Nach ein paar Tagen kommt der Treck an einem kleinen Örtchen vorbei und dort begraben sie Wilhelma, die Dahingeschiedene. Nicht weit vom Dort entfernt treffen sie auf Gaukler in einer Notlage: deren Wohnwagen war von der Straße abgekommen und steckte fest. Offensichtlich holländische Spielleut'.
Herzensgut wie unser Trupp nun mal ist helfen sie den armen Mitmenschen und alle freuen sich. Einer der Gaukler entpuppt sich als der berühmte und unvergleichliche Ludmillus, den ich aus unerfindlichen Gründen immer Alfred Jodokus Quack nennen will. Obwohl ich die Serie nie gesehen habe. Seltsam, seltsam.
Ludmillus Quack ist, um zum Buch zurückzukommen, sehr erfreut über die Begegnung und verspricht eine Sondervorstellung nur für die guten Bauern.
Gegen Abend rasten sie und Marthe, unser aufmerksames Mädel, bemerkt etwas:
Marthe fiel auf, dass der Sänger eine Schüssel voll [Hafergrütze] zum Wagen trug. Ob noch jemand zu ihnen gehört?, überlegte sie. Aber warum zeigte er sich dann nicht?
Müßig hinzuzufügen, dass es natürlich nur unserem Sonnenscheinchen Marthe auffällt. Sie ist ja so aufmerksam. Winzigste Hinweise, Spuren von Hinweien, und sie weiß, was Sache ist! Ein erigiertes männliches Geschlechtsorgan und sie hat voll gecheckt, wo das hinführt. Neenee, sie ist schon das eindeutig hellste Löffelchen in der Besteckschublade.
Die Spielleut' und Gaukler beginnen mit der Vorführung. Zuerst bieten sie ein Spottlied dar, danach eine lange, gefühlvolle Ballade über einen Ritter, der seine Liebste verliert.
Wie gebannt wanderte ihr Blick immer wieder zu Christian. Obwohl dessen Gesicht keine Regung zeigte, spürte sie doch, dass auch ihn die Geschiche im Innersten berührte. Hatte er eine Frau verloren, die ihm viel bedeutete?
Könnte natürlich auch ein Haustier sein. Oder seine Lieblingshaferbreischüssel. Gar sein Erbschwert vom Grossvater? Das kann einen Mann auch schwer lebensüberdrüssig machen, ne?
... NATÜRLICH EINE FRAU! SAMMA HIER! Grade wirste noch als klügste Mensch von ganze Wald aufgebaut und jetzt das. Tsk!
Die Comediens des Mittelalters fahren mit ihrer Vorstellung fort und danach versucht Jodokus Ludmillus Quack ... na? Na? Na! Marthe anzubaggern, naturally. Euch kann man auch nichts vormachen, hu?
Lukas, der Knappe, wird darob gar grauslich fuchtig und beschließt, dem Gaukler mal zu zeigen, wo die Laute hängt, wenn der es tatsächlich wagen sollte, Marthe zu küssen. Der macht jedoch einen Rückzieher.
Cut zur Nacht. Marthe wird von einem „Ssst" geweckt.
Energisch drehte sie sich weg. Die Frauen hatten sie längst gewarnt, dass die vom fahrenden Volk allesamt nur Taugenichtse und eine Gefahr für jedes sittsame Mädchen waren. Aber Ludmillus ließ sich nicht abweisen[.]
Leider, leider will er aber nur Marthes medizinische Kenntnisse. Im Wagen sind eine junge Frau mit ihrem fiebernden Kind. Marthe senkt erst mal das Fieber und klettert dann aus dem Wagen, um Kräuter und Tinkturen zu holen.
Marthe hatte sich erst ein paar Schritte entfernt, da tauchte aus der Dunkelheit Griseldis neben ihr auf und packte sie am Arm.
„Fühlst Du denn gar keine Scham, du loses Ding? Für Huren ist kein Platz bei uns."
Marthe brauchte einen Moment, um zu begreifen.
„Da drin ist eine Frau mit einem todkranken Kind. Ich muss ihnen helfen", verteidigte sie sich.
„Lüg mich nicht an, Schamlose! Denkst Du, ich hätte nicht gesehen, wie still Du gestanden hast, als diese drei Strauchdiebe über euch herfallen wollten? Hast es wohl kaum erwarten können", zischte Griseldis.
Feststellung #1: Marthe ist wahrlich das mißverstandenste Lebewesen dieses Universums.
Feststellung #2: Auch die Frauen können offensichtlich nur an Sehks denken. Na, das ist doch mal echte Gleichberechtigung.
Ludmillus kommt angewackelt und erahnt das Problem ... nämlich, dass ich mal wieder einen Kater im gelben Sack habe. Verdammt. Moment, geht gleich weiter.
[...]
Hab' mich geirrt, es war doch die Katze.
Anyhoo, Ludmillus Quack bietet der biestigen Griseldis an, doch mal zur Verifizierung der Geschichte einen Blick in den Wagen zu werfen, aber die entfernt sich dann doch lieber verächtlich. Sie weiß schließlich, was abgeht! Jawohl!
Marthe Sue holt ihre Tinkturen und nach nicht allzu langer Zeit geht's dem Kind schon besser. Hurra! Ludmillus ist dankbar, Marthe ist wütend auf Griseldis.
Abend für Abend, wenn sich alle erschöpft am Feuer ausruhten, kümmerte sie sich mit letzter Kraft und wunden Füßen noch bis in die Dunkelheit um die Krankheiten und Verletzungen, die sich die anderen auf dem Marsch zugezogen hatten – und zum Dank dafür musste sie sich solche Vorwürfe anhören
Ja, unerhört ist das! Ohne Marthe würde wahrscheinlich der ganze Zug schon tot oder zumindest sterbend in der Ecke liegen, ne, und dann darf sie noch nicht mal ein bisschen Sehks haben! Nicht, dass sie wollte, die Grundgute, aber wenn sie wollen würde, dann müsste sie schon dürfen können, in Anbetracht der großen Verdienste und so!
Un! Er! Hört!
Ich bin moralisch zutiefst entrüstet.
Meistens ist das nach einer Packung Dominosteine wieder weg. Sekunde mal eben.
[...]
Ah, besser.
Am nächsten Tag spielt Ludmillus Quack wieder den lustigen Gaukler und erwähnt aus Dankbarkeit Marthe gegenüber, dass Luddi und Ossi sie immer noch suchen und jetzt ernsthaft stinkwütend sind, weil Wulfi sie nämlich wegen Marthe gefeuert hat. Nun wollen sie sich rächen.
Marthe erschrickt angemessen und rennt zu Lukas. Der beruhigt sie, Christian würde vorne aufpassen und er hinten, wenn Marthe schön in der Mitte des Zuges bliebe, könne ihr nichts passieren.
Sandwich! :D
Ende Gelände. Hm. Ich vermisse Otto ein wenig. Schon lange her, dass er ein Kapitel hatte.