Montag, 21. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XXI

Zurück zu Grazia und Friederich. Die schwuppen durch das Tor und kommen, wir erinnern uns an die Kuhschwanzanalogie ... nein, daran wollen wir uns lieber nicht erinnern. Sagen wir einfach, sie kommen da wieder hinaus, wo sie hinein ... nein, lieber auch nicht.

Sie kommen wohlbehalten auf der Pfaueninsel an. Ja, das ist gut.

Pitschnass hieven sie sich auf den Steg und stellen fest: nachdem das Wo klar ist, müsste jetzt noch das Wann geklärt werden, nachdem sich die Zeit im Umkreis des Tores gerne mal wie Kaugummi oder zäher, fädenziehender Analogkäse auf einer halbwarmen Pizza verhält. Einstein hätte da seine wahre Freude dran gehabt.

Also, an der Zeit, nicht am Pizzakäse. Vermutlich.

Friederich guckt sich die Ausgrabung an und stellt beruhigt fest, dass alles aussieht wie vor der Abreise nach Argadye. Wäre mehr Zeit vergangen, die Grube wäre zugeschüttet oder zumindest abgedeckt worden.

Gigi und Friederich mieten sich eine Droschke, fahren zu Gigis Eltern und stellen zwischendrin dank eines vorbeikommenden Zeitungsjungen fest, dass sie tatsächlich nach hiesiger Zeitrechnung nur einen Tag weggewesen sind.
Puh, praktisch.

„Nur eines will ich von ihm wissen“, sagte Friedrich. „Hat dieser Barbar sich dir aufgedrängt?“

„Aufgedrängt?“

„Du weißt, was ich meine. [...] Hast du mit ihm irgendwelche Dummheiten gemacht?“

[...]

„Nein“, brachte sie endlich heraus. Es war nur ein Flüstern. „Nein, ich schwöre es.“

„Na schön. Dann wollen wir ihn vergessen.“


Na! Als ob Du das zu bestimmen hättest, Friedlischatzli.

Ihre Finger bohrten Löcher in die Zeitung. Friedrichs Aufforderung war durchaus als großzügiges Angebot zu werten, dennoch! Wie konnte sie den Mann vergessen, den sie liebte?




So, nun ist sie in Berlin und etliche Zeit- und Raumquanten entfernt ihr Geliebter in einer prekären Situation, aber schön, dass wir jetzt endlich geklärt hätten, wer hier wen liebt. Ist ja schon mal was, ne?

Die Ankunft bei den Eltern gestaltet sich erst einmal mittelgradig unspektakulär, schließlich ist Grazia in Berlinzeit nur einen Tag fortgewesen. Allerdings kommt sie nass zurück, Du meine Güte!



Gigi beruhigt ihre Eltern („Alles okay.“) und dann erklärt sie ihrem Vater alles.

Huh. Also ich würde ja befürchten, dass man mich für verrückt hält (und außerdem würde ich sowas nicht weitererzählen), aber Papa Rickman wird schon das Rechte zu tun wissen. Außerdem ist da ja immer noch Friederich, der alles bestätigen kann. So.

Am nächsten Tag schleicht sie sich hinunter und belauscht ein Gespräch ihrer Eltern. Die Mutter ist, da nicht sein kann, was nicht sein darf, überzeugt davon, dass Gigi sich das alles ausgedacht hat, der Vater hingegen glaubt ihr.

Gigi schleicht wieder hoch in ihr Zimmer und ist traurig, weil sie Anschar wohl nieee wiedersehen wird. Deswegen schmiert sie sich dunkelblaue (Aquarell-)farbe ins Gesicht, wie es in Argadye Sitte ist beim Trauern. Das wiederum entsetzt die Mutter, die just in diesem Augenblick mit Vater Rickman hochkommt und Gigi wird geschrubbt wie ein kleines Kind.

„Du glaubst also, dass ich ein Jahr weg war?“

„Gewiss nicht“, schnappte die Mutter pikiert. „Ich glaube, dass du schon länger einen Liebhaber hast. Und jetzt hat er dich herumgekriegt. Ist es so?“

„Nein.“


Die Mutter rennt dann hinaus und Vater Rickman kann sich, als sein dämliches Weib aus dem Weg ist, ordentlich mit seiner Tochter unterhalten. Gigi erzählt ihm von Anschar, den Legenden aus Argadye und vielerlei mehr.

Ihr Vater versucht, vernünftig zu sein. Was wolle man machen, das Leben ginge weiter. Gigi solle versuchen, das Ganze als seltsames Abenteuer abzuhaken. Als sei sie bei Tante Charlotte in Deutsch-Ostafrika gewesen, und jetzt wieder hier, in ihrem normalen Leben.

So ganz schmeckt Gigi das nicht, aber auch sie sieht nicht wirklich eine andere Lösung.

„Danke, Papa.“ Sie küsste ihn auf die Wange. Nun sah alles etwas weniger trostlos aus.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Irgendwie habe ich Friedrich ja so gar nicht vermisst. *ugly*

Silph hat gesagt…

Er glaubt ihr. Wow. Sie muß wirklich sein kleines ein-und-alles sein.

Anonym hat gesagt…

Aber sie gibt einfach auf! Warum geht sie nicht zurück?

Wüstenratte hat gesagt…

Ihre Finger bohrten Löcher in die Zeitung.

Warum? Zum Durchgucken, wie bei Cartoon-Spionen? :ugly:

Fazit: Berlin doof und langweilig, also ab zurück zur Pfaueninsel, und ins Wurmloch (denn genau sowas isses, jawohl) zu Anschi.

Btw.: gut, daß sie keine Ölfarbe genommen hat...

Undomiel hat gesagt…

Wie ... unspektakulär. "Mama, Papa, glaubt Ihr mir?" und dann blaue Farbe ins Gesicht schmieren.
Weia.

Achja, heißen die wirklich Rickman?

Vinni hat gesagt…

Mich wundert ja eher, daß sie einfach so unspektakulär mit Friedrich zurückgekehrt ist. Gab es da nicht wenigstens eine dramatische Abschiedszene? *wunder*