Freitag, 30. Januar 2009

Die Hebamme XXVIII – Bertholds Dorf

Dudedum dededum, dumdedum dededum ... Freitag!

Zeitsprung. Marthe ist schon vier Wochen wieder im Dorf, in der wohligen Gegenwart Wiprechts und all der anderen lieben Dorfbewohner. Die, insbesondere ihre beiden Stieftöchter, wollen immer wieder von Marthe Geschichten über den Kaiser hören; schließlich ist Marthe der Reinhold Messner des Dorfes: to boldly go where no Hebamme has gone before.

Aber unser Goldkind mag so gar nicht erzählen, erinnert es sie doch zu sehr an Dinge™, die sie lieber vergessen möchte.
Man sagt ja, Wiederholungen helfen der Gedächtnisleistung. Na, da sehe ich so langsam schwarz bezüglich des seligen Vergessens wenn das alle paar Kapitel so weitergeht. Hust.

Aber die Kinder und auch die Älteren konnten gar nicht genug hören über die riesige Stadt Würzburg und die Pracht beim Hoftag. Wiprecht betrachtete seine weit gereiste Frau misstrauischer denn je. Sie schien ihm noch unheimlicher geworden zu sein, nach all den Erlebnissen in einer Welt, die er nicht gesehen hatte und nie zu sehen bekommen würde.

Na, wenigstens hält er sich aufgrund dessen von ihr fern. Auch nachts. Das ist doch schon mal schön und trifft bei Marthe bestimmt auf Zustimmung.

Was ihr hingegen nicht gefällt ist das Ausbleiben Christians. Immerhin lebt man hierzulande und dieszutage in gefährlichen Zeiten, da kann wer weiß was passieren. Aber Marthe hat ja zum Glück mehr Einblick als andere.

Wenn ihm oder Lukas etwas zugestoßen wäre, hätte sie das gefühlt, dessen war sie sich sicher.

Na denn!

Verwirrt ist sie außerdem. Weil Chris sich seit dem Kuss so abweisend verhält, ne, und nicht mehr so fürsorglich und alles. Schnief, schluchz.

Als ob ihr Leben nicht schon schwer genug war!

Als ob sie ihr Leben nicht selbst und aus freiem Willen so in den Schlamm gesetzt hätte!
Tsk! :missbilligend:

Aber 's ist, wie 's ist, sagt Erich Fried, und so liegt sie nachts neben ihrem schnarchenden Ehemann und denkt an Chris.

In Wachträumen durchlebte sie wieder und wieder, wie Christians Lippen ihre berührten, wie seine Hände sanft und doch begehrend durch ihr Haar und dann auf ihre Schulter glitten. Ihr Körper zog sich zusammen, während sie immer noch seine Berührung zu spüren glaubte.

Zweimal vierfach verwarnt, ne, aber ein Küsserle vom Chrisserle erweckt geheime Begierden. Stinas Theorie von Teh Healing Sehks kann als bewiesen erachtet werden. Quod erat demonstrandum.

Tage später kommt dann endlich jemand. Leider nicht Chris sondern Willi, der Älteste des Nachbardorfes. Ja, sie hätten da eine Frau, die Schwierigkeiten bei der Geburt hat, ob Marthe nicht mal eben ...?
Wir stellen fest, mittlerweile dürften die Frauen in den anderen Dörfern angekommen sein.

Marthe muss Socke Hildebrand um Erlaubnis fragen. Der feilscht um den Mietpreis Marthes, aber leider nicht um die Bedingungen ihrer sicheren Rückkehr. Weil er ein Idiot ist, sprechen wir es doch einfach mal offen aus. Warum der der Dorfälteste ist, weiß ich auch nicht. Kann ja nur am Alter liegen, ansonsten baut er ja nur Mist. Das schriee nach Neuwahlen, aber wir sind ja im Mittelalter und da gibt es ja bekanntlich nur fortpflanzen oder fortgepflanzt werden.

