare:

DieJo hat gesagt…

...und das Missverständnis einfach aufzuklären war nicht drin...? Nein? Hm. Man wird ja mal fragen dürfen.

FrauKatz hat gesagt…

Noooin, das geht nicht. Was sollen denn die Leute denken? Und das entgehende Drama!

Silph hat gesagt…

"Free Sex ist halt doch nicht alles."
Natürlich nicht. Ein Steinkreis dazu ist ja wohl das Mindeste.

Anonym hat gesagt…

Danke auch für den Ohrwurm. :-P
"Mini-Wini-Würstchenkette lieben Karl und die Annette..." Gah!


Aber es fasziniert mich ja mehr und mehr, wieviel Blödheit auf Charakterseite man in einem einzigen Buch unterbringen kann. Faszination des Grauens, und so.

Neyasha hat gesagt…

Boah, an das inszenierte Missverständnis kann ich mich noch gut erinnern. Ich war damals so genervt ...
Krampfhaft vermeiden einen Namen zu nennen (wofür es keine Gründe gibt), damit man nur schön ein Missverständnis produzieren kann. *doing*

Anonym hat gesagt…

*mampf* Da bin ich ja schon echt gespannt *knusper*, wie es weiter geht *mjam*. Diese Spannung! *Nachschub hol*

LG Leni A.

Nadine hat gesagt…

Oh je, oh je, oh jemine. Nachdem der Tisch jetzt aufgeknabbert ist, habe ich mit der Stuhlkante weitergemacht.

Kess hat gesagt…

Kopf -> Tisch

Meinen Respekt für dein Durchhaltevermögen, Frau Katz.

Anonym hat gesagt…

"Ein netter, kluger, humorvoller, vernünftiger, sympathischer Mann. Wie hat der sich eigentlich in dieses Buch verirrt?"
*roflol* Ich kann ja nicht mehr! Grandios! Vielen lieben Dank, dass du weiter machst!

*huld*verneig*huld*

mohrchen hat gesagt…

"Ein netter, kluger, humorvoller, vernünftiger, sympathischer Mann. Wie hat der sich eigentlich in dieses Buch verirrt?"

*roflol* Ich kann ja nicht mehr! Vielen lieben Dank, dass du weiter machst!
*huld*verneig*huld*

mohrchen hat gesagt…

Blödes Teil, schickst ab, obwohl ich nur von GoogleKonto auf Anonym gewechselt bin! GNAH!

NIa hat gesagt…

Ich weiß, dass ich das Buch auch gelesen habe und Gwünny schrecklich fand. An Urie und Aci kann ich mich aber gerade net erinnern - schade, die hören sich ja wenigstens noch ansatzweise sympathisch an.

Arthur fand ich irgendwann so schrecklich dämlich, dass es mir um sein Ende gar nicht mehr leid tat (schlimm, aber iss doch wahr).