Freitag, 9. April 2010

Mammutjäger – XXV

Als die uralte Erde ihren vereisten nördlichen Scheitel unmerklich näher heranneigte an den großen strahlenden Stern, den sie umkreiste, spürten sogar die Landstriche in der Nähe der Gletscher einen sanft wärmenden Kuß und erwachten aus dem Schlaf eines noch tieferen und kälteren Winters.


So blumig geht das noch etliche Absätze weiter, die Aussage ist aber sofort klar: Der Frühling kommt! Whoop-dee-doo!

Die Bewohner des Löwenlagers (das wird WüRa gefallen) sind froh darüber, denn obwohl sie, wie wir immer mal wieder feststellten, sehr hügjenische Steinzeitler sind, müffelt es im Gemeinschaftshaus am Ende des Winters regelmäßig wie im Iltisbau. Oder der Umkleidekabine einer beliebigen weiterführenden Schule. Ich glaube, das war der wahre Grund, warum ich mich seit der 6ten Klasse permanent vor dem Schulsport gedrückt habe, doch ich schweife ab.

Zu diesem Gestank trug Essen in verschiedenen Stadien der Haltbarmachung und der Verwesung bei, gekochtes, ungekochtes und verfaultes; das Lampenöl, das oft ranzig war [...]; die Körbe mit Kot und anderen Ausscheidungen, die nicht immer sofort hinausgebracht und ausgeschüttet wurden; Behälter mit gesammeltem Urin [...] und die Menschen selbst. Wenn auch Schwitzbäder gesund waren und die Haut reinigten, trugen sie nur wenig dazu bei, den natürlichen Körpergeruch zu vertreiben [...].


Ügg. Lecker.

Aspirine hat alle Hände voll zu tun, denn wie die Menschen es heute noch tun rennen die Mamutoi sofort beim ersten Anzeichen des Frühlings im T-Shirt nach draußen und freuen sich der erwachenden Natur. Naturgemäß erfreuen sie sich bald darauf der erwachenden Viren, die veritable Erkältungen mit sich bringen. Doch zum Glück hat man Aspi und ihre Erkältungstees.

Auch Fralie, die gefühlt schon 2 Jahre schwanger ist, fängt sich einen bösen Husten ein. Aspirine ist besorgt. Wie immer. Aber außer sich ständig wiederholender Besorgniselegien kann man halt nichts machen, ne, Frebec hat da ja was gegen. Mamut ist der Meinung, dass es alleine Fralies Entscheidung sei, wie sie sich verhalte, selbst wenn das bedeute, das Kind zu verlieren.

In der Nacht darauf wird Aspi nicht nur von Fralies Husten sondern auch von ihrem Stöhnen geweckt. Empathisch wie sie ist merkt sie sofort: das könnten Wehen sein. Was äußerst ungut ist, denn dafür ist es noch zu früh und bislang hatte sie keine Zeit, den Brutkasten zu erfinden. Also kocht sie stattdessen schon mal einen Sud ab.

So langsam bekommt auch Frebec mit, dass es seiner Fralie nicht gut geht.

„Fralie? Ist alles in Ordnung?“ fragte Frebec. Das Wasser in der Hand stand er immer noch da.

Da sie seine Sorge sah und seine Hilflosigkeit erkannte, versuchte sie, ihm zuzulächeln. „Es ist nur dieser Husten“, sagte sie.


Okay. Fralie (ich muss bei dem Namen immer an „fragil“ denken; passt.) glüht vor Fieber, ist schweißüberströmt, kann sich vor Schmerzen nicht bewegen und hustet sich die Lunge aus dem Leib. Aber ansonsten ist alles paletti.


Selbst dem jetzt durch seine Sorge auf einmal doch recht liebenswert erscheinenden Frebec dämmert es nun, dass Fralie vielleicht nicht ganz aufrichtig zu ihm ist.

