Noch am gleichen Abend lässt sich Christian bei Otto melden. Gewarnt von Dietrich kann er sich beherrschen, als er Randolf beim Markgrafen stehen sieht.
Aus den Augenwinkeln sah Christian für einen Moment etwas in Randolfs Gesicht aufflackern.
Wiedersehensfreude und Vergebung zweifellos.
Chris darf sich erheben und brütet über gar finsteren Gedanken.
Er würde den Mann töten, der Marthe geschändet und damit vor ihm geprahlt hatte, der Tod und Verderben über sein Dorf gebracht hatte. Lieber heute als morgen.
Na, das dauert bestimmt noch. Derweil befragt Otto Chris nach den Fortschritten der Bergleuterekrutierung. Ah, zehn Männer mit Familie, darunter zwei erfahrene Schmelzer wollen nach Christiansdorf ziehen. Wie schön. Otto ist zufrieden und verkündet, dass es nun höchste Zeit wäre, die Förderung zu erhöhen und eine Burg zu bauen. So eine Burg, ne, die macht schon was her und man kann Silber drin aufbewahren und dem Fald-, Wald- und Wiesenganoven wird es deutlich schwerer gemacht, das hübsche Glitzerzeugs zu stehlen.
Dass Randolf der Burgherr sein wird brauchen wir nicht noch extra zu erwähnen, oder?
Otto macht sich nun also auf seine unnachahmliche Art daran, alle zukünftigen Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen: er lässt Chris und Randy einen heiligen Eid aufs Kreuz schwören und betont außerdem, dass Randolf jetzt ja durch das heilige Land geläutert sei, jawohl.
Sollte einer der beiden seinen Eid brechen und Streit anfangen würde beiden die Schwerthand abgeschlagen und jetzt vertragt's euch gefälligst!
Randolf gibt sich versöhnlich, Chris kann sich grade so noch zurückhalten und ihn nicht abmurksen.
Schlechte Ausgangslage, aber Otto ist ja nun auch nicht der Aufmerksamste Welche, wenn es um die Gefühlslage von Mitmenschen geht.
Randolf schwört nun also:
„Ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, keine Feindseligkeiten gegen Christian zu begehen. Sollte ich diesen Eid brechen, möge mir ewige Verdammnis beschieden sein.“
Wir bemerken, so ganz für uns und inoffiziell, dass er hier nur schwört, nicht selbst irgendwas zu unternehmen. Das behalten wir einfach mal im Hinterkopf würde ich sagen.
Dann soll Chris schwören. Er zögert zuerst ein bisschen herum und schon wittert Randolf Morgenluft und grinst gehässig, während Hedwigs Anspannung sichtbar steigt.
Na gut, was will man machen, ne? Aber Chris wäre nicht Chris, wenn ihm dazu nicht noch was einfallen würde.
„Ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, beim Leben meiner Frau und meiner Kinder, stets Eure Interessen zu wahren und Randolf nicht zu töten, bevor Ihr es nicht selbst wünscht.“
Großes Gemurmel setzt ein und Otto läuft erst einmal wutrot an. Hedwig besänftigt ihn schnell und puuh, nochmal gutgegangen.
Nach dem ersten kleinen Showdown wollen sowohl Chris als auch Randy erst mal heim zu Weib und Kind(ern), aber Otto mag sie noch nicht weglassen. Man hätte ja noch so viel wegen der Burg zu besprechen.
„Das gibt euch Gelegenheit, unter meinen Augen zu lernen, miteinander auszukommen.“
Joah. Stuhlkreis in Goslar, mit Sympathie-Tee, Strickpullis und Sozialarbeiter Otto führt die Gesprächsleitung. Gut, dass wir das mal eben kurz angedacht haben.
Die Streithähne treten vor die Tür und o Wunder, Randolf schlägt gar sanft versöhnliche Töne an.
Hat die Sonne ihm das Hirn verbruzzelt?
Ach, ja, Streitigkeiten kämen halt mal vor, das sei lange her, Marthe hätte nichts mehr von ihm zu befürchten, sie würde sich im Gegenteil mit Randolfs Frau anfreunden und Chrissohn und Randolfsohn würden zusammen aufwachsen, tirili.
Holt mal einer den Medicus? Ich glaube Randolf geht es nicht so gut.
Chris hingegen speit Gift und Galle, nur unzulänglich von Ottos Schwur zurückgehalten.
Dieser heißblütige Narr wird mir aus reiner Rachsucht noch alles verderben, dachte Randolf missgelaunt, während er davonstapfte. Ich muss ein paar zusätzliche Vorkehrungen treffen, um sicher zu sein. Und ich weiß auch schon, welche.
Ahhhh! Er hat einen Plan! Na dann! Und ich dachte schon ...
Chris sitzt nach diesem Gespräch mit Lukas und seinen Freunden zusammen und ist wirklich extrem schlecht gelaunt. Er beschließt dann auch, noch einen weiteren Mann (Freund Richard) nach Hause zu Marthe zu schicken.
Lukas kommt das so ein bisschen wie ein Bodyguard-Overkill vor, immerhin logieren schon Herwart und seine Leute bei Marthe. Aber nö, Chris ist unerbittlich.
Da überkommt Lukas die Erleuchtung, warum Chris das so handhaben will. Auf einmal ist alles sonnenklar.
[...] ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf. Für Christians übertrieben scheinende Vorsichtsmaßnahmen fiel ihm nur eine einzige, allerdings schreckliche Erklärung ein. [...] Denn wenn zutraf und sich herumsprach, was er vermutete, würde jeder erwarten, dass Christian seine Frau verstieß, ganz gleich, ob sie Schuld hatte oder nicht.
Es würde ja außerdem alles erklären, die Heirat mit Wiprecht und warum sie damals so verändert war!
Lukas muss ein Genie sein, so wahnsinnig offensichtlich finde ich aus seiner Warte gesehen die Angelegenheit nun nicht. Aber gut, nehmen wir das einfach mal hin.
Otto verschwendet am nächsten Tag keinerlei Gedanken mehr an Christiansdorf, immerhin hatte er das optimal geregelt und deswegen würde das schon passen.
Sicha dat.
Die nächsten Abschnitte des Kapitels sind reinste Opossum-Essenz. Der Kaiser wird langsam grau, verhandelt die Klage eines Ludwigs, der grade belagert wird (Dasgehtdochnicht!) etc, pp, bla.
Der Leu steht neben Barbarossa und sieht recht selbstbewußt drein.
Großes Opossum, kleines Opossum, fusseliges Opossum, Opossum, Opossum, Opossum, Ente.
Nach der spannenden Sitzung machen sich Otto und Dietrich aus dem Staub und tauschen gegenseitig wichtige Informationen aus.
- Der Kaiser habe den Löwen herzlich willkommen geheißen, aber der Löwe wird unzweifelhaft bald nach der Macht greifen. Was der Kaiser aber nicht sehen will.
Sind Otto und Barbarossa vielleicht irgendwie verwandt? - Der Löwe wurde auf seiner Reise überall wie ein Kaiser empfangen.
- Besonders herzlich von Manuel Komnenos, dem R-zfeind des Kaisers. Otto findet es gelinde seltsam, dass Randolf ihm das nicht gesagt hat, als er von seiner Reise berichtete.
Tscha, meint Dietrich, der Kaiser meine eben, dass eine Pilgerfahrt eine heilige Sache sei und den Charakter läutere.
Otto prustete verächtlich. „Vielleicht bei einem einfachen Kaufmann oder Pfaffen [...]. Aber bei einem Mann, der vor allem seine eigenen Ländereien und seinen politischen Einfluss im Sinn hat?“
Dietrich lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme und betrachtete seinen Bruder wortlos, mit einem spöttischen Blitzen in den Augen.
Wenig später geht Otto auch auf, dass er grade sein eigenes Argument („Randolf ist geläutert, der war schließlich im heiligen Land, ne?“) ausgehebelt hat.
Ich mag Dietrich.
Er ermahnt seinen tumben Bruder dann noch, doch hin und wieder ein Auge auf Christiansdorf zu haben, bitt'schönn.
Dann gibt's Essen und Otto verkündet in dem Moment, in dem Hedwig ins Zimmer kommt, stolz, dass sie ein weiteres Kind erwarte. Glücklicherweise können sich alle Beteiligten beherrschen und Dietrich gratuliert seiner Geliebten formvollendet zum Kind ihres Ehemannes.
!
„Ich hoffe, es wird ein starker Sohn, ein kühner Recke wie unser Erstgeborener.“
Ja, wir alle wissen, was für ein Herzchen der liebe Erstgeborene Ottos ist, aber Otto merkt und weiß, wie immer, wieder nichts. Nada. Nullinger. Totales Vakuum. Flaute. Ebbe. Flatline.
Sowohl Hedwig als auch Dietrich wollen Otto vorsichtig darauf hinweisen, dass sein Dutziduh ein echtes A*sch ist, aber Otto möchte, wie immer, nichts davon hören. Nö, der sei stark und durchsetzungsfähig und überhaupt ganz doll toll, basta.
Dietrich bleibt skeptisch.
„Und ich hoffe sehr, dein ältester Sohn ist einmal geduldig genug, um zu warten, bis er sein Erbe antreten kann.“
Ich bin grade wieder so Anti-Otto dass ich echt hoffe, dass das ein Foreshadowing war.
10 Kommentare:
"[...] ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf. Für Christians übertrieben scheinende Vorsichtsmaßnahmen fiel ihm nur eine einzige, allerdings schreckliche Erklärung ein. [...] Denn wenn zutraf und sich herumsprach, was er vermutete, würde jeder erwarten, dass Christian seine Frau verstieß, ganz gleich, ob sie Schuld hatte oder nicht."
Ich gestehe, ich stehe auf dem Schlauch. Häääää?
Lukas hat, *schwuppdiwupp*, erkannt, dass Chris Marthe so über alle Maßen vor Randolf schützen will, weil Randolf Marthe mal geschändet hat. :nick:
Und wenn sie "kaputtes Gut" war, müsste Chrischi seine Frau verstoßen. Weil Hure und so. Siehe katholische Kirche *ugly*
Übrigens würde ich, wenn ich Marthe hieße, die Ebert verklagen, dass sie meinen Namen so durch den Dreck zieht.
"auf's"
RRRRRIIIIINNNNGGGG!!!!!
Ahhhhhh! Scheißeee!
*verbesser*
Ich befürchte, es wird noch dauern, bis das sich in meinem Hirn festgesetzt hat. :crap:
Lukas könnte übersinnlich begabt sein, das wärs doch. Obwohl... Hebamme kann er ja trotzdem nicht werden.
"Lukas hat, *schwuppdiwupp*, erkannt, dass Chris Marthe so über alle Maßen vor Randolf schützen will, weil Randolf Marthe mal geschändet hat. :nick:"
"Und wenn sie "kaputtes Gut" war, müsste Chrischi seine Frau verstoßen. Weil Hure und so. Siehe katholische Kirche *ugly*"
Ja, ja, aber was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ist eine Verstoßung nur im Beisein von mindestens 10 bewaffneten Zeugen rechtsgültig? :ugly:
Lass es mich so erklären: Chris will Marthe um jeden Preis vor Randolf schützen und stellt deswegen viel mehr Männer ab, als so vom Blickpunkt eines Unbeteiligten nötig wären. Weil er ja weiß, was Randolf Schlimmes getan hat.
Lukas, noch unwissend, denkt sich: Samma, was hat denn der Chris? Gut, er will die Liebe seines Lebens schützen, aber Marthe hatte doch noch nie was mit Randolf zu tun. Wir alle wissen, dass Randolf ein Arsch ist, aber grade übertreibt er es doch gewaltig mit dem Schutz für Marthe. Als hätte sie besonders viel von Randolf zu befürchten ...
[*ding* Erleuchtung]
Und dann denkt sich Lukas, dass es ja kein Wunder ist, dass Chris niemandem was sagt, denn dann würden alle erwarten, dass er Marthe verstieße. Was er ja nicht will, ne, Liebe seiner Lenden auf immer und überhaupt.
Also kann Chris nicht einfach sagen „Hörtma, Leute, der Randy hat Marthe mal verwarnt, ich will unbedingt verhindern, dass das nomma passiert", nein, er erhöht eben den Schutzlevel Marthes auf grade lächerliche Ausmaße und frisst ansonsten alles in sich hinein.
Das mit dem Verstoßen ist nur eine weitere Info Richtung „Ja, es war ein gar garstig' Mittelalter" und hat mit dem von Chris angelegten Marthe'schen Schutzwall erst mal nichts zu tun.
Ääähm - also wenn rauskommt, dass Randolf Marthe verwarnt hat, müsste Christian sie verstoßen.
Aber immerhin war Marthe doch schließlich schonmal verheiratet und damit - aus Chris' Sicht - eh nicht mehr ladenneu. :Augenbraue:
Aber das ist dann wieder nicht schlimm, weiiil ... weil halt?!
Verheiratet ist ja was Anderes, verheiratet ist okay, das war ja alles unter Gottes wohlwollendem Auge und so. Weil verheiratet. Mit dem Segen der Kirche. Jawohl.
Aber Unzucht außerhalb der Ehe, das geht ja wohl nicht! :ladyalienor: Da muss man Marthe zeigen, dass das nicht so geht. :rottenmeyer:
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