Mittwoch, 4. November 2009

Das gläserne Tor – IV

Ansgar, der sich bei seinen Befreiungsversuchen per schartigem Stein ordentlich in den Fuß geschossen äh, -schnitten hat, vertreibt sich die Zeit in der dämmerigen Höhle derweil damit, DAS örtliche Fabeltier an die Wand zu malen. Mit seinem Blut.

Ahhh. Er ist nicht nur der größte Krieger von Atlantis, nein, er ist auch sensibel! Ein Künstler!

Der Schamindar ist offensichtlich ein heiliges Tier in Atlantis Argad und hat Krallen und Reißzähne.
Hm. Klingt zumindest ein bisschen nach Katze.

Pluspunkt!

Während er seiner feinsinnigen Seite an der Höhlenwand Ausdruck verleiht, wandern seine Gedanken wieder zu der grazilen Grazia. Die sei nicht verrückt, beschließt er scharfsinnig, sondern einfach nur fremd, also, so richtig, richtig fremd. Auch schon weil wegen der Sprache.

Kam sie vielleicht aus Temenon, jener Hochebene, die so weit entfernt lag, dass es seit Beginn des Fluches nur wenigen Menschen gelungen war, die Strecke zurückzulegen? Nein, diese Frau war viel fremdartiger, sie kam offenbar von woanders her. Ganz woanders.


Jaja, woanders. *fuchtel* Is schon recht, aber ... Fluch? Könnten wir das mal eben genauer beleuchten? Fluch? Hallo?

Anschars Gedanken sind grade soweit gediehen, als es draußen vor seiner Gefängnishöhle wieder einen Auflauf gibt. Mei, wasn Verkehr! Eragott würde sich jetzt beschweren, dass man in diesem Gefängnis keine Ruhe bekäme und noch nicht einmal in Ruhe schlafen könne.

Es sind Hotrod, ein paar starke Wüstenwastl und dahinter, ganz verwirrt, Grazia. Hotrod meint, sie könnten sich nicht mit ihr verständigen.

Anschar: „Ja, und? Ich doch auch nicht.“
Hotrod: „Außerdem war sie einfach so da, das ist verdächtig.“

Ansgar vermutet, dass vielleicht der Gott der Winde den Rotschopf da hingelegt habe, damit die Wüstenwastl was zu opfern haben. Das erregt Hotrods Widerwillen. Sie wären doch keine Barbaren, die einfach so Menschen ofpern, DU ARSCH!

Sie streiten sich. Letztendlich meint Hotrod echauffiert, dass Anschar der seltsamen Frau jetzt eben Atlantis-Esperanto beibringen müsste, damit man sich mal unterhalten könne.

Anschar: „Jawie? Wieso bitte ich?“
Hotrod: „Wir haben dafür keine Zeit. Du hingegen sitzt doch eh nur herum.“
Anschar: „Und warum sollte ich das tun?“
Hotrod: „Weil Der Älteste™ demnächst zurückkommt und vielleicht milde mit Dir umspringt, wenn Du Dich hier ein bisschen teamfähig zeigst. Depp!“

Unser olfaktorisch beeinträchtigter Held stimmt nolens volens zu. Hotrod lässt sich noch schnell versichern, dass der frischgebackene Sprachlehrer seiner Schülerin nichts tun wird, und rauscht dann hinaus.

Ja. So sitzen unsere beiden Turteltäubchen in der Höhle und gucken sich gegenseitig resigniert-erschöpft an. Anschar versucht es dann mal mit der Kommunikation.

Sie deutete zum Stein und stieß unverständliche Worte aus, mit harten Zisch- und Knacklauten.


Ey, hömma, wird hier Deutsch gedisst oder was? :empör:

Er versucht es weiter, doch sie bricht nur in Tränen aus. Er versucht sie dann zu trösten und findet es bei der Gelegenheit angemessen, ihr doch mal in den Ausschnitt zu gucken, wenn er schon mal in der Gegend ist.

Das bringt sie immerhin dazu, ihn zu ohrfeigen.

Ja, ich sehe schon, das wird eine ganz große Liebe.

Oi, denkt sich Anschar, das wird mühsam. Aber mei, er hat ja nu ohnehin nicht grade viel Anderes zu tun. So lehrt er Grazia Atlantis-Esperanto, und wenn sie sich nicht grade linguistischen Erwägungen hingibt, zeigen ihr die Wüstenwastl noch, wie man webt und so Dinge.

Wenig überraschend stellt sich Grazia hervorragend an und lernt die Sprache in Rekordzeit. Ein Drittel des Buches über „Und Grazia lernt jetzt Die Fremde Sprache“ wäre nun ja auch arg mühsam gewesen, das muss man einfach sagen. Von daher ...

Anschar bringt ihr außerdem ein wenig Erdkunde bei. Dass die Königsstadt divisa est in partes zwei und dass es da einen Fluch gäbe.

Oha, schon wieder der Fluch.
Aber auch dieses Mal will Anschar nicht darauf eingehen. Mist! So ja nicht, Hörr Held! Wer gackert, muss auch legen!

Außerdem erfahren wir, dass Anschar einer der Zehn ist. Die Zehn sind die Elitetruppe des Göönichs und mit seinem Schutz bzw. speziellen Aufgaben betraut. Ah. Also quasi die Crème de la crème der lokalen Heldengemeinde. Sauber.

Dann will er ein Rasiermesser und Grazia soll von Hotrod eines holen. Argaden seien schließlich keine Bartträger, ja pfui.

„Sie wird dir nicht ... kein Rasiermesser geben.“
„Dann überrede sie.“
„Ich kann das nicht.“
„Natürlich kannst du.“ Er tippte ihr so heftig gegen die Schulter, dass es wehtat. „Du willst den Weg zurück in deine Heimat finden und zögerst bei einer so kleinen Hürde? Gib dir Mühe! Natürlich rückt sie es nicht einfach so heraus. Wie du es anstellst, ist mir egal. Und jetzt geh.“


Grazia bekommt natürlich kein Rasiermesser und zum Trost erzählt sie Anschar dafür was von Theodor Fontane. Mit dem kann man sich zwar nicht rasieren, aber immerhin. Sie deklamiert grade den Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, als im Lager – mal wieder – Aufregung entsteht. Eine Staubwolke am Horizont deutet auf die bevorstehende Ankunft Des Ältesten™ hin!

Die Wüstenwastl fallen in hektische Betriebsamkeit. Anschar wird schnell wieder verpackt und in die Höhle gesteckt, Grazia vors Zelt gestellt.

Ich muss gestehen, ich warte ja nur darauf, dass Der Älteste™ den faszinierenden Neuzugang als Nebenfrau für sich exigiert.

Der ist aber, ganz in Übereinstimmung mit seinem Namen, erst mal müde. Grazias Erscheinung erstaunt ihn zwar, aber erst mal will er dann doch ein Nickerchen halten.

Da guck.

Nach einiger Zeit bekommt Grazia dann eine Audienz und dank Anschars herausragender Fähigkeiten kann sie mittlerweile ganz ansehnlich radebrechen, ja wunderbar. Sie kann also erzählen, dass sie von ganzweitweg kommt. Zur Veranschaulichung zeigt sie dem Stammesoberhaupt noch den Inhalt ihrer Tasche.

Tuhram, so heißt er, ist verwirrt, erstaunt und etwas unschlüssig. Eventuell sei Grazia sogar eine Nihaye, eine Kreuzung aus Gott und Mensch?

Neeeeeeee. Die könnten dann doch bestimmt was Besonderes, wie Wasser machen oder sowas.

... Moment!

Jedenfalls solle Grazia einfach dableiben, bis sich ein Mann mit ihr einließe, dann Kinder kriegen und abwarten, was passiert, so lautet letztendlich die pragmatische Entscheidung des Turandot.

Grazia ist, man kann es ihr nicht verdenken, recht ... unüberzeugt. Schnurstracks rennt sie zur Gefängnishöhle und klagt Anschar ihr Leid. Der ist amüsiert, kann aber nun auch nicht wirklich was tun. So.

In der Nacht wird sie dann zur Verhandlung geholt. Unser muskulöser Held wurde unter dem Verdacht, ein Sklavenhändler zu sein, gefangengenommen, und jetzt soll entschieden werden, was aus ihm wird.

Das läuft recht turbulent ab, weil der Gute kein Diplomat ist, sich nicht hinknien will und überhaupt der Meinung ist, dass die Wüstenwastl so ein bisschen Abschaum wären.

Es geht ein wenig hin und her. Befragung, tanderadei, blabla. Dabei kommt heraus, dass Ansgar einen Trupp begleitete, der den Gott des Wassers finden sollte. Der wurde von den anderen Göttern nämlich weggesperrt und nun wird die Dürre immer schlimmer. Also hat der gute König Seanconnery Erkundungstrupps losgeschickt, die den Gott aus dem Stubenarrest befreien sollen.

Ah! Gott des Wassers! Mir schwant da was. Euch auch?

Turandot ist unentschlossen und entschließt, sich morgen zu entschließen.

Am nächsten Tag rennt Grazia sofort zur Höhle, doch sie ist leer. Ohoh. Sieht so aus, als wären die Wüstenwastl Frühaufsteher und -entschließer. Grazia befragt Hotrod und die sagt, dass Anschar in die Wüste gebracht wurde, und wenn er überlebt, dann ist es der Wille der Götter.

Suuper. Sowas wie die mittelalterliche Wasserprobe oder wie?

Grazia ist erschüttert, doch eines ist ihr klar: nur sie kann die Menschheit Anschar jetzt noch retten! In der Nacht sammelt sie ihre Siebensachen und noch ein paar Nützlichkeiten ein.

Dann schleicht sie sich heimlich aus dem Lager, mitten hinein in die Wüste.

7 Kommentare:

A. Nym hat gesagt…

Der Älteste ist bestimmt Eragott oder ein nachfahre von ihm. Weil müde und so. :yes:

Turandot! Lass Köpfe rollen!

Also die handlung mit dem Wasser, dem Wassergott und der Dürre finde ich ein bisschen... plump... zaunpfahllastig... offensichtlich... Mary Sue lässt gar zu sehr grüßen. :bradpitt:

Halefa hat gesagt…

Warum hatte die gute Grazia denn jetzt überall schwarze Punkte auf dem Körper? Muttermale? :ugly:

Und wie lange hat es denn gedauert, bis sie die Sprache konnte? Das hört sich an, wie an einem Tag. Das wäre mir dann doch *hust* etwas *hust* zu übertrieben.

amanda james hat gesagt…

@halefa: ich glaub die komischen punkte sind sommersprossen. weil, sie ist doch rothaarig und rothaarige haben doch immer so viele sommersprossen und da die das in der wüste nicht kennen halten sie die eben für gefährlich...(die sprossen-nicht die grazia)

nebenbei bemerkt: ich find den namen ja unglaublich blöd...gnah..da denk ich immer an grace kelly die nach ihrer hochzeit dann ja grazia patricia hieß(oder so ähnlich)

Morri hat gesagt…

das geht ja noch. ich muss immer an diese blonde dame aus dsds oder etwas ähnlichem denken, die es vor einigen jahren mal gab. :ugly:

Die Jo hat gesagt…

Wie süß. Mutet irgendwie an Tarzan und Jane an... "hrmpf, grumpf! Ich Tarzan! Du Jane!"

Die Jo hat gesagt…

PS: Mein Tipp:

Entweder ist Grazia die Verkörperung des Krallenbewerten heiligen Viechs, oder sie kann es mit ihrer holden weiblichkeit zähmen.

FrauKatz hat gesagt…

Japp, Grazias Punkte sind Sommersprossen. :-)

Das Erlernen der Sprache zieht sich schon ein paar Wochen hin und sie radebrecht anfangs auch noch ziemlich, die Gute. In der Hinsicht isses also recht realistisch, wobei Grazias natürliche Sprachbegabung natürlich ungeheuer hilfreich ist. :zahn: