Mittwoch, 9. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XVII

Gigi sitzt in ihrer Kemenate und malt die Stadt.

Grazia fragte sich, ob sie Heria so gerne zeichnete, weil sie hoffte, irgendwann einmal Anschar dort unten zu entdecken.


Jaaaaa ... da wirst Du aber kein großes Glück mit haben so im Moment.

Sie malt also, macht zwischendrin ein bisschen Wasser, beobachtet die Bevölkerung und denkt an Anschar. Und den Kuss. Yessss, es war also einer!

Allgemein ist sie hin- und hergerissen zwischen der Faszination, die Argad und seine Bewohner auf sie ausüben (besonders natürlich Anschi, ne?) und ihrem Heimweh. Zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust und wie soll das nur weitergehen und was soll nur werden?

So plätschern die Tage dahin, als plötzlich eines Nachmittags Henon auf den Schultern eines halbbesoffenen Stinkers (oh, malerisches Lokalkolorit) hereingetragen wird. Der alte Sklave war wie jeden Tag zu Schelgiurs Kneipe herabgestiegen um Neuigkeiten zu erfragen und war dort ohnmächtig geworden.
Jetzt geht es ihm aber schon wieder einigermaßen und er hat zwei Wichtige Neuigkeiten: eine gut, eine schlecht.

Die schlechte Neugikeit: Anschi ist zur Disziplinierung in die Papierfabriken geschickt worden, ogott, bitte fragt nicht, wie schlimm das ist, Herrin!

Die gute Nachricht: Der weise Weise scheint in seine Einsiedelei zurückgekehrt zu sein! Hussa!

Gigi lässt sich sofort zu König Mayo bringen. Der ist momentan ohnehin von Berichten über schlechte Ernten gelangweilt und lässt sie gleich vortreten.

König: „Ach, äh, ja, und ich wollte mich noch entschuldigen. Anschar hatte Recht, Du warst noch nicht soweit.“
Gigi: „Tut doch was wegen Anschar! Papierfabriken! OMG!“
König: „Ja, mei. Hätte er mich halt nicht vor allen Leuten angebrüllt. Das kann selbst mein blöder Bruden nicht einfach so durchgehen lassen.“
Gigi: „Aber!“
König: „Hömma, für Deinen rasenden Hormonstand kann ich nun auch nix, also nerv nicht!“
Gigi: „Hmpf.“
König: „Aber wenn Du noch etwas übst, dann klappt das bestimmt auch mit dem Wasser.“
Gigi: „Aber der Einsiedler ist da und ich will da mal vorbeigucken.“
König: „Ja, hm. Also im Moment ist das schlecht. Erst mal müssen wir zweifelsfrei herausfinden, warum der Gott Dir diese Gabe gab. Vorher können wir Dich nicht weglassen. Ist doch immer so, grade, wenn mal was weggeworfen hat, braucht man's doch wieder.“
Gigi: „Aber!“
König: „Wohl!“
Gigi: „Hmpf!“

Was sollte sie jetzt tun? Weglaufen? Selbst wenn sie es aus dem Palast schaffte, so wäre sie dort draußen hilflos. Und würde sie nicht das Gefühl quälen, Anschar im Stich gelassen zu haben?

Der Schmerz in ihrer Brust, den sie als Sehnsucht nach ihrem Zuhause deutete, wandelte sich erneut in Sorge um ihn.


Hrm, ja, nun. Es ist realistisch, dass ihr die Hände gebunden sind. Aber so ein bisschen aktiveres Vorgehen als Bildchen malen und Könige bequengeln würde ich mir grade schon wünschen. So ein bisschen nur. 'n Üddelchen.

Realismus isn Arsch.


Aber gut, gucken wir mal, was Anschar so macht.

Ah. Leiden.

Ja, gut, das war zu erwarten.

Die Arbeit in den Fabriken ist weiterhin eine elende, unmenschliche Schinderei, der Aufseher ist weiterhin fies und obwohl er sich langsam an Parrad gewöhnt, ist Anschar noch immer nicht begeistert darüber, an einen Wüstenwastl gebunden (im wahrsten Sinne des Wortes, ne?) zu sein. Aber er fällt ohnehin langsam in eine Art stoische Lethargie, um die Grausamkeit seines Daseins zu ertragen, da passt das schon irgendwie.

Es war das Wissen um Mallayurs Absicht, das ihn am Leben hielt. Sein Herr wollte ihn erziehen, nicht umbringen. Irgendwann musste der Tag kommen, wo er sich davon überzeugen ließ, dass sein Leibwächter ein brauchbarer Sklave geworden war.

Anschars letzte Schlägerei lag immerhin elf Tage zurück.


Na, wenn das keine vollständige Rehabilitation ist ...

An Gigi denkt er natürlich auch. Goes without saying, aber ich dachte, ich erwähne es sicherheitshalber nochmal.

Im Anschluss an eine besonders fiese Bestrafung geht es Parrad so schlecht, dass er abgekoppelt und in die Krankenstation gebracht wird. Anschar ist das erste Mal seit fast zwei Wochen wieder ein Einzelkind und findet das gar großartig. So großartig, dass er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, wieder an irgendwen angedockt zu werden. Irgendwas macht in ihm *zing* und er schmeißt sich sogar vor dem Aufseher auf den Bauch, um ihn anzuflehen.

„Ich halte dieses Angebundensein nicht mehr aus. Lass mich allein herumlaufen. Bei allen Güttern, lass mich allein, ich werde nicht fliehen. Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.“


Der Fabrikleiter lässt sich erweichen und Anschi darf erst mal Einzelkind bleiben. Der ist überglücklich und feiert das erst einmal mit ein bisschen ... na? Na? Jemand eine Idee?

Joh. Kopulation. Man muss die neugewonnene Privatsphäre ja feiern, und wenn man schon mal beim Brunnen mit den Frauen ist, weil man Durst hatte, dann kann man ja auch gleich, ne? Logisch.

Am späten Abend gibt es Essen und Anschar möchte Parrad gerne ein bisschen Fleisch in die Krankenstation bringen. Parrad ist schon wieder erstaunlich gut beisammen und meint, er würde jetzt grade mal fliehen und Anschi sei herzlich eingeladen, sich ihm anzuschließen.

„Bist Du irr?“, zischte Anschar. „Wieso kommst du jetzt auf so eine Idee?“

„Weil ich zum ersten Mal nirgends angebunden bin. So wie du.“


Jjjjaaaa ... hm. Anschar versucht noch, Parrad mit guten Worten von seinem Vorhaben abzubringen, aber der lässt nicht mit sich reden. Ich erinnere mich daran, dass es bei Anschi vor ein paar Seiten *zing* gemacht hat, das ist nicht gut, gar nicht gut, und ich fürchte ... jau. Anschar vereitelt Parrads Fluchtversuch, die beiden werden von den Wächtern geschnappt und Parrad abgeführt. Hngh!

Eigentlich meint Anschar ja, dass er Parrad nur retten wollte, denn draußen wäre der bestimmt zu Tode gekommen, aber sie wurden erwischt und so kommt er eben hier drin zu Tode, weil Fluchtversuche nicht so gern gesehen sind. Tjo. Doofe Sache.

„Dafür würde ich dich töten, wenn ich es könnte, Anschar“, flüsterte [Parrad]. Eine Schlinge legte sich um seinen Hals.

Seine Hände wurden ihm auf den Rücken gezogen. Dann bekam er einen Stoß. Gebeugt stolperte er vorwärts, seinem baldigen Ende entgegen.

12 Kommentare:

Wüstenratte hat gesagt…

Der gute Anschi ist wirklich nicht die hellste Kerze im Leuchter, kann das sein?

FrauKatz hat gesagt…

Ach, mei. Dafür ist er stark und gutaussehend und hat einen Knackpo. Wir wollen mal nicht zu streng sein. :-D

Anonym hat gesagt…

Anschi ist so Gary, uah.

amanda james hat gesagt…

ich wollt grad fragen, wer gary ist, aber dann hats, kich zitiere, *zing* gemacht:ugly:

mich nervt aber anschar momentan auch...gnah...keiner von beiden macht was...kann gigi nicht mal aufhören die gute tochter/gefangene zu sein und sich einfach davon schleichen? ich meine, sie will doch bloß was wissen :aufreg: gnah...untätig rumsitzen sit sowas von doof!

Undomiel hat gesagt…

Anschi ist nicht nur nicht die hellste Kerze im Leuchter (den kannte ich noch nicht, danke, Wüstenratte!), ich überleg grad, ob er wirklich der Held ist. Auch wenn er den Wüstenwastel nicht leiden konnte, aber daß er ihn deswegen gleich verrät? Bäääh.

Frau Katz: ein Knackpo macht noch keinen Helden! Er muß auch ab und zu mal in Ohnmacht fallen. Oder nach Meißen reiten. Jawoll!

Silph hat gesagt…

Na, Meißen ist ja grade nicht verfügbar. Zumindest nicht, bis sie nicht durch das Tor vom Weisen gereist sind.

Und vielleicht ist der wahre Held des Buchs ja auch eigentlich jemand ganz anders? ;)

mohrchen hat gesagt…

Gutaussehnd macht mal so gar keinen Helden, hm? Edward ist auch keiner.

Alcarinque hat gesagt…

Dieses dauernde Stechen in der Brust, hat die gute Dame immer noch ihr Mieder an?

Vielleicht verhindert das ja auch die Wasserproduktion?

So interessant der Anfang geklungen hat, so langsam plätschert es recht seicht dahin scheint mir.

Moechtegernautorin hat gesagt…

Ist das jetzt ein einvernehmliches rumsitzen und warten? Die gut erzogene Dame macht nichts, der gut erzogene Sklave auch nicht und die Leser können nicht ;)

*däumchen dreh*

Müssen wir jetzt auf den Zufall warten?

Halefa hat gesagt…

Grazias Verlobter schreitet als Deus ex Machina in die Handlung ein? :ugly:

amanda james hat gesagt…

nee, der weise alte hat von der neuen halbgöttin gehört und kommt den berg runter, überzeugt sie mit ihm mitzugehen, sie holen noch anschi(angi?), werden aber gestört von den herschenden herrschern, es kommt zum kampf, anschi kämpft, gigi wässert, fällt unglücklich und wacht in berlin auf wo sie feststellt, daß sie alles nur gefieberträumt hat(weil, wenn man fiebert,dann braucht der körper wasser->wüste)...im zuge dessen wird ihr bewußt, daß friedel nicht der ist den sie will und stößt, als sie aus dem hause stürmt mit einem anschi-ähnlichen typen an...

amanda james hat gesagt…

äh...stößt mit ihm zusammen...mein ich