Freitag, 17. April 2009

Die 2. Hebamme XXII – Kriegsrat

Dunkle Wolken türmten sich am Himmel, während Christian und Marthe mit ihren Begleitern ins Dorf ritten. Und Düsternis legte sich auch über Marthes Herz, als sie sich ausmalte, wie das Leben in Christiansdorf von nun an sein würde – unter der allgegenwärtigen Präsenz von Pater Sebastian, der nur darauf wartete, ihr ein Vergehen nachzuweisen, und der bedrohlichen Gegenwart Randolfs.

O dräuend Ungemach, o Verezweifelung! Jetzt könnte noch jemand krank werden und dahinsiechen, eine Naturkatastrophe könnte hereinbrechen und Randolf könnte sich verplappern, während er sämtliche unschuldigen Jungfrauen des Dorfes ... inspiziert. Nessie wäre auch ein schöner Touch, aber ich fürchte, das wird zeitlich nicht hinhauen.

Dieses drückende „Das Leben ist SO fies, *schluchz*“-Thema ist ja mal wieder überpräsent.

Aber nun gut. Das Trüppchen trifft in Christiansdorf ein, wo grade eine Hochzeit gefeiert wird. Irgendwelche Bergleute heiraten, ist ja egal, Hauptsache, man sieht, wie trübe die Stimmung ist. Pater Sebbi hat das Tanzen und die Musik verboten, ist schließlich alles nicht gottgefällig.

Sie sollten jemanden finden, der sich zur Feier des Tages in Unterwäsche geißeln lässt, vielleicht würde das Sebbi gefallen und er wäre milder gestimmt.

Marthe und Chris kommen kaum dazu, an der fröhlichen *hust* Feier teilzunehmen, da kommt schon einer ihrer Stallknechte angerannt und meldet den Besuch zweier Besucher, komma, grimmig blickend.

Neues Ungemach, hu? Come here, pile it on!

Daheim werden sie freudig begrüßt und Marthe denkt sich, dass Johanna ja nun schon fast 14 sei, so alt wie sie selbst bei ihrer Flucht aus Franken, und dass man ja schon mal langsam eine Hochzeit für sie arrangieren könne.

Wenn Randolf und seine Männer kommen, kann ihr ihre Schönheit schnell zum Verhängnis werden.

Genau, und eine Hochzeit wird das gaaaaanz sicher verhindern, denn vor dem Sakrament der Ehe haben Randy und Konsorten viel zu viel Respekt, als dass sie es besudeln würden.

Die beiden Fremden entpuppen sich als Gesandte von Lukas' Vater, die den Nicht-mehr-Sohn Lukas demonstrativ ignorieren. Sie sind hier, um Klein-Jakob zu holen. Der solle nämlich unverzüglich nach Hause, um zu heiraten und die gesamten Ländereien zu erben.

Ist Lukas' Vater ein wenig nachtragend oder kommt mir das nur so vor?

Chris möchte den Gästen erst einmal Speis, Trank und ein Bett anbieten, doch die vermitteln eisig, dass sie die Order hätten, Jakob einzusammeln und sofort wieder loszureiten. Jakob hat auch schon gepackt und erscheint begierig loszureiten.
Nun, man verabschiedet sich, Jakob will gehen und Chris fragt ihn, ob er sich nicht auch von seinem Bruder verabschieden wolle.

[D]er Verwalter nahm dem einstigen Knappen die Antwort ab.
„Er hat hier keinen Bruder“, sagte er scharf. „Jakob ist der einzige Sohn und Erbe meines Herrn.“


Jep. Definitiv nachtragend.

Die Reisegruppe zieht also ab und Lukas verteilt wichtige Hintergrundinformationen: Sigrun ist wieder im Kloster, Jakob bekommt die jüngere Schwester zur Frau und damit gleich auch sämtliche Ländereien seines Vaters. Nachdem wir schon in früheren Kapiteln feststellten, dass Jakob ein nicht allzu heller, machtgieriger Möchtegern ist, können wir uns Lukas' Einschätzung nur anschließen:

„Wir werden noch manche Überraschung mit meinem Brüderchen erleben“, prophezeite Lukas düster.

Ja, aber vor oder nach dem Überfall auf den Silbertransport? Mei, spannend!

Dann zeigt man Pater Hilbert noch seine zukünftige Wirkungsstätte. Der zeigt sich äußerst zufrieden, auch wenn es der Kapelle noch an einigem fehlt. Einem Dach beispielsweise. Er hat auch nichts dagegen, dass eine Frau(!) ein bisschen Blattwerk an die Wände malt, denn wenn es zur Ehre Gottes geschehe, sähe er darin kein Falsch.

Endlich mal wieder ein netter Mensch. Halleluja. Ich meine, es gibt ja viele Idioten da draußen, das war früher wohl nicht anders nehme ich an, aber so gehäuft, wie die sich um Marthe und Chris sammeln ... ganz schlechtes Karma. Wahrscheinlich haben die beiden in einem früheren Leben mal eine Katze missachtet. Nicht ordentlich gegrüßt oder so. Jawohl. Das muss es sein.

Nachdem wir das hinter uns haben, kabalieren Till und Chris ein wenig. Der Bischof hatte ihnen einen Brief für Pater Sebbi mitgegeben, und nun möchte Till ein wenig hineingucken, was denn da so drinsteht. Man weiß ja nie. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und so.

Tatsächlich steht aber nur drin, dass Marthe weiter als Wehmutter arbeiten darf, solange Sebbi immer als Zeuge dabei ist. Also alles so, wie der Bischof sagte.

„Da wird er viel zu tun bekommen“, meinte Lukas grimmig, während Till der Pergament geschickt wieder verschloss.


Am nächsten Tag, einem Sonntag, kommt dann auch Randy zurück nach Christiansdorf. Na, dann hätten wir sie ja wieder alle auf einem Haufen. Mögen die Spiele beginnen.

Chris verkündet nun Ottos Steuerpläne. Die versammelte Menschheit ist nicht übermäßig erfreut, kommt dann aber mit ein wenig Hilfe von Chris doch darauf, dass ein paar Steuern doch besser seien, als in fernen Landen abgemurkst zu werden. Alles eine Sache der Perspektive. Außerdem werden der (unfähige, opportunistische und rückgratlose) Dorfschulze und Chris' Schreiber den Steuereinnehmer begleiten, um dafür zu sorgen, dass die Steuern gerecht erhoben werden.

Man löst sich auf. Daheim ruft Chris Peter, den kleinen Dieb, zu sich. Er befürchte, dass Melchiors Bande zurückkehren werde. Peter sei deswegen vom Stalldienst befreit, um sich ganz dem Spionagedasein widmen zu können. Peter freut sich, weil das aufregend sei.
Na, wenigstens für ihn.

Nach dem Essen beruft Chris dann einen Kriegsrat mit allen seinen Vertrauten ein. Zwei von Herwarts Männern seien vorgestern nicht aus dem Wald zurückgekommen, eine Suche erbrachte keine Ergebnisse.

... warum gehen die eigentlich ständig in den Wald? Damit ihnen was passiert und das Drama dramatischer ist?

Kuno und Bertram, Chris' allzeit bereites Kleinstüberfallkommando, sollen Fremde im Auge behalten und gegebenenfalls beschatten. Dafür sollten die beiden immer eine Verkleidung bei sich haben.

... doll. Jetzt sehe ich vor meinem inneren Auge Bibo, den großen gelben Vogel aus der Sesamstrasse, der durch mittelalterliche Gassen schleicht. :-p

Gut, weiter im Plan. Lukas soll seine intensiven Beziehungen zum Hurenhaus wieder aufnehmen, denn wenn sich im Wald eine Meute Meuchler herumtreibt, treffe man die dort wohl statistisch gesehen häufiger an als, sagen wir mal, bei Pater Sebbi in der Kirche.

Konrad, Dietrichs Sohn, möchte auch was tun. Chris meint, er solle seine Ausbildung vorantreiben und viele schöne Finten und Tricks lernen. Basta! Schließlich sei er, Chris, für Leib und Leben Konrads verantwortlich.

Chamäleon-Marthe wechselt daraufhin die Farbe, was Chris, aufmerksam wie er ist, gleich auffällt. Vielleicht hätte sie Konrad auch nicht gleich so anstarren dürfen. So wird das nie was mit verdeckten Aktivitäten unter der Nase von Sebbi und dem Rest. Bisschen mehr Subtilität bitte!

Sobald sie unter sich sind, befragt Chris Marthe nach ihrer Reaktion.

„Ich sah ihn blutüberströmt auf einer Wiese liegen [...]!“

Mist. Ich mag Konrad. Ein bisschen zu sehr Goody-two-shoes, aber ansonsten ...
Nu, jedenfalls teilt Marthe Chris noch mit, dass sie bei Clara ebenfalls Die Gabe™ vermute.

„Sie ist noch keine zwei Jahre alt! wie sollen wir sie bewahrten und schützen?“, rief Marthe verzweifelt. „Da ich doch selbst nicht weiß wie ich so leben kann – immer auf der Hut vor Sebastian, immer in Angst vor Randolf ... in Angst um dich und alle, die ich liebe!“

*schindlergeigen*

Die Stimmung ist trübe und beide sind sich einig, dass das Leben sch ... lecht sei. Ein schönes Ende für dieses Kapitel, fürwahr.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man könnte fast Mitleid haben. Fast. Einmal Anti-Depressiva in den Dorfbrunnen bitte! :p

Gut, weiter im Plan. Lukas soll seine intensiven Beziehungen zum Hurenhaus wieder aufnehmenLenden-Lukas in action!! :D :manwe:

Silph hat gesagt…

Das könnte doch glatt zur neuen Zeitrechnung werden. "In der zweiten Woche nach dem dritten Überfall auf dem Weg nach Meisen..."

amanda james hat gesagt…

heißt das nicht meißen?:ugly:

aber ja, doch, es passiert was. zumindest sind alle da versammelt, wo demnächst was passiert.

ich komme mir grad vor wie beim schachspiel. alle figuren sind aufgebaut(auch die bauern) und man wagt sich an die eröffnung. die natürlich, nicht fair sein wird. mit randy und so...

Silph hat gesagt…

Meißen, natürlich! Ich entschuldige mich! Das liegt alles nur an der Rechtschreibreform. Ganz bestimmt!
Und müßte es wegen der jetzt nicht Meissen heißen? *grübel*

Milui hat gesagt…

>>Und müßte es wegen der jetzt nicht Meissen heißen?<<
Nein: Nach langem Vokal/Dipthong bleibt ß. Was aber in diesem Fall ohnehin nicht greift, weil Eigennamen eh unverändert bleiben. ;)

Mei. Können sich nicht einfach alle ertränken oder so? Das würde die Trübe Stimmung(TM) drastisch untermalen. :ugly:

FrauKatz hat gesagt…

Antidepressiva für den Dorfbrunnen klingt gut. Dass Marthe da noch nicht drauf gekommen ist, also nee. :-D

Übrigens: wenn ihr einen Tippfehler entdeckt, bitte melden. Ich lese zwar immer nochmal Korrektur, aber manchmal habe ich nicht so viel Zeit oder es entschlüpft mir doch der eine oder andere Buchstabendreher oder sowas. ;-)

Ranwen hat gesagt…

[i]> Gut, weiter im Plan. Lukas soll seine intensiven Beziehungen zum Hurenhaus wieder aufnehmen, denn wenn sich im Wald eine Meute Meuchler herumtreibt, treffe man die dort wohl statistisch gesehen häufiger an als, sagen wir mal, bei Pater Sebbi in der Kirche.[/i]

*kringel* Joah, das hat eine gewisse Logik.

@buchstabendreher:

> Sobald sie unter sich sind, befragt Chris Marhte nach ihrer Reaktion.

Da. *zeig* ;)

FrauKatz hat gesagt…

Ah! *änder* Danke. :-)