Dienstag, 15. Februar 2011

Die Nebel von Avalon XXV

Springen wir noch ein wenig durch die Zeit. Ein gutes Jahr nachdem der religiöse Debattierclub bei Iggy auftauchte ist es nun soweit, die Braut wird verpackt und zum Besteller Bräutigam geliefert. Iggy ist auch dieses Mal dabei um die schickliche Überführung zu beaufsichtigen. Gwünny und ihre Agoraphobie sind natürlich sehr aufgeregt, immerhin wird die weite Reise durchs freie Feld führen. Also echt mal jetzt, hätten die ihrer zukünftigen Großkönigin nicht einfach einen schicken Tunnel graben können? Kein Einsatz mehr, die Leute von ... gestern.

Iggy versucht zu beruhigen.

„Ich habe vergessen, daß Ihr noch nie von zu Hause weggekommen seid, abgesehen von der Reise zum Kloster und wieder zurück. Ihr wart in Glastonbury, nicht wahr?“
Gwenhwyfar nickte: „Ich wünschte, ich könnte dorthin zurück ...“

Sie spürte Igraines scharfen Blick und verlor den letzten Mut.


Ja, weder Iggy noch wir haben den Eindruck, dass Gwünny ihrer Hochzeit positiv entgegen sieht. Aber irgendwann muss König Leo seine Ladenhütertochter doch unterbringen, immerhin ist sie schon 18 und damit eigentlich schon fast reif für die Rente, das erste Kind bekommt man schließlich so mit 14.

... apropos Kinder. Warum habe ich nur das Gefühl, dass sich dieses „IchkrichkeinekinderOMG“-Drama auch bei Gwünny manifestieren wird? Ich meine, bislang ist keine der handelnden Damen zufrieden. Vivi konnte keine Tochter bekommen, Iggy konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen, Gähne kann keine weiteren Kinder mehr bekommen, Morgi wollte auch immer mal eine Tochter, Drama, Drama, Leid. Ist das eines der vielen urwüchsigen Zeiten der Weiblichkeit? Das Hadern mit der Fruchtbarkeit? Na danke.

Es herrscht ein wildes Durcheinander, die Wagen werden beladen, die Pferde gesattelt und bereitgestellt. Iggy will Gwünny schon mal aufs Pony hieven, doch die haucht ganz weiblizart, dass sie lieber in der Sänfte reisen würde. Da drin gibt es weniger Landschaft und Weite, ne?
Schon wieder ist Iggy erstaunt, aber gut. Sie erzählt dann noch die Vivi-Anekdote, denn die zieht sich auch mal gerne Männerhosen an, um bequem zu reiten. Und als hätten wir das nicht schon mehrmals gehabt hauchfragt Gwünny erbebend und mit großen Kulleräugelchen (dass es Frauen verboten, heilige Schrift, WÄH!, das erwähne ich ja schon gar nicht mehr), ob Vivi denn eine Hexe sei.
Was seine Mutter ist, hat Lendenlot zwar vor zwei Kapiteln schon erläutert, aber man kann die „Wir erklären die Struktur der Priesterschaft auf Avalon nochmal einem dummen, abergläubischen Christen“-Routine ruhig nochmal durchspielen.
Ich glaube, würde man dem Roman die Redundanz nehmen, er wäre ein schmales Heftchen von maximal 150 Seiten.

Dann kommt Lendenlot, der es sich natürlich nicht hat nehmen lassen, die Gwünny-Karawane zu begleiten. Aus, äh, Treue zum König, sicherlichiglich. Iggy möchte die beiden bekannt machen, doch Güldenhaar winkt ab.

Gwenhwyfar lächelte und spürte, wie ihre Wangen erblühten. Sie sagte: „Ich kenne Lancelot. Er kam hierher, um meinem Vater zu zeigen, was er alles mit Pferden machen kann.“


... was er alles mit Pferden machen kann. Ja. Das kann man so sagen.

Lendenlot hüppt viril vom Pferd, man plauscht über das ganze Zeug, das außer den Pferden noch als Mitgift mitkommt. Unter anderem eine runde Tafel, die Leo mal irgendwo hat mitgehen lassen. Mit Loch in der Mitte. Wie ein Doughnut. Da kommt die berühmte Tafelrunde also her, da guck.

