Freitag, 3. Juli 2009

Eragon XIII – Totenwache

Eragon liegt also ohnmächtig danieder, und weil man als Held nun mal nicht einfach so bewusstlos in der Gegend herumliegen kann, als Mann der Tat ist man gefälligt auch ohne Bewußtsein noch aktiv, träumt er wirr.

Er beobachtete, wie eine Gruppe von Leuten auf stolzen Pferden auf einen einsamen Fluss zuritt. Viele hatten silbriges Haar und trugen lange Lanzen.* Ein fremdartiges Schiff, das unter einem hellen Mond schimmerte, erwartete sie. Die Gestalten gingen langsam an Bord.

Zwei von ihnen, größer als die anderen, gingen Arm in Arm. Kapuzen verdeckten ihre Gesichter, aber er erkannte, dass einer von beiden eine Frau war. Sie standen auf dem Schiffsdeck und schauten zum Ufer. Ein Mann, der Einzige, der nicht an Bord gegangen war, stand allein auf dem Kiesstrand. Er warf den Kopf zurück und stieß einen lang gezogenen Klagelaut aus.

Als dieser verklungen war, glitt das Schiff, ohne vom Wind oder von Ruderstößen getrieben zu werden, den Fluss hinab, hinaus ins flache, verlassene Land. Die Vision verdunkelte sich, aber kurz bevor sie vollends verschwand, sah Eragon zwei Drachen am Himmel.


Ganz wirrer Traum, eindeutig. Ist jetzt bestimmt keine Vision, say, aus der Vergangenheit. Neinnein. Naaaaaaaain.

Nachdem Visionen von Schiffen zwar schön und gut, auf Dauer aber auch recht öde sind, langweilt sich Eragons Gehirn und weckt ihn schließlich doch auf. Er liegt in einem Bett, Beine und Hände ordentlich verbunden, unter einer Wolldecke. Das ganze befindet sich in einer kleinen Hütte und neben ihm sitzt Gertrude, die beleibte Dorfheilerin.

... Gertrude.

..... Gertrude!

Warum nur denke ich, dass sie wunderbar zu Horst dem Forst passen würde?

Egal, außerhalb von Eragons Dunstkreis haben die eh kein Leben. Schade. Nugut, Eragon rappelt sich mühsam ein wenig hoch und versucht erst einmal, Saphira zu erreichen. Klappt aber nicht, sie ist zu weit weg. Dann merkt Gertrude, dass er aufgewacht ist, und erzählt ihm, dass Garrow bei Horst dem Forst ist. Gegenüber.

AHA!

Eragon will dank angeborener Heldenhaftigkeit gleich rüberrennen, aber Gertrude nötigt ihn dazu, erst noch ein Schüsselchen Süppchen zu schlürfen, immerhin habe er zwei Tage lang ohnmächtig herumgelegen.

Eragon ist entsetzt. Zwei Tage! Zwei Tage musste die arme Saphira ohne seine weise Führung zurechtkommen! Unvorstellbar!

Gertrud ist außerdem die Narbe auf seiner Handfläche aufgefallen. Das geheime Zeichen! Eragon schwindelt, die hätte er schon seit seiner Kindheit und er wisse nicht, woher.
Dann, nach Schwindel und Suppe, macht er sich mühsam auf den Weg zu Horsts Haus. Horsts Frau Elain lässt ihn hinein und weist ihm den Weg nach oben, wo Garrow untergebracht ist. Der liegt eingefallen auf einem Bett und sieht gar nicht gut aus. Eragon verzweifelt und versinkt in finsteren Gedanken, bis Horst kommt und ihn an die frische Luft bringt. Zumindest sagt er das, sie kommen aber nur bis in die Küche, wo Eragon ein Tellerchen Essen bekommt und Horst beginnt, ihn auszufragen. So darüber, was nun genau passiert ist, ne?

„Ich kann mich an nichts erinnern."
„Eragon", sagte Horst und beugte sich vor, „ich war mit ein paar Leuten auf eurem Hof. Euer Haus ist nicht einfach zusammengefallen – irgendetwas oder irgendjemand hat es in Stücke gerissen. Im Schnee waren überall Fußspuren eines riesigen Tieres, Spuren, die ich noch nie zuvor gesehen habe. [...] Wenn ein Schatten oder ein Ungeheuer sich in unserer Gegend herumtreibt, dann müssen wir es wissen. Du bist der Einzige, der es uns sagen kann."

Joah, Eragon. Bitte sag es uns, denn zerfetzte Häuser und Spuren riesiger Tiere sind nicht eindeutig genug. Bittebitte, Eragon, sag uns gestandenen Männern, was wir tun sollen.



Eragon kann ja nun nicht gleich mit der Drachenreitergeschichte kommen und saugt sich wieder was aus den Fingern. Er sei vor vier Tagen, nachdem Horst ihm von den Fremden erzählt hatte, gleich nach Hause gerannt. Dann sei erst mal nichts passiert und am nächsten Tag sei er in den Wald gegangen, um Dinge zu tun. Da hätte es auf einmal eine Explosion gegeben, er sei schnell nach Hause gerannt, aber da wäre schon alles vorbei gewesen und er hätte nur noch rauchende Trümmer und Garrow unter ihnen gefunden.
Außerden einen schwarzen Stoffetzen und überhaupt seien das die fiesen Fremden gewesen und nicht irgendsoein müthisches(sic) Tier, jawohl, bestimmt.

Horst fragt nach dem Stein und Eragon kann wahrheitsgemäß sagen, dass der zumindest nicht mehr im Haus war.

Ha, folgert der Forst folgerichtig, dann hätten die Fremden den Stein und würden nun gewisslich nicht zurückkehren.

Eragon fällt derweil noch Rory ein. Ob der schon Bescheid wisse? Nope, meint Horst, der wäre schon auf dem Weg nach Therinsford gewesen und das Wetter sei die letzten Tage zu schlecht gewesen, einen Boten zu schicken. (Ich sach doch, sobald Eragon nicht da oder bewusstlos ist, darf nix passieren.) Sie wollten aber grade. (Weil, jetzt isser ja wach, jetzt darf die Geschichte weitergehen.)

Der Rest der Gesellschaft macht sich auf, die Pferde zu satteln, während Eragon am Tisch sitzt und grübelt. So tief sind seine Gedanken, dass er zuerst nicht mal merkt, dass Saphira ihn zu erreichen versucht.

S: ERAGON!
E: Wah! *vomstuhlfall* Saphira?
S: Wer sonst, hä? Wasn los?
E: War ohnmächtig. Haste was gegessen?
S: Joh, frischen Bock.
E: Aha.
S: Was macht Garrow?
E: Naja.
S: Hmm.
E: Wird 'ne Weile dauern. Kannst Dich ja verstecken.
S: Joh. Aber lass mich nicht zu lange warten.

Nach ein bisschen starren wird dann beschlossen, dass Eragon von Gertrudes Haus in das von Horst dem Forst ziehen wird, dann sei er näher an Garrow. Gesagt, getan und bei Einbruch der Dämmerung kann sich unser Held in Ausbildung in einem neuen Bett zusammenrollen.

Er schlief sofort ein, und die Wunden, die sein Körper und seine Seele davongetragen hatten, konnten weiter verheilen.

Na dann!

_ _ _ _ _
* Boah! Schweinkram!

7 Kommentare:

Morrighan hat gesagt…

"Er beobachtete, wie eine Gruppe von Leuten auf stolzen Pferden auf einen einsamen Fluss zuritt. Viele hatten silbriges Haar und trugen lange Lanzen.* Ein fremdartiges Schiff, das unter einem hellen Mond schimmerte, erwartete sie. Die Gestalten gingen langsam an Bord."

Lass mich raten? Sie segeln nach Westen? :ugly:

Anonym hat gesagt…

Hehe, das dachte ich auch:

Elrond: The time of the Elves is over, my people are leaving these shores. Who will you look to when we have gone? [...]
Gandalf: It is men that we have to place our hope.

FrauKatz hat gesagt…

@Morri
Nach Westen? Wie kommst Du nur darauf? :uglylol:

Außerdem habe ich jetzt den Ohrwurm „Into the West" von Annie Lennox im Ohr. :-D


@Ano
Richtig. Denn die Eragon-Wiedergeburt ist schon ein Mensch und kein Elf mehr. :ugly:
Man muss mit der Zeit gehen, jaja. :grin:

Vinni hat gesagt…

Hätte jetzt nicht eigentlich Brom am Bette sitzen müssen, um Eragon beim Aufwachen Händchen zu halten und düstere Schatten der Vergangenheit zu eröffnen? Immerhin saß da nicht Marthe mit den heilenden Händen, das ist ja auch schon was wert... ;)

Anonym hat gesagt…

@FrauKatz: Und die Reittiere der in Rente gegangenen Nazgûl sind zu den Guten konvertiert und neu angestrichen. ;D

Boah, kommt es nur mir so vor, oder schläft* sich der Aragon durch die Geschichte? :suspekt:

* Sowas von Schweinkram. :vianne:

Alienor hat gesagt…

Wieso heißt das Kapitel eigentlich "Totenwache", obwohl Garrow doch _noch_ nicht so wirklich tot ist? Verhindern, dass unnötige Spannung aufkommt? ;-)

Moechtegernautorin hat gesagt…

Warum liegt der schwer verletzte Garrow, der ja fast am abnippeln ist, eigentlich im Haus des ... Schmeides? Müsste eine Heilerin nicht ehr als ein Bett für Patienten haben und gesetzt des Falls, sie hätte wirklich nur eines, nicht eher der beinah-Tote da hinein gehören, statt der erschöpfte "Held"?
Hat schon mal jemand wortwörtlich gesagt: "Eragon, nur du bist wichtig!"? *schräg schau*