Mittwoch, 29. April 2009

Die 2. Hebamme XXVII – Johanna

Haben wir es nicht gesagt? Wir haben es gesagt! Aber wollte man auf uns hören? Nein, wollte man nicht. Also. Selbst Schuld.

Den Christiansdorfern sollten die nun folgenden Tage für immer in Erinnerung bleiben: Tage, an denen Randolf wie ein entfesselter, gewalttätiger Orkan durch ihr Dorf fegte.
Johanna war die Erste, die seine beginnende blutige Regentschaft zu spüren bekam.

Gut, wir haben uns ja vorgenommen keine Spielverderber und deswegen sehr überrascht und erstaunt zu sein.

Also.



Sie wird von einem Knecht zu Randolf befohlen, und obwohl sie Randolf gut genug kennt und auch immer merkt, dass Marthe Angst vor ihm hat, geht sie zu ihm. Denn einem Befehl des Burgvogtes darf man sich nicht verweigern, ne?

So, und jetzt tun wir alle so, als würde uns das nicht uuuuunglaublich bekannt vorkommen. Nein, das haben wir noch nie erlebt. Bei Marthe beispielsweise.

Fiderallala, und der Mond ist aus Käse.

Gut, jetzt sind wir in der passenden geistigen Verfassung. Weiter also. Johanna(13) wird zu Randy gebracht, der grade mit Radieschen irgendwo herumsitzt. Die beruhigt sie (nicht wirklich) mit ihrer Ankündigung, dass man sich in Christians Abwesenheit um sie kümmern würde, das sei schließlich der Wunsch des Markgrafen.

Es wären nämlich Klagen erhoben worden, jaha. Pater Sebbi hätte sich beispielsweise beschwert, dass sie nicht spinne und webe, die Gute, sondern herumliefe und Leute heile. Also werde sie damit aufhören, und weil das ihren Ruf nicht wiederherstellen könnte, würde Randy sie in seinen Haushalt aufnehmen, als ihr Vormund.

Oivey.

Johanna sah, wie er sich an ihrem Entsetzen weidete. Allein und ständig von Randolf und seinen Leuten umgeben, würde es nicht lange dauern, bis die Männer [...] über sie herfallen würden. Und niemand war in der Nähe, den sie um Hilfe bitten könnte.

Aber das ist noch nicht alles! Bös-Randolf ist zurück und er ist fieser und mieser als je zuvor.

„Um ganz sicherzugehen, dass jeder Makel von dir genommen wird, will ich sogar noch etwas tun", verkündete Randolf.
[...]
„Ich werde dich einem meiner Getreuen zur Frau geben."

Bei Johanna mag, wenig verwunderlich, keine so rechte Freude aufkommen. Erst recht als sie ihren Zukünftigen sieht. Randy hat einen wahren Ochsen von einfachem Gemüt ausgesucht, neben dem der Glöckner von Notre Dame noch aussehen würde wie Germanys Next Topfmodell. Zähne hat er auch keine mehr und mit den Augen zieht er Johanna auch gleich aus. A match made in heaven, eh?

Johanna wird dann noch ein bisschen hin- und hergeschubbst, dann wird sie in eine winzige Kammer eingesperrt, wo sie erst mal ein wenig nachdenkt.

Christian musste tot sein, sonst hätte sich Randolf nicht so verhalten.

Ach, der war jetzt schon zweimal vermutlich tot, Marthe auch schon, die derappeln sich schon wieder. *tröst*

Schon bald bekommt Joe lieben Besuch: Randolf guckt mal vorbei, ob es seinem kleinen Mündel auch an nichts fehlt. Dazu rückt er ihr etwas auf die Pelle, denn er muss ja genau gucken, nicht wahr?

Weswegen sie auch ihr Kleid ausziehen muss. So viel Klamotte steht der gründlichen Untersuchung im Weg.

Viel Wahl hat sie nicht, also zieht sie sich aus. Das versetzt Randy in einen durchaus hohen Emotionszustand. Doch wir werden alle nicht jünger und noch bevor er ihr seine Briefmarkensammlung zeigen kann ... *hoppla*, Fehlstart. Na, das ging wohl in die Hose. Im wahrsten Sinne des ... ja.



Dumm gelaufen. Die Zeit sich wieder zu sammeln hat er auch nicht, weil er weiß, dass ihm Richenza dann eine Szene machen wird.

Lästiges Weibsbild! Wie lange sollte er sich eigentlich noch in seinem eigenen Haus von ihr befehlen lassen?


Also plant er, sich später, wenn Richenza schläft, wieder hinunterzuschleichen. Solange solle Johanna gefälligst unbekleidet auf ihn warten, kthxbai.

Macht sie nicht. Kaum ist er weg zieht sie sich wieder an und kauert sich mit ihrem Eßmesser neben die Tür.

Da guck. Das Mädel hat zumindest mehr Schneid als Jammer-Marthe. *anerkennend nick*

Rückblende.
Als Johanna geholt wurde, ist Mechthild (wersn das gleich wieder?) gleich zu Kuno und Bärtram gerannt. Die sind entsetzt und sinnen auf Rettung, und das auf eine bis jetzt (immerhin einundzweidrittel Bücher) ungewohnt raffinierte Weise. Zuerst wird auspioniert, wo Johanna untergebracht ist und was Randy mit ihr vorhat. Zu diesem Behufe verkleidet sich Diebspeter als Küchenmagd und infiltiriert das Gelände des Feindes. Dort findet er heraus, was so abgeht, und rennt gleich zu Kuntram, um ihnen zu berichten. Kuno, Johannas Herzblatt, ist von der Nachricht, dass sie einen hässlichen Glatzkopf heiraten soll, empört.

Man verkleidet sich also selbst. Kuno jetzt als altes Weib mit einer Kiepe auf dem Rücken. Er lässt sich eine Gans in die Kiepe stecken und macht sich auf den Weg in den Burghof. Am Tor wollen ihn die Wachen wegschicken, doch er überzeugt sie davon, dass Radieschen die Gans bestellt hat und er sie nur abliefern soll. Dummerweise ist eine der Wachen sein älterer Stiefbruder Martin. Huppla. Aber wer so dum ist, sich Randy anzuschließen, der erkennt wahrscheinlich nicht mal mehr seinen eigenen ... lassenwirdas.

„Dann troll dich, ab in die Küche."
„Danke, Söhnchen, danke", lispelte Kuno. „Gott wird es Dir lohnen." Mit Ausschlag und Pestilenz, dachte er grimmig.

Teeehehehehehe.

Kuno wird also reingelassen.

Dann passiert erst mal nichts.

Einige Zeit später gibt es auf einmal Radau im Hof. Ein Küchenjunge jagt der Alten hinterher, die über den Hof schlurft und hinfällt, während die Gans (Köchin Mechthild hat extra eine besonders bösartige ausgesucht) aus der Kiepe entkommt und alles anfällt, was ihr vor den Schnabel kommt.

„Fang die Gans, fang die Gans!", rief [Martin] der Küchenjunge zu, dessen Gesicht und Bundhaube mit Mehl bestäubt waren, und rannte selbst weiter lauthals schimpfend der Alten nach, die ihrerseits keifend und humpelnd davonlief.

Aaaaahaaaa. Wir bemerken: einer rein, zwei raus. Raffiniert!

Martin rief seine Kumpane heran und versuchte, die aufgebrachte Gans zu fangen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie das zeternde Tier endlich erwischt hatten. Dabei entging ihnen völlig, dass weder der Küchenjunge noch die Alte wieder auftauchten.

Diese Rettungsaktion amüsiert mich deutlich mehr, als sie eigentlich sollte. Teeehehehehehe. :-D

Randy hat sich geistig den ganzen Abend über in Hochform gebracht und war dann irgendwann auch wieder einsatzbereit.

Bald war sein *beep* so *beep*, dass ihm gleichgültig wurde, was Richenza dazu sagen würde, wenn sie Wind davon bekäme.
Er war der Herr im Hause! Und er musste diese Kleine haben, jetzt sofort.

Man kann sich seine Enttäuschung vorstellen, als sich die – immer noch von außen verriegelte Kammer – als leer erweist. Wie Marthe ist Johanna (Naaachmacherin!) aus einem verschlossenen Raum entkommen. Randy(Adj.) Randy rennt zum Hauptmann der Wache und lässt nach Johanna suchen, doch vergeblich. Die gute Joe ist spurlos verschwunden.

Randy ist wütend und verwarnt deswegen eine beliebige Magd, die ihm in der Küche über den Weg läuft.

Nett.

Montag, 27. April 2009

Die 2. Hebamme XXVI – Der Silberschatz

Als Marthe Christian, Konrad und Lukas zurückkommen sah, erkannte sie schon an den Gesichtern der Männer, dass neues Unheil bevorstand. Christian berichtete ihr in wenigen Worten, was der Markgraf entschieden hatte. Sie verkrampfte die Hände ineinander und wurde blass. Man musste nicht das zweite Gesicht haben, um ein schreckliches Blutvergießen zu befürchten.

Was ganz praktisch ist, da Marthe momentan ja ohnehin durch Sebbi viel zu gestresst ist, um zu gesichtern. Chris versucht noch, sein gar zartes, zerbrechliches Weibi zu beruhigen. Es könnte ja auch alles gut gehen, ne, und selbst wenn nicht, würde man es den Angreifern nicht leicht machen.

Ich muss sagen, an Marthes Stelle würde ich mich da ungeheuer getröstet fühlen.

Man bereitet alles vor. Chris wird, auf Anraten Marthes hin, Radomir nicht reiten, weil ein schwarzes Pferd zu auffällig wäre. Da wäre er bestimmt nie selbst drauf gekommen. Chris vertraut Kuno und Bärtram den Schutz von Haus, Hof und Johanna an.

... ahnen wir, wer demnächst in Gefahr gerät? So ganz vage? Irgendwie, ne? Aber tun wir einfach überrascht, wenn es dann passiert, okay?

Marthe wird erneut nach Meißen unter Hedwigs schützende Fittiche geschickt.

Marthe tat sich schwer damit, schon wieder nach Meißen zu ziehen. [...] Aber diesmal durfte sie wirklich nicht alleine hierbleiben. Am liebsten würde sie auch Johanna mit auf den Burgberg nehmen. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, das Mädchen im Dorf zu lassen, wenn hier Randolf und Sebastian regierten und weder Christian noch seine Ritter zur Stelle waren.

Warum nimmt sie Johanna nicht einfach mit? Weil die fest entschlossen ist zu bleiben. Na, wird schon sehen, was sie davon ha... ähm, ich meine, Lalalalalalala, wir ahnen nix, wir ahnen nix, lalalalalalala!

Man verabschiedet sich noch von Jonas und Emma, am Abend wird gebetet und am nächsten Tag (Sehks wird nicht erwähnt, aber ich denke, wir dürfen annehmen, dass er stattgefunden hat) geht es dann auf nach Meißen.

Dort sind die Vorbereitungen schon in vollem Gange. Einen Transport soll Arnulf, den anderen Chris' Freund Raimund anführen. Chris' eigener Transport, der tatsächlich Silber enthält, soll als Salztransport vom Markt aus losfahren.

... den Schlonz nicht unbedingt gleichzeitig abzuziehen wäre schon hilfreich gewesen, aber da wir ohnehin davon ausgehen können, dass die Zeit des Verrats hereingebrochen ist (das Drittel-Kapitel heißt schließlich so, ne?), macht das nun auch keinen Unterschied mehr.

Man bricht auf. Marthe ist bekümmert, Hedwig sicherlich auch. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Wolken herumdräuen und ein kalter Wind weht, der das Gebell eines einsamen Hundes mit sich trägt, während die in den kahlen Bäumen herumhüpfenden Krähen nur ein gelegentliches Krächzen von sich geben, was alle Schwangeren in Meißen dazu veranlasst, ihre Hände schützend auf ihren Bauch zu legen. Wahrscheinlich riecht die Luft sauer nach Verrat und die Tiere sind ungewöhnlich nervös.

Jaja. So ist das.

Sie reiten also. Und reiten.

Nach einer Weile erreichten sie ein Waldstück, in dem Christian die merkwürdige Ruhe auffiel. Kein einziger Vogel sang. [...] „Sie sind hier."


Jawoll, das sind sie. Weswegen wir ganzganz schnell zurück zu Marthe auf dem Burgberg überblenden. *zing*
Die hat ihrem Liebsten bang nachgestarrt und fühlt sich gar nicht wohl, weswegen sie alleine herumwandert.

Das hatten wir schon lange nimmer.

Wen trifft sie da natüüüüüüüü*lufthol*üüüüüüüürlich? Ulrich, des Markottos Schwiegersohn, der schon beim letzten Fest so ungeheuer begeistert von ihr war.

„Ihr wirkt sehr besorgt. Das müsst ihr nicht. Euer Gemahl ist von großer Tapferkeit", meinte Ottos Schwiegersohn.
„Was nützt Tapferkeit gegen Verrat?", antwortete sie bitter.
„Ihr solltet Euch nicht mit Kummer beladen. Gott hält seine schützende Hand über die Tapferen."
Warum war sie nicht dankbar für diesen Trost? Es musste an dem begehrlichen Blick liegen, mit dem er sie anstarrte.

Na endlich wird sie mal wieder fremdbegehrt! Ich fürchtete schon, sie hätte ihren Zauber völlig verloren. Phhhuuu! *schweißvonderstirnwisch* Wir sind wieder in bekannten Gewässern, Matrosen, ihr könnt euch von den Masten losbinden.

Ulrich will Marthe zu einer Festivität einladen, doch Marthe hält das für unschicklich. Ulrich dringt weiter in sie (... äh. Ihrwisstschon! :fuchtel:), das wäre doch völlig in Ordnung, niemand würde schlecht über sie denken und dann küsst er ihre Hand.
Nein, meint Marthe, es gäbe bestimmt viel edlere und schönere Damen, die heute Abend an Ulrichs Tafel sitzen könnten.

Uhh, das wird jetzt gut.
*räusper* *inpositurstell*

„Mag sein", entgegnete er. „Doch Ihr habt einen besonderen Reiz, vielleicht grade deshalb, weil Ihr Euch dessen gar nicht bewusst seid. Ihr seid zu jung und zu schön, um Euch in der Kammer zu vergraben, solange Euer Gemahl nicht bei Euch weilt. Sonst werdet Ihr sehr lange sehr einsam sein."
Seine letzten Worte waren wie eine verborgene Drohung, auch wenn er sie dabei anlächelte. Er griff erneut nach ihrer Hand und küsste inbrünstig ihre Handfläche. Dabei konnte sie spüren, wie er seine Zungenspitze auf ihrer Haut kreisen ließ.

Wie ... *fuchtel* ... metaphorisch.

Marthe, reinen Geistes und Kleides, flieht vor den Avancen des des liebestollen Böhmenprinzen und guckt lieber mal nach ihren Kindern. Ach, stimmt, die gibt's ja auch noch. Vor lauter Kabale, Sorgen, Leid und Gejammer kommen die irgendwie deutlich zu kurz deucht mir.

Die Kids spielen mit Hofdamen und Marthe versucht mittels Meditation, wieder in ihre Mitte und damit Zugang zu ihren Ahnungen zu bekommen. Klappt dann passenderweise auch. Sebbis unheilvolle Aura ist wohl zu weit weg.

Der Tag war noch nicht zur Hälfte verstrichen, als sie qualvoll aufstöhnte und wusste, dass Christian und seine Männer Opfer eines furchtbaren Verrats geworden waren.


Clara merkt das natürlich auch (so begabt wie das Kind immer vorgeführt wird erwarte ich demnächst die historische Lesereihe „Die Tochter der Hebamme – jetzt noch begabter und gefährdeter!" oder sowas. ) und Marthe muss sie mittels eines Schlafmittels sedieren. Nicht, dass noch jemand was merkt. Ist ja auch ungewöhnlich für kleine Kinder, mal laut herumzuplärren, das fällt gleich auf. :-p

Schon bald kommt Lukas blutend, verletzt und verschwitzt angeritten. Sie folgt ihm zum Markotto und kümmert sich um seine Wunden, während er Bericht erstattet.

„Verrat! Wir sind verraten worden", stieß Lukas hervor und wankte sogar im Knien.

Das dürfte nicht das sein, was Otto hören möchte.

Fassen wir zusammen: mehr als 100 Mann, die eindeutig wussten, welches der richtige Transport war. Armbrüste hatten sie (pfui!) und das Silber dann auch bald. Gero und Richard sind tot, überhaupt seien alle tot, außer Lukas konnte nur noch ein junger Reisiger entkommen und Chris wurde gefesselt und fortgeschleppt.

Wer war es, der bei Marthes Entführung vor einem halben Buch unkte, dass jetzt nur noch eine Chris-Entführung fehle? Gratulation! Sie werden zum Ehrenbasilikum ernannt.

Dann kippt Lukas aus Blutverlust um, Marthe kümmert sich um ihn, Otto schickt Männer los, um das Silber zurückzuerobern.
Lukas kann ihr noch mitteilen, dass einer der schlimmen Schergen rief, man sollte Chris leben lassen, für den zahle der Landgraf viel Geld. Man hat also zumindest eine schwache Spur, wo Chris sich aufhalten könnte. Marthe geht zu Otto und bittet um Rettung ihres Ehemannes von der Wartburg in Eisenach.

Otto ist sehr un-amused. Er könne Ludwig schließlich nicht einfach so beschuldigen, Marthe solle gefälligst warten, bis Lösegeldforderungen gestellt werden.

Doch Marthe wollte und konnte sich nicht gedulden. Ihre Gefühl sagte ihr, dass jeder Tag zählte.

Sie widerspricht also, was Otto noch deutlich un-amuseder macht. Aber er lenkt ein und meint, Lukas solle als Späher nach Eisenach reiten, sobald er das wieder könne. Und jetzt alle raus, er hätte dringendere Sorgen, nämlich das verschwundene Silber.

Vor der Halle wird Marthe von Ulrich dem Beharrlichen abgefangen. Es würde doch sicher noch dauern, bis Lukas wieder einsatzbereit sei, nichtwahr, und er, Ulrich, hätte einige Männer unter Befehl, die er sofort losschicken könnte. Falls Marthe sich ein wenig erkenntlich zeigen würde, beispielsweise heute Abend in Ulrichs Bett. Er sichere ihr auch völlige Diskretion zu.

Marthe ist entsetzt und fällt ihn Ohnmacht. Ulrich denkt zuerst, das sei vorgetäuscht, muss dann aber enttäuscht feststellen, dass sie wirklich umgekippt ist und lässt sie von einem Diener in ihre Kammer bringen.

Ein paar kräftige Schläge ins Gesicht brachten Marthe wieder zu sich.

Warum das nur Ulrich nicht eingefallen ist?

Marthe wälzt sich in Zweifeln. Einerseits ist das Angebot des Böhmen natürlich völlig indiskutabel, andererseits hat Chris ja schließlich auch ewige Verdammnis auf sich geladen, um sie endgültig vom Raubvogelgesicht (ARGH! For gods sake, irgendein anderer Name muss doch ...!) zu befreien.
Sie weiß nicht, was sie tun soll.

Einige Tage später kommt ein unbekannter Reiter (unter einem bestimmten Zeichen geboren, zweifelsohne) zu Randy und bringt dem eine vertrauliche Botschaft. Randys Laune steigt sofort und er ruft sein Radieschen, um seine uneingeschränkte Herrschaft über Christiansdorf zu feiern.

Die ist entzückt und erkundigt sich gleich danach, was Randy denn nun mit Marthe vorhätte. Ekki, zufällig anwesend, schlägt gaaaaaaaaaaaaaaaanz unverfänglich und beiläufig etwas vor, das Randolf sehr zusagt.

Was das wohl sein mag, eh? Wir haben ja gar keine Ahnung.

„Ich sollte wohl besser gleich nach Meißen reiten, bevor mir jemand zuvorkommt."

Ulrich beispielsweise?

Freitag, 24. April 2009

Die 2. Hebamme XXV – Die Entscheidung des Markgrafen

Marthe war im letzten Kapitel zwar schon pro forma enthalten, zumindest wurde ihr pflichtschuldigst der Ausgang des Kampfes mitgeteilt. Anlass genug, um sich in Selbstvorwürfen zu zerfleischen.

Jedes Mal, wenn die Männer in den Kampf zogen, blieb ihr nichts weiter, als zu warten. Dabei konnte sich hundert Schritte von hier wer weiß was ereignen! Und das Einzige, was sie hätte tun können – all ihre Sinne darauf zu konzentrieren, Verborgenes zu erkennen, das ihnen nützlich sein konnte – blieb ihr verwehrt. [...] Die ständige Überwachung durch Pater Sebastian und die unheilvolle Drohung eines neuen Prozesses, die über ihr hing, zermürbten sie.

Echt schade, dass Amazonen im Mittelalter noch nicht populär waren. Marthe, wie sie neben Chris mit flammendem Schwert in den Kampf zieht (und hinterher die Leute, die sie verkloppt hat, gleich verbindet) – ich sehe es gradezu vor mir.

Als Chris, Lukas und Konrad spät(er) in der Nacht dann von Randy zurückkommen, sitzt Marthe also noch vor sich hinhärmend daheim herum, was Chris erst mal nicht erstaunt. Oben im Kämmerlein erzählt er ihr dann noch den Rest von dem, was sich so ereignet hat. Weil sie so ein gar zart Persönlein ist, möchte er sie danach zur Beruhigung erst mal so richtig ... in den Arm nehmen.

Er zog sie an sich, um sie zu beruhigen, und erlebte überrascht, dass sie seine Zärtlichkeit mit herausfordernder, stürmischer Leidenschaft erwiderte.

Ahaaaaa ... sehe ich das richtig, dass Randy und Chris kurz nachdem sie sich getroffen haben mal eben schnell in eheliche Anwandlungen verfallen, zeitgleich gradezu?
Mei! Was könnte man daraus für tolle FFs stricken!
... wenn man denn wollte.

Aber wir sind schließlich anständige Personen und die Sodomie wurde in diesem Buch ja schon abgehandelt. Weiter also im Text.

Am nächsten Tag darf Randy dann seinen Einbrecher hängen. Er hätte ihn ja lieber gepfählt, aber das wäre zu zeitaufwändig. Meißen muß so schnell wie möglich verständigt werden, da kann man nicht frei nach Laune herumpfählen, neinnein.

So verliest er die Anklage eher gelangweilt, der Verurteilte brüllt noch den obligaten Fluch gen Dorfbewohner, Randy gibt das Zeichen, pardauz, fertig.
Der neue Wundarzt fängt dann noch freiwerdende Körperflüssigkeiten auf, alldieweil diese als Wunderheilmittel gelten. Marthe betrachtet dieses Vorgehen mit Ablehnung.

Sie hatte bisher keine nähere Bekanntschaft mit dem Wundarzt gemacht. [...] Aber dass er sich seine Arzneien vom Galgen holte, ließ Marthes Hoffnung sinken, endlich einmal auf einen Medizingelehrten zu treffen, von dem sie etwas lernen konnte.

Nicht mehr in diesem Leben Buch. Ich denke, das kann ich ohne Scheu vor Irrtum wohlgemut basilikumen.

Randy, Chris, Konrad und Lenden-Lukas machen sich dann auch gleich mit den drei übrigen Gefangenen auf den Weg. Randy und Chris reiten vorweg und versuchen, sich gegenseitig mit Blicken zu töten. Klappt aber nicht.
Konrad und Lukas unterhalten sich ein wenig. Konny wundert sich, dass Dame Marthe ihren Ehemann dieses Mal nicht verabschiedet hat und reitet so ein wenig auf dem Thema herum. Lukas spricht deswegen ein Machtwort und Konny verstummt beschämt.

[Lukas] gab [...] sich erneut finsteren Gedanken hin, die Marthe, Randolf und ein Geheimnis betrafen, das er lieber nie erraten hätte.

Dass er es überhaupt erraten hat erinnert mich irgendwie an Homer. Marge ist das zweite Mal schwanger (oder das dritte Mal) und er erkennt einfach keine Hinweise. Marge ürgst täglich im Bad, ihre fiesen Schwestern veranstalten eine Babyparty für sie und schenken lauter Babyklamotten etc ... Homer rafft nichts. Aber als Apu ihm dann zur Beförderung gratuliert, fällt der Groschen.

So irgendwie war das auch mit Lenden-Lukas und der Randolf-Erkenntnis.
„Es gab heute Abend Hasenbraten und mein Pferd hat gestern einmal gehustet – OMG! Randolf hat sich mal an Marthe vergangen!!!1111eins"

Abernajagut. Nehmen wir das einfach mal so hin. Man muss ja nicht alles ad vomitum hinterfragen, nichtwahr?

Man reist also nach Meißen, übergibt die Gefangenen und konferiert dann mit Otto. Chris berichtet mit knappen Worten von Der Lage Der Dinge™. Otto ist wie vor den Kopf geschlagen. Diesen Moment nutzt Randy, um Radieschens maliziösen Plan vorzutragen. Otto solle doch jemanden ausschicken, der Beweise bei Ludwig beschafft, *Chrisanstarr*, hinthint, Ellenbogen.

Und jetzt kommt das Erstaunliche. Das wirklich Erstaunliche. Ich glaube, das schreit gradezu nach dem Capslock of OMG.

OTTO FÄLLT NICHT DARAUF REIN UND LEHNT AB!



„So viel Zeit haben wir nicht. Und was soll das bringen? Nehmt ein paar Leute gefangen, wenn die das Dorf angreifen, dann habt Ihr Beweise genug."

Wer seid Ihr, und was habt ihr mit Otto dem Dum gemacht?

*weiterles* Ah, da. Der vernünftige Vorschlag wäre, Christiansdorf aufzurüsten und noch viel mehr Männer hinzuschicken. Was Otto tun wird, ist, im Gegenteil sogar noch Männer abzuziehen. Weil der Kaiser sein Silber will, basta.

Ahaber Ludwig der Fiese weiß bestimmt von dem Transport und es steht zu vermuten, dass er vielleicht doch lieber den Transport überfällt. Auf der anderen Seite könnte es die Silberförderung in Christiansdorf auf unbestimmte Zeit zum Erliegen bringen, wenn die Ansiedlung von einer Horde marodierender Strauchdiebe in den Erdboden gestampft wird.

Ein Dilemma.

Otto lässt erst mal Essen aus der Küche holen und setzt sich dann mit seinen Rittern zu Tisch, um eine Lösung anzudenken.

Die sieht nach Stunden und Stunden des Beratens so aus: Jeder erwartet, dass zwei Transporte losgeschickt werden, ein echter und ein falscher. Deswegen werden sie einfach DREI losschicken und hoffen, dass der dritte der Aufmerksamkeit der Häscher entgeht. Chris wird den echten Silbertransport begleiten, während Randy sich um die Verteidigung von Christiansdorf kümmert.

Randy ist einigermaßen zufrieden. Zum Ludwig wurde Chris vielleicht nicht geschickt, aber beim Silbertransportbegleiten kann ja auch was passieren. Dafür würde er schon sorgen.

Außerdem will er dafür sorgen, dass Konrad etwas passiert, so als Rache an Dietrich, der unzweifelhaft mit dem plötzlichen Verschwinden Christians aus Randys Kerker vor ein paar Jahren zu tun hatte.

Hach. Böse. Na endlich!

So wird es beschlossen, auch wenn Hedwig nicht glücklich ist, dass Chris quasi auf ein Todeskommando geschickt wird. Aber was willste machen, Otto hat gesprochen.

Die 2. Hebamme – Hinweis

Bevor die Ersten wieder nachfragen: das heutige Kapitel wird aus Logistikgründen erst so gegen Abend erscheinen. Je nach Schnelligkeit der Autoreparatur früher oder später am Abend.

Wollte es nur erwähnen.

„Spät kommt ihr, doch ihr kommt!“

Mittwoch, 22. April 2009

Die 2. Hebamme XXIV – Die Vorhut

Vorhut. Vorhut!

Im letzten Kapitel waren Kuno und Bärtram (die ständig zusammen auftreten und von mir deswegen jetzt nur noch Kuntram genannt werden) auf die Vorhut von Melchior gestoßen. Es war ein Bursche, der aus dem Nicolaiviertel Richtung Dorfausgang lief. Chris Holmes folgert blitzschnell:

„Ein Späher. Er soll das Dorf auskundschaften. Heute Nacht ist dunkler Mond, die beste Zeit für einen Überfall."

Die Truppen werden alarmiert. Heute Abend werden die Eindringlinge auf frischer Tat ertappt!

Am Abend wirft die schmale Sichel des Mondes nur spärliches Licht, was mich erstaunt, da ich immer dachte, „dunkler Mond" bedeute Neumond, also Gar-kein-Mond.

Offensichtlich nicht.

Oder es ist wieder so eine Zeit-Raum-Anomalie, wie wir sie schon des Öfteren gefunden haben. Alarmiert mal jemand entweder Atlantis oder Dr. Who?

Jeeeeeedenfalls versammeln sich Chris und Mannen im Wachhaus und sie warten geduldig. Schon bald schleichen ein paar Schatten Richtung Dorf. Unser düsterer Held greift sich Lukas und Kuno und sie schleichen den fiesen Flegeln hinterher.

Da passiert es!

Die Stille der Nacht wurde durch das Gekläff zweier Hunde zerrissen.

Kein Buch ohne bellenden Hund, keine Schwangerschaft ohne schützend vor den Bauch gelegte Hände. Halleluja!

Die schurkigen Schufte steigen in das Haus des Bergmeisters ein. Chris und Mannen schleichen hinterher, lauschen kurz und stürmen dann ebenfalls hinein. Dummerweise hat sich grade einer der Diebe Haushälterin Bertha und ihren kleinen Sohn geschnappt. Wo die auf einmal herkommen weiß keiner, aber so ist es jedenfalls viel dramatischer.
Chris gelingt es dann auch tatsächlich mit einer Finte, Bertha und Sohni zu befreien und gar wildes Kämpfen hebt an.

Ratet, wer gewinnt.

Nein, ratet!

Ja, gut, okay. Hinterher werden die Wunden versorgt, Wein wird geholt (für die Nerven nehme ich mal an), Licht gemacht und der angerichtete Schaden wird begutachtet.

Der Feuerschein fiel auf die vier gut verschnürten Diebe und die Spuren ihrer hektischen Suche nach einem Geldversteck: verschobene Möbel und eine aufgegrabene Stelle im Fußboden vor dem Herd.

Eh? Die Typen sind doch grade mal 5 Sekunden ungestört im Haus gewesen, bevor die Retter der Entrechteten unter Chris' Führung hinterher gestürmt sind. Wie konnten die bitte den Fußboden aufgraben?
Chris sollte sie als Bauern einstellen, die hätten ein Feld sicher im Nullkommanix gepflügt.

Der Bergmeister ist dankbar („Was da alles hätte passieren können!") und Chris macht sich an die Befragung der Gefangenen. Immerhin muss er die spätestens am nächsten Morgen Randy ausliefern, und vielleicht ist es sinnvoll, sie ein wenig zu verhören, bevor sie so ein bisschen tot sind.
Kluger Chris.

„Ihr wisst, wer ich bin?", fragte er grimmig in die Runde.
„Der schwarze Reiter", wimmerte der jüngste der Gefangenen [...].

Na, da hat sich die Imageberatung doch mal gelohnt.

Nach ein bisschen Hin und Her reden dann zumindest drei der Spießgesellen. Nein, sie wollten nur ein bisschen stehlen, ja, Melchior sei ihr Meister, der sei aber noch nicht da sondern mit dem Rest der Bande auf dem Weg, sie sollten nur das Dorf auskundschaften und haben den Fehler begangen, auf eigene Faust etwas zu unternehmen.

Melchi hätte außerdem den ganzen Winter über Vogelfreie um sich gesammelt und erwarte außerdem Hilfe vom Landgrafen von Thüringen, der sich denke, dass er doch auch mal ein bisschen an Ottos Reichtum Anteil haben möchte.

Uuupsi!

Chris lässt seinen Knappen sofort den Wagen vorfahren. Solche Neuigkeiten sollten Otto lieber sofort mitgeteilt werden. Vorher holt er noch Randy aus dem Bett, lässt ihn die vier Gefangenen holen und teilt ihm die Neuigkeit bezüglich des Landgrafen mit. Randolf ist ekelig und hämisch und überhaupt, doch man kommt überein, drei der Gefangenen zu Otto zu schicken, als Verifizierung quasi, einen, den Anführer, darf Randy hängen. Juppheidi.

Kaum sind Chris und Konrad wieder aus der Kemenate verschwunden, schieben sich die Bettvorhänge auseinander und der aufmerksame Leser merkt: aha, Richenza schlummerte nicht süß und sanft dahinter, sondern lauschte. Nee, wie fies!

Sie hat auch gleich einen Plan: Randolf solle Otto ins Öhrchen säuseln, dass man handfeste Beweise gegen den Thüringer brauche und deswegen Chris in dessen Burg nach diesen Beweisen suchen solle. Dann solle Randy zuuuuufällig ein kleiner Hinweis gegenüber dem Grafen entschlüpfen und schwuppdiwuppedi wäre Chris Vergangenheit.

Oder man könne dem Truchsess Herzog Heinrichs, der sich ja auch schon laaange an Chris rächen wollte, ebenfalls einen Tipp geben. Der würde Chris dem Thüringer, der ja immer Geld brauche, bestimmt abkaufen.

Warum war der Truchsess jetzt nochmal sauer auf Chris? Ich komme grade nicht drauf.

Randy ist entzückt.

[D]ie Vorstellung, wie Christian vom Truchsess Herzog Heinrichs langsam und Stück für Stück zu Tode gemartert wurde, ohne dass sonst jemand ahnte, wo er war und dass er überhaupt noch lebte, erregte ihn aufs äußerste.


Weswegen er sich mit Richenza gleich mal verlustiert. Ewwwww. Brainbleach.

Montag, 20. April 2009

Die 2. Hebamme XXIII – Im Verborgenen

Am nächsten Tag beginnt Marthe damit, wieder ihrer wahren Berufung nachzugehen. Wie befohlen natürlich nur unter den wachen und fähigen Augen Pater Sebbis. Als also Hans und Friedrich, die beiden Salzfuhrleute, ankommen und behandelt werden wollen, muss sie ihren treuen Schatten rufen, der auch zackzack auf der Matte steht. Als hätte er nur darauf gewartet.

Gibt es weiter nichts für ihn zu tun?, dachte sie bei sich.
[...]
Nun forderte Sebastian, ihre Vorräte an Medikamenten durchzusehen. Er wühlte sich rücksichtslos durch die sorgfältig aufgehängten Bündel getrockneter Pflanzen, entstöpselte Krüge und roch an ihrem Inhalt, ließ sich jede einzelne Mixtur genau erklären, während Marthe innerlich vor Wut zu kochen begann.
„Darf ich jetzt beginnen?", fragte sie schließlich mit mühsam verholener Ungeduld. „Diese Männer hier leiden Schmerzen, ich will sie nicht länger als nötig warten lassen."

Natürlich nicht. Aber Pater Sebbi ist das natürlich völlig egal. Da sehen wir mal, was für ein Hundsfott der ist. Tsk, tsk. :mißbilligend:

Die Brüder ziehen eine gute Show ab. Der eine, der eher ein Reißen im Rücken hat, lässt sich die Hände gegen die Gicht behandeln, mit Johanniskraut. Ah, das sei schon viel besser. Das müsse am Kraut liegen, das den Namen des Täufers trägt, nicht wahr, Pater?

Und sie sind nicht die Einzigen. Ständig tröpfeln Dorfbewohner heran und verlangen Engelswurz, Mariendistel und was es noch so an Kräutern mit Heiligennamen gibt.
Marthe ist gerührt und erträgt Sebbis Aufdringlichkeit so erst mal einigermaßen.

Ich bin gespannt, wie das bei der nächsten Entbindung wird, dachte sie grimmig. Ob er wohl aufs Dach kriecht und durch das Abzugsloch späht?

*gicker* Das würde wiederum mich amüsieren. Teeehehehehe.

Dennoch geht er ihr zunehmend auf die Nerven und sie bekommt schon ihre Migräne deswegen. Abends muss sie sich einen Schlaftrunk brauen und bekommt trotzdem Albträume. Dann trifft auch noch Randolf mit seinem Hofstaat in Christiansdorf ein (dass er das nicht schon längst in Randolfsdorf umbenennen lassen will wundert mich ja auch) und wird gleich von neuen, schleimigen Dorfältesten begrüßt. Eine grandiose Versammlung an Unsympathen.

So vergehen die Tage. Randolf lässt die Burg bauen, Richenza übt sich in Fiesheit und schlägt Knechte und Mägde (für Gleichberechtigung ist sie zumindest schon einmal) und ist allgemein so böse, dass nicht einmal Marthe für sie Mitleid aufbringen kann, als sie erfährt, dass das zweite Kind Richenzas bei der Geburt gestorben ist.

Vielleicht, dachte Marthe schaudernd, erfüllt sich so doch noch der Fluch der alten Grete, die Randolf prophezeit hatte, seine Söhne würden tot geboren werden. Es waren Gretes letzte Worte gewesen, bevor der Hüne sie niederstach.

Ja, bestimmt! Wenn wir davon absehen, dass das zeitlich deutlich vor dem Kennenlernen von Randy und Richi lag und die beiden bekannterweise schon einen pumperlg'sunden Sohn haben.

Randolf selbst benimmt sich ganz manierlich, man merkt eher an den Überläufern, dass er da ist. Martin, der frühere Verfolger Marthes und Sohn Gretes, der die verstoßene Tochter des Bergsteigers geheiratet hatte (die, die ihr Kind umgebracht und deswegen Marthe beschuldigt hatte) sowie Socke Hildebrand mit Griseldis wanzen sich bei Randy an.

An Walpurgis sitzt das Dorf herum und plauscht ein bisschen. Marthe fällt wieder auf, was keiner merkt, nämlich dass Agnes, Karls Frau, schon länger in den Wehen liegt. Karl ist völlig von den Socken? Wie, ein Kind? Jetzt und so plötzlich? Du meine Güte.
Marthe greift sich Agnes und sie gehen dann mal los, das Kind entbinden. Irgendwer muss ja, ne?

Im Haus nutzt Marthe die Gelegenheit, um mit der Hurenwirtin, die sich verschleiert und inkognito unter die helfenden Frauen gemischt hatte, zu konferieren. Ja, meint Tilda, sie könnten schon mehr Kundschaft gebrauchen, und die Leute des Burgvogts seien ja ganz schreckliche Mistkerle, erst gestern hätten sie ein Mädchen so zuschanden gemacht, dass sie eine Woche nicht mehr arbeiten könne und zu Marthe dürften sie ja auch nicht mehr.

Marthe überlegt kurz und meint dann, sie werde versuchen, heute nacht schnell nochmal vorbeizuschleichen. Tilda ist unglaublich erleichtert und Marthe nutzt die Gelegenheit, sich nochmal nach dem jungen Mädchen zu erkundigen, das ihr bei der früheren Zusammenkunft in Chris' Haus aufgefallen war.

Tilda möchte nun tatsächlich nicht undankbar erscheinen und erzählt Marthe alles. Die würde am liebsten sofort zu Chris rennen, aber da im Hintergrund läuft ja immerhin noch eine Geburt, also geht das erst mal nicht.

Ladidah, Ladidei, im Morgengrauen ist dann ein gesunder Junge geboren, alle sind glücklich. Pater Sebbi segnet das Neugeborene und guckt auch gleich mal nach Anzeichen von Hexenwerk, kann aber nix finden. Schade für ihn.
Marthe hingegen rennt schnell zu Chris und erzählt brühwarm, was sie von Tilda erfahren hat. Der läuft sofort zu Anselm, dem Gewandschneider, dem besten Freund des korrupten Dorfschulzen.

Chris: „Ich mach's kurz: Du wirst deinen Busenkumpel in Zukunft dazu bringen, mehr Gerechtigkeit walten zu lassen, scheißegal wie. Sollte er sich noch einmal nicht völlig im Interesse der Leute verhalten, die er vertritt, werde ich überall verbreiten, was ihr eurem Mündel angetan habt."
Anselm (blass): „Aber ich habe doch gar kein Mündel!"

Christian packte Anselm mit beiden Händen am vornehmen Obergewand und zog ihn zu sich. „Du hast keines mehr, du Bastard, weil du das Mädchen in dein Bett gezwungen und sie dann auf die Strasse gejagt hast, als sie schwanger wurde.[...]"

Anselm muss einsehen, dass er ziemlich tief in der ... Bredouille steckt. Chris ermahnt ihn nochmal und verlässt dann wutschnaubend das Haus. Kaum ein paar Schritte weiter kommt Kuno angerannt:

„Sie sind da!", rief der Rotschopf atemlos. „Peter hat einen von Melchiors Leuten entdeckt!"

Freitag, 17. April 2009

Die 2. Hebamme XXII – Kriegsrat

Dunkle Wolken türmten sich am Himmel, während Christian und Marthe mit ihren Begleitern ins Dorf ritten. Und Düsternis legte sich auch über Marthes Herz, als sie sich ausmalte, wie das Leben in Christiansdorf von nun an sein würde – unter der allgegenwärtigen Präsenz von Pater Sebastian, der nur darauf wartete, ihr ein Vergehen nachzuweisen, und der bedrohlichen Gegenwart Randolfs.

O dräuend Ungemach, o Verezweifelung! Jetzt könnte noch jemand krank werden und dahinsiechen, eine Naturkatastrophe könnte hereinbrechen und Randolf könnte sich verplappern, während er sämtliche unschuldigen Jungfrauen des Dorfes ... inspiziert. Nessie wäre auch ein schöner Touch, aber ich fürchte, das wird zeitlich nicht hinhauen.

Dieses drückende „Das Leben ist SO fies, *schluchz*“-Thema ist ja mal wieder überpräsent.

Aber nun gut. Das Trüppchen trifft in Christiansdorf ein, wo grade eine Hochzeit gefeiert wird. Irgendwelche Bergleute heiraten, ist ja egal, Hauptsache, man sieht, wie trübe die Stimmung ist. Pater Sebbi hat das Tanzen und die Musik verboten, ist schließlich alles nicht gottgefällig.

Sie sollten jemanden finden, der sich zur Feier des Tages in Unterwäsche geißeln lässt, vielleicht würde das Sebbi gefallen und er wäre milder gestimmt.

Marthe und Chris kommen kaum dazu, an der fröhlichen *hust* Feier teilzunehmen, da kommt schon einer ihrer Stallknechte angerannt und meldet den Besuch zweier Besucher, komma, grimmig blickend.

Neues Ungemach, hu? Come here, pile it on!

Daheim werden sie freudig begrüßt und Marthe denkt sich, dass Johanna ja nun schon fast 14 sei, so alt wie sie selbst bei ihrer Flucht aus Franken, und dass man ja schon mal langsam eine Hochzeit für sie arrangieren könne.

Wenn Randolf und seine Männer kommen, kann ihr ihre Schönheit schnell zum Verhängnis werden.

Genau, und eine Hochzeit wird das gaaaaanz sicher verhindern, denn vor dem Sakrament der Ehe haben Randy und Konsorten viel zu viel Respekt, als dass sie es besudeln würden.

Die beiden Fremden entpuppen sich als Gesandte von Lukas' Vater, die den Nicht-mehr-Sohn Lukas demonstrativ ignorieren. Sie sind hier, um Klein-Jakob zu holen. Der solle nämlich unverzüglich nach Hause, um zu heiraten und die gesamten Ländereien zu erben.

Ist Lukas' Vater ein wenig nachtragend oder kommt mir das nur so vor?

Chris möchte den Gästen erst einmal Speis, Trank und ein Bett anbieten, doch die vermitteln eisig, dass sie die Order hätten, Jakob einzusammeln und sofort wieder loszureiten. Jakob hat auch schon gepackt und erscheint begierig loszureiten.
Nun, man verabschiedet sich, Jakob will gehen und Chris fragt ihn, ob er sich nicht auch von seinem Bruder verabschieden wolle.

[D]er Verwalter nahm dem einstigen Knappen die Antwort ab.
„Er hat hier keinen Bruder“, sagte er scharf. „Jakob ist der einzige Sohn und Erbe meines Herrn.“


Jep. Definitiv nachtragend.

Die Reisegruppe zieht also ab und Lukas verteilt wichtige Hintergrundinformationen: Sigrun ist wieder im Kloster, Jakob bekommt die jüngere Schwester zur Frau und damit gleich auch sämtliche Ländereien seines Vaters. Nachdem wir schon in früheren Kapiteln feststellten, dass Jakob ein nicht allzu heller, machtgieriger Möchtegern ist, können wir uns Lukas' Einschätzung nur anschließen:

„Wir werden noch manche Überraschung mit meinem Brüderchen erleben“, prophezeite Lukas düster.

Ja, aber vor oder nach dem Überfall auf den Silbertransport? Mei, spannend!

Dann zeigt man Pater Hilbert noch seine zukünftige Wirkungsstätte. Der zeigt sich äußerst zufrieden, auch wenn es der Kapelle noch an einigem fehlt. Einem Dach beispielsweise. Er hat auch nichts dagegen, dass eine Frau(!) ein bisschen Blattwerk an die Wände malt, denn wenn es zur Ehre Gottes geschehe, sähe er darin kein Falsch.

Endlich mal wieder ein netter Mensch. Halleluja. Ich meine, es gibt ja viele Idioten da draußen, das war früher wohl nicht anders nehme ich an, aber so gehäuft, wie die sich um Marthe und Chris sammeln ... ganz schlechtes Karma. Wahrscheinlich haben die beiden in einem früheren Leben mal eine Katze missachtet. Nicht ordentlich gegrüßt oder so. Jawohl. Das muss es sein.

Nachdem wir das hinter uns haben, kabalieren Till und Chris ein wenig. Der Bischof hatte ihnen einen Brief für Pater Sebbi mitgegeben, und nun möchte Till ein wenig hineingucken, was denn da so drinsteht. Man weiß ja nie. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und so.

Tatsächlich steht aber nur drin, dass Marthe weiter als Wehmutter arbeiten darf, solange Sebbi immer als Zeuge dabei ist. Also alles so, wie der Bischof sagte.

„Da wird er viel zu tun bekommen“, meinte Lukas grimmig, während Till der Pergament geschickt wieder verschloss.


Am nächsten Tag, einem Sonntag, kommt dann auch Randy zurück nach Christiansdorf. Na, dann hätten wir sie ja wieder alle auf einem Haufen. Mögen die Spiele beginnen.

Chris verkündet nun Ottos Steuerpläne. Die versammelte Menschheit ist nicht übermäßig erfreut, kommt dann aber mit ein wenig Hilfe von Chris doch darauf, dass ein paar Steuern doch besser seien, als in fernen Landen abgemurkst zu werden. Alles eine Sache der Perspektive. Außerdem werden der (unfähige, opportunistische und rückgratlose) Dorfschulze und Chris' Schreiber den Steuereinnehmer begleiten, um dafür zu sorgen, dass die Steuern gerecht erhoben werden.

Man löst sich auf. Daheim ruft Chris Peter, den kleinen Dieb, zu sich. Er befürchte, dass Melchiors Bande zurückkehren werde. Peter sei deswegen vom Stalldienst befreit, um sich ganz dem Spionagedasein widmen zu können. Peter freut sich, weil das aufregend sei.
Na, wenigstens für ihn.

Nach dem Essen beruft Chris dann einen Kriegsrat mit allen seinen Vertrauten ein. Zwei von Herwarts Männern seien vorgestern nicht aus dem Wald zurückgekommen, eine Suche erbrachte keine Ergebnisse.

... warum gehen die eigentlich ständig in den Wald? Damit ihnen was passiert und das Drama dramatischer ist?

Kuno und Bertram, Chris' allzeit bereites Kleinstüberfallkommando, sollen Fremde im Auge behalten und gegebenenfalls beschatten. Dafür sollten die beiden immer eine Verkleidung bei sich haben.

... doll. Jetzt sehe ich vor meinem inneren Auge Bibo, den großen gelben Vogel aus der Sesamstrasse, der durch mittelalterliche Gassen schleicht. :-p

Gut, weiter im Plan. Lukas soll seine intensiven Beziehungen zum Hurenhaus wieder aufnehmen, denn wenn sich im Wald eine Meute Meuchler herumtreibt, treffe man die dort wohl statistisch gesehen häufiger an als, sagen wir mal, bei Pater Sebbi in der Kirche.

Konrad, Dietrichs Sohn, möchte auch was tun. Chris meint, er solle seine Ausbildung vorantreiben und viele schöne Finten und Tricks lernen. Basta! Schließlich sei er, Chris, für Leib und Leben Konrads verantwortlich.

Chamäleon-Marthe wechselt daraufhin die Farbe, was Chris, aufmerksam wie er ist, gleich auffällt. Vielleicht hätte sie Konrad auch nicht gleich so anstarren dürfen. So wird das nie was mit verdeckten Aktivitäten unter der Nase von Sebbi und dem Rest. Bisschen mehr Subtilität bitte!

Sobald sie unter sich sind, befragt Chris Marthe nach ihrer Reaktion.

„Ich sah ihn blutüberströmt auf einer Wiese liegen [...]!“

Mist. Ich mag Konrad. Ein bisschen zu sehr Goody-two-shoes, aber ansonsten ...
Nu, jedenfalls teilt Marthe Chris noch mit, dass sie bei Clara ebenfalls Die Gabe™ vermute.

„Sie ist noch keine zwei Jahre alt! wie sollen wir sie bewahrten und schützen?“, rief Marthe verzweifelt. „Da ich doch selbst nicht weiß wie ich so leben kann – immer auf der Hut vor Sebastian, immer in Angst vor Randolf ... in Angst um dich und alle, die ich liebe!“

*schindlergeigen*

Die Stimmung ist trübe und beide sind sich einig, dass das Leben sch ... lecht sei. Ein schönes Ende für dieses Kapitel, fürwahr.

Mittwoch, 15. April 2009

Die 2. Hebamme XXI – Frühjahr 1174 in Meißen

Nach zirka der Hälfte des Buches kommen wir nun zum dritten Teil, das da betitelt wurde mit „Die Zeit der Feigheit und des Verrats“.

Klingt dann doch, als würde jetzt endlich was passieren, right?

Wir kommen zusammen in der Kemenate Ottos und Hedwigs, wo Dietrich seinem Bruder grade mitteilt, wieviel der Kaiser von Otto als Trostpflaster verlangt, wenn dieser ihn nicht auf dem nächsten Italienfeldzug begleitet: 5000 Mark Silber.
Da muss selbst Otto schlucken.

Außerdem, so fügt Dietrich hinzu, ließe der Kaiser ausrichten, er hätte sich die Gruben in Goslar ja auch vom Löwen wiedergeholt und er könne, ne, nur so ein Gedanke, er könne ja auch Christiansdorf zur Stadt erheben und seiner Herrschaft unterstellen. So rein theoretisch. :fuchtel:

Für einen Moment herrschte betroffenes Schweigen in der Kemenate.

Ja, das hört sich in aller theoretischen Theorie ... trotzdem nicht so gut an.

Der Kaiser baue außerdem darauf, dass ihn der Löwe über die Alpen begleite, doch man munkelt, dass Heinrich das nicht wirklich in Erwägung zieht, was den endgültigen Bruch zwischen Rotbart und dem Leu bedeuten könnte. :opossum:

Was also tut Otto? Er lässt Christian holen. Der muss sein Pferd mittlerweile doch schon auf Autopilot stellen können, oder?

Danach treffen sich Hedwig und Dietrich zu ein bisschen Sehks in einer Kammer.

Das bei den Liebenden über endlose Monate angestaute Begehren entlud sich in einer hastigen, stürmischen Vereinigung.

*schepperklönk* Ja, gut, ich denke, das können wir uns alle wunderbar vorstellen, also weiter.

Hedwig ist traurig, weil Dietrich dereinst schwor, mit dem Kaiser zu ziehen, wenn es diesen wieder nach Italien zieht. 's könnte ihm schließlich was passieren, ne, da steckste nie drin.

Apropos ... nachdem die erste Leidenschaft gestillt ist, machen die Beiden jetzt mit Gänsteblümchenpetting weiter, was damals zu Zeiten der Karnickelfortpflanzung wahrscheinlich noch ein ganz revolutionäres Konzept war. Undsoweiter, höchste Ekstase, bla. Wasauchsonst.

Man knutscht noch ein wenig, schwört sich ewige Liebe, richtet die Klamotten und geht dann wieder seiner getrennten Wege, denn so eine richtige Alternative zur heimlichen Liebschaft gibt es ja nun nicht für Hedwig und Dietrich.


Kaum gerufen trifft Chris schon bald mit Bergmeister Hermann auf dem Burgberg ein, sogar fast zeitgleich mit Randolf. Na endlich, ich hatte schon Angst, der sei durch ein Wurmloch gefallen und bebösewichte jetzt eine andere Galaxie.

Otto ruft seine beiden Streithähne zu sich und verkündet des Kaisers Begehren. Auch Chris und Randolf stockt erst mal der Atem. Otto bequatscht schnell noch mit Hermann, ob es möglich wäre, diese Menge an Silber zu fördern, aber dem ist selbst mit neuen Bergleuten und Hilfskräften nicht so.
Jut, meint Otto, werde er eben eine Kriegssondersteuer erheben. Ja, nun, gut, er habe versprochen, dass die Siedler die ersten 10 Jahre von allen Steuern befreit seien, aber verzweifelte Zeiten forderten verzweifelte Maßnahmen und überhaupt sei das doch besser als ins Heer eingezogen zu werden, ne?

Chris: Hnnngh! Wartet wenigstens bis nach der Ernte.
Otto: Mir doch egal!

Dann haben wir ein waschechtes Foreshadowing *spoil*:

„Das Letzte, was mir jetzt fehlt, ist eine Bande Wegelagerer, die sich das Silber schnappt, das in Chrisiansdorf für mich aus der Erde geholt wird.[...]“

Haben wir irgendeine Ahnung, was demnächst passieren könnte?

... nein, ich auch nicht.


Dann werden Randy und Chris rausgeschickt, weil sie mit ihren vom Regen durchweichten Klamotten Ottos Boden volltropfen. Ernsthaft. Ich übertreibe nicht.

Das gibt Chris immerhin die Gelegenheit, Marthe wiederzusehen, die wohl immer noch in Hedwigs Gefolge herumlungert. Die eigene Kapelle scheint noch nicht fertig zu sein dünkt mir. Unter dem Vorwand (man muss ja höfisch sein und darf nicht sofort übereinander herfallen), seine Kleider trocknen zu wollen, zieht Marthe Chris in eine Kammer, wo sie dann übereinander herfallen. Dass Chris noch genug Blut im Kopf hatte, um Ottos Ausführungen zu folgen, ist ja auch eine Leistung, ne?

Eine weitere höchste Ekstase später zieht sich Chris um, während Marthe von den Streichen der Kinder erzählt. Die Kapelle ist zwar noch nicht ganz fertig, aber Chris beschließt, dass er mit Pater Hilbert und Marthe trotzdem jetzt schon zurückkehren wird. Er brauche Marthe im Dorf. Gleich nachdem er den neuesten Silbertransport geholt habe, werde er sie nach Hause holen.

Hach.

Zum Glück geht mit diesem Transport alles glatt und Marthe freut sich darauf, heimzukehren.

„Freu dich nicht zu früh“, warnte Christian düster. „Es ist nicht mehr das Dorf, das du kanntest.

Jau. Frei nach dem (Disney-)Glöckner von Notre Dame: „Kaum ist man mal ein paar Jahre weg, schon stellen sie die ganze Stadt um.“

Na, bin ja mal gespannt, welche widrigen Widrigkeiten nun unseren Helden wieder in den Weg geschmissen werden.

Freitag, 10. April 2009

Zur Info

An den Feiertagen mache ich Pause, heute und am Montag herrscht hier also tote Hose, am Mittwoch nach Ostern geht es weiter.

Zeit genug, um sich all die wundervollen und spannenden Sachen auszumalen, die Chris und Marthe in der zweiten Hälfte des Buches noch geschehen mögen.

Mittwoch, 8. April 2009

Die 2. Hebamme XX – Absolution und Rache

Schuld und Sühne, eh?

Am nächsten Tag zieht Marthe im prachtvollen neuen Kleid zum Dom und empfängt unter den Augen des gesamten Hofstaates die Sakramente.

Da die Geschichte von Christians klarem Sieg über gleich zwei Verleumder inzwischen natürlich unter dem gesamten Hofstaat die Runde gemacht hatte und als eindeutiges Urteil gewertet wurde, war die Wiederherstellung von Marthes Ruf umfassend.

Klar. Wenn ich jemandem besser eines auf den Ömmel geben kann, dann nur, weil Gott das so gewollt hat und ich somit im Recht bin. Ich beginne zu verstehen, welche Logik hinter den Kreuzzügen steckt(e).

Leider ist das noch kein Garant dafür, dass Marthe wieder als Wehmutter arbeiten darf. Jammer, klag, härm.

Während des Hochamtes ist dann auch tatsächlich unser Raubvogelgesicht anwesend, von dem so intensive Wellen des Hasses ausgehen, dass Marthe sie körperlich spüren kann. Dasmal 'ne Gabe, wa?

Marthe zuckt natürlich, will aber keinen Aufstand machen, denn dann wüssten ja alle, dass sie sich doch an etwas erinnern kann. Chris merkt, wie könnte es anders sein, dennoch was und mustert den Raubvogel finster.

Seine Instinkte als Kämpfer waren darauf geschult, einen Feind zu erkennen.

Hach! Wenn man Chris über dem peruanischen Urwald abwerfen würde, er könnte sich bestimmt auch wieder in die Zivilisation kämpfen. :fangirl:

„Wer ist das?“, flüsterte er Marthe zu.
„Ich kenne seinen Namen nicht“, brachte sie mit zittriger Stimme hervor. Um nichts in der Welt durfte sie Christian sagen, was ihr das Raubvogelgesicht angetan hatte. Wenn er sich an einem Gottesmann vergriff, würden sie beide zu Tod und ewiger Verdammnis verurteilt werden.

Joah. Weil Chris ja doof ist und eure Beziehung noch prima 'ne Hucke voller Geheimnisse zusätzlich vertragen kann.

Chris folgert denn nun auch folgerichtig, dass das Raubvogelgesicht (ein Königreich für eine neue Bezeichnung des Mannes. Einmal Raubvogel in jedem verdammten Satz ist einfach zu viel) mit Marthes Entführung, Verhaftung und peinlicher Befragung zu tun haben muss. Also beschließt er locker aus dem Handgelenk, den Typen hinwegzumurksen. Natürlich vorsichtig und unauffällig. :messerwetz:

Zurück bei Otto gibt es ein Festmahl. Man ist versucht zu glauben, zu Ehren Marthes, ne, aber es ist dann doch eher ein Ausdruck der Freude über die Geburt der letzten Tochter. Doch auf diesem Fest kommt es für Marthe zu einer schicksalsschweren Begegnung. Mal wieder. Hatten wir ja lange nimmer.

Er [Ottos Schwiegersohn Ulrich, verheiratet mit der 5jährigen anderen Tochter, Anm. d. Red.] griff nach Marthes Hand, beugte sich über sie und hauchte einen galanten Kuss darauf. „Ihr seid wirklich eine außergewöhnliche Frau, Dame Marthe“, sagte er, während er ihr tief in die Augen sah.

Hinten anstellen, Nummer ziehen, warten, sie werden aufgerufen.

Chris reitet am nächsten Tag erst mal ins Dorf, um dort nach dem Rechten zu sehen. Soweit alles klar, selbst Sebbi hält sich zurück. Till-Gaudeamus-Jodokus meint, als würde er noch auf etwas warten, bevor er richtig zuschlägt. Allerdings ginge es deutlich freudloser zu, als zu Pater Bartis Zeiten. Seufz.

Dann reitet Chris zu Ekki. Der peitscht grade einen jungen Burschen aus und schickt eine junge, kastanienhaarfarbige Maid auf sein Zimmer. Business als usual also.

Sie reiten ein wenig aus und Chris erklärt, dass er wissen müsse, was damals mit Marthe passiert sei. Ekki zögert kurz und erzählt ihm dann die ganze Geschichte.

Christian hatte gehört, was er hören musste, auch wenn ihm(sic) die Einzelheiten bis ins tiefste Innere quälten.

Das Innerste! Da isses ja wieder!

Ekki hingegen ist von dem Besuch so aufgewühlt, dass ihm klar wird: das mit den Ersatzmarthes, das wird doch eh nüscht. Er bricht also gleich am nächsten Morgen wieder nach Meißen auf, was Richenza ausnehmend freut.

Wieder daheim weckt Chris Till-Ludmillus auf und fragt, ob er etwas über Pater Raubvogel wisse. Weiß er natürlich.

„Ein Abgesandter der Hölle im Gewand eines Gottesmannes“[.]

Ja, doch, kommt hin. Will alles vernichten, was auch nur im Entferntesten mit Hexerei zu tun haben könnte. Keiner wisse, wer als Auftraggeber hinter ihm stehe, aber nachdem man ihm so vortrefflich freie Hand lasse steht zu vermuten, dass es sich um einen reichen und einflussreichen Mann handle.

Oh, und er reise regelmäßig. Na, passt das unserem rachedurstigen Chris gut in den Kram oder was?

Am nächsten Morgen (dem gleichen Morgen, an dem Ekki auch zurück nach Meißen reist, wenn ich das richtig auf die Reihe bekommen habe) geht's für Chris zurück in die große Stadt. Marie und Clara nimmt er mit, damit Marthe ein bisschen emotionalen Anspruch hat. Er gibt vor, gleich wieder wegzumüssen, quartiert sich aber in der Nähe des Stadttores ein und beobachtet.

Taaatsächlich, schon nach zwei Tagen kommt Lud-till-us angerannt und meldet, dass der Raubvogel sein Nest auf einem Zelter verlassen wolle.
Praktisch!
Chris folgt ihm. Durch ein Dorf, durch noch ein Dorf, in ein Wäldchen.

Gut, dachte er grimmig. Er wollte Marthes Peiniger fernab von Menschen töten.


Dann sieht er im Schnee, dass des Raubvogels Zelter wohl jemanden mit sehr zierlichen Füßen verfolgte. Oha, ich wittere Ungemach.

Tatsächlich. Machen wir's kurz: der Raubvogel hat sich einen Jungen gegriffen und möchte ihm grade ein bisschen griechische Kultur nahebringen, als Chris einschreitet und ihm erst mal seinen Dolch ans Herz legt. :piek:

Der Junge wird befreit und Chris bringt ihn zum Waldrand, von wo er selbst wieder zurück nach Hause findet.

Den Toten lässt er einfach liegen; die Wölfe werden sich schon um ihn kümmern und so wird er spurlos verschwinden.

Mit grimmiger Genugtuung ritt Christian zurück in sein Dorf.