Montag, 9. März 2009

Die 2. Hebamme VII – Die Rückkehr

Marthe hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Dennoch ließ der Anblick ihr Blut gefrieren.

Steht doch da ganz frech und ungeniert Randolf mitten in ihrer Halle und möchte einen höflichen Nachbarschaftsbesuch antreten.

Sofort, *römmsschepperklönk*, springen die schätzungsweise 5381 Beschützer Marthes in Aktion, allen vorweg der kürzlich von Chris geschickte Richard, und bauen sich zwischen Randolf und dem Subjekt der Begierde des Schutzes auf.

Das dauert natürlich, bis das alles etwas koordiniert ist.



Randolf, nicht blöd, säuselt friedfertig Richtung Marthe, dass er ja nur auf gute Nachbarschaft anstoßen und über alte Zeiten plaudern wolle. Zwinkerzwinker, nudge, Ellenbogen, tief-in-die-Augen-schau.

Marthe, ebenfalls nicht dumm, erkennt messerscharf: der würde es fertigbringen vor allen zu petzen! und wirft stehenden Fußes sämtliche Bodyguards, Richard inklusive, raus. Sie könnten ja draußen warten, wenn etwas sein sollte, würde sie rufen. Shooshoo!

Nachdem die unliebsamen Zeugen erst mal außer Hörweite befördert wurden, plaudert man fein über alte Zeiten. Randolf nimmt sich ein Schlückchen Bier, lobt dessen Qualität und komplimentiert Marthes Figur.

„Immer noch so rank und schlank und schöner denn je", sagte er. „Und immer noch so spröde."


Der perfekte Moment für Märthsche, ein paar Erinnerungen aus der Truhe zu kramen. Wie das damals so war, am Waldrand.

Randolf erkundigt sich auch ganz höflich, ob der Christianssohn nicht vielleicht doch von ihm, Randy, sei, und ob sich Marthe nicht manchmal nach seiner, Randys, Leidenschaft sehne.

Mei, [österreichisch]charmant[/ö].

Angenehmes Geplauder hin oder her, Randy kommt dann doch schnell zum Kern der Sache. Er wolle Marthe ein Geschäft vorschlagen. Sie würde sich darum kümmern, dass Chris Randy in Frieden lasse, und Randy würde als Gegenleistung nicht erwähnen, dass nicht nur er intimere Kenntnis von Marthes anatomischen Bezügen hatte sondern auch noch seine Freunde. Denn das wisse Chris noch nicht, gelle? Na? Hm? Und da hätte er wirklich schwer dran zu schlucken, nicht wahr? Hm?

Sie wusste, dass Randolf vor Christian mit seiner Schandtat geprahlt hatte, als dieser vor ihm in Ketten hing. Doch sie hatte nie mit ihm über jenen furchtbaren Tag reden können, als die vier Ritter über sie hergefallen waren. Und auch nicht über die Tage, an denen sie ihre ungeheuerliche Tat wiederholt hatten.

Momang. Auszeit. Tage? Tage? Wir wissen vom Waldrand und dem Vorfall in Meißen, als sie trotz besseren Wissens diesem fiesen Knappen gefolgt ist. Macht einmal Waldrand und einen zusätzlichen Tag. Und jetzt sind es Tage?

... wir wurden wohl geschont, damals, im ersten Band, und jetzt müssen wir das so hintenrum erfahren. Ich bin nicht amüsiert, gar nicht amüsiert. Tsk.

Aber gut, lamentieren wir nicht über das angeknackste Vertrauensverhältnis zwischen Autor und Leser, gucken wir weiter, wie das mit Marthe und Randolf so läuft.

Marthe stimmt dem Deal zu, denn sie weiß, dass es Christian das Herz brechen würde, wüsste er, dass es außer Randolf und Wippi noch Andere gab. Randy ist zufrieden und rüstet zum Aufbruch.

Lachend stieß er die Tür auf, blieb vor Richard stehen und hob die Hände. „Ruhig Blut, es ist nichts geschehen. Ein rein freundschaftlicher Besuch."

Ahahahahahahahahaha.


Zwei Tage später kommt auch Chris aus Meißen zurück, erfährt quasi schon beim Absitzen davon, dass Randy da war, und ihn ergreift darob große Wut, insbesondere darüber, dass Marthe aus eigenem Willen alleine mit Randy im Zimmer war.

„Was ist in Dich gefahren? Ich schicke eigens Männer, um dich zu beschützen, und du setzt dich allein diesem Ungeheuer aus! Reicht es denn nicht, was er dir schon angetan hat?"
Die Heftigkeit seines Ausbruchs verstörte Marthe zutiefst.
Noch nie hatten sie sich so gestritten.

Ja, also, ganz doll arg ist das. Schlimm. Noch nie so einen üblen Streit gelesen. Huiuiui.

Ja, mei, *flenn*, er hätte gedroht, ALLES auszuplaudern, das hätte sie doch nicht zulassen können. Außerdem sei Richard doch gleich vor der Tür gewartet, da hätte doch gar nichts passieren können. Außerdem hätte sie es ja auch für Chris getan!

„Ich kann auf mich selbst aufpassen", brauste Christian auf und stürmte nach draußen. Marthe hörte die Stalltür klappen und wenig später einen Reiter davonpreschen.

So, Chris voller Wut weggeritten, Marthe voller OMGDrama daheim.

Hatte Randolf recht? Konnte Christian nicht länger mit dem Wissen leben, dass ein anderer seine Frau geschändet hatte? Widerte sie ihn an?
Würde er sie verlassen?

Wow! Von „Liebe seiner Lenden seines Lebens" auf „sie widert ihn an und er wird sie verlassen" in 0,4 Kapiteln. Das ist ... schnell.

Mitten in ihre Verzweiflung platzt dann Lukas, der sie tröstet. Chris würde schon zurückkommen, sowas mache er doch immer wenn er emotional erregt sei.

Spät in der Nacht kommt Chris auch zurück, man spricht sich eingermaßen aus und versöhnt sich dann auf Bonobo-Art.

Eine Woche später trifft ein Bote ein, der folgende Nachricht überbringt: Randy ließe Grüße ausrichten und würde morgen mit den Bauleuten und seiner Gattin in Christiansdorf eintreffen. Chris sei herzlich eingeladen, dem Abmessen des Burglehens beizuwohnen.

Des Abends läd Chris Lukas und Poldi Karl auf ein Bier zu sich ein, zweifellos um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen. Doch kaum sitzt man gemütlich herum werden zwei Kaufleute gemeldet, die gerne mit Chris sprechen würden.
Der langen Rede kurzer Sinn: sie sind als Abgesandte der gesamten Kaufleuteschaft hier und denken, dass es vielleicht nicht so günstig wäre, wenn Jonas weiterhin Dorfschulze bliebe, schließlich hätte er in der Vergangenheit schon ziemliche ... Probleme mit dem neuen Burgherren gehabt. Könnte schlecht fürs Geschäft sein, hüstel, sieverstehenschon.

Jaajaa, nee, denkt sich Chris, und wahrscheinlich wollen sie auch noch gleich einen aus ihren Reihen zum Schulzen wählen. Nachtigall etc.
Aber gut, Chris ist ein moderner Dorfherr. Wenn das Volk wählen will, dann soll es das tun.

Der Abend war schon unschön und so reiht sich Randolfs Ankunft am nächsten Tag nahtlos in die Kette der unerfreulichen Vorkommnisse ein. Man begrüßt sich eisig-höflich, dann wird die Burg vermessen.

Während die Männer draußen im Schlamm spielen, besucht Randys Gattin Marthe.

Sie sieht aus wie Oda, war ihr [...] Gedanke.

Sie sieht nicht nur so aus, man munkelt auch, dass sie ihr geistig in nichts nachstünde. Also kein armes Opfer Randolfs sondern eher eine Scylla zu seiner Charybdis. Man spielt sich also gegenseitig die nette Nachbarin vor, plaudert jovial über alles und nichts, da dringt von draußen Lärm an die zarten Frauenöhrchen.

Was ist passiert? Chris hält einen von Randolfs Leuten im Schwitzkasten. Der habe sich nämlich an einem der Mädchen an den Schneidebänken vergreifen wollen. Die übrigens kaum zwölf Jahre alt ist. Diese wichtige Information möchte ich euch nicht vorenthalten.

Gut, der Reisige kreischt herum, dass alles nur ein Scherz/Mißverständnis/Unfall gewesen sei, aber Randy nimmt die Gelegenheit zum Anlass, öffentlich ein wenig guten Willen zu demonstrieren.

Randolf ging drei Schritte auf den Ertappten zu und schickte ihn mit einem gewaltigen Fausthieb zu Boden.
„Habe ich euch nicht befohlen, euch zu benehmen?", brüllte der Hüne.


Nu, der namenlose Reisige wird degradiert, geht eines Zahnes verlustig und das Mädel bekommt eine Münze als Wiedergutmachung. Alle glücklich.

Noch am gleichen Abend verlassen Randy und seine Frau Richenza das Dorf, zweifellos um im Nachbardorf, das von Randys Busenkumpel betrieben wird, standesgemäß unterzukommen, und sie kommen auch nicht wieder.

Grade beginnt Marthe zu glauben, dass vielleicht doch alles wieder gutwerden würde, da taucht ein weiterer Bote auf und vermeldet, dass Otto Marthes und Christians Anwesenheit in Meißen wünsche. Marthe erbleicht und vermutet, dass Randy Chris wegen des mädchenbelästigenden Knechts angeschwärzt hätte.
... Marthes visionäre Präkognition inklusive Fastgedankenlesen hat in den letzten Jahren wohl doch arg gelitten, hu?

Chris ergreift, bei Otto wisse man schließlich nie, was Sache sei, Vorkehrungen und bereitet alles für die Reise von ihm, Marthe und Lukas nach Meißen vor.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...und versöhnt sich dann auf Bonobo-Art.

...ViANNE! :vianne:

[...]

:roflol:

Anonym hat gesagt…

Kinder kriegen ist schlecht fürs Wahrsagen?

Anonym hat gesagt…

Aber die Hellsicht reicht noch, des Gatten Heimkunft anzusagen, damit Essen und Bett gerichtet sind. *augenroll*

Anonym hat gesagt…

[Des Abends läd Chris Lukas und Poldi Karl auf ein Bier zu sich ein...]

Thihihihi. *alberngacker*

Anonym hat gesagt…

Ich kann mir Poldi gar ausgezeichnet in dem Szenario vorstellen *g*

FrauKatz hat gesagt…

@Hoppi
Janu, wasn? Wenn ständig dasselbe passiert muss ich es doch wenigstens kreativ™ beschreiben, sonst wird's doch langweilig. :füßescharr:


@Silph & Vinni
Zumindest stand in einem der früheren Kapitel, dass Marthe seit der ersten Schwangerschaft nicht mehr viel visioniert hat. Ich meine, früher konnte sie die Absichten eines heranfliegenden Steins erspüren. Davon ist jetzt kaum noch was zu merken. :ugly:


@Beri & Elveny:
:-D Ja, gelle?

Anonym hat gesagt…

Aber nur, wenn der Stein nicht Chris hieß. *g*