Donnerstag, 31. Dezember 2009

Umfrage zu rein statistischen Zwecken

... und nicht etwa, weil ich die größte Neugiernase jenseits des Rio Grande bin.



Mittwoch, 30. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XXIII

Nachdem die Sache mit Gigi nun klar ist und sie mit Pauken und Trompeten (gut, eher mit Unterwäsche und Korsetts, aber mei, der Gedanke zählt) ihrem wahren Geliebten zu Hilfe kommen wird, können wir uns nun wieder dem in den Wald verschleppten Anschar widmen.

Der hat Durst. Weil die hinterhältigen Halsabschneider ihm den ganzen Tag nichts zu trinken gegeben haben! Da sieht man gleich, wes Geistes Kind die sind, jawohl! *empör*

Die grausamen Gangster haben vor ein paar Stunden die Bewohner eines Bauernhauses verjagt und nämliches annektiert, um dann Anschar darin zu lagern. Offensichtlich erfordern die zweifelsohne sinistren Pläne der schmierigen Schächer einiges an Vorbereitung. Zeit für Anschar, sich ein bisschen nach Gigi zu verzehren, wie sich das für einen anständigen Liebenden auch gehört.

Er sah sie vor sich. Ihre grünen Augen, die blasse Haut mit den Flecken, das leuchtend rote Haar. Feuerköpfchen …




Ein bisschen Gebrummel später bekommt er dann doch noch Wasser und die Auskunft, dass sein Herr (Malle, ne?) demnächst eintreffen und sodann alles weitere mit ihm besprechen würde.
Unser viriler Held ist gelinde interessiert, denn ein entflohener Sklave wird für gewöhnlich entweder gleich zu Tode gepeitscht, im Kerker „vergessen“ oder wieder in die Papierwerkstätten gebracht. Das hier ist also … ungewöhnlich.
(Na, noch mal Papierwerkstätten braucht es ja auch nicht, das hatten wir schon.)

Im Laufe des Abends trifft Malle auch ein und bringt die schwarzhaarige, silberäugige Nihaye Geeryu mit, die ich von nun an nur noch Dummkuh nennen werde, weil ich sie überhaupt nicht ausstehen kann und dank meines erwachsenen Habitus und gereiften, milden Geistes sehr erwachsen mit solchen Aversionen umgehe. Hüstel. Hüstel.

„Es ist wirklich kalt in den Wäldern“, beklagte sie sich, während sie im Kessel notdürftig die Hände wusch.
„Ich sagte, du musst nicht mitkommen.“
„Aber ich will ihn doch sterben sehen.“


Da! DA! Seht ihr! Seht ihr! Was für eine fiese Fregatte, eine maliziöse Matrone, eine hinterhältige Hetäre, ein widerwärtiges Weib, eine miese Megäre, eine … was? Oh, ja. Richtig. Also.

Nun sind sie zwar da, aber erst mal gibt es wichtigere Dinge als Anschar. Ordentliche Unzucht beispielsweise, jawoll!

[S]ie folgte Mallayurs stummer Aufforderung, zu ihm zu kommen. Er saß bereits auf dem Lager, nackt und mit gierig aufgerichtetem Glied.


Gut, die Argadyer haben da ja eine recht lockere Auffassung von Privatsphäre, und so darf Anschar erst mal dem nackten Hintern seines Besitzers beim Geschlechtsakt zugucken. Strafe muss ja sein und so, nicht wahr?

Anschar macht sich stattdessen tiefschürfende Gedanken über den Tod und überhaupt, und als ihm das zu langweilig wird, beschließt er, stattdessen Malles Liebesspiel zu stören. Höhöhöhöhöhö.

„Herr?“, unterbrach er das Spiel. „Herr!“
Widerwillig erstarb Mallayurs Stöhnen. „Was ist?“
„Heute keine Schläge von Geeryu?“
„Halt den Mund, sonst lasse ich dich an deinem Schwanz aufhängen.“
Anschar lachte geringschätzig. „Womit willst du mir jetzt noch drohen?“
Verbissenes Schweigen war die Antwort, es folgte Geeryus wohliges Seufzen. Das Paar setzte das Spiel fort.

Ja, manchmal haben Malles ein kleines bisschen Haue gern. [/dieärzte]

Anschar denkt aber gar nicht daran, seinen Mund zu halten, und spielt nun selbst eine kleine Runde „Was ich schon immer wissen wollte“. Beispielsweise, warum Malle damals Hadur befohlen hat, ihn, Anschar, umzubringen.

Gut, ich musste grade auch kurz nachblättern nachdenken, wer denn jetzt schon wieder Hadur ist: das ist der Typ, der ganz am Anfang des Buches ebenfalls einen Suchtrupp nach dem Wassergott leitete und der Anschi und Gigi bei ihrer Flucht durch die Wüste erst mal vorgeblich freundlich aufnahm. Dummerweise hatte Hadur die Angewohnheit aller tumben Gauner, er redete zu viel und so bekam Anschar Wind von der „ich soll ihn umbringen“-Sache, murkste des Nächtens die Hälfte des Suchtrupps und floh mit Gigi.
Und kam dann noch mal wegen ihrer Handtasche zurück. Dieser kleine Fakt blieb mir irgendwie im Gedächtnis.

Gut, das war also Hadur, und jetzt will Anschi wissen, warum Malle ihn damals hatte umbringen lassen wollen. Dieses Mal schafft es unser integerer Mann der Tat tatsächlich, Malle nachhaltig bei seiner Begattungstätigkeit zu stören.

Mallayur erstarrte. Er schob Geeryus besitzergreifende Arme beiseite und setzte sich auf. „Du weißt davon?“


Nee, nur gut geraten. Pfht. König Obvious, der Vorgesetzte von Captain Obvious, huh?

Genauer will er sich zu den Gründen aber nicht äußern, warum und wieso und überhaupt, und kehrt dann schon bald zu Geeryu zurück, um sich nun doch ein bisschen den Hintern versohlen zu lassen. Weil er ein böser, böser (Möchtegern-)König gewesen ist.

Anschar verfolgt den Gedankengang unverdrossen weiter und kommt zu der verblüffenden Erkenntnis, dass Malle den Gott schon haben könnte.

“Hast du den Gott?“
Mallayur stöhnte verärgert auf. „Ja, verdammt, ich habe den Gott! Ein paar Tage nach deiner Rückkehr aus der Wüste brachte Geeryu ihn mir. […] Morgen wirst du ihm geopfert, damit er sich gefügig zeigt.“ Seine Stimme überschlug sich vor Ärger. „Und damit sind deine Fragen hoffentlich beantwortet!“


Und die Moral von der Geschicht’? Was lernen wir daraus, liebe Kinder? Na? Genau.
Wenn ihr und jemand anders euch ganz doll lieb haben wollt, dann sorgt dafür, dass ihr so was wie Privatsphäre habt; Zuschauer können nämlich unter Umständen ganz doll nerven. Besonders, wenn sie wie beim Bodenturnen Schilder mit Bewertungszahlen hochhalten, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Und viel radioaktiver.

Anschar nervt wacker weiter.

„Die Götter wollen keine Menschenopfer.“ Er wurde so laut, dass einige Herscheden aufsprangen und nach ihren Waffen griffen. Mit aller Kraft spuckte er seine Abscheu heraus. „Und schon gar nicht von dir!“
„Schweig!“, schrie Mallayur. „Du störst meine Nachtruhe.“


Jjjjjaaaaa. Nachtruhe. So könnte man das auch nennen.

Letztendlich hat Malle dann aber nun endgültig die Nase voll und lässt Geeryu mittels komprimierter Luft Anschar halb bewusstlos schlagen. Plönk. Der hält dann tatsächlich die Klappe, während König und Dummkuh beenden, was sie grade … *fuchtel*
Also mir wäre es ja schon längst vergangen. Aber vielleicht bin ich auch einfach zu sensibel.

Beim Anbruch der Morgendämmerung geht es dann weiter. Im Gebiet des Hyregor (des bergigen Gebiets) ist die Trockenheit noch nicht so fortgeschritten (hence the Wald), trotzdem sind die Männer äußerst wachsam, denn der Schamindar, jene legendäre Bestie, soll genau hier sein Unwesen treiben.

Hmmmhmhm. Ob es da einen Zusammenhang gibt zwischen Opferung und Untier?

Ja! Als hätten wir es geahnt! Aschi soll dem Schamindar (Schalalalalala) geopfert werden. Nackig wird er an den Opferstein gebunden, denn die Kleidung könnte dem Heiligen Höllenhund zwischen den Zähnen stecken bleiben und jeder weiß, wie nervig das ist. Da wäre es dann Essig mit dem guten Karma für das Opfer und das Risiko kann man ja nun nicht eingehen. Deswegen der Striptease. Jawohl. Das hat alles Gründe, Gründe weit jenseits von Kopfkino und

So. Das musste mal klargestellt werden, hier.

Anschar wird dann auch noch ein bisschen angepiekt, damit sein Blut das liebe Tierchen auch ja zeitnah anlocken möge, dann reiten Dummkuh, Malle und der Rest der Entourage hinfort. Selbst sind sie nicht grade scharf auf eine Begegnung mit dem netten Schamindar. Warum nur?

Da sitzt Anschar nun nackt und gefesselt auf einem Felsen und weiß erst mal nichts mit sich anzufangen. Das obligate Überprüfen der Fesseln (Nope. Halten.) muss sein, danach kann er sich wieder ganz den Gedanken an Gigi hingeben und ob es nicht doch klüger gewesen wäre, wenn er mit ihr gegangen wäre.

Der Tag vergeht und nicht gescheht. [/schlechter Reim] Die Nacht bricht herein und noch immer ist Anschar nackt, an einen Felsen gefesselt und lebendig. Die Dunkelheit wird immer dunkler, und da kommt er dann, der Schamindar (schalalalalalaaaaa)! Wie genau der jetzt aussieht weiß ich auch nicht mehr. Hundkatze mit drei Schwänzen irgendwie, furchtbar groß und furchtbar fies.

