Montag, 14. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XIX

[Heute ziemlich spät, die Katz war auf dem Buch eingeschlafen und sah so niedlich aus, da konnte ich sie nicht wecken.]


Auweia, auweia. Grade plätscherte es noch gemütlich vor sich hin, Anschi ist wieder sauber und mit Gigi vereint und sogar eine einvernehmliche Verwarnung zwinkerte uns kokett vom Horizont zu, und auf einmal ist die Situation ein großer Haufen ... Mist.

Denn so erstaunlich nachsichtig Malle bis jetzt mit seiner Neuerwerbung war, dass Anschar Engarsch vom Balkon geschmissen hat, das kann er ihm nun wirklich nicht mehr durchgehen lassen.

„Jetzt geschieht, was du immer wolltest, Grazia“, sagte [Anschar], ohne sich umzuwenden. „Ich werde fliehen.“

[...]

„Ich gehe mir dir. Und versuch nicht, es mir auszureden.“


Anschar tarnt seine verräterische Tätowierung mit einem Verband (raffiniert!), dann werden schnell noch hier und da ein paar Gerätschaften eingepackt und schnell verschwinden Bonny und Clyde durch eine kleine Seitenpforte des Palastes.

Draußen schlägt man sich unbemerkt durch die Menschenmengen der Gassen, unbemerkt, weil der Plebs sensationshungrig ganz andere Dinge im Kopf hat: am Palast soll wohl eine tote Leiche herumliegen.

Achwatt?

Das Ziel ist klar: Anschar wird Gigi zum weisen Weisen bringen, der sie dann hoffentlich nach Hause schafft. Was mit ihm passiert, darüber wird er sich in heldenhafter Manier später Gedanken machen. Kaum aus der Stadt raus schlagen sich in die Büsche, denn auf der Straße werden ihnen die Verfolger sicherlich sofort nachkommen. Gigi ist nicht begeistert, wo sie doch so zarte Trippelfüßileinchen hat, die es nicht gewohnt sind, über die ganzen bösebösen Steine zu laufen.

Sie hatte Anschar angebettelt, auf der Straße laufen zu dürfen. Die war zwar unbefestigt und sehr staubig, aber geebnet. Er gestattete es nicht, und sie fragte nicht mehr.

Sieht so aus, als hätte wenigstens Anschi noch ein halbes Hirn im Schädel. Also mal echt! „Wähwähwäh, ich will auf der Straße laufen, querfeldein ist zu mühsam, wähwäh!“



Ein weiteres Problem: In ihrer Hast hatte Gigi keine Zeit mehr gehabt, ihr Korsett anzulegen. Das muss sofort nachgeholt werden, Flucht und Verfolger und Tod hin oder her!

Anschar darf sich umdrehen und dann die Schnürung ein wenig nachziehen, was er mit etwas weniger Interesse tut als Gigi erhofft hat.

Hömma, Weibi, er hat eben seinen Quasi-Vater verloren. Ist ja nett, dass Deine Hormone auch mal ein wenig Lamabada(sic) tanzen, aber nu ... ne?

Sie schlagen sich weiterhin durch die Wildnis Richtung Hyregor durch, das ist der Berg, an dessen Hang der weise Weise lebt. Anschar strickt sich aus Geröll einen Speer, jagt kleine Tierchen, opfert den Göttern und sorgt für die Verpflegung, während Gigi grundsätzlich dafür zuständig ist, um eine Pause zu jammern.

„Du bist wirklich verzärtelt.“ Er lächelte und hob ihre Hand in die Lippen.


Gigi kann wirklich froh sein, dass Anschi ihre einzig wahre Liebe ist, jeder Andere hätte ihr schon den verwöhnten Hintern versohlt.

Verfolgt werden sie auch, gut versteckt erspäht Anschar einmal 20 Palastwachen, die auf der Straße (STRASSE, GIGI! Macht's *bing* bei Dir?) vorbeireiten, die Gesuchten aber nicht entdecken.

Nach drei Tagen sind sie dann am Hyregor (klingt nach Käse) angekommen. Anschi kundschaftet die Lage aus und die Luft scheint rein zu sein. Sie schleichen sich näher heran und finden tatsächlich den weisen Weisen, wie er grade sein Pferd versorgt.

„Das ist er“, sagte Anschar. „Vor Jahren habe ich ihn in der Stadt gesehen.“

„Er macht einen freundlichen Eindruck.“ Erleichtert atmete sie auf. Das erste Ziel war erreicht.


Anschar und Gigi gehen auf den Mann zu und mit jedem Schritt den sie näherkommen fallen Gigi die Augen mehr aus dem Kopf: der Mann hat eine Tonsur, trägt eine Kutte und, tadah!, ein Kreuz am Gürtel!

„Er ist ... er ist ... aus meiner Welt!“


Jawoll, das ist er! Bruder Benedikt von den Dominikanern! Er ging, wo noch nie zuvor ein Mönch gewesen ist, um das Wort Gottes zu verbreiten. Sehr ausgedehnte Missionarsdienste quasi.

Und nicht nur das, er ist auch sehr hilfreich. Die verfolgenden argadischen Palastwachen hat er in die Irre geführt („Einer der Zehn mit einer Rothaarigen? Ja, nee, die waren hier, sind aber durch das Tor verschwunden. Sorry.“), nein, er hat sich auch des Gastes angenommen, der vor drei Tagen durch das Tor kullerte.

Na? Na? Ratet!

...

.....


Es ist Friederich! Jawohl! Der ist damals nämmich der Gigi nachgesprungen, als die durch das Tor gesaugt wurde, und durch wibbly-wobbly, timey-wimey stuff* kam es zu einer Zeitverzerrung und Friederich landete erst ein Jahr später in Argad als Gigi. Das sind immerhin fast sieben Hundejahre, zumindest für Gigi, aber ich glaube, das ist nicht so wichtig. *abschweif*

Aber zumindest ist das Tor auf dem Gipfel noch immer offen, einer Abreise steht also nichts im Wege, so theoretisch.

Gigi ist überwältigt, Bruder Benedict („Er ist nicht wirklich Dein Bruder, oder?“ – „Nee, Anschar, das ... erkläre ich Dir irgendwann mal.“) ist amüsiert, Anschar ist angespannt. Denn immerhin steht nun wohl die Trennung von Gigi an und dann lungert da plötzlich auch noch dieser störende Verlobte von ihr herum.

Eine durchweg unbefriedigende Situation, fürwahr.

_ _ _ _ _
* Popkulturelle Anspielung auf die UK-Serie „Doctor Who“, die in den letzten Jahren innerhalb gewisser Kreise einen gewaltigen Aufschwung und erneuten Kultstatus erlangte.

10 Kommentare:

Silph hat gesagt…

Und für diesen Wassergott interessiert sich keiner mehr? Was mit dem passiert ist und so.

dAnath-alÁvye hat gesagt…

War es nicht "wibbly-wobbly, timey-wimey stuff"?

(Und das von mir als einem, der das ganze Zeug nur von euch aus dem Forum kennt. Tsss. :p)

Anonym hat gesagt…

„Du bist wirklich verzärtelt.“

Wie, echt jetzt? ^^
Amüsant zu lesende Buchbesprechung(en), hat mir schon viele Nachmittage versüßt :)

Gruß,
Trin o'C

Undomiel hat gesagt…

Wooops! Zuerst zieht sich das Buch wie Kaugummi, und jetzt jagt eine Sensation die nächste!
Die Flucht ist ja schon mal ganz süß (Anschi schmeißt einen Typen vom Balkon, und keiner kommt nachgucken? Waren die Wachen alle beim Skatspielen?)
Dann der Mönch (ich hatte eben eine Epiphanie! Das ist das Gott - Wesen aus Star Trek V - das unentdeckte Land "Wozu braucht Gott ein Raumschiff?", den haben die Klingonen durch das Tor geschossen!)
Und zu schlechter Letzt Friederich.
Nee, oder? Nu wars grad so schön mit Anschi und Gigi, ich hörte im Hintergrund schon Linda de Mol zur Traumhochzeit laden, und dann muß der auftauchen.
*seufz* Das verzögert das Happyend um mindestens zwei Kapitel.

Anonym hat gesagt…

Ich mag es, dass sie so verzärtelt ist. Aber wie kann sie ihr Korsett alleine anlegen? Auch die ganze Zeit* da in der Stadt?

* Ein JAHR?

Sakura hat gesagt…

Oh man kann Korsetts auch durchaus alleine anlegen. Alles eine Frage der Schnürung. Ich komme in mein Unterbrustkorsett und ins Stays alleine rein. Zu zweit ist praktischer, aber alleine geht das auch sehr gut. *nick*

Sie hat "wibbly wobbly timey wimey stuff" gesagt. *hihi*

Alcarinque hat gesagt…

Das sind immerhin fast sieben Hundejahre, zumindest für Gigi

*rofllol*

Die Dame scheint mir irgendwie immer dämlicher zu werden...

Golli hat gesagt…

So auch ich bin jetzt endlich mal hier zugestoßen und nachdem ich mir die Marthe-Drönung gegeben hab jetzt das aktuelle Buch.

Und wie die war schon ein Jahr da? *kopfkratz* Hab ich was verpasst?

Vinni hat gesagt…

Sie hat doch schon... äh... Monate (?) die Sprache gelernt?

FrauKatz hat gesagt…

Zuerst waren sie ja eine ganze Zeit bei den Wüstenwasteln, die Reise/Flucht durch die Wüste hat auch so drei Monate gedauert, dann mussten sich die ganzen Stadtereignisse auch erst mal ereignen ... joh, so ein knappes Jahr könnte hinkommen. :nick: