Als Mallayur sie sah, flammten seine Augen auf – erfreut, wie ihr schien, aber weshalb, konnte sie sich nicht erklären.
Ich wäre da ja jetzt extra mißtrauisch. Wenn ein erklärter Arsch sich freut, mich zu sehen, bedeutet das nix Gutes.
Malle erkundigt sich jovial nach Goldies Begehr und die murmelt in ihre Sommersprossen, dass sie den Herrn Anschar gerne mal gesprochen hätte, bittedanke.
Ja, meint Malle, der sei momentan leider unpässlich(sic).
„Ist er krank?“
„Nein. Nur halsstarrig. Er hat sich eine Strafe eingehandelt – eine verdiente, wohlgemerkt.“
Ihr wurde heiß und kalt vor Furcht. War es nicht das, was Anschar ihm vorgeworfen hatte? Dass er schlecht zu seinen Sklaven war?
Nein! Isser das? Wirklich? Nur, weil er sie foltert und als Probe einfach mal so einen umbringen lassen will? Nicht doch!
Es scheint aussichtslos, da ändert Malle plötzlich seine Meinung und will unser Goldmädel doch mal bei Anschar vorbeigucken lassen. Sie wird durch die Eingeweide des Palastes geführt, bis tief hinab in die feuchten Keller, und dort hängt Anschar bewußtlos auf einem Brett herum. Goldie ist entsetzt.
Joh, meint Malle, der hinge da schon seit zwei Tagen herum und hätte bestimmt irrsinnigen Durst, weil er seit gestern nichts mehr zu trinken bekommen hätte. Was ja eigentlich gemein sei, weil er das Spülwasser direkt vor der Nase ... aber darum gehe es ja nicht. Goldie dürfe ihm aber gerne Wasser geben. Sonst bekäme er erst am Abend wieder was.
Die will schon hinstürzen, da wird sie aufgehalten. Neenee. Sie soll ihm von der Tür aus Wasser geben, mittels ihrer Gedankenkraft oder so.
Goldie, weichherzig wie sie ist, strengt sich also an und füllt das Becken. Zwar nicht hoch genug, aber es genügt, um Malles Verdacht zu bestätigen.
Bravo, Du Superhirn! Malle hat Dir gesagt, dass er Anschar nicht umbringen will, nur erziehen, er hat Dir gesagt, dass Dein muskulöser Held am Abend tatsächlich auch wieder was zu trinken bekommt, aber weil Anschi halt jetzt Durst hat, führst Du Herrn Möchtegernbrudermörder einfach mal Deine geheime Fähigkeit vor, die Du seit Monaten geheim hältst?
Moah ey! Dusselkopp!
Malle ist zufrieden und verlässt die Waschküche. Goldie darf Anschar Wasser geben und ihm erklären, warum sie nie was gesagt hätte. Kann sie aber auch nicht so richtig. Wahrscheinlich, weil daheim sie alle wie eine Verrückte behandelt und ins Bett geschickt haben und so.
„Glaubst du, ich hätte dich auch schlafen geschickt? In der Wüste?“
Da hatter Recht.
Anschar schickt Gloria zu König Mayonnaise, sie möge ihm doch bitteschön jetzt schnell auch von ihrer Fähigkeit berichten und fortan den Palast Herias meiden. Shoo.
Goldie ist schon länger weg, als Malle mit Engarsch zurückkommt und eine neue Teufelei mit Anschar vorhat. Dieses Mal will er einen Teil der „das ist einer der Zehn“-Tätowierung entfernen, vielmehr wegbrennen.
Gäääh!
Der Stein des Anstoßes ist währenddessen unterwegs zu König Mayonnaise, wird nach etwas Verwirrung auch vorgelassen und führt dem – für seine Stellung erst mal erstaunlich begriffsstutzigen Herrscher – schnell vor, dass sie Wasser machen kann. Becherlein leer – Becherlein voll. Becherlein leer – Becherlein voll.
„Du bist eine Nihaye! Kein Wunder, dass Mallayur hinter dir her ist.“
Nee, mein Goldie, sei sie nicht, und wenn Herr Maynonnaise nun mal den Anschar zurückholen würde, dann sei sie ganz froh.
„Warum liegt dir so viel an ihm?“
Was sollte sie darauf sagen? Das wusste sie ja selbst nicht so genau. Sie wusste nur, dass es so war, und zwar mehr, als gut für sie war.
„Er hat mir geholfen. Er war der erste deines Volkes, den ich kennen lernte“, sagte sie lahm.
König Mayo ist aber an seine Wettschuld gebunden und kann Anschar nicht einfach zurückverlangen. Der ist immerhin nun mal ein Sklave ohne offizielle Rechte, kann man machen nix.
Außerdem werde Goldie jetzt erst mal eingesperrt, was natürlich nur zu ihrem Schutz geschehe. Vor Malle. Jawoll.
Nu, was willste machen? Schon bald sitzt Goldie in Hausarrest, erkundigt sich beim anderen der Zehn, der vor ihrer Tür Wache schiebt, nach Anschar, beruhigt Henon, dass es seinem früheren Herren dem Umständen entsprechend gut geht und ärgert sich darüber, dass ihr die Hände gebunden sind.
Doch eine hochinteressante Information hat Henon noch für sie.
„Du hast recht, Herrin, fast alle Sklaven holt man aus der Wüste.“
[...]
„Er hasst die Wüstenmenschen! Er sieht auch nicht wie einer aus.“
„Er stammt nicht aus der Wüste. Ebenso wenig wie ich. Hast du je von dem Land Temenon gehört?“
„Du meinst das ferne Land, gegen das Argad Krieg geführt hat?“
„Ja“, sagte Henon. „Da kommen wir her.“
Ahhhh ... da guck.
7 Kommentare:
:( Trotteliges Weibsbild.
„sagte sie lahm.“ – öhm … das ist doch mal ne innovative Umschreibung. Ich glaube, die habe ich wirklich in einem Fantasy-Roman noch nie gelesen :)
Aber das Buch gefällt mir :)
Übrigens: Engarsch und Anschar NEBENEINANDER zu lesen, drängt gewisse Assoziationen auf... xD
Ja, immer diese Leute mit Mutterinstinkt...
Irgendwie klingt das Buch für mich bisher wie eine Parodie auf typische Fantasy-Weltenreise-Geschichten. Wenn das die Absicht war, ist sie wohl getroffen. Ansonsten wüsste ich nicht so recht, was mir das alles sagen soll.
Was sollte es dir denn sagen? *kopfkratz* Das ist ein Buch mit dem Anspruch der Unterhaltung. Und dem kommt es doch offensichtlich nach...
Genau. Wir unterhalten uns drüber. ;)
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