Anschar versucht sich mit den jammervollen Mitteln zur Wehr zu setzen, die ihm zur Verfügung stehen („Ich habe … äh, Fingernägel! Und Füße! Und ich werde sie benutzen!“), doch wäre es alles sinn- und zwecklos, naturalmente, wenn das Ungeheuer nicht plötzlich die Lust verlieren und graziös wieder in den Wald abmarschieren würde.
Anschar ist, verständlicherweise, etwas konsterniert. Da denkt man, man kämpft grade um sein Leben, alles hochdramatisch, und dann dreht einem die reißende, erbarmungslose Bestie einfach den Pöppes zu und hat keine Lust mehr. Da würde sich wohl jeder veräppelt fühlen, ne?

Die Nacht schreitet dann auch dahin, der Schamindar bleibt dahingeschritten, dafür kommen ein paar Leutchen und befreien Anschar. Es ist die Argadische Volksfront (oder war es die Volksfront von Argadye?), eine Vereinigung von entflohenen Sklaven, die sich gegen die Römer Herrscher auflehnen und in den Wäldern versteckt ein gar Robin-Hoodiges Leben führen!
Und so als Hobby zur Opferung bestimmte Mitsklaven von Felsen schneiden.
Na, dasjamal praktisch, watt?

Anschar wird gerettet (von Wüstenwasteln, welch’ Schmach!), eingekleidet und fortgebracht, während ein anderer Wastel die Opferstätte so hinpfriemelt, dass es aussieht, als ob der Schamindar da gewesen sei und ganze Arbeit geleistet habe.

Offiziell wird Anschar also für tot gehalten werden. Ohoh. Ich fürchte größere emotionale Einbrüche bei Gigi, sollte sie diese Nachricht ereilen.



So. Das war das letzte Kapitel für dieses Jahr. Ich wünsche allen Lesern ein gutes, neues Jahr und dass sie die Nacht des Jahreswechsels so verbringen können, wie es ihnen genehm ist. Da ist ja alles drin, von „Ich liege um 22 Uhr im Bett und schlafe“ bis hin zu „ich feiere mit 100.000 Menschen bis in die frühen Morgenstunden hinein, juchee!“. :-D

Mir hat das Jahr viel Spaß gemacht und ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr wieder.

Es gibt schließlich noch sooo viele Bücher da draußen.

Montag, 28. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XXII

Im Gehen ergriff Friedrich ihre Hand. Sie ließ es geschehen. Warum auch nicht? Er war ihr Verlobter.



Allein, Gigi kann ihre Gedanken natürlich nicht von Anschar lassen. Sie und Friedrich kehren dann in eine Wirtschaft ein, setzen sich, bestellen und plaudern. Unweigerlich kommt die Sprache wieder auf Argadye und von dort aus ist es auch nur noch ein Katzensprung zu Anschar, auf dessen Erwähnung der gute Friederich äußerst allergisch reagiert.

Sein giftiger Blick flog ihr so heftig entgegen, dass es sie fast zurückwarf. „Ich bat dich, ihn nicht wieder zu erwähnen!“


Uhhhha! Fühlt sich da jemand in seiner Männlichkeit bedroht? Hm?

Ein Wort ergibt, wie das oft so ist, das nächste, und ehe man sich versieht nennt Friedrich Anschar einen Neandertaler und Gigi schmeißt ihm daraufhin tränenüberströmt den Verlobungsring vor die Füße.

„O Friedrich!“, schrie sie, die Stimme von den Tränen kaum kenntlich. „Das verzeihe ich dir nie!“


Jaaaaaaa. Also. Hm. Ich würde sagen, Projekt „Normales Leben in Berlin“ läuft jetzt nicht so ausnehmend gut. Hüstel.

Gigi rennt hinfort, Friederich bleibt zurück. Um nicht gleich mit diesen skandalösen Neuigkeiten nach Hause zu kommen, wandert Gigi noch ein wenig herum und denkt an Anschar und Argadye und überhaupt. In einem Buchladen trifft sie dann auf Theodor Fontane höchstpersönlich, der kluge Dinge über die Liebe sagt. Ich überspringe die Stelle mal großflächig, weil ich es nicht mag, wenn reale Personen in einer Fantasygeschichte (oder überhaupt einem fiktiven Roman) auftauchen.

Daheim angekommen fürchtet Gigi schon, dass Hörr Mittenzwey mittlerweile dort empört einen Riesenaufriss gestartet hat, doch Friederich ward dort noch nicht gesehen.

Was war nun davon zu halten? Egal, dachte sie. Wenn Friedrich schmollen wollte – bitte. Das konnte sie auch.


Bevor sie aber noch richtig mit dem Schmollen anfangen kann, kommt ihr der Besucher ihres Vaters in die Quere – Bruder Benedikt!
Wie für eine zarte Dame angemessen fällt Gigi natürlich erst mal in Ohnmacht. Plönk. Danach erzählt Bruder Benedikt, dass Anschar gleich nach Frollein Zimmermanns Abreise von herschedischen Heimtückern gefangen genommen worden wäre und er, Bruder Benedikt, jetzt hoffe, dass das gute Frollein eventuell etwas für ihn tun könne.

Ja, meint Gigi, sie hätte ohnehin mal gründlich nachgedacht und es tät ihr auch Leid und alles, aber sie hätte mit Friederich Schluss gemacht und wisse jetzt, dass ihr Platz an Anschars Seite sei.

