Marthe sitzt bei Lizzie und stickt, als es ihr plötzlich eiskalt den Rücken herunterläuft. Sie blickt auf und sieht ein unsympathisches Raubvogelgesicht in der Tür stehen. Der Geistliche fixiert sie sofort und wir ahnen: ohoh. Gleich passiert was.
Tatsächlich verlangt er rundheraus, dass Marthe ihn nach Meißen begleite.
Ja, nee, also, warum das denn, möchte Lizzie wissen, immerhin sei die Dame Marthe guter Hoffnung und dürfe nicht mehr so weit reisen.
Ah. Sieht so aus als hätte Chris' potentes Zaubersperma wieder zugeschlagen! Gratulation an alle Beteiligten.
Wir erfahren, dass Geierwaldo ein weiterer fanatischer und boshafter Geistlicher ist (hatten wir ja noch lange nicht genug von) und uns Marthe sich vor einem Kirchengericht verantworten muss.
„Bindet der Hexe die Hände. Und passt gut aus, dass sie nicht entwischen kann!"
An diesen Worten erkannte Marthe, dass ihr Tod schon beschlossen war.
Pardon, ich ließ mich hinreißen.
Ja, also, das ging jetzt alles echt ruckzuck. Rein, Marthe eingesackt, raus. Respekt. Die spanische Inquisition hätte es nicht besser gekonnt.
Marthe wird auf einen Karren gebunden und nach Meißen geschafft. Besteht die Welt eigentlich nur aus Christiansdorf, Meißen und dem Wald dazwischen? Gut, der mittelalterliche Mensch an sich war tendenziell dann doch eher stationär veranlagt und wäre aufgrund seiner Tendenz zum frühen Tod auch nicht bemerkenswert weit gekommen, aber ... naja. Lassen wir das.
Während der ganzen Reise erhielt Marthe weder Essen noch Trinken, nicht einmal einen Schluck Wasser in der sengenden Augusthitze. Niemand sprach ein Wort zu ihr.
Schade, dass Marthe nicht in der Nähe ist, die würde der Unglücklichen sicherlich helfen können.
... Moment.
In Meißen angekommen wird Marthe erst einmal in den Kerker geschleift. Ihr letztes Fünkchen Hoffnung erlischt, als sie in das faulige, stinkende Stroh ihrer Zelle gestoßen wird.
Aber nicht, dass wir denken, dieses Ekelstroh sei das Schlimmste, was ihr heute passieren wird.
AHAHAHAHAHAHAHAHAHA ... nein.
Geierwaldo kommt bald nochmal vorbei, befiehlt, dass Marthe die Fesseln abgenomen werden und die beiden alleine gelassen werden.
Ob jetzt der richtige Augenblick ist, sich an Marthes Traum vom Kerker und den Spinnenfingern zu erinnern?
Dann soll Märthsche sich ausziehen. Welch' wirklich, wirklich unerwartete Wendung der Geschichte, das hatten wir echt noch nie. Geierwaldo will ihren Körper natürlich nur nach Hexenmalen untersuchen, ja, nee, klar.
Als sittenhaftes Eheweib findet Marthe das jetzt nicht so gut, was den fiesen Kirchentypen aber nicht anficht. Der holt einfach die Wachen und gibt die Order, Marthe zu entkleiden.
Dass das nicht ohne lüsternes Geglotze, Klamottenzerreißen und Lendenreiben abgeht können wir uns alle denken, ne?
Die Lendenflüsterin wird noch an die Wand gekettet, dann ist sie alleine mit Geierwaldo, der sie dann ... „untersucht".
Seine Augen funkelten, als er die dürren Finger nach ihr ausstreckte. Sie zuckte zurück, aber die Ketten ließen kaum Spielraum. Gequält stöhnte sie auf, als seine Finger wie Spinnenbeine [Anm. d. Red.: HA! Vision! Da haben wir es!] über ihren Körper glitten und Stellen berührten, die nur Christian sehen durfte.
Als die fremden Finger den Innenseiten ihrer Schenkel hochkrochen, schrie sie vor Scham und Entsetzen.
„Ja, kreisch nur, Hexe", raunte ihr eine bebende Stimme zu.
Da erst wurde ihr bewußt, dass der Raubvogelgesichtige nicht nach Hexenmalen suchte. Sie sah die Ausbeulung unter seiner Kutte und die Gier auf seinem Gesicht.
„Welche Sünde ladet ihr auf Euch, Ihr, ein Mann Gottes!", schrie sie ihm fassungslos entgegen.
Das bringt ihn ertappterweise dazu, zumindest mit dem Begrabbeln aufzuhören. Dafür muss er sie jetzt aber wirklich ordentlich geißeln, denn wenn er ein Bäumchen in der Kutte pflanzte dann schließlich nur, weil sie ihn behext hatte, ne?
Tze. Geistliche. Nur Sehks oder Spanking im Kopf. Tsk.
Marthe wird dann per Rute quasi so ein bisschen zerfleischt, die plastische Beschreibung erspare ich uns allen mal. Irgendwann ist Marthe ohnmächtig und so übel zugerichtet, dass noch nicht einmal die jüngere Wache, die sich schon Pläne für die Nacht zurechtgelegt hatte, sie noch lendenswert findet.
Am nächsten Tag wird sie in Lumpen (ihre Klamotten sind ja zerrissen) vor das Kirchengericht gebracht und begreift nun restlos, warum Chris immer so drauf bestanden hatte, dass sie sich standesgemäß auftakelt. Nun würden die Herren des Kirchengerichts in ihr keine Edelfreie sondern nur eine gewöhnliche Lumpen-Luzi sehen und sie wohl auch entsprechend behandeln.
Zu ihrem Glück ist der erste Vorsitzende eher gelangweilt als fanatisch. Er lässt ihr Wasser bringen und sie hat die Gelegenheit zu sagen, dass sie immerhin eine Edelfreie und Eheweib eines Ritters ist.
„Wenn sie edelfrei ist, wieso ist sie dann in diesem Zustand?", fragte der Mann unwirsch, der das Verhör führte.
Geierwaldo meint daraufhin, dass man Das Böse™ schließlich ohne Beachtung von Rang und Namen aufspüren müsse, ne? Außerdem hätte Marthe ein Hexenmal in Form eines feuerroten Pferdefußes, jawollja!
Hat sie natürlich nicht, aber mei, dann hat sie es eben durch Zauberei verschwinden lassen.
Hätte sie nicht! Außerdem hätte sich Geierwaldo ihr unkeusch genähert! keift Marthe zurück.
Die Sache zieht sich dann noch etwas hin, dann wird der Ankläger hereingerufen. Es ist, *trommelwirbel*, der Medicus. Der meineidet nochmal, unter anderem, dass viele von Marthes Patienten überlebt hätten, obwohl sie schwerkrank gewesen wären.
„Kann es nicht sein, dass ihre Heilmethoden vielleicht einfach besser waren?", fragte eine zweifelnde Stimme von links.
Ich mag die zweifelnde Stimme von links, auch wenn sie gar nicht in dieses Buch passt.
Dann weiß der Hauptgeschäftsführer auch noch, dass der Herr Medicus [Anm. d. Red.: Der stirbt bestimmt bald, der hat bis heute noch keinen Namen bekommen.] damals wegen Marthe seinen Posten verlor und findet es komisch, dass er dann erstens nach Christiansdorf kam und zweitens gleich Anklage wegen Hexerei erhob.
Ich beginne so langsam wirklich echt ernsthaft verwirrt zu sein. Ich meine ... Gerechtigkeit? Ausgewogene Beweisaufnahme? Hallohoo? Wo sind wir denn?
Sehr seltsam. Seeeehr, sehr seltsam.
Gut, noch etliches Getüddel später kommt man überein, Marthe einem Gottesurteil zu unterziehen. Sie soll im Fluss untergetunkt werden und wenn sie untergeht, ist sie unschuldig. Dass sie dann zu 99% nicht nur rehabilitiert sondern auch tot sein wird dürfte klar sein. Aus lauter Schreck und Entsetzen fängt sie an, stechende Schmerzen im Unterleib zu bekommen. Verliert sie jetzt ihr Kind? Doll, das fehlte noch.
Wenn ich ertrunken bin, wird wenigstens niemand Christian oder meinen Kindern Hexerei vorwerfen können. Das war der einzige Gedanke, an den sie sich jetzt noch klammern konnte.
Marthe verleiht dem Ausdruck „Gutmensch" eine ganz neue Tiefe und Dimension.
Am Fluss wartet bereits eine große Menschenmenge. Marthe wird auf eine Fähre geschafft und wie ein Rollbraten verschnürt. An einer tiefen Stelle des Flusses hält die Fähre an. Nu' isses soweit!
„Erlaubt, dass ich zuvor noch einmal überprüfe, ob die Knoten fest sitzen", hörte sie eine Stimme, die ihr merkwürdig bekannt vorkam.
Als sie sah, welches Gesicht dazugehörte, zuckte sie zusammen [...].
Naaaaa? Wer ist da ganz überraschend aufgetaucht? (Getaucht. Wasserprobe. Fluss. Wasser. Getaucht. Ahahahahahahaha!)
Na?
Ekkehart!
Marthe schließt mit dem Leben ab.
Warum wollte Randolf sie ausgerechnet auf diese Weise töten?
„Hol tief Luft", raunte Ekkehart ihr zu.
... jawiejetzt? Haböh? Wot? Ich bin erneut verwirrt. Dieses Kapitel ist so gar nicht, wie man es erwarten könnte.
Marthe wird dann auch gewässert, verliert kurz das Bewusstsein, dann zieht Ekkehart sie grade noch rechtzeitig hoch und wiederbelebt sie.
Da guck. Ob sein Name auch ein sprechender ist? Ekkehart? Dann hätten wir doch ein handfestes *hüstel* Motiv.
Es entspinnt sich eine Diskussion darüber, ob das Gottesurteil jetzt aussagekräftig sei oder nicht. Immerhin lebt die Delinquentin noch und es könnte ja auch sein, dass Gott nur das ungeborene Kind schützen wollte. Man beschließt, dass Geierwaldo sie ja nochmal peinlich befragen könne, bis der Bischof heimgekehrt sei und die Sache entscheiden könne. Marthe wird ohnmächtig.
Kurz darauf wird sie in ihrer Kerkerzelle von Ekkehart wachgerüttelt. Ich find's ja immer wieder schön, dass man Leute in Film, Buch und Fernsehen aus einer tiefen Ohnmacht einfach so wachrütteln kann. Praktisch.
Ekki meint, er würde Marthe jetzt da rausholen, weil sie ihm mal das Leben gerettet hat (der Bär, der von Chris am Feuer mit einem Löffel entleibt wurde, hatte ihn vorher angefallen, erinnert ihr euch?) und Randolf wisse von alledem nichts.
Marthe ist verwirrt, aber nun gut, Flucht ist Flucht. Auf dem Weg zur Tür verliert sie ihr Kind dann wohl endgültig, daher schmeißt Ekki sie sich einfach über die Schulter und schleppt sie aus dem Kerker.
Die Wachen sind übrigens von einer Dirne abgelenkt. Das Prinzip kennen wir jetzt ja schon. Never touch a running ... ja.
Ekki schafft sie hinfort zu seiner Residenz und lässt sie von einer weisen Frau pflegen.
„Wird sie überleben?"
Die Alte antwortete: „Unwahrscheinlich. Ihr seht doch, was sie durchgemacht hat, das arme Ding. Das allein könnte so ein zartes Wesen schon unter die Erde bringen. Aber jetzt hat sie auch noch das Fieber, das die Mütter im Kindbett tötet."
Na, da simmer ja mal gespannt, wie das weitergeht.
10 Kommentare:
Wer hält eigentlich Gericht in Meißen, wenn Otto nicht da ist? Wo steckt Hedwig, wo war Raimund, bei dem Marthe doch so sicher aufgehoben war und wie kann es sein das "DIE" Marthe, die sonst jeder kennt, da so nebenbei als Lumpenmädel vor Gericht gezerrt wird... Das scheint mir alles mal wieder arg an den Haaren herbeigezogen... Was bei dem Buch nicht wundert. "Oh, ich wollte doch noch Handlung schreiben, na, dann fangen wir jetzt spontan mal damit an!" Tolle Idee, Frau Autorin! :ugly:
Geierwaldo! :rofl:
Tze. Geistliche. Nur Sehks oder Spanking im Kopf. Tsk.
:rofl:
dass noch nicht einmal die jüngere Wache, die sich schon Pläne für die Nacht zurechtgelegt hatte, sie noch lendenswert findet.
Ich mag deine Wortschöpfungen. Das ist doch mal ein neues Wort, statt immer nur schützend ihrwißtschon und feingliedrig und dergleichen.
Und wie viele Parteien Fieslinge und weniger Fieslinge gibts jetzt eigentlich? Ursprünglich waren Ekki und seine Saufkumpane auf der Seite von Randy. Dann reden sie mit Marthe, ohne Verwarnung völlig überraschenderweise, und davon weiß Randy nichts. Und jetzt weiß Randy also auch nicht, daß Ekki plötzlich ein Gutmensch-Gen entdeckt hat. Wissen das die anderen?
Ich bin verwirrt.
Und nachdem Marthe ja eh schon völlig traumatisiert sein sollte von all der Verwarne, verliert sie jetzt auch das Kind, aber das wird ja bestimmt genauso weggesteckt und sie wird sein wie immer vorher.
Your reality check apparently got lost in the mail...
"Die Lendenflüsterin"
Bwahahahaha.
Aber he, das Buch wird verwirrend. Das heißt, es passiert nicht nur das, was man erwartet, wenn man bisher das Buch gelesen hat. Hng. Könnte es am Ende sogar noch etwas vom Klischee abfallen?
:suspekt:
Ekkehart ist einer der Mehrfach-Verwarner? :suspekt: Ich meine ... hä? Versteh ich nicht.
Ansonsten ging das jetzt aber ganz schön flott mit der laaang ersehnten Hexerei-Anklage.
Der Inquisitions-Smilie!!! *BWAAAH*
Also, das war ja jetzt regelrecht überraschend! Nanu?
Nach kapitellangem Rumgeplänkel plötzlich Handlung? Verhaftung, Entführung, Folter, Todesurteil, Rettung, Fehlgeburt, zackbumm?!?
Und Ekkehart? Wie jetzt?
Müssen wir mit Christians baldigem Ableben rechnen, wenn hier gerade ein zweiter guter Ritter aufgebaut wird? Das bringt doch das ganze Schwarz-Weiß-Schema durcheinander!
Ansonsten schließe ich mich den anderen an: Wenn schon alles in Meißen passieren muss, wo stecken dann Otto & Co.?
Nobody expects the Spanish Inquisition!
Da gibt's auch noch einen anderen Smiley, muß ich im Forum glatt mal danach fragen.
Und Otto, der ist bestimmt... im Wald und muß mal. :rolleyes:
Ich find das verwirrend. Das ist jetzt total so aus dem Zusammenhang und überhaupt.
Mal im Ernst. Ein HEXENprozess einer Edelfreien und die Herrschaft und der anwesende Ehemann ist nicht informiert? Was ein Schwachsinn.
Ekkehart ist in der Tat verwirrend. Ich kann mir das nur so erklären, dass Marthe für den Tod durch den R-zfeind aufgehoben werden muss. Ich meine, Ekkehart hat Marthe doch auch noch nach dem Lebenretten verwarnt, oder? Wo kommt denn dann auf einmal der Gesinnungswandel her?!
Na was wohl? Marthe hat ihn mit aller Kraft angesehn, als sie ihn damals geheilt hat, und hat er sich in die Menge der ihr Verfallenen eingereiht. Unsterbliche Liebe bis ans Ende seiner Lenden.
Jetzt tut ihm alles gar schröcklich Leid und er versucht, es wieder gutzumachen, in der Hoffnung, dass sie seine Liebe irgendwann erwidert. (Und Randolf bei der Ermordung des lieben Chris zur Hand geht, damit sie, erneut verwitwet, Ekki heiraten kann. Happy End :ugly:)
Eigentlich hatte ich das schon im letzten Band erwartet.
"Ooooh, ich bin soooo schwer verletzt, ich werde sterben, nur Marthe kann mich retten! Aber das wird sie nicht tuhuhuuun, die Grausame, sie wird mich aus Rache verrecken lassen, wehe! - Doch siehe! Sie rettet mich! Welch Wunder! Oh Marthe, holdes Engelein! Ewig will ich dir dienen!" Und er rollt vom Krankenbett vor ihre Füße, um diese zu küssen. :ugly:
Hat aber in das restliche Drama nicht mehr reingepasst, also kommt es jetzt erst. Ta-daaaa!
Eigetlich warte ich jetzt darauf, daß Marthe sich selber heilt... Wenn sie grad so die Äuglein öffnen kann, Anweisungen gibt, welche Tränke und Kräuter ihr wie zuzuführen sind...
Kommentar veröffentlichen