„Nun, das Baby ... aber du hast schon zwei Kinder bekommen, du weißt doch, wie so was geht, nicht wahr?“


Männer! Klar, nach dem zweiten Kind ist das alles nur noch Routine. Plopp und raus, zwischen Nachmittagstee und Rommé-Runde. Kerl!

Nach langen Nachtstunden, in denen wohl dank Fralies Leiden keiner im Lager richtig schläft, dämmert endlich ein neuer Tag herauf. Aspirine trifft an der Gemeinschaftsherdstelle auf Karl, sie plaudern tatsächlich ein wenig miteinander, unverbindlich, und jedem von beiden steht die Sehnsucht nach dem Anderen schier ins Gesicht geschrieben; doch sie bekommen es ums Verrecken nicht gebacken. Seufz.

Währenddessen geht es Fralie immer schlechter und die Wehen lassen sich mittlerweile auch nicht mehr so leicht verbergen. Crozie Kling fasst einen Entschluss und zieht Frebec mal auf die Seite.

„Frebec!“ sagte Crozie. „Ich möchte mit dir reden.“

Der Mann machte ein erstauntes Gesicht, denn Crozie redete ihn selten mit Namen und erklärte, sie wolle mit ihm reden. Für gewöhnlich schrie sie ihn nur an.


Crozie stellt klar, dass das Baby kommt, und sein zuerst freudiges Lächeln fegt sie ihm schnell mit dem Hinweis aus dem Gesicht, dass es zu früh käme, eigentlich kaum Hoffnung bestehe, dass es überlebe und zu allem Überfluss auch gar nicht so sicher sei, dass Fralie die Angelegenheit unbeschadet oder gar lebend überstehe.

Ijautsch. Da hätten wir mal eine Situation. [/denglisch]

„Ich dachte, du kennst dich aus in diesen Dingen, Fralie. Du bist eine Mutter. Du hast doch bereits Kinder bekommen.“

[...]

„Fralie? Fralie kann nichts geschehen! Oder? Frauen bekommen doch dauernd Kinder.“


Nein, es sieht schlecht aus, das sagt ihm die verzweifelte Crozie auch deutlich. Und so nervig Frebec auch immer dargestellt wurde bislang, er liebt seine Fralie über alles. Mehr als seinen Wunsch nach Anerkennung, mehr als seinen Stolz.

Frebec sprang auf und schickte sich an, sein Herdfeuer zu verlassen.

„Wohin gehst du, Frebec?“, fragte Fralie.

„Ich werde Ayla holen.“


Ayla kommt, übernimmt souverän die Situation und kann sogar Crozie bezüglich des Babys beruhigen: wenn die Geburt glatt geht und es doch nicht allzu früh kommt, nur ein bisschen, dann gäbe es schon noch was, was man tun könne.

Ah. Hat sie den Brutkasten doch noch schnell erfunden? Fleißig, fleißig.

So beginnt das lange Warten. Die Geburt zieht sich hin und Frebec fühlt sich sehr verloren und hilflos. Die anderen Männer des Lagers stehen ihm bei und Mamut erzählt Fred zur Stärkung von Aspirines Ansehen sogar noch die Geschichte, wie er damals von einer Flachschädelfrau geheilt wurde.

Das Baby, ein Mädchen, wird geboren. Sie ist klein und schwach, doch sie lebt. Aspirine beschließt, dass ein Gestell gebaut werden sollte, das die Kleine permanent an Fralies Brust hält. Sie soll ihre Kraft nur zum Trinken aufwenden und ansonsten soll der Mutterleib durch das Gestell so weit wie möglich imitiert werden.

... äh. Eigentlich habe ich das mit dem Brutkasten nur als Scherz ...

Well. Ein paar Tage verstreichen, das Baby wächst und gedeiht und Ranec tritt mit seinem „Wir sollten heiraten, was wir da an Steuern sparen würden!“-Plan erneut an Ayla heran.

Die denkt mal wieder, und, ich weiß nicht, wie es kommt, gerät auf das schmale Brett, dass ja nur ein Zusammentun mit Randy es ihr ermöglichen würde, ihren Sohn zu sich zu holen. Und wie schön es überhaupt ist, wenn man das Gefühl hat, von einem Mann begehrt und geschätzt zu werden. Das kriegt Karl momentan ja nicht so richtig hin.

„Ich habe gesagt, ich werde es mir überlegen, Ranec“, sagte sie.

[...]

„Gib mir eine Chance, dir zu beweisen, wieviel du mir bedeutest. Sag mir, daß du das wenigstens tun wirst. Komm in mein Bett, Ayla ...“ sagte er und nahm sie bei der Hand.

[...]

Sie schlug die Augen nieder, bemühte sich, sich über ihre Gefühle klarzuwerden. [...]

„Ja, Ranec. Wenn Du möchtest, werde ich heute abend in dein Bett kommen.“


Oi. Karl wird jubilieren.

11 Kommentare:

mohrchen hat gesagt…

>Männer! Klar, nach dem zweiten
>Kind ist das alles nur noch
>Routine. Plopp und raus, zwischen
>Nachmittagstee und Rommé-Runde.
>Kerl!
*roflol* Das "Plopp" krieg ich nicht mehr aus dem Kopf! Ich kann ja nicht mehr!

Es sind Absätze wie dieser, die einer Frau, der ich das Blog vorgestern gezeigt habe (und sie hat nur ein wenig bei deinen Biss-Texten reingelesen), den Satz entlockten: "Ich will ein Autogramm von der [unserer allseits geschätzten Frau Katz]"

Ernsthaft, die hat mich wirklich nach einem Autogramm von Frau Katz gefragt!

amanda james hat gesagt…

@mohrchen: kann ich verstehen:nick: ich empfehle dieses blog auch immer weiter.
ist ja auch gut.

Undomiel hat gesagt…

Ein Brutkasten. Ja. Okay.

Weiß jemand, wo ich die Tischkante hingelegt habe?

A. Nym hat gesagt…

@Undomiel: ich bin mir nicht sicher, ob Ayla die Tischlante schon erfunden hat. Obwohl so etwas in der Löwenhöhle eine große Daseinsberechtigung hätte und den Lebensstandard enorm steigern würde wen... ja, wenn die Leut nicht alle so von Ayla ver(b)lendet wären.

*Tischkante beiss*
*weiterreich*

Wann wird denn eigentlich ein Mammut gejagt?

amanda james hat gesagt…

@A.Nym: gute frage! immerhin sind sie doch der stamm der mamutoi...aber war doch winter und schneesturm und so. da konnten sie einfach nicht jagen. aber es wäre schon ne nette abwechslung zu den (schand)taten der aspi:ugly:

Undomiel hat gesagt…

@A. Nym: danke schön! Das ist ja wohl das einzige, das Ayayay noch nicht erfunden hat, ne?

*beiß*

Iff laff miff überraffen, ob da noff ein Mammupf kommpf

Silph hat gesagt…

Die Mammuts müssen erst auf ihrer jährlich Zugroute wieder vorbeiziehen. Wahrscheinlich machen sie das erst im Spätfrühling.

Wieso Brutkasten? Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es ein Brustkasten.

Anonym hat gesagt…

"Wieso Brutkasten? Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es ein Brustkasten."

Mag ja sein ... aber das macht es auch nicht besser.

Sakura hat gesagt…

Ich wußte das es nicht mehr weit bis zum Teilchenbeschleuniger sein kann. :ugly:

Vinni hat gesagt…

Naja, zumindest die Herren und ihre Lenden beschleunigt sie :ugly:

A. Nym hat gesagt…

Und das grüne Forum erfindet sie wahrscheinlich im nächsten Kapitel *hmpf*