Das gibt natürlich das übliche Römpömpömpöm, wenn eine Tochter erklärt, einen tätowierten Krieger aus einer anderen Welt zu lieben, ne, muss man die Eltern auch verstehen, aber letztendlich einigt man sich darauf, dass Gigi tun muss, was ihr Herz ihr sagt. Sogar die muffige Mutter gibt schließlich klein bei und unsere Heroine darf Koffer packen.

Dieses Mal weiß sie ja wenigstens, dass sie verreist.

Am nächsten Tag, auf der Pfaueninsel, ist sogar Friederich da, der sich steif verabschiedet.

„Ich hoffe darauf, dass das, was dich umtreibt, nur eine vorübergehende Sache ist. Ich bin bereit, dir zu verzeiehen, wenn du dich besinnst.“



Ja, gut, ist nett von ihm, aber ... nee. Eher unwahrscheinlich.

Dann höppen Gigi und Bruder Benedikt in den Lichtkreis und sind, wuppes, schon wieder auf dem Weg nach Argadye.

Na endlich!

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Da guck, ein Feiertag

Pünktlich zum Fest hat es mich erwischt, ich liege wieder gar kränkelnd darnieder und werde deswegen wohl über die Feiertage eine kleine Pause einlegen.

*röchel* *hust* *keuch* *kopfaua*

Ich wünsche allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und viele tolle Bücher unter dem Baum. Wir sehen uns am 28ten wieder.

Die Lage bleibt immerhin spannend: Wird Gigi in Berlin bleiben? Was machen die Wachen mit Aschar im Wald? Und vor allem: Wo ist eigentlich der Gott geblieben?

Montag, 21. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XXI

Zurück zu Grazia und Friederich. Die schwuppen durch das Tor und kommen, wir erinnern uns an die Kuhschwanzanalogie ... nein, daran wollen wir uns lieber nicht erinnern. Sagen wir einfach, sie kommen da wieder hinaus, wo sie hinein ... nein, lieber auch nicht.

Sie kommen wohlbehalten auf der Pfaueninsel an. Ja, das ist gut.

Pitschnass hieven sie sich auf den Steg und stellen fest: nachdem das Wo klar ist, müsste jetzt noch das Wann geklärt werden, nachdem sich die Zeit im Umkreis des Tores gerne mal wie Kaugummi oder zäher, fädenziehender Analogkäse auf einer halbwarmen Pizza verhält. Einstein hätte da seine wahre Freude dran gehabt.

Also, an der Zeit, nicht am Pizzakäse. Vermutlich.

Friederich guckt sich die Ausgrabung an und stellt beruhigt fest, dass alles aussieht wie vor der Abreise nach Argadye. Wäre mehr Zeit vergangen, die Grube wäre zugeschüttet oder zumindest abgedeckt worden.

Gigi und Friederich mieten sich eine Droschke, fahren zu Gigis Eltern und stellen zwischendrin dank eines vorbeikommenden Zeitungsjungen fest, dass sie tatsächlich nach hiesiger Zeitrechnung nur einen Tag weggewesen sind.
Puh, praktisch.

„Nur eines will ich von ihm wissen“, sagte Friedrich. „Hat dieser Barbar sich dir aufgedrängt?“

„Aufgedrängt?“

„Du weißt, was ich meine. [...] Hast du mit ihm irgendwelche Dummheiten gemacht?“

[...]

„Nein“, brachte sie endlich heraus. Es war nur ein Flüstern. „Nein, ich schwöre es.“

„Na schön. Dann wollen wir ihn vergessen.“


Na! Als ob Du das zu bestimmen hättest, Friedlischatzli.

Ihre Finger bohrten Löcher in die Zeitung. Friedrichs Aufforderung war durchaus als großzügiges Angebot zu werten, dennoch! Wie konnte sie den Mann vergessen, den sie liebte?




So, nun ist sie in Berlin und etliche Zeit- und Raumquanten entfernt ihr Geliebter in einer prekären Situation, aber schön, dass wir jetzt endlich geklärt hätten, wer hier wen liebt. Ist ja schon mal was, ne?

Die Ankunft bei den Eltern gestaltet sich erst einmal mittelgradig unspektakulär, schließlich ist Grazia in Berlinzeit nur einen Tag fortgewesen. Allerdings kommt sie nass zurück, Du meine Güte!



Gigi beruhigt ihre Eltern („Alles okay.“) und dann erklärt sie ihrem Vater alles.

Huh. Also ich würde ja befürchten, dass man mich für verrückt hält (und außerdem würde ich sowas nicht weitererzählen), aber Papa Rickman wird schon das Rechte zu tun wissen. Außerdem ist da ja immer noch Friederich, der alles bestätigen kann. So.

Am nächsten Tag schleicht sie sich hinunter und belauscht ein Gespräch ihrer Eltern. Die Mutter ist, da nicht sein kann, was nicht sein darf, überzeugt davon, dass Gigi sich das alles ausgedacht hat, der Vater hingegen glaubt ihr.

Gigi schleicht wieder hoch in ihr Zimmer und ist traurig, weil sie Anschar wohl nieee wiedersehen wird. Deswegen schmiert sie sich dunkelblaue (Aquarell-)farbe ins Gesicht, wie es in Argadye Sitte ist beim Trauern. Das wiederum entsetzt die Mutter, die just in diesem Augenblick mit Vater Rickman hochkommt und Gigi wird geschrubbt wie ein kleines Kind.

„Du glaubst also, dass ich ein Jahr weg war?“

„Gewiss nicht“, schnappte die Mutter pikiert. „Ich glaube, dass du schon länger einen Liebhaber hast. Und jetzt hat er dich herumgekriegt. Ist es so?“

„Nein.“


Die Mutter rennt dann hinaus und Vater Rickman kann sich, als sein dämliches Weib aus dem Weg ist, ordentlich mit seiner Tochter unterhalten. Gigi erzählt ihm von Anschar, den Legenden aus Argadye und vielerlei mehr.

Ihr Vater versucht, vernünftig zu sein. Was wolle man machen, das Leben ginge weiter. Gigi solle versuchen, das Ganze als seltsames Abenteuer abzuhaken. Als sei sie bei Tante Charlotte in Deutsch-Ostafrika gewesen, und jetzt wieder hier, in ihrem normalen Leben.

So ganz schmeckt Gigi das nicht, aber auch sie sieht nicht wirklich eine andere Lösung.

„Danke, Papa.“ Sie küsste ihn auf die Wange. Nun sah alles etwas weniger trostlos aus.

Freitag, 18. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XX

Da stehen wir nun und haben plötzlich einen Mönch und einen Friedrichverlobten. Einfach so. Du meine Güte. Diese Plotwendung hätte ich jetzt nicht vorhergesehen.

Während Friederich seine Gehirnerschütterung ausschläft, praktizieren Bruder Benedikt und Anschar male bonding, und das per Hühnchenrupfen.

Ernsthaft. Die sitzen da und rupfen gemeinsam das Abendessen. Währenddessen erzählt Benedict, wie er nach Argadye kam. Er hätte auf der Pfaueninsel einen Mann gesehen (Henon, Henon, Du warst wohl nicht wirklich unauffällig), sei ihm gefolgt, der sei ins Wasser und Benedikt mit dem Boot hinterher und dann war da ein Licht und der Rest ist Geschichte.

Benedikt fand zwar die stationärpermanente Lichtsäule wieder konnte aber in Berlin angekommen nicht ans Ufer schwimmen und musste sich so nolens volens wieder nach Argadye saugen lassen, wo er seitdem gestrandet ist und wohlgemut Gottes Wort verkündet.

Oh, und das Tor sei unberechenbar. Von Argadye aus lande man zwar immer auf der Pfaueninsel, umgekehrt könne man aber werweißwo landen. Da scheint das Tor herumzuwackeln wie ein Kuhschwanz.

Der Abend schleicht sich mit leichter Dämmerung herein, Bruder Mönch brät die Vögel, Anschar und Gigi unterhalten sich. Friederich hat auch ausgeschlafen und kommt zu den beiden gewankt.

„Was tut ihr da?“

„Wir unterhalten uns nur.“

„Man kann sich mit dem unterhalten? Kann man das?“


Ich spüre Spannungen im Dreiecksverhältnis Anschi-Gigi-Friederich, oh ja.

Gigi managt das ganz vernünftig, indem sie Anschar erst mal kurz in die Büsche schickt, weil sie jetzt ein bisschen was mit Friederich zu bereden hätte. Ein wenig eifersüchtig ist Anschar schon, aber was willste machen, ne?
So trollt er sich und Gigi erklärt Friederich alles. Das Tor, die Wüste, das Universum, der Fisch, die 42.

Dann wird gespeist und am nächsten Tag ist es soweit, der langersehnte (und jetzt vielleicht doch nicht mehr sooo willkommene?) Moment ist da: es geht nach Hause. Gigi kleidet sich wieder angemessen, und auf einmal kommen ihr ihre Klamotten eng und kratzig vor, so kratzig wie ihr Hals, wenn sie daran denkt, dass es nun auch Abschied nehmen heißt.

Anschar kommt und hilft ihr beim Schuheanziehen.

„Ich habe darüber nachgedacht, was wäre, wenn ich mit dir gehe“, sagte er.
[...]
„Anschar, das geht nicht. Ich würde es mir so sehr wünschen, aber du kannst in meiner Welt nicht leben. Du würdest sie nicht verstehen.“


Sie diskutieren das noch eine Weile, doch Gigi bleibt realistisch und schließlich muss es auch Anschar einsehen, dass ihre Welt für ihn kein Ort ist. Ein kurzer Austausch von Zärtlichkeiten, da klopft auch schon Friederich mit seinem ungeheuren Gespür für Timing an die Tür.

Sie gehen zum Tor, Friederich nimmt Gigi bei der Hand und schon werden sie emporgesogen, zurück in ihre Welt, fort von Anschar und Argadye.

Sie fühlte sich von Friedrich gepackt und in das Licht gezerrt. „Nein, nicht so schnell!“, rief sie, da riss ihr der Sog die Worte von den Lippen.

Anschar! Anschar!


Anschar bleibt zurück, sieht ihnen nach und wie in Trance tritt er näher an das Tor heran und streckt sogar die Hand aus, um den Sog zu spüren. Vater Benedict schilt ihn.

„Mein Freund, das hat doch keinen Zweck. Komm.“


Dann führt er ihn hinunter zur Eremitenhütte. Nun muss sich Anschar entscheiden, wie das mit ihm so weitergehen soll, immerhin ist er ein entlaufener Sklave (und irgendwie auch ein Mörder, ne, selbst wenn die Argaden das nicht so ernst zu nehmen scheinen) und so groß sind die Möglichkeiten da nun nicht.

Die Entscheidung wird ihm aber dann von verfolgenden herschedischen Palastwachen abgenommen, die sich wohl doch nicht so leicht von Vater Benedict in die Irre führen ließen und sicherheitshalber nochmal nachgucken wollten, ob die Fliehenden nicht vielleicht doch ...

Nu. Anschar versucht noch zu fliehen, doch an einer Felswand treiben sie ihn in die Enge. Ganz kurz erwägt er das heldenhafte „Wenn ich untergehe nehme ich mindestens noch die Hälfte von euch mit!“, lässt sich dann aber doch entwaffnen und mitnehmen.

„Sklave! Weg mit dem Schwert!“

Es musste so enden.


Er wird verschnürt wie ein Rollbraten und dann machen sie sich auf den Weg – allerdings wohl nicht direkt zurück zur Stadt.

Sie nahmen den Weg, der in den Wald führte.


Ohoh. Ich wittere erneut faules Spiel.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Und dann kam die Arbeit ...

Ihr Lieben, es dauert mich sehr, aber ich muss heute wieder aussetzen. Mein Job erhob sein gar garstiges Haupt und ich muss mich ihm beugen. *schuft*

Wenn ich es zeitlich hinbekomme schiebe ich es auf morgen, ansonsten lesen wir uns Freitag wieder.

Möchte noch jemand den 32-Stunden-Tag beantragen? *brummel*

Montag, 14. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XIX

[Heute ziemlich spät, die Katz war auf dem Buch eingeschlafen und sah so niedlich aus, da konnte ich sie nicht wecken.]


Auweia, auweia. Grade plätscherte es noch gemütlich vor sich hin, Anschi ist wieder sauber und mit Gigi vereint und sogar eine einvernehmliche Verwarnung zwinkerte uns kokett vom Horizont zu, und auf einmal ist die Situation ein großer Haufen ... Mist.

Denn so erstaunlich nachsichtig Malle bis jetzt mit seiner Neuerwerbung war, dass Anschar Engarsch vom Balkon geschmissen hat, das kann er ihm nun wirklich nicht mehr durchgehen lassen.

„Jetzt geschieht, was du immer wolltest, Grazia“, sagte [Anschar], ohne sich umzuwenden. „Ich werde fliehen.“

[...]

„Ich gehe mir dir. Und versuch nicht, es mir auszureden.“


Anschar tarnt seine verräterische Tätowierung mit einem Verband (raffiniert!), dann werden schnell noch hier und da ein paar Gerätschaften eingepackt und schnell verschwinden Bonny und Clyde durch eine kleine Seitenpforte des Palastes.

Draußen schlägt man sich unbemerkt durch die Menschenmengen der Gassen, unbemerkt, weil der Plebs sensationshungrig ganz andere Dinge im Kopf hat: am Palast soll wohl eine tote Leiche herumliegen.

Achwatt?

Das Ziel ist klar: Anschar wird Gigi zum weisen Weisen bringen, der sie dann hoffentlich nach Hause schafft. Was mit ihm passiert, darüber wird er sich in heldenhafter Manier später Gedanken machen. Kaum aus der Stadt raus schlagen sich in die Büsche, denn auf der Straße werden ihnen die Verfolger sicherlich sofort nachkommen. Gigi ist nicht begeistert, wo sie doch so zarte Trippelfüßileinchen hat, die es nicht gewohnt sind, über die ganzen bösebösen Steine zu laufen.

Sie hatte Anschar angebettelt, auf der Straße laufen zu dürfen. Die war zwar unbefestigt und sehr staubig, aber geebnet. Er gestattete es nicht, und sie fragte nicht mehr.

Sieht so aus, als hätte wenigstens Anschi noch ein halbes Hirn im Schädel. Also mal echt! „Wähwähwäh, ich will auf der Straße laufen, querfeldein ist zu mühsam, wähwäh!“



Ein weiteres Problem: In ihrer Hast hatte Gigi keine Zeit mehr gehabt, ihr Korsett anzulegen. Das muss sofort nachgeholt werden, Flucht und Verfolger und Tod hin oder her!

Anschar darf sich umdrehen und dann die Schnürung ein wenig nachziehen, was er mit etwas weniger Interesse tut als Gigi erhofft hat.

Hömma, Weibi, er hat eben seinen Quasi-Vater verloren. Ist ja nett, dass Deine Hormone auch mal ein wenig Lamabada(sic) tanzen, aber nu ... ne?

Sie schlagen sich weiterhin durch die Wildnis Richtung Hyregor durch, das ist der Berg, an dessen Hang der weise Weise lebt. Anschar strickt sich aus Geröll einen Speer, jagt kleine Tierchen, opfert den Göttern und sorgt für die Verpflegung, während Gigi grundsätzlich dafür zuständig ist, um eine Pause zu jammern.

