Montag, 23. März 2009

Die 2. Hebamme XIII – Christians Suche

Christian sucht vier Wochen nach Marthe, doch vergebens. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Das tut unserem aufrichtigen Recken nicht gut.

Jeder in der Runde wirkte ernst und besorgt, Lukas geradezu verzweifelt, aber Christian war kaum wiederzuerkennen. Hohlwangig, mit tiefen Schatten unter den Augen, hatte er Mühe, seine Stimme zu beherrschen.

Er quält sich mit der Frage, wer, wenn nicht Freunde, ihr zur Flucht verholfen haben mögen und warum derjenige sich dann nicht meldet. Dann brüllt er herum, dass sie bestimmt schon tot sei, OMG! Nein, diese Stimmungsschwankungen sind nicht gut.

„Es gibt keine andere Erklärung. Sie ist tot. Sie haben sie und unser ungeborenes Kind zu Tode gemartert, und ihr Mörder hat sie irgendwo heimlich verscharrt, um nicht wegen seines Übereifers Ärger zu bekommen."

Was bleibt also noch für den gebrochenen Mann? Richtig, Rache. Rache geht immer. Und so schwört Chris, dass jeden Stein umdrehen wird, bis er ihren Mörder gefunden hat. Oh, und ihr Grab. Ja, das auch.

Mitten in diesen völligen Zusammenbruch platzt ein Page, der Chris zu Otto bringen soll. Ottos übliches Gefühl für den genau falschen Augenblick ist bemerkenswert.

Hedwig und Otto wollen in Erfahrung bringen, ob es Neugkeiten gibt. Chris kann nur seine getötet-verscharrt-Theorie zu Protokoll geben, was Hedwig betrübt und Otto zur Aussage bringt, dass es Chris ja guttun würde, wenn er sich bald wieder ein Weib anlachen würde, nachdem sein erstes ja nun vermutlich hinüber sei.

Fassungslos starrte Christian den Markgrafen an.

Das Gefühl kann ich jetzt vollinhaltlich nachvollziehen. Könnte jemand Otto etwas Mitgefühl und Empathie transplantieren? Das ist ja ... also ...!

Tsk!

Dafür hat Hedwig eine wichtige Information für Christian. Sie wisse, wer der Ankläger gewesen sei, der Medicus nämlich, der einst in den Diensten des Markgrafen stand. Unser leidender Ritter ist elektrisiert und bittet um weitere drei Tage Urlaub, dann würde er Otto wieder zur Vefügung stehen.

Lukas noch schnell eingesammelt, dann wird die Nacht durchgeritten. Im Dorf sind alle betrübt darüber, dass es bezüglich Marthe keine Neuigkeiten gibt. Chris und Lukas halten sich aber nicht lange mit dem Gejammer auf sondern stürmen gleich zum Haus des Medicus. Der erschrickt, als er sieht, wen er vor sich hat, spielt dann aber den Unschuldigen.
Na, bringt ihm nichts. Er wird gefesselt und nach Meißen geschleift. Dort erhebt Chris Klage vor Bischof Martin.

„[...] Ich bin gekommen, um Anklage gegen den Mann zu erheben, der mein Eheweib aus niederen Gründen fälschlich der Hexerei bezichtigt hat. Und um zu fordern, dass er sich einem Gottesurteil unterzieht", antwortete Christian laut.

Gemurmel, Gemurmel. Der Medicus wird hereingebracht und bleibt bei seiner Geschichte.

„Habt Ihr das von Euch beschuldigte Weib fliegen sehen?"
„Ja", rief der Medicus, froh, nach einem rettenden Strohhalm greifen zu können. „Mehrfach bei Vollmond."

Tjaaaaa. Dummerweise ist es eine von der Kirche anerkannte Tatsache, dass Hexen nicht fliegen können, was Martin auch gleich zur Überzeugung bringt, dass der Medicus ein Meineidicus sei. Eigentlich stünde ihm jetzt die gleiche Strafe zu, die auf Hexerei steht, aber da Chris ein Gottesurteil wolle, solle er mal wählen. (Wie kooperativ auf einmal von der Kirche, da guck.)

Chris will die Feuerprobe.

Die Kohlen werden gerichtet, und was heute in jedem Managementkurs zum guten Standard gehört, wird dem Medicus zum Verhängnis: erschrocken durch Chris' hasserfülltes Starren fällt er längelang hin, *brizzlbruzzl*, und er ist Geschichte.

Mit unbeweglichen Mienen warteten Christian und Lukas, bis von dem Verleumder nur noch ein verkohltes Stück Fleisch übrig war. Dann verließen sie gemeinsam den Platz.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also, ich muss ja sagen, dass mich der Wüterich-Chrischi ja doch wieder mit dem Buch versöhnt hat, ich les es jetzt zügiger. Mir gefällt seine schlechte Laune, auch wenn sie ein bisschen eindimensional daherkommt. Aber die Autorin hat immerhin etwas geschafft, mit dem ich ja nie mehr gerechnet hätte: Sie hat mit seinem Verhalten einen Bogen ganz zum Anfang des ersten Buches geschlagen, als man von ihm BEHAUPTETE, er sei so grätig und finster, wegen einer verlorenen Liebe, was er dann aber das ganze Buch lang nie gezeigt hatte.

Hab zwar den Verdacht, dass das reiner Zufall ist, aber egal.

Anonym hat gesagt…

Ürks.

Anonym hat gesagt…

Genau das wollte ich auch grade sagen.

Anonym hat gesagt…

Osama Bin Marthe sitzt bestimmt in irgendeinem Erdloch. :nick:

Anonym hat gesagt…

Vielleicht wendet sie sich auch im Stockholmsyndrom dem Retter/Entführer/Verwarner zu? :ugly:

Ranwen hat gesagt…

Mit unbeweglichen Minen

Ja, die sind in der Regel eher Immobilien und neigen nicht zum Bewegen.

Mienen dagegen eher.

*hust*

Und Schlechte-Laune-Chris gefällt mir ausnehmend besser als Emo-Chris.

Dafür sehe ich mich bestätigt, in der letzten "Wem würdet ihr gern man eine scheuern?" doch Otto gewählt zu haben.

Randy weiß es ja nicht besser, der kann nur fies (hatte bestimmt ne unglückliche Kindheit, oder?), aber Otto - saudum on so many levels.

Centaurea hat gesagt…

Ich glaub ja nicht, dass man einen menschlichen Körper mit Kohlen angezündet kriegt. Hatte Hoppi nicht dazu mal was geschrieben?
:/Analüst:

Und ich bin dagegen, wie in diesem Buch unsere guten alten Wettiner verhunepipelt werden!

Anonym hat gesagt…

576kg Holz. :nick: Keine Grillkohle vom Aldi.

Anonym hat gesagt…

Ich bin auch skeptisch. Mal eben hinfallen, auf der Kohle landen und dann *wusch* spontane Selbstentzündung ginge nur mit benzingetränkter Gewandung. Ansonsten wäre doch jeder einfach aufgesprungen, ein wenig herumgetanzt und fertig. Very strange. Oder hab ich die Szene falsch interpretiert?

FrauKatz hat gesagt…

Nnnope. Ich habe extra nochmal nachgesehen. Es werden ausdrücklich Kohlen genannt. Der Medicus tritt auf die Kohlen, autschautsch, dann eilt er mit großen Schritten über die Fläche.
Auf halber Hälfte sieht er dann Chris am Rand stehen, erschrickt, fällt hin.

„Seine Kleider fingen sofort Feuer. Das Fauchen der hoch lodernden Flammen mischte sich mit den Schmerzensschreien des Mannes, bis der Medicus verstummte und nur noch das Knistern und Zischen des Feuers zu hören war.“

Das war's. Dass er sich vorher in reinem Alk oder anderen Brandgeschleunigern mariniert hätte wird nicht erwähnt.

Vielleicht war's ja das Rasierwasser. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Der hatte sicher Pannesamt an. :nick:

Farnwedel hat gesagt…

Was ein echter Medicus ist, trägt immer einen Haufen alchymischer Tinckturen und Pülverchen mit sich. Das brennt. :nick: