Also scheucht Lukas stattdessen die Köchin aus dem Bett und lässt ein Huhn rupfen. Für eine gesunde, nahrhafte Hühnerbrühe. Weil Marthe das auch immer machen lässt, wenn ein Kranker gepäppelt werden soll.
Hat er jetzt auch schon Visionen?
Dann trainiert er noch mit Brüderchen und Konrad, bis diese völlig fertig sind. Brüderchen ist davon etwas angemufft.
„Aber bald bin ich der Erbe und er der Habenichts."
Zu seinem Pech hatte Lukas diese Worte mitbekommen. Er packte seinen Bruder an der Schulter, drehte ihn zu sich um und verpasste ihm so eine wuchtige Maulschelle, dass der Jüngere stürzte.
„Hirn hättest Du nötiger als Land", hielt er Jakob verächtlich vor.
Ja fein, wie da eine neue Feindschaft aufgebaut wird. Sehr vorbildlich.
In der Nacht kommt dann endlich Chris angeritten. Marthe ist bewusstlos, aber lebendig. Lukas ist so erleichtert, dass ihm Tränen in die ... Augen treten. Sie holen Johanna, Marthes angelernte Stieftochter, damit sich zumindest eine halbweise Frau in Ausbildung mal Marthes annimmt.
„Nur ein leichtes Fieber. Ich denke, sie ist vor allem erschöpft. Lasst sie schlafen. Falls das Fieber steigt, ruft mich."
Schön und gut, und was ist jetzt mit der Hühnersuppe? Ich meine, die ist schließlich wichtig. Wurde immerhin längelang ausgewälzt, wie Mechthild, die Köchin, den Stalljungen zum Hühnerfangen schickt etc pp usw.
Tsk.
Na gut, Chris schwört jedenfalls noch, denjenigen zu töten, der Marthe das angetan hat. Das ist fast so gut wie Hühnersuppe.
In den nun folgenden Tagen dämmert Marthe eher vor sich hin, scheint niemanden zu erkennen und bereitet allgemein allen Sorgen. Außerdem spricht sie kein Wort. Man befürchtet allgemein, dass sie sie gebrochen wurde. Putt.
Hm. Bei Ekki konnte sie noch prima reden, und jetzt, als ihr geliebter Chris sie heimgeholt hat, verschlägt es ihr die Sprache?
Aber gut. Chris schickt nun Lukas an seiner Statt mit dem nächsten Silber zu Otto. Er selbst sei leider unabkömmlich, solange seine Frau schweigend und schwermütig in ihrer Kammer dahinvegetiere.
Kann man ja auch verstehen. :verständnisvoll:
Hedwig und Otto sind über Marthes Auftauchen beglückt und Lukas ergreift die Gelegenheit, gleich mal beim Bischof die Aufhebung des Ehegelübdes zu beantragen. Der ziert sich natürlich, denn schließlich ist das was Heiliges, ne, und nur aus einer Laune heraus schon mal gar nicht und was er sich denn denke.
Ja, nun, meint Lukas, seine Braut sei eigentlich eine Braut Gottes und fürs Kloster bestimmt, also solle Gott sie doch bitte wiederhaben.
Der Bischof hmmmt und haaaat noch ein wenig herum und rückt dann damit heraus: er sei durchaus nicht abgeneigt, das Ehegelübde aufzulösen, wenn Lukas dafür verrate, wie Marthe aus dem Kerker entkommen sei.
Lukas begriff sofort, dass er um den Preis dieses Verrats die Zustimmung des Bischofs bekommen würde.
Kluger Bub. Aber natürlich tut er es nicht. Viel weiß er ja eh nicht, offiziell sogar gar nicht einmal, dass Ekki darin verwickelt ist. So there.
Er schiebt also vor, dass Marthe Sprache, Gedächtnis und Verstand verloren hätte und niemand etwas wisse.
Der Bischof ist darob ein wenig muffelig, kann aber an der Gesamtsituation erst mal nichts ändern. So bestimmt er, dass man die Sache im Augen behalten müsse, und Lukas schon mal 40 Mark Silber bezahlen könne, ohne Garantie darauf, dass seine Scheidung auch durchginge.
Sind Bischöfe eigentlich die mittelalterlichen Vorläufer der Anwälte?
Bischof Martin meint dann noch, dass er Lukas den neuen Dorfpriester für Christiansdorf gleich mitgebe, nachdem Pater Barti ja nun nicht mehr sei. Lukas stimmt zu und als er den neuen sieht, trifft ihn fast der Schlag.
Der gute, alte Pater „Jungfrauengeißler" Sebastian! Der und kein anderer!
Langsam wird es wirklich absurd, wie viele Idioten Chris, Marthe und ihrem Dorf immer wieder in den Weg geschmissen werde. Wahrscheinlich hat sich just in diesem Moment selbst das Monster von Loch Ness auf den Weg gemacht, um ihnen im dritten Band auf die Nerven zu gehen. Deswegen findet es auch keiner mehr dort, weil es nämlich gar nicht mehr da ist! Wahrscheinlich schwimmt es grade im Attasee und traut sich nicht nach dem Weg nach Christiansdorf zu fragen. Männer haben damit ja immer so ein bisschen Probleme.
Ja, so ist das nämlich.
Aber bislang ist es noch nicht da und Christiansdorf muss sich erst mal mit dem frömmelnden Dünnbiertrinker herumschlagen. Chris ist ebenfalls wenig begeistert,
denn Sebbl versucht gleich, entweder Marthe auszuhorchen („Beichte abnehmen", jaja) oder ihren Lebenswandel zu korrigieren.
„Ihr Lebenswandel ist nicht gottgefällig. Wenn sie in Gottes Augen Gnade finden will, soll sie Kinder gebären und spinnen und sich um den Haushalt kümmern, statt als Wehmutter umzugehen. Das tut kein ehrbares Weib. Kein Wunder, dass der Allmächtige sie straft."
Chris überlegt mal kurz, ob er dem Pater mal eben kurz seinen Dolch zeigen sollte, aber Lukas hält ihn zurück.
Der Vater wird mit dem Hinweis auf die Beichtunfähigkeit der Dame Marthe wegen Stimmlosigkeit weggeschickt und man versinkt in brütende Stimmung. Wie der Medicus hat Sebbl darum gebeten, nach Christiansdorf versetzt zu werden. Schwupp, einer weg, schwapp, der nächste da. Wie im Taubenschlag.
Man beschließt, dass man diesem Eiferer nicht trauen könne, dass es ganz günstig sei, dass Marthe erst mal verstummt ist und dass Chris ganzdollschnell eine eigene Kapelle bauen wird, um dann seinen eigenen Haus- und Hofpfarrer zu halten. Dann darf Marthe bei dem beichten und beten und alle müssen zufrieden sein.
Marthe gesundet die nächsten Tage zumindest äußerlich vor sich hin, aber so richtig will es nicht werden mit ihr.
Doch ihre Augen waren erloschen. Wie seelenlos blickte sie um sich, anscheinend, ohne etwas richtig wahrzunehmen. Wer mit ihr sprach, bekam keine Antwort.
Sie sollten Ekki holen, mit dem hat sie ja ... nur so ein Gedanke.
Nachts lag Christian mit brennenden Augen neben seiner Frau und wagte nicht, sie zu berühren.
Ach. Mit brennenden ... Augen?
Kein Wunder, dass Marthe nicht gesundet. Teh Healing siewissenschon fehlt!
Die Stimmung des Haushalts ist jedenfalls äußerst bedrückt. Da, eines Abends, singt Till-Ludmillus, der nie wieder singen wollte, Marthe ein gar wundertraurig Stück über verlorene Liebe vor und erweckt sie damit aus ihrer Katatonie.
Teh Healing Muzak also. Na, wennse meint.
Von nun an geht es Märthsche stetig besser, sie fängt sogar wieder an zu sprechen.
Am nächsten Morgen, als Chris aufstehen und sich für den Silbertransport fertigmachen will, kann sie sogar wieder visionieren.
„Jemand lauert euch auf ... auf halbem Weg ... Männer werden sterben ..."
Wie praktisch. Chris sammelt seine besten Männer um sich und gibt die Warnung weiter, natürlich ohne zu erwähnen, woher er diese Neuigkeiten hat.
Kurz vor der Abreise befiehlt er noch Konrad und Jakob dafür zu sorgen, dass sich der neue Pater von Marthe fernhalten möge. Erst recht solle er nicht mit ihr sprechen. Dann reiten sie los.
Als hätte Chris es geahnt: kaum sind sie ums Eck kommt Sebbi angewackelt und möchte „mit Marthe beten". Jaja. Er wird jedoch von Konni und Jakob, die standhaft und hochherrschaftlich die Treppe versperren, daran gehindert. 1:0 für Team Chris. Sebbi verlässt, für den Moment besiegt, das Haus.
Man möchte sich schon zum Triumph gratulieren, da gellt Marthes Schrei durch die Kemenate.
Im gleichen Moment fing in der Halle Clara an zu weinen.