„Du bist wirklich verzärtelt.“ Er lächelte und hob ihre Hand in die Lippen.


Gigi kann wirklich froh sein, dass Anschi ihre einzig wahre Liebe ist, jeder Andere hätte ihr schon den verwöhnten Hintern versohlt.

Verfolgt werden sie auch, gut versteckt erspäht Anschar einmal 20 Palastwachen, die auf der Straße (STRASSE, GIGI! Macht's *bing* bei Dir?) vorbeireiten, die Gesuchten aber nicht entdecken.

Nach drei Tagen sind sie dann am Hyregor (klingt nach Käse) angekommen. Anschi kundschaftet die Lage aus und die Luft scheint rein zu sein. Sie schleichen sich näher heran und finden tatsächlich den weisen Weisen, wie er grade sein Pferd versorgt.

„Das ist er“, sagte Anschar. „Vor Jahren habe ich ihn in der Stadt gesehen.“

„Er macht einen freundlichen Eindruck.“ Erleichtert atmete sie auf. Das erste Ziel war erreicht.


Anschar und Gigi gehen auf den Mann zu und mit jedem Schritt den sie näherkommen fallen Gigi die Augen mehr aus dem Kopf: der Mann hat eine Tonsur, trägt eine Kutte und, tadah!, ein Kreuz am Gürtel!

„Er ist ... er ist ... aus meiner Welt!“


Jawoll, das ist er! Bruder Benedikt von den Dominikanern! Er ging, wo noch nie zuvor ein Mönch gewesen ist, um das Wort Gottes zu verbreiten. Sehr ausgedehnte Missionarsdienste quasi.

Und nicht nur das, er ist auch sehr hilfreich. Die verfolgenden argadischen Palastwachen hat er in die Irre geführt („Einer der Zehn mit einer Rothaarigen? Ja, nee, die waren hier, sind aber durch das Tor verschwunden. Sorry.“), nein, er hat sich auch des Gastes angenommen, der vor drei Tagen durch das Tor kullerte.

Na? Na? Ratet!

...

.....


Es ist Friederich! Jawohl! Der ist damals nämmich der Gigi nachgesprungen, als die durch das Tor gesaugt wurde, und durch wibbly-wobbly, timey-wimey stuff* kam es zu einer Zeitverzerrung und Friederich landete erst ein Jahr später in Argad als Gigi. Das sind immerhin fast sieben Hundejahre, zumindest für Gigi, aber ich glaube, das ist nicht so wichtig. *abschweif*

Aber zumindest ist das Tor auf dem Gipfel noch immer offen, einer Abreise steht also nichts im Wege, so theoretisch.

Gigi ist überwältigt, Bruder Benedict („Er ist nicht wirklich Dein Bruder, oder?“ – „Nee, Anschar, das ... erkläre ich Dir irgendwann mal.“) ist amüsiert, Anschar ist angespannt. Denn immerhin steht nun wohl die Trennung von Gigi an und dann lungert da plötzlich auch noch dieser störende Verlobte von ihr herum.

Eine durchweg unbefriedigende Situation, fürwahr.

_ _ _ _ _
* Popkulturelle Anspielung auf die UK-Serie „Doctor Who“, die in den letzten Jahren innerhalb gewisser Kreise einen gewaltigen Aufschwung und erneuten Kultstatus erlangte.

Freitag, 11. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XVIII

Die Brechung des Anschar spricht sich in Windeseile herum und erreicht auch Malle. Der lässt sein Paradepferdchen sofort aus den Fabriken holen, massieren, baden, ölen und rasieren. Soll ja wieder was hermachen, ne?
Selbst als der Bartscherer ihm den herschedischen Goatee stehen lässt muckt er nicht auf.

Normalerweise hätte er dem Mann das Messer aus der Hand genommen und den Rest eigenhändig entfernt, aber jetzt erschien es ihm nicht wichtig genug. Oder es lag daran, dass er in den Werkstätten tatsächlich gezähmt worden war.
Er wusste es nicht.


Malle kommt nach erfolgter Entlausung angerauscht und spielt nochmal den „gehorcht er mir jetzt wirklich?“-Test, den Anschar grandios besteht, inklusive Hinknien und allem Pipapo.

Dann bittet Anschi um eine freie Nacht. Er würde gerne sein altes Zimmer wiedersehen und so, tüdelüt. Malle, selbst ja ein Mann, der der Paarung nicht abgeneigt ist, hört den Rotschopf trapsen und lässt Anschi gehen. Bei Tagesanbruch solle Anschi aber wieder da sein.

Da guck. Hätte ich jetzt nicht gedacht.

Anschar rennt sofort rüber in Mayos Palast, schickt Gigis Leibwächter wech und ist dann alleine mit Gigi, die grade, wie praktisch, ein Bad nimmt.

?

Sie raffte das Handtuch an sich und bedeckte damit ihre Brust. [...] Eine große dunkle Gestalt erschien und beschattete die Stufen. Grazia öffnete den Mund zu einem Schrei. Wer immer es war, er fiel regelrecht die Treppe hinunter und platschte vor ihr mit den Knien ins Wasser. Jäh fand sie sich in einer harten Umarmung wieder.


Ahhhja. „Harte“ Umarmung, eh? Und „beschatten“ klingt ja auch nur zufällig genauso wie „begatten“, ne?

ABER NICHT MIT UNS! MIT UNS NICHT! Wir merken solchen Schweinkrams sofort, jawoll!

Aber wir sind ja vordergründig ein anständiges Buch, und anstatt dass er sich die Klamotten vom Leib reißt, wenn die eh schon nass sind, ne, was sollet denn, knutscht der Held Gigi nochmal schnell und hüppt dann wieder raus aus der Badewanne.

„Ich warte oben, Feuerköpfchen“, sagte er und sprang leichtfüßig die Treppe hoch.


Es gibt sie also noch, die beherrschten, wahrlich romantischen Männer, die für die Liebe ihres Lebens auch mal warten können.



Gigi selbst ist nun natürlich von mindestens wenn nicht noch mehr Emotionen überwässert, äh, wältigt, und das erste, was ihr konkret einfällt, ist „Wo ist mein Korsett“.

Ja, gut, Frau muss Prioritäten setzen.

Draußen in der Suite wird es dann wieder romantisch und Gigi gibt Anschi eine Mund-zu-Mund-Bewässerung. Man kommt sich schon wieder näher, „Ich will dich haben, Feuerköpfchen. Heute Nacht. Was sagst Du dazu?“, da platzt Henon herein und Anschi ist vor lauter Wiedersehensfreude abgelenkt. Das gibt Gigi zumindest die Gelegenheit, vor lauter „OMEINGOTT!“ erst mal in aller Ruhe in eine Papiertüte zu hyperventilieren.

Dann gibt's erstmal was zu esse, denn leerer Bauch feuerköpfelt nicht gern.

Im geselligen Beisammensein verstreicht der Tag. Gegen Abend verschwindet Anschi im Bad, um sich nochmal gründlich zu duschen, nichtwahr, man will ja nicht mehr nach Papierfabrik müffeln, wenn man der Dame des Herzens endlich nähertritt.

Gigi wandelt möglichst unauffällig hinter ihm her, um eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit zu besprechen.

„Ich wollte dich fragen, was mit Henon ist“, sagte sie leise.

„Was soll mit ihm sein?“

[...] „Er kann heute nicht hierbleiben. Ich meine, das Schlafzimmer hat keine Tür. Er würde doch alles hören.“

Er neigte den Kopf; seine Stirn war gefurcht, als versuche er angestrengt, es zu begreifen. „Was ist daran schlimm?“


Willkommen zum Clash of Cultures.

Man einigt sich darauf, dass Henon dann eben vor der (abschließbaren) Eingangstür warten solle. Gesagt, getan.

Jaaaa ... dann wären wir alle soweit, oder?

Vorsichtig schlüpfte sie unter die Decken, darauf bedacht, ihre Beine nicht mehr als nötig zu entblößen.

Dann hatte sie es geschafft, sie lag auf dem Rücken und war sorgfältig zugedeckt. Alles Weitere war nun seine Sache.


Gnnnffffpfffrmmmmgnihihihiihiii!

Rasende Leidenschaft überkommt nun auch Anschar:
„Du liegst da, als wärst du krank.“




Pfffrrrht. Gnihihihihi. Pfehehehehehehehehehe. Heh. Heh.

Anschar: „Alles klar?“
Gigi: „Licht aus!“
Anschar: „Wie? Ich darf Dich nicht mal jetzt sehen?“
Gigi: „Nein!“
Anschar: „Öhjm. Okay.“ *lichtlösch*
Gigi: *verkrampf*
Anschar: „War Dein Verlobter fies?“
Gigi: „Wott??? Wir haben doch nicht ... nein!“
Anschar: „Und jetzt?“
Gigi: „Ich weiß doch gar nicht wie! Man legt sich auf den Rücken und es ist wie beim Zahnarzt!“
Anschar: „Äh.“
Gigi: *weiterverkrampf*
Anschar: „Öhm. 'kay. Dann vielleicht ... kuscheln?“
Gigi: „... ich werde darüber nachdenken.“

Das war's.

Nein, ehrlich. Sie liegen nebeneinander im Bette und ... schlafen. Mit Augenzu und so.



Am nächsten Morgen verschlafen die beiden (obwohl sie ja nun nicht grade beschäftigt gewesen sind, die Nacht, ne? *persönlichbeledigt*) und Gigi wird grade wach, als Anschar sich anzieht.

„Ich habe verschlafen!“, verkündete er und klang dabei fast heiter. „Mallayur wird mir die Haut abziehen.“


Nein, nicht ganz. Er schickt allerdings Engarsch vorbei, der Henon den Kopf einschlägt, als der die Tür zu Anschars Gemächern nicht öffnen kann.

Anschar ist von Sinnen vor Wut und schlägt Engarsch zuerst eine Hand ab und schmeißt ihn dann vom Balkon. Bye, bye, Engarsch. Es war ein Mißvergnügen, Dich zu kennen.

Einen Herzschlag später hörte Grazia einen dumpfen Aufprall und die Schreie einiger Menschen.


Ohoh. Das sieht nicht gut aus.