Dienstag, 18. Mai 2010

Mammutjäger – XXXIV

Nun, da Aspi ihr Coming-Out vor der versammelten Menschheit hatte, muss sich das Löwenlager zur Krisensitzung zurückziehen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie ihrem Goldstück fein beistanden gilt es den Schaden für das Ansehen des Lagers zu evaluieren.

Dabei kommt heraus, dass im Löwenlager durchaus einige von Aspis gemischtgeistigen Sohn wussten.

Talut: „Was machma denn jetzt?“
Tulie: „Aspi, hättste das denn nicht schon vorher mal erwähnen können?“
Aspi: „Ach, ich spreche so ungern darüber. Trennungstrauma und so.“
Mamut: „Ich hab's gewusst.“
Nezzie: „Ich auch.“
Tulie: „Wott? Warum sagt mir eigentlich nie einer was?“

Man beschließt, nicht abzureisen und abzuwarten, was sich so ergeben wird. Aspi gesellt sich zu Rydag und spricht mit ihm ein wenig über ihre Erfahrungen mit dem Clan, ihren Sohn und dass der mit Uba, ebenfalls gemischtgeistig, zusammengegeben werden wird. Rydag ist fasziniert und emotional aufgewühlt.

„Ich finde es furchtbar hier“, gab Rydag ihr erregt und wütend zu verstehen. „Ich wünschte, ich wäre Durc und lebte beim Clan.“

Was Rydag das(sic) sagte, erschreckte Ayla.


Am Abend schlägt sie Randys Angebot, das Fell zu teilen, aus und geht lieber hinaus zu den Pferden. Jodelkarl beobachtet sie dabei, wie er das standardmäßig zu tun scheint, und erkennt: aha, sie muss denken.

Auch Karl denkt, auf den gleichen Schienen, mit denen er sich schon die letzten 500 Seiten so formidabel in die Ecke gedacht hat. Eine Erkenntnis ist aber immerhin dabei.


  • Oh, alles nur wegen meiner dummen Eifersucht!

  • Als sie damals mit Randy ins Fell ging, da war sie doch nur eine brave Clanfrau, sie kannte es doch nicht anders.

  • Ich habe mich ihrer Vergangenheit und damit irgendwie auch ihrer immer geschämt.

  • Jetzt ist alles zu spät, sie braucht mich nicht mehr, und ich verdiene sie auch nicht. Schluhuchz.



Ja. Er sieht quasi alles ein, aber anstatt wenigstens zu versuchen, da schnell noch was richtigzurücken, versinkt er in jammeriger Situationsanklage.

Aspi hingegen denkt über ihren Wunsch nach, Durc zu sich zu holen.

Einen Jungen, der sich vermutlich nicht mehr an sie erinnert. Der von ihrer „Schwester“ als Mutter aufgezogen wurde. Der, da Neanderthaler schneller altern als Cro Magnons, nun schon bald heiraten wird.

Den will sie einfach aus seiner Umgebung reißen, inklusive Frau, ihn zwischen völlig Fremde stecken, deren Sprache er nicht mal spricht (Aspi: „Aber er könnte sie lernen!! ), nur weil sie seine leibliche Mutter ist und ihr der Sinn nach ein wenig Familien-Heititei steht.

Rein emotional kann ich ihren Wunsch ja ansatzweise nachvollziehen, aber der Plan an sich ist so ... so .... ich meine, jemand, der soviel Ahnung von Hygjene hat und dieses profunde und tiefe Wissen und Verständis für alles Lebende, wie kann so jemand andererseits so dermaßen ... *fuchtel*

Nee, ich rege mich da jetzt nicht mehr auf. Zum Glück sieht Aspi nämlich ein, was für ein gewaltiger Dösbaddel sie wäre, würde sie ihre Absicht weiter verfolgen.

Sie hatte Durc holen und ihn zurückbringen wollen ins Löwen-Lager, damit er bei ihr lebte. Jetzt fragte sie sich, was eigentlich das beste für ihn wäre.

Jetzt fragt sie sich das. Na bravo.

Ob er hier glücklich sein konnte, wo er doch die Möglichkeit hatte, beim Clan zu leben? Konnte er glücklich sein unter Menschen, die ihn hassen würden? Die ihn einen Flachschädel schimpfen würden[?]

