Montag, 7. Juni 2010

Der Nova-Mann – I

Ich habe ein Problem mit Ryder Hook. Ich könnte eigentlich das gesamte Kapitel zitieren, es ist grandios.

Ryder Hook sieht, obwohl als braunhaarig beschrieben, genau so aus.
Jetzt wisst ihr, woran wir sind.

Wir treffen auf unseren Helden, als gerade ein Materieteilchen die Außenhülle des Sternenschiffs durchschlagen hat, auf dem er sich befindet. Pandämonium stellt sich ein und Ryder Hook ist nicht amüsiert.

Hook trat zur Seite und verfluchte die Crew des Maschinenraums. Ein Haufen von Nichtskönnern waren sie! Dafür war die Katastrophe der unwiderlegliche Beweis. Untüchtigkeit jeder Art brachte Ryder Hook in Wut, und diesmal würde Ryder Hook wahrscheinlich wegen der Nachläsigkeit irgendeines Hosenscheißers sterben müssen.

Ryder Hook, der von sich in der dritten Person spricht, wie caesarisch, müsste mir bei Gelegenheit mal erzählen, was eine Maschinenraumcrew dafür kann, dass ein Materieteilchen die Außenhülle des Schiffes durchschlägt. Aber bis dahin können wir ihn dabei beobachten, wie er sich heldenhaft rettet. Dass er Etwas Besonderes™ ist bekommen wir gleich am Ende der ersten Seite mit, als die Schwerkraftgeneratoren verrückt spielen, 6G produzieren und überall Menschen und Sonstige auf dem Deck kleben und sich nicht mehr rühren können.

Hook spurtete auf den Ausgang zu Deck C los, wo die Rettungskapseln lagen.

Potzblitz!

Es folgt allerlei Panik und Gewirr, bei dem Herr Hook auch eine kleine Katzenfrau vom Planeten Cailiang rettet, indem er sie in eine der Rettungskapseln schmeißt. Er ist eben weniger galant als ergebnisorientiert, der Gute.

„Besser ein Stückchen vom Schwanz als das Ganze“, bemerkte Ryder Hook[.]

.. also, ihrem. Weil der eingeklemmt und jetzt ab, aber sie lebt und ... *fuchtel*

Denkt doch, was ihr wollt!

Seine eigene Flucht zur Rettungskapsel läuft natürlich auch nicht problemlos ab, das wäre ja zu einfach. Beispielsweise knallt ihm eine solide Metallstange auf die Beine. Da wäre jetzt jeder ein wenig angedellt, ne, aber wir reden hier von Ryder Hook!

[D]er Schlag hätte ausgereicht, um Panzerstahl zu zerschmettern.
Dann sprang sie wieder hoch. [...]
Hook stellte sich auf die Füße.

Hollafuchs! Der steckt was weg, der Ryder Hook. Da guck an!

Doch nicht nur unbelebte Gegenstände machen ihm das Leben und die Rettung desselbigen schwer, nein, auch andere Passagiere kommen ihm in die Quere. In diesem besonderen Fall handelt es sich um einen Krif-Mann. Die scheinen ohnehin die rowdyhaften Rüpel der Galaxie zu sein. Dieses Exemplar benimmt sich einer in silberfarbenes und zerrissenes Glitzer gehüllten Erdenfrau gegenüber sehr schlecht.

„Aus dem Weg, du Erdenschlampe!“ röhrte der Krif-Mann. Er boxte dem Mädchen in den Magen.


Na! Also! Tut man das? Nein, tut man nicht! Das findet auch Ryder Hook, seines Zeichens selbst ein Rüpel, aber wenigstens ein gut erzogener. Er packt auch diese Frau, schawuppt sie in die Rettungskapsel, tritt dem Krif-Mann anatomisch korrekt in die Kronjuwelen, hüppt dann selbst in die Rettungskapsel und schließt die Tür.

Das Mädel mit dem Silberkleid und den langen Beinen will ihm danken, doch er winkt ab.

„Das Boot war voll. Er war überzählig.“
„Oh.“


Jau. Kann ja nicht angehen, dass irgendwer auch nur im Entferntesten denkt, Ryder Hook würde durch zartere Gefühle bewegt, ne?

So sitzt man nun im Rettungsboot und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Zunächt einmal betrachtet das Silbermädchen Hook nachdenklich mit ihren blauen Augen. Dann fragt sie, was nun passieren wird. Hook weiß natürlich, dass diese Rettungskapseln gerade mal den nächsten Planeten ansteuern, der ein Überleben ermöglicht. Aber ob er bewohnt ist und ob es dort Hilfe gibt, das weiß man nicht.

Silbermädchen erzählt ihm ein wenig von sich, und Hook enthüllt dem Leser durch seine Gedanken, dass er ein Einzelgänger ist, auf der Flucht und dass er ein so zweifelhaftes wie galaxieberühmtes Doppelleben als ein Attentäter namens Jack Kinch geführt hatte.

Huuuuuh!

Er fühlte Peras [so heißt das Silbermädchen] blaue Augen auf sich gerichtet.


Ja, das tut sie wohl öfter. Das mit den Augen, den blauen. Zur Ablenkung erzählt er ihr, dass er ein harmloser ITler sei, der eine neue Stelle antreten wollte. Glaubwürdig. Unauffällig. *hust*

Pera Silbermädchen hat nun also Zeit, in genauer Betrachtung ihres Retters zu versinken und wir erfahren alles über seine breite Brust, seine schlanke Mitte, seine 2 Meter Körpergröße, seine muskulösen Arme, die eine Frau gewisslich gut an die schon erwähnte breite Brust drücken könnten, die gebogene Nase, die dünnen Lippen.

Klug, wie sie war, hatte sie ihn bereits eingestuft als eine faszinierende Bekanntschaft, einen gefährlichen Freund und, aller Wahrscheinlichkeit nach, einen katastrophalen Partner.


Na, meine Güte, für Sehks braucht man ja nicht gleich 'nen Verlobungsring, ne?

Die Rettungskapsel setzt sich schließlich in eine stabile Umlaufbahn um einen Planeten und schaltet die Motoren ab. Die übrigen Passagiere stehen auf und reden aufgeregt miteinander, doch nicht Ryder Hook. Naaaaaaaain.

Hook blieb sitzen. Er war ein Mann, der es sich anerzogen hatte, die Ruhe zu bewahren.


Uhhhhhhhhh!

Der Planet ist bewohnt. Und zivilisiert, denn er schickt sofort ein Zollschiff hoch.

Die Offiziellen tragen goldene Overalls () und eine herablassende Haltung zur Schau. Wie zivilisiert der Planet Lerdun ist sieht man schnell daran, dass nur die Passagiere mit Geld gerettet werden; der Rest wird einfach erst mal sich selbst überlassen.

Miss Pera Sotherton schluckte. „Was soll denn aus uns werden?“


Tjaaa. Die offiziellen Zöllner von Lerdun sind nun weg, zusammen mit den betuchten Passagieren. Der klägliche Rest kreist weiterhin im Orbit um den Planeten und fragt sich bange, wie lange wohl die Klimaanlage noch funktionieren wird.

Doch nicht Ryder Hook. Der ist ein Mann der Tat. Unter anderem.

Hook stand auf. „Ich muss sagen“, verkündete Ryder Hook, „ich habe keine Lust zu warten.“


Yeah! Rette uns, Ryder.

23 Kommentare:

Lalei hat gesagt…

*johl*
Oh Gott, ich sehe schon, diese Besprechung wird meine Lachmuskeln strapazieren bis zum geht nicht mehr xD.

Anonym hat gesagt…

Uuuuhhhh, es trieft das Testosteron aus allen Buchstaben.
Man könnte Wetten abschließen, ob das so... tiefsinnig bleibt. *ugly*

Rabenfeder hat gesagt…

Yay, was für ein Anfang. Und die Maschinencrew ... die hätte natürlich das Materieteilchen frühzeitig orten und dann das Schiff abbremsen müssen. Ist doch klar. Ryder Hook hätte das Teilchen vermutlich schon in Zillionen Kilometer Entfernung gerochen und einen Umgehungskurs programmiert.

Aber ... Pera? Du hier? Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du eine Magierspionin in meinem Roman. *nachguck* Und viel cooler warst du auch. :D
Ich finde es unheimlich, wenn Namen, die ich dachte, mir ausgedacht zu haben, in anderen Büchern auftauchen.

Sakura hat gesagt…

>>[...]seine breite Brust, seine schlanke Mitte, seine 2 Meter Körpergröße, seine muskulösen Arme, die eine Frau gewisslich gut an die schon erwähnte breite Brust drücken könnten, die gebogene Nase, die dünnen Lippen.<<

Jau, der typische Durchschnitts-ITler eben. :-p

Anonym hat gesagt…

Tja, jetzt haben wir keinen weiblichen, sondern einen männlichen Überhelden... ich kenne das Buch bisher nicht - und glaube, so viel Testosteron tue ich mir nicht an^^
Bleibt nur die Hoffnung, dass unser Held zu männlich ist, um alle möglichen Erfindungen zu machen. Die gehören schließlich alle Ayla!

Ranwen hat gesagt…

@Bild: diese Mini-URLs sind ja ganz nett, aber sie verraten einem in der Tat nicht, wer der Knülch auf dem Bild ist. ;)

@Story: :rofl: Warum ist das eigentlich immer dasselbe mit solchen "wir verlassen das sinkende Schiff"-Katastrophenübungen, daß nichts geht, die Rettungsboote nicht ausreichen, und so weiter? Haben die seit der Titanic nichts gelernt?

Schon Jack London schrieb so schön:

[Schiff, geht demnächst unter.]
[...] sah und hörte ich Männer hin- und herlaufen und rufen, während sie sich bemühten, die Rettungsboote klarzumachen. Es war genauso, wie ich es in Büchern, die solche Szenen beschreiben, gelesen hatte. Die Taljen blockierten. Nichts funktionierte. Ein Boot brachten sie zu Wasser, ohne das Spundloch zu verstopfen; erst füllte es sich mit Frauen und Kindern, dann mit Wasser, und schließlich schlug es um.

:ugly:

@IT-ler: :rofl: What Sakura said.
Also, ich kenne ja ne Menge solche, die 'nicht schlecht' aussehen und auch nicht unsportlich sind, aber eben dann doch nicht aussehen wie'n Preisboxer.
So der Intelligenteste kann er also nicht sein.
Da war die Tarnung von Ford Prefect als arbeitsloser Schauspieler echt besser.

Aber ein Händchen für Namen haben sie beide nicht. Jack Kinch? :ugly:

Das schönste am Kapitel ist aber meines Erachtens die Schnellzusammenfassung des Charakters von seitens Pera. :rofl:

DieJo hat gesagt…

Ich les immer "Petra" o.O

Ryder gefällt mir jetzt schon ganz gut. Liest sich ein bisschen, als wär es trashig-gewollt, dass alles so übermännlich geschrieben ist.

Wüstenratte hat gesagt…

"Untüchtigkeit jeder Art brachte Ryder Hook in Wut, und diesmal würde Ryder Hook wahrscheinlich wegen der Nachläsigkeit irgendeines Hosenscheißers sterben müssen."

Diesmal? Passiert ihm das öfters?
Ich meine, ist ja im SciFi-Genre keine wirkliche Seeltenheit... :ugly:


„Das Boot war voll. Er war überzählig.“


"No ticket!"
Hihihihi.

Fängt ja schon mal gut an.

Jjaks hat gesagt…

@Ranwen: Dolph Lundgren
Du guckst nicht viele schlechte Filme, oder...? *g*

amanda james hat gesagt…

@ranwen: zusatzinfo zu dolph lundgren. der hat in rocky IV mitgespielt. den bösen russen. was auch sonst...

Undomiel hat gesagt…

*rofl*
Herrlich! Klingt, als hätte ein pickliger, pubertierender 14jähriger seinen Tagtraum aufgeschrieben!


.... Paolinis Erstling?

Freylabella hat gesagt…

Nein, Paolini hätte das schon als Kind besser gekonnt. Auf jeden Fall eine nette Abwechslung zum ganzen Östrogen, aber nach diesem Testosteronschub werden mir die Nebel von Avalon gerade recht kommen.

Anonym hat gesagt…

Und Ryder Hook nahm einen Kugelschreiber und einen Bindfaden und landete unter der Bewunderung großer blauer Augen das Raumschiff auf dem Planeten. ^^

Sakura hat gesagt…

@Ranwen:
>>Aber ein Händchen für Namen haben sie beide nicht. Jack Kinch? :ugly:<<

Ich mußte mehrfach drüberlesen, aber es wird immer wieder ein Knilch draus. *g*

Freylabella hat gesagt…

@umblaettern: Wetten, dass er den Bindfaden garnicht brauchen wird? Und den Kugelschreiber auch nicht? Wahrscheinlich landet er das Ding dank seiner puren Muskelkraft.

SusiB hat gesagt…

Oha, das scheint ja ein ziemlich amüsantes Buch zu sein (ich hab's bei der Abstimmung auch gewählt)! Zu dem Namen Pera fallen mir nur Birnen ein und die Zollbeamten mit den goldenen Overalls erinnern mich an die unvergeßliche Serie "Schweine im Weltall" aus der Muppet-Show...

DieJo hat gesagt…

@umblättern: made my day :D

Jedenfalls müssen wir uns hier keine Sorgen darum machen, dass der Protagonist a) in Ohnmacht fällt, b) unter einem Farnwedel verschwindet und winselt oder c) unter verwirrten Gefühlen leidet (er hat wahrscheinlich gar keine)

Ranwen hat gesagt…

@Ranwen: Dolph Lundgren
Du guckst nicht viele schlechte Filme, oder...? *g*


Ah. Dolph Lundgren kenne ich nur als... He-Man. :grin:

Damit ist dann wohl die Frage auch beantwortet, oder? *g*

Anonym hat gesagt…

Ich finds großartig, musste schon weinen vor lachen. Und eine spritzige Abwechslung ist es auch, ja. :-D

DieJo hat gesagt…

An welchen Tagen schreiben Sie jetzt eigentlich? Ist der Montag eine Ausnahme, oder wird er zum Regeltag?

LadyLunatic hat gesagt…

Liebe Zeit, das fängt ja mal...äh...fulminant an. "Mit dem Weltuntergang beginnen und dann kontinuierlich steigern", oder sowas in der Art? Ich gestehe, jetzt bin ich schwer gespannt, was da noch alles folgen wird.

(Wie wär's denn abwechslungsweise damit, dass die Eisenstange den Helden erschlägt, das ganze Raumschiff in die Luft fliegt und die Seiten danach allesamt leer sind...?*hust*)

Ranwen hat gesagt…

Rocks fall, everybody dies?

Silph hat gesagt…

Klasse. Er muß etwas sagen, das er groß ankündigt und sagt dann, daß er keine Lust hat, zu warten. Ja, so wird die Welt doch stilvoll gerettet. *g*