Freitag, 11. Dezember 2009

Das gläserne Tor – XVIII

Die Brechung des Anschar spricht sich in Windeseile herum und erreicht auch Malle. Der lässt sein Paradepferdchen sofort aus den Fabriken holen, massieren, baden, ölen und rasieren. Soll ja wieder was hermachen, ne?
Selbst als der Bartscherer ihm den herschedischen Goatee stehen lässt muckt er nicht auf.

Normalerweise hätte er dem Mann das Messer aus der Hand genommen und den Rest eigenhändig entfernt, aber jetzt erschien es ihm nicht wichtig genug. Oder es lag daran, dass er in den Werkstätten tatsächlich gezähmt worden war.
Er wusste es nicht.


Malle kommt nach erfolgter Entlausung angerauscht und spielt nochmal den „gehorcht er mir jetzt wirklich?“-Test, den Anschar grandios besteht, inklusive Hinknien und allem Pipapo.

Dann bittet Anschi um eine freie Nacht. Er würde gerne sein altes Zimmer wiedersehen und so, tüdelüt. Malle, selbst ja ein Mann, der der Paarung nicht abgeneigt ist, hört den Rotschopf trapsen und lässt Anschi gehen. Bei Tagesanbruch solle Anschi aber wieder da sein.

Da guck. Hätte ich jetzt nicht gedacht.

Anschar rennt sofort rüber in Mayos Palast, schickt Gigis Leibwächter wech und ist dann alleine mit Gigi, die grade, wie praktisch, ein Bad nimmt.

?

Sie raffte das Handtuch an sich und bedeckte damit ihre Brust. [...] Eine große dunkle Gestalt erschien und beschattete die Stufen. Grazia öffnete den Mund zu einem Schrei. Wer immer es war, er fiel regelrecht die Treppe hinunter und platschte vor ihr mit den Knien ins Wasser. Jäh fand sie sich in einer harten Umarmung wieder.


Ahhhja. „Harte“ Umarmung, eh? Und „beschatten“ klingt ja auch nur zufällig genauso wie „begatten“, ne?

ABER NICHT MIT UNS! MIT UNS NICHT! Wir merken solchen Schweinkrams sofort, jawoll!

Aber wir sind ja vordergründig ein anständiges Buch, und anstatt dass er sich die Klamotten vom Leib reißt, wenn die eh schon nass sind, ne, was sollet denn, knutscht der Held Gigi nochmal schnell und hüppt dann wieder raus aus der Badewanne.

„Ich warte oben, Feuerköpfchen“, sagte er und sprang leichtfüßig die Treppe hoch.


Es gibt sie also noch, die beherrschten, wahrlich romantischen Männer, die für die Liebe ihres Lebens auch mal warten können.



Gigi selbst ist nun natürlich von mindestens wenn nicht noch mehr Emotionen überwässert, äh, wältigt, und das erste, was ihr konkret einfällt, ist „Wo ist mein Korsett“.

Ja, gut, Frau muss Prioritäten setzen.

Draußen in der Suite wird es dann wieder romantisch und Gigi gibt Anschi eine Mund-zu-Mund-Bewässerung. Man kommt sich schon wieder näher, „Ich will dich haben, Feuerköpfchen. Heute Nacht. Was sagst Du dazu?“, da platzt Henon herein und Anschi ist vor lauter Wiedersehensfreude abgelenkt. Das gibt Gigi zumindest die Gelegenheit, vor lauter „OMEINGOTT!“ erst mal in aller Ruhe in eine Papiertüte zu hyperventilieren.

Dann gibt's erstmal was zu esse, denn leerer Bauch feuerköpfelt nicht gern.

Im geselligen Beisammensein verstreicht der Tag. Gegen Abend verschwindet Anschi im Bad, um sich nochmal gründlich zu duschen, nichtwahr, man will ja nicht mehr nach Papierfabrik müffeln, wenn man der Dame des Herzens endlich nähertritt.

Gigi wandelt möglichst unauffällig hinter ihm her, um eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit zu besprechen.

„Ich wollte dich fragen, was mit Henon ist“, sagte sie leise.

„Was soll mit ihm sein?“

[...] „Er kann heute nicht hierbleiben. Ich meine, das Schlafzimmer hat keine Tür. Er würde doch alles hören.“

Er neigte den Kopf; seine Stirn war gefurcht, als versuche er angestrengt, es zu begreifen. „Was ist daran schlimm?“


Willkommen zum Clash of Cultures.

Man einigt sich darauf, dass Henon dann eben vor der (abschließbaren) Eingangstür warten solle. Gesagt, getan.