Äh ... nein?

Dann versteigt sie sich in die Frage, ob sie denn zum Clan zurückkehren können würde sollte. Gut, sie wurde vom Clan für nichtexistent erklärt und gilt damit als für immer ausgestoßen und ignoriert, aber das soll uns bei den Erwägungen mal üüüberhaupt nicht stören, tut es Aspi ja auch nicht.

Sie müsste Winnie und Renner aufgeben, denn die Clanleute würden sie ihr nicht erlauben. Wäre sie dazu bereit, nur um Durcs Mutter zu sein? Und überhaupt, er hat ja eine Mutter. *ding* Uba, ihre „Schwester“. Eine andere Mutter kennt er doch nicht.

Aber hey, sie könnte zurück ins Tal der Pferde und Durc und Ura dahin holen! Jaaa! Genialer Geistesblitz!

... nicht?

Nach langem Hin und Her kommt Aspi nun doch endlich zur Erkenntnis, dass Durc dort, wo er sich befindet, eigentlich am Besten aufgehoben ist.

Der Clan ist seine Welt; und ob es mir nun gefällt oder nicht, dies hier ist meine Welt. Ich kann nicht zum Clan zurück; Durc kann nicht hierherkommen. Es gibt keinen Ort auf der ganzen Welt, wo mein Sohn und ich zusammen leben und glücklich sein können.


Ja. Nu. Das ist an sich zwar schade, aber gut, dass endlich doch ein wenig Vernunft bei Aspi eingezogen ist. Pfhuuuu.

Der nächste Morgen beginnt mit Selbstanklage. Oh, wegen mir werden jetzt alle das Löwenlager dissen!, jammert Aspi. Naaaain, sagt Nezzie, Aspi habe schließlich nur Rydag verteidigt, das passe schon so. Basta.
Auch im restlichen Sommerlager ist man damit beschäftigt, den eigenen Standpunkt zur Flachschädelgate-Affäre zu finden. Besonders Wischundweg würde mich jetzt ja interessieren, immerhin beabsichtigt er, Aspi zu ehelichen, nö?

Aber was will man schon erwarten? Wischundweg stellt fest, dass Aspi dann ja noch wertvoller ist (), wenn sie schon einen Sohn geboren hat und überhaupt:

„Ich habe das Gefühl, Avarie, all dies wird auf Dauer keine schlechten Folgen zeitigen. Irgendwie hat diese Ayla etwas, daß ich glaube, Die Mutter hat irgendwas mit ihr vor. Vielleicht geht sie mächtiger aus dieser ganzen Sache hervor, als sie es vorher war.“


Ja, na klar. Das Höhlenlöwentotem. Bedeutender als alle anderen. Er spürt es einfach.

Erneut flanieren die Lager bei Tulie und Talut vorbei um ihre Solidarität zu signalisieren. Es sind dieses Mal allerdings nicht ganz so viele.

„Etliche andere allerdings führen ziemlich starke Argumente gegen uns ins Feld. Manche gehen sogar so weit zu fordern, wir sollten abziehen.“


Huh, das ist ja mal eine vertrackte Situation. Immerhin die Hälfte der Lager hält Ayla ebenfalls für die Preview der heiligen Marthe aus Silberstadt, aber genügt das?
Hmmm.

Was könnten wir denn da machen, um auch die zweifelnde Hälfte der Lager von Aspis unglaublicher Unglaublichkeit zu überzeugen? Was könnte sie denn so Unglaubliches und Unerhörtes tun, dass die Ketzerhälfte vor Bewunderung und Ehrfurcht gar hintüber fällt?

Na, wer errät es?

Ah, nun. Am nächsten Tag geht Aspi gemütlich durchs Lager und besichtigt gerade bei Tricie Randys Sohn, da ...

„Ach, Große Mutter! Meine Tochter! Wenn ihr doch jemand hülfe!“ rief eine Frau wehklagend.

„Was ist denn mit ihr? Und wo ist sie?“ fragte Deegie.

„Ein Löwe! Ein Löwe hat sie! Unten auf der Weide.“


Dähdääh! Dähdääh!

Der Höhlenlöwe, zu der Zeit so groß wie ein Endstockmaßpony und das gefürchtetste Raubtier der Steinzeit. Die Männer bewaffnen sich mit Speeren, Aspi mit Vorahnung.

Sie springt auf Winnie und galoppiert an mobilen Rettungsteam vorbei zur Weide. Der Plebs ist empört, schließlich könnte sie den Löwen noch zusätzlich erzürnen mit ihrem kapriziösen Verhalten.

Ahahahaha. Nein. Denn es ist, haben wir wirklich was Anderes gedacht, Baby. Der Höhlenlöwe, den Aspi eigenhändig großgezogen hat!

NEIN! DIESE ÜBERRASCHUNG!

Vor den übergehenden Augen ihres Publikums schmust Aspi mit Baby und um auch wirklich noch Eindruck zu schinden, reitet sie ihn auch noch ein Stückchen.
Ach, ja, und das Mädchen ist natürlich auch gerettet. Baby hatte die nämlich wegen ihrer langen blonden Haare mit Aspi verwechselt, nein, wie drollig!

Endlich riss Jondalar sich von dem faszinierenden Anblick los und bemerkte die Fassungslosigkeit auf den Gesichtern der anderen. Er sah förmlich, was sie dachten. Pferde, das mochte noch hingehen, selbst ein Wolf – aber ein Höhlnlöwe? Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten, selbstgefälligen, stolzen und auch erleichtertem Grinsen. Sollte jetzt noch mal jemand seine Geschichten anzweifeln!


Niemals! Denn alle Anwesenden sind wieder in den einzigen Zustand gefallen, der in einem Umkreis von 50 Kilometern um Aspi akzeptabel ist: ungläubige, ehrfürchtige Scheu.

Na, wenn das nicht das Wuppdich war, das Aspi bei allen Lagern völlig rehabilitiert, dann will ich fortan FrauWellensittich heißen.

15 Kommentare:

Die Jo hat gesagt…

Sie reitet gleich noch ne Runde? Bei aller Bescheidenheit unseres Sonnenscheinchens, aber das ist doch schon ein bisschen Angeberei, was? ;)

A. Nym hat gesagt…

> "Baby hatte die nämlich wegen ihrer langen blonden Haare mit Aspi verwechselt, nein, wie drollig!"

Wahrscheinlich stinken beide gleich. *Nase.zuhalt*

Lalei hat gesagt…

"Wenn ihr doch jemand hülfe?" Harrharrharr, wenn die Sprachgewandheit heutzutage doch so groß wäre wie in der Steinzeit =D

Undomiel hat gesagt…

@Die Jo: aber nein, selbstverständlich nicht! Aspi würde doch niemalsnicht angeben! Das war ja nur der Gefühlsüberschwang, weil sie endlich ihr Löwenbaby wiedergesehen hat, und die Hormone, und überhaupt. Jawohl.

Hach.

amanda james hat gesagt…

"Die Männer bewaffnen sich mit Speeren, Aspi mit Vorahnung." kähä

Anonym hat gesagt…

...O.o...Ich kann nicht mehr. Das ist so veröffentlicht worden?

So, Aspi ist also 18. Wie alt ist dann das Kind, wenn es bald heiratet? Eine Kinderhochzeit... Komisch, das.

Anonym hat gesagt…

"Wenn ihr doch jemand hülfe?"

Oh bitte. Ich meine, wenn man das als Theaterstück aufführen würde, könnte man die schlechte Schauspielerei ja noch irgendwie am Schauspieler festmachen, aber wenn die gute Autorin es nicht einmal hinkriegt, ihre Charaktere so reden zu lassen, dass es halbwegs echt klingt... Alter. Wie schlecht. Gestagt bis zum Ende, überoffensichtlich und grottenschlecht. Eieiei.

Rabenfeder hat gesagt…

@Elveny: Na, zur Ehrenrettung der Frau Auel muss man sagen, dass dieses "hülfe" ja auch ein Übersetzungs-Artefakt sein kann. Übersetzer sind manchmal ZIEMLICH doof.
Mein Lieblingsbeispiel: Harry Potter 1. Hab ich auf Englisch gelesen. Und stolperte dann im Deutschen Hörbuch über den Satz: "Professer Flitwick rief sie [...] ins Klassenzimmer, um zu sehen, ob sie einen Ananas-Stepptanz auf dem Schreibtisch aufführen konnten."

Meine Reaktion: WTF ist ein Ananas-Stepptanz, und warum müssen Zauberschüler das können???

Die Lösung: Der Satz heißt: "Professor Flitwick called them [...] into his class to see if they could make a pineapple tap-dance across the desk.

Aber zurück zu Aspi: Die zeigt immerhin einmal in ihrem Leben Einsicht. Ich bin beeindruckt. Ist doch noch Hoffnung?

FrauKatz hat gesagt…

Über das „hülfe“ bin ich auch gestolpert. Nun, eigentlich habe ich es eher umrundet, suspekt beäugt und musste dann kichern. :zahn:

Ich schreibe es aber auch eher dem Übersetzer zu. Eventuell schwang da 1985 auch noch nicht dieser antiquiert-gestelzte Beiklag mit, wobei eine gepflegte Deklination in der Steinzeit ohnehin erheiternd ist.

Andererseits wäre die ständige Kommunikation auf „Uga, Deegie jagen Pelztier.“-Niveau noch viiieeel nerviger. Ich habe „Die Nonne und der Wikinger“ gelesen, ich weiß, wovon ich spreche. :zahn:

Das Lektorat war aber auch nicht so auf Zack. Einige (sic)s tauchen ja auch hier in den Zitaten auf, aber da sind insgesamt noch viel mehr. Jede Grundschullehrerin würde sich die Haare raufen.

Ranwen hat gesagt…

Ich habe mich ihrer Vergangenheit und damit irgendwie auch ihrer immer geschämt.

'ihrer'. nicht 'ihr'.

*rauf* Ich bin zwar nicht Grundschullehrerin, aber Jodelkarl kann offenbar auch keinen Genitiv ;). Sich einer Person schämen, dammit.

Die deutsche Übersetzung von HP ist übrigens voll von solchen Brüllern, die eigentlich jeder Oberschüler vermeiden können sollte.

Und ich sag nur "Drachenmilch". DAS werde ich sowieso nicht verstehen, warum man das Drachenblut da 'entschärfen' mußte. Mal ganz von der biologischen Tatsache abgesehen, daß es einen Großteil des Buches drum geht, daß Drachen EIER LEGEN...!1!11. Nee, also - ich verzeihe Übersetzern ja einiges, die haben auch einen Scheißjob, aber diese Übersetzung (zumindest die erste - ich HOFFE doch, daß die das mittlerweile überarbeitet haben!) geht wirklich gar nicht.

Silph hat gesagt…

Ist Mammutjäger eigentlich bei Bastei Lübbe erschienen?

FrauKatz hat gesagt…

@Ranwen
Den Klopper habe ich reingesetzt. Ich habe den Satz aus zweien zusammengestöppelt und, ähm ... *schäm*

@Silph
Die Ausgabe, die ich habe, ist von Heyne.

Ranwen hat gesagt…

@Kätzin: Das "Brüller" war auf den Ananas-Tanz bezogen, nicht auf dich. ;)

Rabenfeder hat gesagt…

Drachenmilch! *kicher*

Ich habe auch noch mehr Brüller in HP gefunden, aber an den konnte ich mich jetzt konkret erinnern.

Ich weiß allerdings auch, dass manche Übersetzer extrem schnell arbeiten müssen, und ihnen dann leicht mal Flüchtigkeitsfehler unterlaufen. Allerdings hätte ich immer gehofft, dass die dann durch ein Lektorat ausgemerzt werden.
Aber die Verlage heutzutage haben auch nicht mehr immer ein tolles Lektorat.

Ranwen hat gesagt…

Ja, Drachenmilch. :ugly: Es waren auch 6 Anwendungen statt der 12, die da hingehören... aber Zahlen waren in dem ersten Band eh ein Problem:

It's about the You-Know-What in vault seven hundred and thirteen. - "Es geht um den Du-weißt-schon-was in Verlies siebenhundertundneunzehn."

Ist beides allerdings in den neueren Auflagen korrigiert worden, wie so einiges andere auch. Das war auch nötig.