Schließlich erreichen sie einen Steinhaufen mit einem Wolfsschädel: das Zeichen des Wolfslagers, gleichzeitig auch Gastgeber des Sommer-Tanderadeis. Nur noch über den Fluss, dann sind sie da:
Von den Steilwänden beschützt, duckte sich vor ihnen etwa ein halbes Dutzend Rundhütten in die vielleicht eine halbe Meile tiefe Senke. Aber es waren nicht diese Hütten, die Ayla den Atem raubten.
Das waren die Menschen. [...] Weit über tausend Leute aus über dreißig Lagern hatten sich zum Sommer-Treffen der Mamutoi zusammengefunden. Die gesamte schluchtartige Senke war mit Zelten bedeckt. Hier waren mindestens vier- bis fünfmal so viele Leute zusammengekommen wie zum Clan-Treffen – und alle starrten sie an.
Jawoll! Alle! Ausnahmslos! Was auch sonst, ne? Sie, die Pferde und den Wolf. Letztere sind von dem Gewimmel allerdings so gar nicht angetan und werden unruhig. Renner will sogar steigen. Rydag und Mamut der Weise werden also schnell vom Pferderücken gepflückt, nicht, dass da noch was passiert. War ja jetzt auch unmöglich vorherzusehen, dass die Tiere auf eine solche Menschenmenge irritiert reagieren könnten, nicht?
Tulie hat, ganz die Anführerschwester, gleich wieder den Ruf und das Ansehen des Löwenlagers im Auge.
Tulie hatte mit der Reaktion der Leute gerechnet und war nicht enttäuscht worden. Sie waren beim Überqueren des Flusses gesehen worden, und jetzt drängten sich alle, um die Ankunft des Löwen-Lagers mitzuerleben.
Vor meinem inneren Auge erfindet die Generalversammlung der Mamutoi gerade die La-Ola-Welle. Ich denke, es ist der Situation angemessen, zumindest was die innere Logik des Bandes betrifft. Dass der eine Mamutoi da hinten links in meiner Vorstellung eine Drucklufttröte ertönen lässt (*möööööp*) muss ich ja niemandem sagen.
... hoppla.
Gut, das Löwenlager ist schrecklich gut erzogen und so wird von der Direktion beschlossen, zum Wohle der Tierchen inklusive Aspi den Zeltplatz am Rande des Geschehens aufzuschlagen.
So geschieht es dann auch.
Viele eilten herbei, um das Löwen-Lager zu begrüßen, und erboten sich, beim Zeltaufbauen und Einrichten zu helfen, und wurden auch herzlich begrüßt, doch wechselten Talut und Tulie mehr als einmal vielsagende Blicke. Sie konnten sich nicht erinnern, jemals so viele hilfreiche Freunde gehabt zu haben.
Klar, die wollen schließlich alle nur Aspi und ihren Kleinzirkus begucken. Weil das Leben in der Steinzeit so laaangweilig ist und sowas Unglaubliches wie Aspi nur alle paar Jahrtausende mal vorkommt.
Auch Marlie und Valez, das dem Wolfslager vorstehende Geschwisterpaar, kommt vorbei um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Marlie wirkt krank und ich habe so ein Gefühl, dass Aspi da mal wieder, wie überall, wo sie hinkommt, ihre überragenden medizinischen Kenntnisse spielen lassen wird.
Auch Marlie und Valez reden über nichts anderes als das Wunder der Pferde und des Wolfes. Immerhin sind sie vernümpftig und meinen, der Public-Relations-Beauftragte des Löwenlagers solle das lieber am Abend erzählen, wenn alle zuhörten. Dann müsse die Geschichte nur einmal erzählt werden.
Wir erfahren dann noch, dass die Mamutoi bei solchen Treffen ein wenig swingen, was für die Auffrischung des Genpools ja auch nicht das Schlechteste ist, wenn ich meinem Biolehrer von damals glauben darf. Der übrigens sehr attraktiv war und ein wenig wie MacGyver aussah. Hach. Herr K. Hach. Große Schulliebe. Hmmmhmhm ... *sinnier*
[...]
Ähja. Nezzie und Aspi haben darüber ein Gespräch und am Ende denkt sich unsere heldenhafte Mutter Teresa folgendes:
Ayla nickte verständnisvoll. Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. Was tun, wenn da zwei Männer sind und beide einen lieben?
Den nehmen, den man selbst liebt?
Aber ich denke wahrscheinlich wieder zu abwegig. Wenn man nur für das Wohlergehen der Anderen lebt ist es wohl zu eigensüchtig. Ein schweres Los. Bestimmt wieder dieser verdammte Totem-Höhlenlöwe! Der steckt immer hinter sowas!
Jodelkarl trifft dann auch eine Dame aus dem Stamm, den er früher mit seinem Bruder besucht hat. Brecie. Die ist superneugierig und fragt Kalle nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln gleich mal über Aspi aus. Geht ja schließlich nicht an, dass wir hier ein anderes Thema hätten. Pfht. Wo kämen wir denn da hin, huh?
Kurz darauf, Aspi hat Wolf just zu Rydag geschickt, kommt es zum Grund, warum der Junge so ungern auf die Treffen geht:
„Nun seht euch das an! Sie redet sogar mit Flachschädeln. Kein Wunder, daß sie so gut mit Tieren ist!“ ließ sich höhnisch eine laute Stimme aus der Menge vernehmen. Ein paar Leue lachten.
Aspi verschlägt es vor Zorn die Stimme. Doch sie muss gar nichts sagen. Die Wolken öffnen sich, Sonnenstrahlen zentrieren sich, der Wind verstummt, die Hintergrundgeigen hingegen erschwellen: Frebec tritt mit wehendem Wisent-Cape auf die Bühne und gibt dem fiesen Spötter Saures! Ja, Frebec! Da seht ihr, was für einen guuuuuten und heilenden Einfluss St. Aspi auf alle hat!
Und weil man solchen tumben Toren allein mit Worten nicht beikommt, gibt Rydag Wolf auf Frebecs Zeichensprachaufforderung hin das Zeichen, in Angriffsstellung zu gehen.
Plötzlich saß Wolf nicht mehr friedlich da. Mit einem Satz war Wolf auf den Mann zugefahren, sträubte die Nackenhaare, bleckte die Zähne und stieß ein Knurren aus, daß sich einem jeden der Zuschauer die Nackenhaare sträubten.
Der dumpfe Pöbel ist angemessen erschüttert. Glücklicherweise ist die Anführerin des Gastgeberlagers anwesend und konnte sich dadurch selbst ein Bild machen, dass eigentlich alles relativ harmlos und überhaupt Chaleg-Spötters Schuld war.
Im Folgenden werden noch Kleinigkeiten geklärt. Dass Aspi Marlie einen Heiltrank brauen wird und dass die Pferde besser irgendwie gekennzeichnet werden sollten. Nicht, dass sich bei den ganzen Jägern im Lager zufällig ein Schuß löst, Pferd ist schließlich Pferd. Aspi erfindet also schnell die Pferdedecke und alles ist wunderbar. Crozie bringt sogar ein wunderbar verziertes Leder vorbei, das sie, laut Eigenaussage, ohnehin nicht mehr bräuchte.
„Wenn diese Haut hilft, das Tier zu schützen, ist es(sic!) nicht mehr unnütz, dann gewinnt die Arbeit doch noch einigen Wert. Ich möchte, daß du ihn(sic!) nimmst – für das, was du mir gegeben hast.“
Ayla nahm das Geschenk, machte jedoch ein verwirrtes Gesicht. „Was soll ich dir gegeben haben, Crozie?“
„Das ist belanglos“, sagte diese unvermittelt. „Nimm es einfach!“
Frebec wollte ins Zelt hinein, sah sie und lächelte selbstzufrieden, ehe er hineinging. Sie erwiderte das Lächeln.
Die Anwesenden unterhalten sich kurz darüber, wie sehr Frebec sich doch verändert hätte, dass er Rydag verteidigt und alles. Crozie stimmt dem zu und sagt darüber hinaus noch mehr Lobendes über ihren Schwiegersohn.
Branag sah Deegie an und dann – über Crozies Kopf hinweg – Ayla. Seiner Meinung nach hatte Crozie sich womöglich noch stärker verändert als Frebec.
Und Frieden für alle. Amen.
9 Kommentare:
Was denn, es ist noch niemand anbetend auf die Knie gefallen? Da ist sie doch bestimmt enttäuscht.
... und den Mamutoi ein Wohlgefallen. Oder so.
Auffrischung des Genpools ist ja mal ein gutes Argument für Partnerwechsel und Rudelbum*en. Doch, das laß ich gelten.
:zahn:
Kopf Tisch, Tisch Kopf, Kopf Tisch, Thisch Kopf....
hnnnngh... kicher ...
"Die Wolken öffnen sich, Sonnenstrahlen zentrieren sich, der Wind verstummt, die Hintergrundgeigen hingegen erschwellen ..."
Danke hierfür! :D
"Die Wolken öffnen sich, Sonnenstrahlen zentrieren sich, der Wind verstummt, die Hintergrundgeigen hingegen erschwellen ..."
Kim Yong Il wurde in der Steinzeit geboren!!!
Alter. Wie schafft es diese Frau, so viel Beknacktheit auf einen Haufen zu bringen? Anstrengend. Und klar, dass 1000 Leute in einem riesigen Lager NICHTS zu tun haben als darauf zu warten, dass *Engelschöre* AYLAAAAAAAA */Engelschöre* kommt. Ich bin dann neben Tokvi. *ponk* *ponk*
*Tröte tröt*
:ugly: as :ugly: can be. Ich bin dann mal neben Elveny und Tokvi. *klönk*
Gnihi, wenn wir uns ein wenig mit dem Kopf-Tisch-Klopfen aufeinander abstimmen, bekommen wir bestimmt einen schönen Steinzeit-Tanzrhythmus hin.
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