Jaaaa ... dann wären wir alle soweit, oder?

Vorsichtig schlüpfte sie unter die Decken, darauf bedacht, ihre Beine nicht mehr als nötig zu entblößen.

Dann hatte sie es geschafft, sie lag auf dem Rücken und war sorgfältig zugedeckt. Alles Weitere war nun seine Sache.


Gnnnffffpfffrmmmmgnihihihiihiii!

Rasende Leidenschaft überkommt nun auch Anschar:
„Du liegst da, als wärst du krank.“




Pfffrrrht. Gnihihihihi. Pfehehehehehehehehehe. Heh. Heh.

Anschar: „Alles klar?“
Gigi: „Licht aus!“
Anschar: „Wie? Ich darf Dich nicht mal jetzt sehen?“
Gigi: „Nein!“
Anschar: „Öhjm. Okay.“ *lichtlösch*
Gigi: *verkrampf*
Anschar: „War Dein Verlobter fies?“
Gigi: „Wott??? Wir haben doch nicht ... nein!“
Anschar: „Und jetzt?“
Gigi: „Ich weiß doch gar nicht wie! Man legt sich auf den Rücken und es ist wie beim Zahnarzt!“
Anschar: „Äh.“
Gigi: *weiterverkrampf*
Anschar: „Öhm. 'kay. Dann vielleicht ... kuscheln?“
Gigi: „... ich werde darüber nachdenken.“

Das war's.

Nein, ehrlich. Sie liegen nebeneinander im Bette und ... schlafen. Mit Augenzu und so.



Am nächsten Morgen verschlafen die beiden (obwohl sie ja nun nicht grade beschäftigt gewesen sind, die Nacht, ne? *persönlichbeledigt*) und Gigi wird grade wach, als Anschar sich anzieht.

„Ich habe verschlafen!“, verkündete er und klang dabei fast heiter. „Mallayur wird mir die Haut abziehen.“


Nein, nicht ganz. Er schickt allerdings Engarsch vorbei, der Henon den Kopf einschlägt, als der die Tür zu Anschars Gemächern nicht öffnen kann.

Anschar ist von Sinnen vor Wut und schlägt Engarsch zuerst eine Hand ab und schmeißt ihn dann vom Balkon. Bye, bye, Engarsch. Es war ein Mißvergnügen, Dich zu kennen.

Einen Herzschlag später hörte Grazia einen dumpfen Aufprall und die Schreie einiger Menschen.


Ohoh. Das sieht nicht gut aus.

7 Kommentare:

Silph hat gesagt…

Er hat Henon erschlagen? O.o

FrauKatz hat gesagt…

Ja. JA! Einfach so! *fuchtelfutchtel*

So ein ... *fuchtel*

Anonym hat gesagt…

Irgendwie passiert da alles so holterdipolter, hm...

Vinni hat gesagt…

Aber die romantische Liebesnacht ist... süß *kicher* Hat was ;)

Undomiel hat gesagt…

Na endlich iss hier mal Ääääktschn! Gut, die Verwarnung ist ein wenig mißglückt (vielleicht wär ein Candlelight-Dinner als Vorspiel eine Option gewesen?), aber dafür gibts zwei Tote in einem Kapitel.
Weiter so, Anschi, misch die Bande auf!
*Cheerleader-Modus an*

Wüstenratte hat gesagt…

Irgendwie möchte ich alle grad mal an den Schultern packen und schütteln.
Kinners, sind die blöd. Alle. :augenroll:
Gigi mit ihren Korsetts und ihren Marotten aus dem vorletzten Jahrhundert (Ehrlich, wie kann man so jemanden zur Protagonistin machen? Die ist doch ne Witzfigur), Anschi, das dumme Schaf, das so ziemlich alles verkehrtmacht, was so geht, und der ganze Rest der dumpfen Bande.
Alle doof.
Oi.

A. Nym hat gesagt…

Uuuh. Eine insgesamt seeehr romantische Angelegenheit! Wie wird es erst sein, wenn Anschi tatsächlich zahnärztlich unterwegs ist?
Aber so schnell wird es wohl keinen Urlaub für einen unverkrampften Feuerköpfchenkuschelbadeabend geben, dünkt mir... aber vielleicht gewöhnt sich Gigi inzwischen an die transparenten Kleider und an ein korsettfreies Leben, dann wird Anschi sie sicher... erfolgreicher... überzeugen (:ugly:) können, dass Zahnärzte... äh...

Anyway,
:fingernägelbeiss: