Im Steinkreis gibt es die heiligen, müstischen Drogen und bis die so richtig wirken hat Gähne viel Zeit, sich tiefsinnige Gedanken zu machen.
Die Gesichter der Götter, an die das Volk glaubte, waren Zeichen, die die Menschen brauchten, um sich dem jeweiligen Stand ihrer Entwicklung entsprechend den Großen Wahrheiten vorstellen zu können. Eines Tages würden alle Frauen und Männer die Innere Wahrheit erkennen; zur Zeit noch nicht.
Ja, aber hauptsache Gähne und Vivi erkennen sämtliche inneren, äußeren und schrägvonlinksen Wahrheiten, vom Anbeginn der Zeit bis heute und darüber hinaus. Denn Gähne beginnt zu visionieren, vom kleinen Volk, damals, dann kamen die Stämme, dann kam Atlantis, dann ging Atlantis schwimmen (was völlig den heutigen Erkenntnissen widerspricht; weiß doch jeder, dass Atlantis einfach heim in die Pegasusgalaxis geflogen ist, also wirklich!) und und und.
Sie sah neue Welten sich erheben und versinken ... Schweigen, und jenseits der Nacht kreisten und drehten sich die großen Sterne ...
Wie gewohnt also: alles furchtbar wichtig, müstisch, atlantisch, mächtig, weise, allumfassend. *handwedel* Man beginnt sich wirklich zu fragen, warum diese nahezu allmächtigen Wesen, die über Leben, Zeit, Raum, den Fisch, die 42 und den ganzen Rest herrschen, noch immer ihren irdischen Beschränkungen unterworfen sind. Wie „zu alt zum Kinderkriegen“ aber immer noch alt genug, sich jeden Liebhaber zu nehmen, der ihnen gerade zupass kommt.
Haben so erleuchtete Lichtgestalten echt nix besseres zu tun, als permanent die Reproduktion zu bequackeln?
Egal. Raven, die selbst dann noch schwieg, als brennendes Öl sie verbrannte, fängt auf einmal an zu jammern und zu visionieren. Von einem gehörnten Jäger und Hirschen und Blut und Sohn der Göttin. Müstische Wortfetzen zum müstischen Setting.
Dann schreit die Eule dreimal, die weiß schließlich auch, was sich gehört, und die Vorstandssitzung wird beendet.
Ein paar Tage später, Gähne ist noch erschöpft von
Vivi: „Na, und, wie?“
Gähne: „Müde.“
Vivi: „Ja, kenne ich. Nimm das nächste Mal vielleicht nicht die ganzen Drogen, die sie Dir geben. Man muss seine Grenzen kennen. Gerade soviel, dass Du high wirst, pardon, dass Du die Gesichte bekommst.“
Gähne: „Mh.“
Vivi: „Und, hast Du verstanden, was Raven so gesichtet hat?“
Gähne: „Nicht so richtig. Es gibt Hirschbraten?“
Vivi: „Ähnein. Früher, als alles noch müstischer war im Vergleich zu heute, man mag es kaum glauben, wurde ein Mann für ein Jahr zum Obermotz eines Stammes gewählt. Der durfte quasi alles, inklusive sich durch die Jungfrauenschaft des Stammes wonnen. Am Ende des Jahres musste er dann aber mit den Hirschen rennen, und wenn die ihm draufkamen, dann war er hinüber. Das war so der gerechte Ausgleich dafür, dass das Korn wuchs und die Leute Hirschbraten hatten.“
Gähne: „ ... aha.“
Vivi: „Heute wächst das Korn auch so, ne, die Zeiten ändern sich halt. Aber bei besonderen Gelegenheiten bekommt noch immer einer den Mantel umgehängt, die Hörner aufgesetzt und muss mit den Hirschen laufen. Und sich mit der jungfräulichen Jägerin verwonnen, das nennt man dann die große Ehe.“
Gähne: „ ... aha?“
Vivi: „Dieses Mal bist Du das. Ich habe ja erwähnt, dass Du Deine Jungfräulichkeit aufheben sollst, man wisse ja nie, wozu Du sie noch gebrauchen kannst.“
Gähne:
„Mein Körper und meine Seele gehören der Göttin. Ihr Wille geschehe“, flüsterte Morgaine. „Und Euer Wille ist ihr Wille, Mutter.“
Ich interpretiere das mal als ein „ja, geht klar.“.