Nachdem auf Avalon aber nichts ohne langwierige, höchst müstische Rituale passiert (da sag nochmal einer, damals hätte es keine Bürokratie gegeben; „Nein, dazu müssen der CEO und der Facility Manager erst bei Vollmond um eine Weide tanzen, den geheimen Saft trinken und die heiligen Kronkorken zur Zukunftsdeutung werfen. Mindestens drei Wochen Bearbeitungszeit!“), wird Gähne erst einmal einem solchen unterzogen.
Dunkel war's, der Mond schien helle,
als die Gähne, blitzeschnelle, gemessen um die Ecke bog.
Sie war blaß wie der junge Mond. Das Haar floß ihr über die Schultern, und sie trug keinen Gürtel um das Gewand.
Das übliche also, was man so bei spirituellen Zusammenkünften trägt: Wallehaar und Wallegewand. *daumenhoch*
So schreitet sie dahin, barfuß, und nimmt von einer Priesterin den halluzinogenen Humpen entgegen. Der wird geleert und dann kanns losgehen.
Zuerst in einen Ring aus Steinen, einmal rundherum bitte. Begleitung Raven, die mit dem Schweigegelübde (es sei denn, es sei wichtig, ne) macht eine kleine Pyro-Show und illuminiert ein Seil, das sich Gähne dann auch brav greift. Plötzlich ein Feuerkreis und dann das schwebende Gesicht der Göttin, die so augenblicklich ohnehin baugleich mit Vivi zu sein scheint.
Gähne weiß übrigens, dass der Effekt daher rührt, weil Vivi sich Leuchtschminke ins Antlitz geschmiert hat. Auch damals schon kam man schwerlich ohne Special Effects aus, so scheint es zumindest.
Gähne bekommt dann noch etwas nicht näher Benanntes zu schlucken, zweifelsohne ebenfalls zur, uhm, Vorbereitung ihres Geistes auf die tiefen Müsterien des Lebens, genau. Sie sitzt also etliche Absätze herum, hat kluke Gedanken und sieht in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die nicht ohne die Erwähnung des kleinen Volkes und, NATÜRLICH, Atlantis auskommt. Ich meine, eine Vision ohne Atlantis ist ja wie Penne ohne Nudeln, da kann man ja gleich von einer Butterfahrt mit Leberwurstjongleur visionieren. Neenee, Atlantis, dat is watt Reelles. Da weißte, wasde hast. Atlantis muss sein.
Raven, die Schweigende, ist davon so ergriffen, dass sie glatt ihre Stimme erhebt. Dann visioniert sie ebenfalls, und hoffentlich wird das alles mal einen Sinn ergeben:
„Ahhh ... siebenmal dreht sich das Rad, das Rad mit den dreizehn Speichen, das Rad, das sich am Himmel dreht ... siebenmal schenkt die Mutter ihrem dunklen Sohn das Leben ... Sie rennen! Sie rennen, getrieben von der Brunst des Frühlings ... sie kämpfen, sie wählen ihren König ... ah, das Blut, das Blut ... und der größte, er springt, und an seinem stolzen Geweih klebt Blut ...“
Klingt jetzt erst einmal nach dem großen Jäger Arti.
Raven visioniert noch ein wenig weiter, dann ruft die Eule dreimal und alle gehen nach Hause.
Drei Tage später
Gähne ist noch nicht wieder ganz zu Kräften gekommen. Von Atlantis zu visionieren scheint dann doch recht anstrengend zu sein. Außerdem hat sie Kopfschmerzen und ihr Neumondbluten ist mit großer Heftigkeit über sie gekommen. Alles Informationen, die so urweiblich sind und deswegen mitgeteilt werden müssen. Denn was sagt deutlicher „Weib!“ als Kopfschmerzen und Menstruationskrämpfe?
Wie auch immer, sie wird zu Vivi gerufen. Die fragt, wieviel ihre Protegée denn nun von Ravens Prophezeihung verstanden hat. Ja, nun, meint Gähne, nichtsoviel. Gut, meint Vivi, dann würden sie jetzt darüber reden.
Gucken wir mal ... Alte Zeit, Weisheit, Druiden, versunkene Tempel, Volk der Feen ... das Übliche.
Kurz zusammengefasst gab es DAMALS™ einen Stamm, der Hirsche jagte. Um das kosmische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und den Weiterwuchs des Weizens zu sichern, musste sich deswegen jedes Jahr ein Mann opfern, der dann seinerseits von den Hirschen erlegt wurde, es sei denn, er erwies sich als stärker und klüger als die Huftiere.
Damit der Posten auch attraktiv genug war, durfte der entsprechende Mann sich das Jahr vor seiner heiligen Pflicht damit beschäftigen, jede Frau des Stammes zu bewonnen, die ihm in den Sinn kam. Sowas soll Männer ja durchaus ein Anreiz sein und ein Jahr ist lang und vielleicht haben die Hirsche dann ja Geweihfäule und sind nicht so gefährlich, manweißjanie, her mit den Jungfrauen!
Daraus erwuchs dieses Hirsch-Ritual, von dem nun schon ein paar Mal die Rede war. Überlebt der Gehörnte die Hirsche, darf er die jungfräuliche Jägerin bewonnen, was eine unglaublich tiefsinnige und bedeutungsvolle Tätigkeit ist, die mit der eigentlichen Körperlichkeit gaaaar nichts mehr zu tun hat.
Klaaaaaaaaaaaaaaar.
Aber mit „Dann wächst auch der Weizen schön weiter“ kann man den jungen Leuten heutzutage (also, eher damalszutage) nicht mehr kommen, dass der ohnehin wächst, wissen die mittlerweile.
Bleibt nur noch die Frage, wer denn die jungfräuliche Jägerin sein wird. Richtig, Gähne. Deswegen sagte Vivi ihr schließlich dereinst, sie möge ihre Jungfräulichkeit ruhig mal bewahren, ne, man wisse ja nie, wofür man die nochmal gebrauchen könne.
„Mein Körper und meine Seele gehören der Göttin. Ihr Wille geschehe“, flüsterte Morgaine. „Und Euer Wille ist ihr Wille, Mutter.“
Moah. Dieses hingebungsvolle Gesäusel darüber, dass sie ja nur eine Marionette der Mutter sei und die larmoyanten Gehorsamsschwüre enervieren mich so langsam. Jaa, Frauen sind die müstischsten und weisesten Kreaturen auf dem Erdenrund, aber, mei, so ein bisschen Denken hin und wieder wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Bisschen weniger Göttin, bisschen mehr Hirn. :-p
10 Kommentare:
Kommt mir das nur so vor, oder hatten wir _genau_so_ ein Kapitel _schon_mal?
Ich dachte, es wären die christlichen Männer, die alle doof sind und nur das nachbeten, was ihnen ihre Priester über ihren Gott erzählen... aber wenn es keine Männer, sondern Frauen sind, denen ihre Priesterinnen Dinge über die Göttin erzählen, dann ist das wohl besser. Uh-huh. :ugly:
Also, ich seh da im Moment noch nicht so den Unterschied. Eher so 'alle doof'.
Alle bannen.
Hauptsache, es schreit ein Käuzchen. *g* Das ist wichtig. Käuzchen sind wichtig für... äh... gutes Feng-shui
Kein wunder, dass es ihr so vorkommt, als würde man ständig über Jungfrauen, weiblichkeit und mystische Atlanten wisionieren. :)
Aber schön, es nochmal ausführlicher lesen zu können.
Juhu, es verkatzt wieder! *freuhüpf*
Am besten war ja dwer mitv dem CEO im mondschein tanzende Facility-Manager! ROFL!!!
Gute Besserung an alle erkrankten Zwei- und Vierbeiner.
LG
felis
Okay, da lebt sie ihr ganzes Ausbildungsleben da und dann muß sie über ein Ritual visionieren, das ohnehin jedes Jahr stattfindet, und von dem man ihr auch einfach so mal hätte erzählen können? Gibts denn nichts Besseres zu visionieren?
Wenn ich vom "kleinen Volk" lese, hab ich automatisch die Nac Mac Feegle vor Augen. Ich finde, so ein inbrünstiges "CRIVENS!!" hier und da hätte der Story nicht geschadet.
Beim kleinen Volk denke ich automatisch an Hobbits. Und ehrlich -- ich fände eine Vision mit einem Leberwurstjongleur deutlich unterhaltsamer als eine von Atlantis. *g*
Gah! Diese ganze Atlantissache und die ewige Mystik und Göttin und Visionen und Zeugs - ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum mir das als Teenager gefallen hat.
Jetzt rollen sich mir schon bei der Zusammenfassung die Zehennägel auf. Aber die Verkatzung ist herrlich!
"Ich meine, eine Vision ohne Atlantis ist ja wie Penne ohne Nudeln, da kann man ja gleich von einer Butterfahrt mit Leberwurstjongleur visionieren. Neenee, Atlantis, dat is watt Reelles. Da weißte, wasde hast."
gnihihihi
@Silph: Wenn ich mich richtig erinnere, wurde dieses Ritual früher jährlich durchgeführt, seit dem Christentum aber nicht mehr, oder nur, wenn ein neuer König kommen soll. Auf jeden Fall wird es halt da durchgeführt, weil der neue König nicht nur der König der Christen sein soll, sondern durch das Ritual auch demonstrieren, dass er Avalon akzeptiert und diese ihn unterstützen. *wirr*
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