Lendenlot macht Gwünny dann noch ein Kompliment, sie errötet zart, das Herzelein klöpfet und dann geht es endlich los. Iggy möchte die Vorhänge der Sänfte öffnen, doch dann könnte ja die Landschaft reinkommen, Gwünny ist jedenfalls dagegen. So schaukeln sie los, und vielleicht schwappt durch das Gewackel irgendwas in Gwünnys Kopf über (dass sie da oben kein Hirn hat, das Dinge stabilisieren würde, können wir, denke ich mal, als gegeben annehmen), jedenfalls denkt sie sich plötzlich erbost, dass sie ja nur eine Zuchtstute für den Großkönig sei, genau wie die anderen Pferde da draußen, und nicht um ihrer Selbst geliebt wird, schluchz, und überhaupt wäre im Kloster alles so töfte und super. Möh.

Igraine fand sich damit ab, hinter geschlossenen Vorhängen zu reisen, obwohl sie sich nach frischer Luft sehnte. Sie überlegte, was in aller Welt mit diesem Mädchen los sein konnte.


Einiges.

Die Gespräche nachts im Zelt zwischen Iggy und Gwünny schenken wir uns hier mal, da werden ohnehin wieder nur die üblichen Themen neu durchgekaut. Letztendlich beginnt Iggy jedoch daran zu zweifeln, dass Gwünny für die Königinnenstelle geeignet ist. Dass Gwünny überhaupt zu was taugt. Erstaunlich, Iggy hat ihren Geist lange genug aus dem alten Testament gehievt um das festzustellen. Respekt.

Irgendwann am nächsten Tag überredet Lendenlot die edle Gwünny dann dazu, doch mal auf dem Pferderücken weiterzureisen, und dann geht es auf einmal. Iggy reitet hinterdrein, freut sich, denkt sich, dass die beiden, er dunkellockig, sie güldenhaarig, gut aussehen, und dann ...

[I]hr fiel auf, daß Gwenhwyfar aufrecht auf dem Pferd saß, wieder Farbe im Gesicht hatte und lächelte. Es war richtig gewesen, sie aus der Sänfte zu holen.

Dann bemerkte sie, wie die beiden sich ansahen.


Wie ein Blitz fährt es ihr ins Gebein, denn genauso verschlang Uther sie damals mit den Augen. Doch nein, das kann ja nicht sein, denn sie versuchen ja nicht, Händchen zu halten.

... aha. Weil sie nicht versuchen, vor der ganzen Reisegruppe und der Nase der Königsmutter Händchen zu halten, ist alles harmlos und ein Irrtum. Bestechende Logik, da kommt man nicht gegen an. Außerdem, so Iggy, könnte das auch gut und gerne der Teufel sein, der ihr wirre Ideen eingibt, jawoll! Da muss man ja immer aufpassen! Ständig auf der Hut!
Trotzdem beschließt Iggy, die Sache mal mit dem Merlin zu besprechen. Sicherheitshalber. Und sie behält die beiden Turtelchen genau im Auge. Auch sicherheitshalber.

Immer wieder kehrten Igraines Augen zu Gwenhwyfar und Lancelot zurück. Ja, beide umgab beinahe sichtbar und wie eine Wolke die Aura von Hunger, Sehnsucht und Verlangen!


Aber nur beinahe sichtbar, denn außer Iggy merkt natürlich keiner was. „Dies ist nicht das verliebte Pärchen, das ihr sucht.“ *yetiwedel*(sic)

Sie kommen in Caerleon an. Hörni kommt angerannt.

Hörni: „Mutti! Lendi! Schnucki! Na, gute Reise gehabt?“

Gwünny: „Ja, danke. Da, ich habe Pferde mitgebracht.“

Hörni: „Ohh, Pferde! *gwünnywegschubs* Wowowowowo?“

Nun, man plauscht ein wenig und Königin Wallehaar denkt so bei sich, dass sie sich in Caerleon bestimmt wohlfühlen wird, weil die Burg so schöne klotzige Mauern hat. Das erfreut das agoraphobische Herzchen der kleinen Braut. Dass Hörni meint, er werde sie gleichberechtigt behandeln und wenn er mal Zigaretten holen oder Sachen bekämpfen ist, soll sie mit voller Befehlsgewalt über seinen Besitz herrschen, erfreut sie allerdings weniger.

Die Angst schlug Gwenhwyfar wieder in Bann. Wie konnte er das von ihr erwarten?


Ja, schlimm! Würde er sie doch in ihre Kammer sperren und zum Stricken zwingen, da würde sie sich viel wohler und gottgefälliger fühlen.

Doch nun haben alle genug herumgelungert. Die Reisegruppe wird zwecks Entstaubung (und sicher auch Entwesung) in die Burg verfrachtet und auf dem Weg werden die ganzen nötigen Vorstellungen („... und das ist Cai, mein Ziehbruder, Cai, sag Hallo zu meiner Katalogbraut.“) und als würden uns die Inkonsistenzen nicht eh schon suspekt erscheinen kann das finzelige kleine Furchthäschen Gwünny auf einmal richtig schön Befehle erteilen.

Insgeheim stelle sie überrascht fest, dass sie wirklich wie eine Königin sprach.


Na sicher das.

7 Kommentare:

DieJo hat gesagt…

Aber ist doch klar wie Kloßbrühe, warum Gwünni sich plötzlich ganz wie eine Königin gibt. Als Frau ist sie von Natur aus dafür prädistiniert, völlig perfekt zu erscheinen, auch wenn sie im Inneren ganz viel Angst hat und sich verzweifelt Kinder wünscht. Das ist doch völlig natürlich. /ironie ende

mohrchen hat gesagt…

Ich liege vor Lachen echt auf dem Tisch!

> Ich glaube, würde man dem Roman die Redundanz nehmen, er wäre ein schmales Heftchen von maximal 150 Seiten.
*prust*
Oma kommt sowieso jedes Jahr! Sorry, den erkläre ich gerne im Forum.

>So schaukeln sie los, und vielleicht schwappt durch das Gewackel irgendwas in Gwünnys Kopf über (dass sie da oben kein Hirn hat, das Dinge stabilisieren würde, können wir, denke ich mal, als gegeben annehmen),
*roflol*

>„Dies ist nicht das verliebte Pärchen, das ihr sucht.“ *yetiwedel*(sic)
*bwahahaha* Das stelle ich mir gerade bildlich vor.

Made my day! Beste Mittagspause ever!

Rabenfeder hat gesagt…

Warum geht es bei diesen starken, mystischen Göttin-Frauen eigentlich die ganze Zeit ums Verlieben und Kinderkriegen und Klostergehen?
Das ist ja schlimmer als die pösen Christen.

Und Iggy gehört ja mal wohl gehörig ... was auch immer. Sich verliebt anguckende Leute sind ja gaaaaar kein Anzeichen für irgendwas.
Sicher, das.

Aus den Brettern, die die ganzen Leute in dem Roman vor dem Kopf haben, kann man sich ja eine mittlere Hütte bauen. *boink*

Ranwen hat gesagt…

Lendenlot hüppt viril vom Pferd,

landet zielsicher auf einer rumliegenden Bananenschale und fliegt elegant auf die Fresse.

Nicht? Schade.

Sophie hat gesagt…

*gnihi* Der letzte Smiley... +

Ich stell mir die (ein-)leuchtende Aura gerade bildlich vor, ein Halo aus hungrigen, verlangensprühenden Blitzen... aber der Hörni ist ja bestimmt farbenblind.

Vinni hat gesagt…

Ich glaube, der letzte Smiley trifft es wirklich gut. *augenverdreh*

Ansonsten möchte ich aber mal völlig unzusammenhängend ein Fan-Fähnchen schwenken: Kai ist aufgetaucht! *freu* Mein Lieblingsritter! Er kommt vor! Ich hoffe mal, Frau MZB behandelt ihn gut...

Möchtegern ... hat gesagt…

Kam dieses ominöse, fast vorhandene Wolken-Aura-Dingens nicht irgendwann schon mal vor? *grübel* Oder kommt mir das nur so bekannt vor, weil ich das Ding vor … ähm … 15 Jahren doch auch mal gelesen hatte?

@ Rabenfeder
Das mit dem Hütte bauen ist gut! ;D