Montag, 20. April 2009

Die 2. Hebamme XXIII – Im Verborgenen

Am nächsten Tag beginnt Marthe damit, wieder ihrer wahren Berufung nachzugehen. Wie befohlen natürlich nur unter den wachen und fähigen Augen Pater Sebbis. Als also Hans und Friedrich, die beiden Salzfuhrleute, ankommen und behandelt werden wollen, muss sie ihren treuen Schatten rufen, der auch zackzack auf der Matte steht. Als hätte er nur darauf gewartet.

Gibt es weiter nichts für ihn zu tun?, dachte sie bei sich.
[...]
Nun forderte Sebastian, ihre Vorräte an Medikamenten durchzusehen. Er wühlte sich rücksichtslos durch die sorgfältig aufgehängten Bündel getrockneter Pflanzen, entstöpselte Krüge und roch an ihrem Inhalt, ließ sich jede einzelne Mixtur genau erklären, während Marthe innerlich vor Wut zu kochen begann.
„Darf ich jetzt beginnen?", fragte sie schließlich mit mühsam verholener Ungeduld. „Diese Männer hier leiden Schmerzen, ich will sie nicht länger als nötig warten lassen."

Natürlich nicht. Aber Pater Sebbi ist das natürlich völlig egal. Da sehen wir mal, was für ein Hundsfott der ist. Tsk, tsk. :mißbilligend:

Die Brüder ziehen eine gute Show ab. Der eine, der eher ein Reißen im Rücken hat, lässt sich die Hände gegen die Gicht behandeln, mit Johanniskraut. Ah, das sei schon viel besser. Das müsse am Kraut liegen, das den Namen des Täufers trägt, nicht wahr, Pater?

Und sie sind nicht die Einzigen. Ständig tröpfeln Dorfbewohner heran und verlangen Engelswurz, Mariendistel und was es noch so an Kräutern mit Heiligennamen gibt.
Marthe ist gerührt und erträgt Sebbis Aufdringlichkeit so erst mal einigermaßen.

Ich bin gespannt, wie das bei der nächsten Entbindung wird, dachte sie grimmig. Ob er wohl aufs Dach kriecht und durch das Abzugsloch späht?

*gicker* Das würde wiederum mich amüsieren. Teeehehehehe.

Dennoch geht er ihr zunehmend auf die Nerven und sie bekommt schon ihre Migräne deswegen. Abends muss sie sich einen Schlaftrunk brauen und bekommt trotzdem Albträume. Dann trifft auch noch Randolf mit seinem Hofstaat in Christiansdorf ein (dass er das nicht schon längst in Randolfsdorf umbenennen lassen will wundert mich ja auch) und wird gleich von neuen, schleimigen Dorfältesten begrüßt. Eine grandiose Versammlung an Unsympathen.

So vergehen die Tage. Randolf lässt die Burg bauen, Richenza übt sich in Fiesheit und schlägt Knechte und Mägde (für Gleichberechtigung ist sie zumindest schon einmal) und ist allgemein so böse, dass nicht einmal Marthe für sie Mitleid aufbringen kann, als sie erfährt, dass das zweite Kind Richenzas bei der Geburt gestorben ist.

Vielleicht, dachte Marthe schaudernd, erfüllt sich so doch noch der Fluch der alten Grete, die Randolf prophezeit hatte, seine Söhne würden tot geboren werden. Es waren Gretes letzte Worte gewesen, bevor der Hüne sie niederstach.

Ja, bestimmt! Wenn wir davon absehen, dass das zeitlich deutlich vor dem Kennenlernen von Randy und Richi lag und die beiden bekannterweise schon einen pumperlg'sunden Sohn haben.

Randolf selbst benimmt sich ganz manierlich, man merkt eher an den Überläufern, dass er da ist. Martin, der frühere Verfolger Marthes und Sohn Gretes, der die verstoßene Tochter des Bergsteigers geheiratet hatte (die, die ihr Kind umgebracht und deswegen Marthe beschuldigt hatte) sowie Socke Hildebrand mit Griseldis wanzen sich bei Randy an.

An Walpurgis sitzt das Dorf herum und plauscht ein bisschen. Marthe fällt wieder auf, was keiner merkt, nämlich dass Agnes, Karls Frau, schon länger in den Wehen liegt. Karl ist völlig von den Socken? Wie, ein Kind? Jetzt und so plötzlich? Du meine Güte.
Marthe greift sich Agnes und sie gehen dann mal los, das Kind entbinden. Irgendwer muss ja, ne?

Im Haus nutzt Marthe die Gelegenheit, um mit der Hurenwirtin, die sich verschleiert und inkognito unter die helfenden Frauen gemischt hatte, zu konferieren. Ja, meint Tilda, sie könnten schon mehr Kundschaft gebrauchen, und die Leute des Burgvogts seien ja ganz schreckliche Mistkerle, erst gestern hätten sie ein Mädchen so zuschanden gemacht, dass sie eine Woche nicht mehr arbeiten könne und zu Marthe dürften sie ja auch nicht mehr.

Marthe überlegt kurz und meint dann, sie werde versuchen, heute nacht schnell nochmal vorbeizuschleichen. Tilda ist unglaublich erleichtert und Marthe nutzt die Gelegenheit, sich nochmal nach dem jungen Mädchen zu erkundigen, das ihr bei der früheren Zusammenkunft in Chris' Haus aufgefallen war.

Tilda möchte nun tatsächlich nicht undankbar erscheinen und erzählt Marthe alles. Die würde am liebsten sofort zu Chris rennen, aber da im Hintergrund läuft ja immerhin noch eine Geburt, also geht das erst mal nicht.

Ladidah, Ladidei, im Morgengrauen ist dann ein gesunder Junge geboren, alle sind glücklich. Pater Sebbi segnet das Neugeborene und guckt auch gleich mal nach Anzeichen von Hexenwerk, kann aber nix finden. Schade für ihn.
Marthe hingegen rennt schnell zu Chris und erzählt brühwarm, was sie von Tilda erfahren hat. Der läuft sofort zu Anselm, dem Gewandschneider, dem besten Freund des korrupten Dorfschulzen.

Chris: „Ich mach's kurz: Du wirst deinen Busenkumpel in Zukunft dazu bringen, mehr Gerechtigkeit walten zu lassen, scheißegal wie. Sollte er sich noch einmal nicht völlig im Interesse der Leute verhalten, die er vertritt, werde ich überall verbreiten, was ihr eurem Mündel angetan habt."
Anselm (blass): „Aber ich habe doch gar kein Mündel!"

Christian packte Anselm mit beiden Händen am vornehmen Obergewand und zog ihn zu sich. „Du hast keines mehr, du Bastard, weil du das Mädchen in dein Bett gezwungen und sie dann auf die Strasse gejagt hast, als sie schwanger wurde.[...]"

Anselm muss einsehen, dass er ziemlich tief in der ... Bredouille steckt. Chris ermahnt ihn nochmal und verlässt dann wutschnaubend das Haus. Kaum ein paar Schritte weiter kommt Kuno angerannt:

„Sie sind da!", rief der Rotschopf atemlos. „Peter hat einen von Melchiors Leuten entdeckt!"

10 Kommentare:

Vinni hat gesagt…

Ich seh schon, wir bauen mal wieder ein paar Kapitel schröckliche Spannung auf, um sie dann in Nichts aufzulösen. :ugly:

Mich wundert bei Richenza nur, daß sie überhaupt so lange schwanger war und nicht vorher schon eine Fehlgeburt hatte... so mit dicken Bauch, den man sanft und beschützend streichelt, (TM) kann man sich ja nicht wirklich austoben. Ob nun bei der Bestrafung von Untergebenen oder der... Befragung von anderen Männern...

Alcarinque hat gesagt…

Ja, meint Tilda, sie könnten schon mehr Kundschaft gebrauchen, und die Leute des Burgvogts seien ja ganz schreckliche Mistkerle, erst gestern hätten sie ein Mädchen so zuschanden gemacht, dass sie eine Woche nicht mehr arbeiten könne und zu Marthe dürften sie ja auch nicht mehr.Die Leute des Burgvogts? :augenbraue:

Irgendwie plätschert das ganze recht flach dahin. Ist sicher eine gute Lektüre zum einschlafen, oder regt man sich darüber eher auf? *g*

Möwe hat gesagt…

Ich bin SO froh das ICH das nicht lesen muss... ;)

Silph hat gesagt…

Ich bewundere immer wieder, an was für zeitliche Zusammenhänge du dich noch erinnerst.

Und Pater Sebbi war bei der Geburt dabei? Oder doch auf dem Dach?

FrauKatz hat gesagt…

@Vinni
mit der Spannung könntest Du Recht haben. :ugly:
Was dem zweiten Buch meiner Meinung nach schmerzlich fehlt, ist ein Zusammenhang. Eine Handlung, die die ganzen kleinen Scharmützelchen und Ereignisse unter ein Dach bringt. So ist das quasi nur eine erweiterte Dorfchronik um Marthe und Chris, fertig. :-p


@Alca
Randys Leute halt. Wie der Herr so das Gescherr. :fuchtel:


@Möwe
Danke. :ugly:


@Silph
Na, Richenza hat Randy ja erst zwischen dem ersten und dem zweiten Buch kennengelernt, und den Sohn (sehr gesund) hat sie dann geliefert, als er im Heiligen Land an seiner Reputation arbeitete. Alles deutlich nach Grete. Ich hab's ja nun überhaupt nicht mit zeitlichen Bezügen, aber daran erinnere ich mich nun doch recht gut.

Sebbi war wohl doch nicht auf dem Dach (hätte der Geschichte einen Touch von absurdem Theater gegeben, hu?) sondern wartete brav draußen, dass er reingeholt wurde, nachdem das Kind dann da war. :-D

Alcarinque hat gesagt…

Ich wollte nur nachfragen, WER denn da nun nicht mehr zu Marthe darf. *fg*

Anonym hat gesagt…

Was dem zweiten Buch meiner Meinung nach schmerzlich fehlt, ist ein Zusammenhang. Eine Handlung, die die ganzen kleinen Scharmützelchen und Ereignisse unter ein Dach bringt. So ist das quasi nur eine erweiterte Dorfchronik um Marthe und Chris, fertig. :-p

Absofuckinglutely. :heftignick: Ich glaub, das ist es tatsächlich. So ist es echt ein Mal-Hier-Mal-Da, unterbrochen von Eieiei und Huiuiui und Gähn und Oppossum.

Vinni hat gesagt…

Aber immerhin den Weg nach Meißen kennen wir alle schon gut :ugly:

Farnwedel hat gesagt…

"Anselm muss einsehen, dass er ziemlich tief in der ... Bredouille steckt. Chris ermahnt ihn nochmal und verlässt dann wutschnaubend das Haus."

Ermahnen ungleich verwarnen, eh? :ugly:

FrauKatz hat gesagt…

Ermahnen ungleich verwarnen, eh? :ugly:
Ähhja. Genau. Wichtiger Unterschied. :uglynick: