Freitag, 21. Mai 2010

Mammutjäger – XXXV

Läutet die Glocken, zieht eure zellophanverpackten Galaklamotten aus der hintersten Ecke des Schrankes, staubt das urgroßmütterliche Diadem ab und holt den Selbstgebrannten aus dem Keller, denn es ist soweit:

Wir kommen zur Mammutjagd!

Ich pausiere an dieser Stelle, bis sich das Raunen und die vereinzelten Schreie der Erregung im Publikum wieder gelegt haben und trinke derweil ein Tässchen grünen Tee.
*schlürf*

Als aufgeklärter Steinzeitmensch kann man nun aber nicht einfach seinen Speer packen, losmarschieren und alles erlegen, was einem so in den Weg tritt. Nein, so eine Jagd muss vorher rituell eingeläutet werden. Spuren davon finden sich heute noch im Vorglühen vor einer Party oder einem Fußballspiel, das ja auch eine moderne Kampfhandlung darstellt.

Zur Steinzeit war mal allerdings noch spiritueller eingestellt, und so müssen die versammelten Mamuti (Mamut, der wichtigste Mamuti der Mamutoi. Hopp! Dreimal schnell hintereinander sagen!) die Mammuts herbeirufen. Also, geistig. Sie laufen jetzt nicht durch die Gegend, kloppen mit Stecken an Büsche und rufen „Mammut! Feines Mammut! Wo ist das feine Mammut? Komm, kommkommkomm, gibt auch Keks!“

Man „ruft“ die Mammuts also herbei und weil Aspi so schön auf dem Höhlenlöwen geritten ist, sind die restlichen Mamuti der Meinung, dass sie dieses Rufen nicht ohne die glorreiche Anwesenheit unserer Heldin über die Bühne bringen können.

„Aber ich habe dir doch bereits gesagt, daß ich über keine besonderen Kräfte verfüge“, sagte Ayla geradezu flehentlich. „Ich weiß nicht, wie man mit ihnen spricht.“

[...]

„Sie bestehen trotzdem darauf, daß ich dich bitte. Nachdem sie dch auf dem Löwen haben reiten sehen und erlebt haben, wie du ihm befahlst umzukehren, sind sie überzeugt, daß du einen starken Einfluß auf das Geister-Mammut besitzt[.]“


Ich muss an diesen Cartoon denken. Ich weiß auch nicht genau, warum. Ich hatte die letzten Tage sehr wenig Schlaf, vielleicht ist das die Erklärung.

Das Zelt füllt sich mit ehrfürchtigen Mamuti, auch Wischundweg ist darunter.

Vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an hatte er an Ayla etwas Geheiminsvolles gespürt[.] Ihre Macht war schon groß. [...] Wenn sie einen Höhlenlöwen beherrschte – wer weiß, wozu sie dann noch fähig war? [...]


Ich würde sagen, sie ist zu allem fähig, aber das klingt jetzt im Zusammenhang etwas seltsam. Hüstel. Jedenfalls geht es dann ein paar Absätze lang um das Glaubenssystem der Mamutoi, neben dem sich der Buddhismus wie ein Kindergartenspiel ausnimmt. Es fallen Begriffe wie „Die Struktur ihres metaphysischen Kosmos“ und das kleine Kätzchen in meinem Ohr sagt Dinge wie „OAR! NEE!“ und rollt mit den Kulleraugen.

Vincavec war genauso wie alle anderen Mamuti inzwischen überzeugt, daß Ayla nicht nur eine Mamut war – Eine Die Der Mutter Dient – sondern daß sie mehr sein mußte. Vielleicht verkörperte sie eine übernatürliche Gegenwärtigkeit; möglicherweise war sie sogar die fleischgewordene Mut selbst.


Hat das Christentum die Sache mit Gott auf Erden und Krams also nicht erfunden. Nein, das war Aspi. Mit ein bisschen Hilfe ihrer geringeren Mitmenschen. Liste! Liste! Man hole den Gabelstapler und mit ihm die Liste!

Die Generalversammlung zeremoniert dann mal ein bisschen, Aspi lässt sich wenigstens zum Zugucken überreden. Als sie ihre Pyritwürfel zum Feuermachen vorführt (ohne Feuer gibt es schließlich keine ordentliche kultische Handlung, ne? Grundwissen!) geben diejenigen unter den Mamuti, die das noch nicht gesehen haben, Rufe der Überraschung und – gibt es dafür wirklich nur einen Ausdruck, der ad vomitum wiederholt werden muss? *mieh* – ehrfürchtiger Scheu (gna!) von sich.

Auch, wenn sie nur zuguckt, sie ist begabter als alle anderen und sie meint hinterher zu Randy, dass vielleicht irgendetwas geschehen sei während der Zeremonie und sie habe jetzt irgendwie ein schlechtes Gefühl.

Am nächsten Tag ziehen die Jäger los. Stock, Stein, heiliger Hain. Woraus mein schlafmangeliges Hirn Hein Blöd mit Heiligenschein macht. Tüdelü.

Wischundweg macht sich zwischendrin auch nochmal an Aspi heran.

Wisch: „Du bist so unglaublich! Ehrfürchtige Scheu ergreift mich, wenn ich an Dich denke. Und Lendendinge. Sag, dass Du mein sein wirst! Komme mit mir an mein Herdfeuer!“

Aspi: „Ich finde Dich zwar äußerst interessant, ne, aber ich bin mit Randy verlobt.“

Wisch: „Pfht. Egal. Bring ihn mit.“

Aspi: „Äh ...“

Wisch: „Ich bin auch den Reizen eines Mannes durchaus nicht abgeneigt.“

Aspi: „... äh?“

Jodelkarl: „Entschuldigt, dass ich so reinplatze, aber ich gehe dann mal das Pferd bürsten.“

Aspi: „Ja! Genau! Uhm, ich meine, ja, werde ich auch tun.“ *flitz*

Sie reiten davon.

Wisch: „Hm, ich frage mich, welche Gefühle Blauauge (ein reizender Mann, fürwahr) Aspi entgegenbringt. Wonnen tut er jedenfalls nicht mit ihr. Hmmhmhmmmm.“

Am Lagerplatz und Gletscher angekommen wird erst gelagert, dann, am nächsten Morgen, klettern Aspi, Karl und Randy hinauf und wer, meint ihr, entdeckt die Mammuts? Naaaa?

Ja.

Eine der Frauen aus Brecies Lager beteuerte einem der Männer gegenüber, sie habe Ayla auf der höchsten Spitze des Eisberges stehen, die Augen schließen und den Kopf so hin- und herdrehen sehen, als sei sie auf der Suche nach etwas oder rufe es möglicherweise auch herbei; dann habe sie die Augen aufgemacht, und siehe da – da waren sie, die Mammuts. Der Mann nickte, als ob damit alles erklärt sei.

[...]

„Ich habe aber gar nichts getan“, sagte Ayla. „Ich habe sie nur zufällig entdeckt.“


Ja, Liebelein, mach das mal Deinem Fanclub klar.

Aspi entdeckt nicht nur die Mammuts, sie findet auch den idealen Weg, sie zu jagen, indem sie in aller Unschuld mit Talut darüber spricht, dass dieser Gletscher ja interessante Biegungen mache und das da drüben ja geradezu eine Schlucht ohne Ausgang sei.

Alle, die sich in diesem Augenblick schmerzhaft frappierend an die Wisentjagd im ersten Drittel des Buches erinnert fühlen, bitte hier links zu mir hinstellen. Die anderen müssen jetzt warten, bis wir fertig sind mit Seufzen und Stöhnen.

Dann gucken wir mal, wer dieses Mal in gefährliche Gefahr gerät.

*blätter*

Der Gewinner ist ... Jondalar Aspi! Man treibt die Wisents Mammuts in die Sackgasse, er sie verwirft seinen ihren Speer, reizt damit einen WisentMamutjungbullen, der auf ihn sie losgeht und in letzter Sekunde von drei zwei Speeren niedergestreckt wird.

Hatten wir ja schon 30 Kapitel nicht mehr, darf man ruhig mal eine Wiederholung bringen.

Wie Aspirine so dasteht, mit blitzenden Augen und geröteten Wangen, noch voll im Adrenalinrausch, da wird Karl (mal wieder, aber wer zählt schon mit. 15.) klar, dass er es sich selbst versaut hat, weil er immer Angst hatte, seine Leute in Ganzweitweg® könnten Aspi ablehnen.

Und dann, das Ende des Buches naht schließlich, beschließt er noch etwas.

„Keine andere Frau bedeutet mir etwas. [...] Doni, ich will sie zurückhaben. Ich weiß, es ist zu spät, aber ich möchte Ayla zurückhaben.“


Zwei Kapitel vor Schluss? Bub, spät ist ja gar kein Ausdruck!

13 Kommentare:

Vinni hat gesagt…

Nur noch zwei Kapitel! Schalalalla! Nur noch zwei Kapittel! Schallala! *puschel* Wir haben es fast geschafft!

A. Nym hat gesagt…

Das erinnert mich an "Vom Winde verweht", so Scarlett am Ende sich auch vornimmt, Rhett zurückzugewinnen.
So viel Drama, ey. :ugly:

Rabenfeder hat gesagt…

>>Wisch: „Ich bin auch den Reizen eines Mannes durchaus nicht abgeneigt.“<<

Waaaah, so was steht da? Hatte ich ganz verdrängt. Muss ich in meiner jugendlichen Unschuld völlig überlesen haben. *pfeif* :D

>>Mamut, der wichtigste Mamuti der Mamutoi. Hopp! Dreimal schnell hintereinander sagen!<<

Du vergisst, die Mammutjagd einzubauen. "Mamut, der wichtigste Mamuti (ist das nicht Plural? Geht das so?) der Mamutoi ruft Mammuts ins Mammutlager."
Oder so.

FrauKatz hat gesagt…

Ja, Mamuti ist Plural und eiiiigentlich geht das so nicht. *füßescharr*

Aber „Mamut, der wichtigste der Mamuti von den/der Mamutoi“ klang nicht so schön nach Zungenbrecher. :-D

Möchtegern ... hat gesagt…

Meint ihr, Jodelkarl bekommt es in den zwei Kapiteln hin, so was wie „ich liebe dich“ zu sagen? *skeptisch schau* Er hat das halbe Buch gebraucht, um festzustellen, dass er (eine) Aspirine braucht.

Ranwen hat gesagt…

Also, Wischundweg ist mir sympathisch, irgendwie. Im Gegensatz zu den ganzen Kommunikationsanalphabeten neigt der zu solidem Pragmatismus. "Wenn du dich eh nicht entscheiden kannst, bring mit, egal." Hippie-Community.

Aber Aspi ist das natürlich auch nicht recht, klar.

Rabenfeder hat gesagt…

Ja, Wischundweg ist nett pragmatisch.

Aber mal was ganz anderes: habt ihr dieses Cover mal gesehen? DAS ist doch mal viel cooler, als dieses dezente fliederfarbene heutzutage:

http://www.amazon.de/gp/product/images/B003AFNROS/sr=8-3/qid=1274436936/ref=dp_image_text_0?ie=UTF8&n=299956&s=books&qid=1274436936&sr=8-3

Sieht aus, als wäre Aspi Karli auf den Arm gehüpft, weil das böse Mammut sie bedroht. :D

Silph hat gesagt…

Mit dem Cover siehts aus wie ein Kinderbuch...

Zwei Kapitel vor Schluß ist beachtlich. Das heißt, er hat tatsächlich noch ein paar Seiten Zeit, was zu tun!

FrauKatz hat gesagt…

Das Cover. *starr*

Jööööööh! Du meine Güte. Ich lese dieses hier. Das geht noch, man kann Aspi, Karl und Randy erkennen. Und ein Mammut ist auch drauf. Das ist ja schon fast liebevolle Gestaltung.

Bei vielen Büchern hat man ja das Gefühl, es wird einfach aus einem Fundus eines genommen, das schon irgendwie passt.
Ryder Hook ist da ein Superbeispiel, der sieht auf jedem Cover völlig anders aus. :-D Von Dolph Lundgren über Schwarzenegger bis hin zu einem kauzigen Seebärenverschnitt. Arrr!

Früher, in unschuldigeren Zeiten, habe ich mich ja immer darüber gewundert, dass die Autoren sowas genehmigen; aber heute weiß ich die bittere Wahrheit. Die haben ja noch nicht einmal das kleinste Vetorecht, das deichselt alles der Verlag und basta.
(Gut, wenn man internationale Besteseller schreibt und der Verlag fürchten muss, dass man einfach weggeht, wenn das Cover nicht soundso gestaltet wird, dann wird man als Autor vielleicht auch schon mal vorher gefragt. Eventuell.)

Aber das Kinderbuchaylacover ist wirklich ... pfffhrrttz! :-D

amanda james hat gesagt…

aufs cover starr: "ich tarzan. du jane."?

also wenn ich nach covern kaufen würde, dann würde ich das unter garantie nicht nehmen.

LadyLunatic hat gesagt…

Zwei Kapitel vor Schluss fällt der transzendierenden Horde der kosmologisch Bewanderten ein, dass man endlich mal ein Mammut jagen könnte? Holla, damit hatte ich fast schon nicht mehr gerechnet...*hust*

(An dem Cover stören mich irgendwie die Proportionen ganz gewaltig - ich werd' das Gefühl nicht los, dass sie größer ist als sie sein sollte, und dass an ihrem linken Fuß etwas nicht stimmt. Davon abgesehen: Wunderbar.
...
Vor allem der Säbelzahntigerfell-Minirock. :ugly:)

Wüstenratte hat gesagt…

Jodelkarl: „Entschuldigt, dass ich so reinplatze, aber ich gehe dann mal das Pferd bürsten.“

Aspi: „Ja! Genau! Uhm, ich meine, ja, werde ich auch tun.“ *flitz*


Bwaaahahahaha.

Japp, Wischundweg hat wenigstens keine Probleme, seine Wünsche zu äußern. So mögen wir das. Endlich mal ne klare Ansage. *g*

Und bei Aspi und ihrem Fanclub habe ich mittlerweile das Gefühl, daß ihre Anhänger eine Sandale und eine Flasche am Stock hinter ihr hertragen. Sie ist der Messias!

Die Cover: das alte ist ja der Hammer! *rofl*
Eigentlich wäre zu erwarten, daß der blonde Tarzan seine Jane mit der Keule erlegt hat, und an den Haaren hinter sich in seine Höhle zieht. Halloho, Steinzeitklischees!
Dafür sieht das Mammut aus wie ein Alien. Ein sehr segelohriges Alien.

Und bei dem Cover mit den Jägern und den Mammuts würde ich tatsächlich ein spannendes Buch über Mammutjäger erwarten. False advertising at it's finest. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Ich mag Wischundweg. Farm of Love!! "Ein reizender Mann, fürwahr" *rofl* Wir sind da ja nicht so und überhaupt. Thihi! :D