Montag, 9. November 2009

Das gläserne Tor – VI

Das Bantha, pardon, Sturhorn schlürft grade das Wasser aus dem ersten Bach seit Taagen, und Gloria würde nur zu gerne mal was für die persönliche Körperhygiene tun.

Ihr Gewand starrte vor Dreck, und überall juckte der Sand. Den Schweißgeruch nahm sie schon gar nicht mehr wahr, und an die Tage, als sie sich damit abgequält hatte, ihre Monatsblutung möglichst unauffällig hinter sich zu bringen, wollte sie gar nicht erst zurückdenken.

Kudos für den Realismus, aber ... TMI!

Einfach so in den Bach hüpfen geht aber auch nicht, das wäre extrem unschicklich. Also steht sie im Schatten des Banthas, massiert sich schmerzende Körperteile, und sieht Anschar beim groben Reinigen zu.

„Kühl wenigstens deine Füße“, meinte er [...]. „Ich sehe schon nicht hin.“


Na, sie waren eine Weile unterwegs, sieht so aus, als würde er sie schon ganz gut kennen.
Grazia stippt also ihre Füße in den Bach und lässt die letzten Wochen Revue passieren. Dass Ansgar immer schweigsamer wird, je näher sie seiner Heimat kommen. Dass er weder verheiratet ist noch Kinder hat. Dass er ansonsten sehr verschlossen ist und nicht so viel erzählt. Dass sie, Grazia, sicher im Palast des Mayo(nnaise?) unterkommen wird.

Mit kühleren Füßen geht es dann aufs Bantha und weiter, auf die Bergwand am Horizont zu. Anschar wird immer verschlossener und wie das so ist, versucht die Frau aus dem Mann herauszubekommen, was ihn so beschäftigt.

Grazia: „Was denkst Du?“
Anschar: „Nix. Ich sitze hier.“
Grazia: „Isses, weil Du Den Gott nicht gefunden hast?“
Anschar: „Hmpf. Ich habe versagt!“ *drama*

Schweigend reiten sie weiter, an den schon berühmt-berüchtigten Sklavenhändlern vorbei, immer auf die Felswand zu. Dort angekommen staunt Gloria nicht schlecht.

Umso erstaunlicher erschien Grazia die Ansammlung von in die Felswand gebauten Hütten, die von der Ebene bis hinauf zu Herias Mauern reichte. Untereinander waren die Hütten mit in den Fals gehauenen Treppen, Brettern und Seilen verbunden. Ein abenteuerliches Chaos, in dem die Menschen scheinbar unbekümmert herumstiegen – eine senkrechte Stadt.

„Das ist die schwebende Stadt?“, platzte Grazia heraus. „Da müssen wir durch?“


In der Tat, und das gefällt Grazia nicht, denn unsere Dame ist nicht schwindelfrei. Aber nu, es gibt nun mal keinen anderen Weg und so geht es nach der Unterbringung des Banthas hopphopp hinauf. Auf halber Höhe kann unsere Heldin dann nicht weiter, aber Anschar will ohnehin erst mal gemütlich ein Bier trinken, von daher passt das ganz gut.

Während der Pause wird Feuerköpple natürlich von ein paar groben Grobianen belästigt, aber die hält Ansgar mit seinen schwellenden tätowierten Muskeln ganz gut in Schach. Mit einem zufällig anwesenden guten Bekannten (isses nicht sogar der Wirt?) werden dann die obligaten Neuigkeiten ausgetauscht. Auch Ziegenbart hält Gloria erst mal für eine Wüstenfrau, denn eine Argadin ist sie schließlich nicht und was anderes gibbet es nicht hier! Draußen nur Kännchen!

Außerdem sei sie fleckig, die Gute, das drücke den Preis.

Ansonsten erfahren wir: alle aus dem Suchtrupp sind tot (gut, das wussten wir schon, das ist nur für Ziegenbart neu), der Fluch flucht auch weiterhin gut rum, überall Wassermangel, selbst das Bier wird teurer (PANIK!) und ein anderer der Zehn ist an einem vereiterten Zahn gestorben. Seitdem gibt es nur noch vier von den Zahn, äh, Zehn. Also vier Zehner ... jetzt bin ich verwirrt.
Aber egal, Ziegenbart hat noch eine viel wichtigere Neuigkeit: es ginge das Gerücht, dass in Mallayurs (Bösbruder) Palast eine Nihaye (Halbgöttin) lebe!
Anschar glaubt das erst mal nicht, dann gibt es eine kleine Wirtshausschlägerei und dann geht es auch schon weiter hinauf in die eigentliche Stadt.


Dort angekommen werden Anschar und Grazia erst mal in dessen luxuriöse Unterkunft gebracht. Anschar hat noch ein paar Dinge zu erledigen, ließ aber veranlassen, dass die Sklaven das Bad für Grazia bereiten.

Hach, er weiß eben, was ein Frauenherz begehrt. Besonders nach Wochen in der sandigen Wüste.

Anschar weg, Bad gefüllt, Gloria Problem: Türen. Anschars Wohnung hat keine, noch nicht einmal das Bad.

Wie sollte sie hier baden, wenn jederzeit irgendwelche Leute hereinkommen konnten?

Ja, das wären selbst heutzutage die idealen Voraussetzungen für ein entspanntes Bad.

Grazia, nicht blöd, lässt sich gleich zwei Sklavinnen vorbeibringen, die sie mit einer Decke vor die Tür stellt. Die Damen gucken ein wenig kariert, aber mei, dass die Herrschaft komische Ideen hat, ist ja nichts Neues.

So kann Grazia in aller Ruhe baden und ihre alten Klamotten wieder anziehen; bislang lief sie ja noch im Poncho der Wüstenwastl herum. Anschar ist in der Zwischenzeit auch wieder eingetroffen und höppt gleich nach Grazia (nach, ne? Das ist immerhin ein anständiges Buch hier!) ins Bad. Die guckt sich erst mal in Ruhe um.

Als sie sich wieder aufrichtete, stieß sie vor Schreck einen leisen Schrei aus. Ein Mann stürmte in Wohnung. [...]

„Anschar!“, brüllte er.


Gruppe, trefft den Großkönig des Hochlandes, Seanconnery, auch bekannt als Madyur-Meya. Der will von Anschar wissen, wie es denn so gelaufen ist, und holt ihn deswegen aus dem Bad. Mit einem Handtuch um die Hüften liefert Anschar seinen Statusbericht ab.


  • Kein Gott

  • Alle tot

  • Sorry



„Stattdessen bist Du mit dieser Frau zurückgekehrt. Soll sie mir als Entschädigung dienen?“


Äh ...

Anschar, trotz des Handtuches ganz Gentlemen, klärt die Lage. Grazia sei hier, weil sie Hilfe brauche, um in ihr Land zurückzukommen und sie sei keine Wüstenfrau!

Gut, dass wir das alle paar Seiten klären, denn es wäre ja gar fürchterbar, wenn irgendjemand Grazia für ein Wüstenweib halten würde. So langsam wäre ein Anstecker mit der Info nützlich.

Grazia und der Major plauschen ein bisschen, über den deutschen Kaiser, Papiergeld und das Buch, das Grazia dabei hat. Dann beschließt der König, dass Grazia heute Abend seine Tafel schmücken wird, damit der Hofstaat auch was zu gucken hat.

Und es könnte alles so schön sein, wenn nicht just in diesem Augenblick ein paar Soldaten des Mallayur vorbekommen. Nanu?

„Mein Bruder hat es ja verdammt eilig, seinen Gewinn einzufordern“, brummte [Madyur-Meya].


Hu?

Tatsächlich hat sich der König hinreißen lassen. Sollte Ansgar ohne Gott zurückkommen, geht Ansgar in den Besitz des bösen Königsbruders über, denn Ansgar ist, wenn auch einer der Zehn (die ja nur noch vier sind, ne, aber das soll uns nicht weiter verwirren), trotzdem ein Sklave!

BOAH! Skandalös!

Gloriana ist entsetzt. Jetzt hat man sich über Wochen hinweg an den stinkenden Mann gewöhnt, und dann geht der einfach weg!

„Kommst Du wieder?“, fragte Grazia.
„Nein.“
[...]
„Aber ... aber ... Du hast so schlimme Dinge über Mallayur gesagt. Wie er seine Sklaven behandelt. Dass er ...“


Öhm. Öhm. ... hoppla?

Anschar lässt seinen Haussklaven Henon bei Grazia, verabschiedet sich bedauernd und dann ... ja, dann isser weg.

Ja, wie jetzt? Einfach so? Darf der das?

7 Kommentare:

Halefa hat gesagt…

Ich fühle mich motiviert, das Buch zu kaufen. Das ist jetzt genau das, worauf ich Lust habe.

Aber wie bitte bringt man in einer Wüste seine "Monatsblutung möglich unauffällig" hinter sich? Hatte sie ein paar Tampons in der Handtasche?

Die Jo hat gesagt…

Vielleicht hat sie dem Bantha weiche Wollhaare ausgerupft?

Ayla hat ihre Binden jedenfalls aus ganz weichem Flaumhaar geknüppert.

Bisher ganz witzig, wenn auch nicht gerade umwerfend spannend. Ich hoffe, Glorigrazia legt bald ihr damenhaftes Getue ab.

Silph hat gesagt…

Die Info, wie man seine Monatsblutung unauffällig hinter sich bringt, hätte ich auch gerne.

Aber immerhin erklärt die neue Erkenntnis mit der Sklaverei, warum der gute Mann so schweigsam wurde.

Vinni hat gesagt…

Ich bin jetzt auch wieder hier zum Mitlesen - und ich finde bislang klingt das alles doch sehr vielversprechend. Eine wohltuenede Abwechslung zu den bisherigen Machwerken. :) Nur weiter so.

Alcarinque hat gesagt…

Ich habe mich prompt über den schwelenden, tätowierten Muskel gewundert. XD

@Montasblutung: Die Wüste ist doch sooo heiß und soooo trocken, da wird sie vermutlich nur abstauben müssen. :ugly:

Alienor hat gesagt…

Na toll, jetzt ist der müffelnde Ansgar endlich mal frisch gebadet - und jetzt wird er direkt weggeschleppt?!?
Das geht doch so nicht! Wo bleibt denn jetzt die Romantik?

Ansonsten bin ich ja immer noch ziemlich begeistert. Marthe hätte doch spätestens im zweiten Kapitel angefangen, dank der Wasserspeier-Fähigkeiten die Wüste zu begrünen und jeden zweiten Vorbeilaufenden zu erretten oder ihm zumindest den Rücken einzurenken. ;-)
(Oh, und sie wäre natürlich von den Wüstentypen, Ansgars Kumpeln und dem König jeweils mindestens einmal verwarnt worden. :Augenroll:)

Moechtegernautorin hat gesagt…

Ich glaube, ich mag Gracia - vom Namen einmal abgesehen ;) Ein bisschen geziehrt, aber wenn sich das zum Ende des Buches noch gibt, ist die Entwicklung der Frau immerhin offensichtlich.