Freitag, 1. April 2011

Die Nebel von Avalon XXXIII

Sagte nicht just jemand in den Kommentaren „Seit Gähne nicht mehr vorkommt, ist sie mir direkt sympathisch.“, ich meine mich zu erinnern.

Zack! Schon ist sie wieder da, hurra!

Das mit Gähne, das war ja so eine Sache. Gerade noch will sie Cousin Lende verwonnen, und als das nicht klappt, reitet sie los und ist von da an wie vom Erdboden verschluckt. Die Not-Nachfolgerin Vivianes weissagt noch sowas wie „Gähne liegt in den Armen eines Königs“ aber das nimmt ja keiner ernst, weil Visionen grundsätzlich immer sehr verquaste und undeutliche Angelegenheiten sind. Dabei hätten wir das durchaus wortwörtlich verstehen können, doch ich will nicht vorgreifen.

Wir treffen auf Gähne, als sie sich vor wenigen Minuten aus Caerleon verabschiedet hat. Keine Minute länger wollte sie dort verweilen und in Gefahr laufen, Lendenlot über den Weg zu ... ebendieses.

Sie hatte sich ihm in aller Aufrichtigkeit und in der alten Weise dargeboten, aber er wollte nichts anderes von ihr als kindische Spiele, die ihrer Weiblichkeit spotteten.


Gähne fühlt sich gekränkt und den ganzen Weg nach Avalon, da möchte sie nämlich hin, wälzt sie in Gedanken die Ereignisse hin und her. Ich erspare euch die fürchterliche Nabelschau. Sie kommt letztendlich und nach mehreren Seiten zu dem Ergebnis, dass alles passierte, wie es passierte, weil sie sich von der Göttin abgewandt hatte.

Ich würde dazu Frau Marion gerne mal befragen, inwiefern sie zwischen Gwünny und Gähne da einen Unterschied sieht. „Wähwähwäh, weil ich keine gute Christin war, straft mich Gott mit eine Fehlgeburt!“ vs. „Wähwähwäh, weil ich keine gute Göttinnenanhängerin war, straft mich Göttin mit einem unbefriedigenden Coitus!“

Wenn man jetzt davon absieht, dass sich die Christen für die Herren der Natur halten und die Göttinenjünger am anderen Spektrum der Verhaltensweisen für jeden Regenwurm, auf den sie treten, einen dreitägigen Gedenkgöttinendienst abhalten, dann treiben doch beide Religionen grundsätzlich das genau gleiche Affentheater. Mannmannmann.

Am Seeufer angekommen, es dämmert bereits, ist Gähne mittlerweile so von Zweifeln und schlechtem Gewissen zerfressen, dass sie es nicht fertig bringt, das Boot zu rufen, das sie nach Avalon tragen würde. Stattdessen packt sie ihr Pferd unter den Arm und möchte quasi durch die Hintertür nach Avalon, durch die Sümpfe.

Dort, ja, dort passiert es dann: sie biegt falsch ab und landet, wie dereinst schon einmal, als sie die Abtreibungskräuter sammelte, im Feenreich. Das ist ganz verzaubert, hat keinen Mond und keine Sterne und die Zeit läuft da ganz anders. Gähne isst was und tanzt und schläft und ist (drogen-)dösig. Selbst als sie irgendwann über die gebleichten Knochen ihres Pferdes stolpert kommt es ihr nicht komisch vor und sie ist nach wie vor irgendwie der Meinung, dass sie erst so ein paar Tägelchen da ist, hat ja alles keine Eile, die paar Tage, tralala.

Es gibt auch ganz formidable Arten, sich die Zeit zu vertreiben. Mit Elfenkönigen beispielsweise.

Dann kam er zu ihr. Sein dunkles Haar legte sich über ihre Haare. Sein Mund schmeckte suß nach Beeren und dem starken Getränk aus Heidekraut. Er entkleidete sie. [Anm. d. Katz: Na, das ist ja mal ein Satz voller rasender Romantik.] Sie hatte sich an die Kälte gewöhnt ... es machte ihr nichts aus, daß das Gras kalt war und daß sie nackt unter ihm lag. Sie beührte ihn. Sein Körper war warm, sein kräftiges Geschlecht war heiß und stark. [AdK: ... Kaffee?] Mit kraftvollen und leidenschaftlichen Händen öffnete er ihre Schenkel. Ihr Körper nahm ihn so hungrig in sich auf wie eine Jungfrau. Sie bewegte sich mit ihm und spürte das Hin und Her der pulsierenden Ströme der Erde ...


So verbringt Gähne ihre Tagewochenmonatejahre, bis eines Nachts ...

Eines Nachts fuhr sie erschrocken aus dem Schlaf. Von irgendwoher drang ein gewaltiger Schrei.

[...]

Ah ... der Pendragon hat Avalon verraten ... der Drache hat sich in die Lüfte gehoben und ist davongeflogen ...


Das rüttelt unsere ramdösige Heroine wieder soweit auf, dass sie ihre mittlerweile verschlissenen und ausgebleichten Klamotten zusammenrafft und schnell das Feenreich verlässt.

Draußen am See stünde ihr die Option wieder offen, erneut zu versuchen, nach Avalon zu kommen. Nur war ihr Aufenthalt bei den Feen (5 Jahre immerhin) nun nicht gerade eine Rehabilitierungsmaßnahme und so fühlt Gähne noch immer, dass sie unwürdig, unwürdig, unwürdig ist. Noch nicht einmal als unterste Putzfrau würde sie in Avalon wieder Aufnahme finden, ächz und klag und härm.

So macht sie sich lieber, abgerissen und nur mit dem, was sie am Leibe trägt, auf den Weg nach Caerleon. Sie verkriecht sich in den abgebrannten Hütten, mördert Hühner (was ich mißbillige), fragt sich, was denn mit dem Land passiert sein möge und schließlich trifft sie ... na?

Kevin. Mit Pferd. Der ist nämlich gerade auf dem Weg nach Camelot zu Artus, um ihm mal so richtig ins Gewissen zu reden, ob er es wirklich gut findet, wie er den Drachen und das alte Volk und Avalon so behandelt. Kevin erzählt Gähne so ziemlich alles, was in den letzten Jahren so passiert ist; unter anderem, dass Artus' Niederlegung des Drachenbanners darin mündete, dass einige Völker ihm die Gefolgschaft aufkündigten und nun selbst auf dem Rückweg nach Hause ein wenig brandschatzten. Artus selbst errang einen großen Sieg, wurde schwer verletzt, ist aber mittlerweile wieder genesen. *handwedel* Unwichtiges Zeug halt, zu unwichtig, viel zu unwichtig, um das im Buch zu beschreiben. Pfht.

Gähne möchte ja ohnehin zu Arti, mal Hallo sagen, ne, man hat sich ja lange nicht mehr gesehen, und so reisen sie und Kevin fortan zusammen. Die Nächte sind kalt, man muss sich wärmen, sie haben Sehks. Am nächsten Morgen hat Gähne noch eine Vision von Kevin, der verbrennt. Nun weiß sie aber nicht, ob sie die Feuersbrunst sah, die ihn damals entstellte oder ob das seine Zukunft und sein Schicksal sind. Wie das mit Visionen halt so ist, kennen wir ja schon.

Sie machen sich auf den Weg nach Camelot. Na, das wird was werden.

8 Kommentare:

Alienor hat gesagt…

Stöööhn. Und wieder mal beschäftigen wir uns zielgerichtet mit Unwichtigkeiten und Feen-Gewonne, um dann die wichtigen Ereignisse mal eben rückblickend in ein ein paar Sätzen abzuhandeln.
:Augenroll:

Nadine hat gesagt…

*grübel*
ich glaub wenn Frau Katz am Ende des Buches ein Quiz macht, wer die unbeliebteste Frau war, es wird schwierig.

Silph hat gesagt…

Watt denn, schon wieder nur Visionen ohne Atlantis?

Lady hat gesagt…

Uuuuuh, Gähne is' endlich wieder da! Da haben wir ja den heidnischen Gegenpol zu Gwünni, sonst wär's ja fast eintönig geworden! :zahn:
Trotzdem bleibt die Sache zumindest für mich ... öhm ... sagen wir mal "spannend" - jetzt kommt nämlich der Teil, in den ich es bei diesem Buch bei keinem meiner drei Versuche geschafft habe ... *hüstel*

Dorte hat gesagt…

Wieso ist es in solchen Büchern eigentlich immer so, dass die einzig coole Frau die "böse" ist (in diesem Fall die Morgi und ihr fesches Senkblei)?
Würg.
Aber immerhin kann Gähne noch ohne Reue wonnen, Gwünni schafft nichtmal das. Gähne kommt wenigstens etwas herum - Arti-Schnarti, ein wenig halbe Lende, ein fescher Feenheini und nun der Kevin. Immerhin hat sie also noch etwas Spaß und nicht nur das OMG ich bin ja soo schläääääächt von Gwünni.
Trotzdem zwei echt furchtbare Frauen.

DieJo hat gesagt…

Das liegt daran, dass die "bösen" Frauen die sind, die was tun und nicht die ganze Zeit ihr Schicksal auf sich nehmen und damit hadern. Ich befürchte, dass dies genau der Weltsicht der Autorin und der hingebungsvollen Leserinnen ist.

Nia hat gesagt…

Meine Güte und das war jetzt ein Exzerpt aus mehreren Kapiteln? Außer Gewonne und Gejammer nix passiert.

Habe diese Buchpassage erfolgreich verdrängt und bin nun gespannt, wer demnächst die goldene Jammerkrone erringt: Iggy ist dahingeschieden und Vivi jammert nicht ganz so gekonnt wie Gähne oder Gwünny. Wird wohl ein heißer Zweikampf werden :-)

Federfeuer hat gesagt…

Warum erinneret mich diese Feen-Episode nur an die Szene in "Das Leben des Brian", als Brian beim Sturz vom Turm mal eben von Aliens entführt wird? *grübel*