Nuja.

Also. Marthe geht mit Wilhelm ins Nachbardorf. Dort stellt sie nach einer Sekunde fest, dass jede Hilfe zu spät kommt. Mist. Na gut, dann soll sie wenigstens die Leibkrämpfe einer anderen Frau heilen. Zumindest das klappt, doch dann wird sie zum Herrn des Dorfes gerufen.

Spannung!

Wird sich der Herr des Dorfes (Berthold wohl) als mieser, dumpfer, chauvinistischer Unterdrücker erweisen, wie es 99,9% aller Männer in diesem Buch sind?

„Wie ich höre, ist durch deine Nachlässigkeit eine der Frauen aus meinem Dorf zu Tode gekommen." [...]
„Verzeiht, Herr, das ist nicht meine Schuld. Es war kaum noch Leben in ihr, als ich kam." [...]
„Ich dulde keine Widerrede! Sei froh, wenn ich dich nicht auspeitschen lasse. Du wirst mir den Verlust ersetzen, indem du an ihrer Stelle hier bleibst."

Also ja. Wasne gelungene Überraschung.

Marthe bleibt aber ganz ruhig, weil sie darauf vertraut, dass ihr Dorf schon bald (also so in ein paar Tagen) bemerken wird, dass sie fehlt und sie dann zurückfordern wird. Solange will sie ohnehin bleiben, da sie schon gesehen hat, dass Bertholdsdorf dringend eine Heilkundige braucht. Da kann sie doch nicht einfach gehen, wenn Leute ihre Hilfe brauchen, ne? Große Macht, große Verantwortung. Und so.

Am Abend wird sie dann wieder in Bertholds Haus gebracht. Oha.

Der Ritter schickte die anderen hinaus und musterte sie mit merkwürdigem Gesichtsausdruck. Als er sie schließlich ansprach, klang seine Stimme sonderbar.
„Du bist also die Hexe, die den Astrologen und den Medicus von Ottos Hof vertrieben hat? Der zuliebe Christians Knappe seinen ersten Mann getötet hat und deretwegen ein tumber Reisiger aus Franken immer noch vor Angst schlottert?"
Marthe fragte sich verwundert, woher Berthold das alles wusste[.]

Wir uns auch. Wobei ... die Menschheit ist ja ohnehin seit jeher klatschsüchtig, und immer nur über Kartoffeln reden wird mit der Zeit ja auch langweilig.

Zögernd hob Berthold eine Hand an ihre Wange. Doch er berührte sie nicht, sondern ließ die Hand wieder sinken.

Huh. Das ist neu.

Gut, es hindert ihn nicht daran, sie ordentlich an einen Balken zu fesseln, aber mei. Wenigstens keine Verwarnung dieses Mal. Man muss auch für kleine Gnaden dankbar sein.

Am nächsten Tag heilt Marthe dann mal eben das halbe Dorf. Beim Austreten in einem einsamen Gebüsch trifft sie auf die Vorhut des Christiansdorfer Suchtrupps, Bertram und Kuno. Denen berichtet sie von Bertholds Edikt und von ihrer Entscheidung, doch zuerst alle Dorfbewohner zu behandeln, bevor sie sich retten lassen wird.

Aha. Ha. Ja. Gut. Als Heilige muss man eben zu seinen Prinzipien stehen, da hilft alles nix.

Sie schmieden also einen Plan. Zuerst versuchen Wippi und Jonas (der potente Schmied, wir erinnern uns), Marthe auf dem Dienstweg wiederzubekommen (Jonas:„Ey. Unseres. Her mit." – Berti: „Nö. Shoo."), aber als das nicht klappt wird per Feuer und Rauch ein Ablenkungsmanöver gestartet, Marthe blendet Berti, indem sie ihm feingeriebene Minze in die Augen bläst, und hurra! Flucht gelungen.

„Wo ist Hildebrand?", fragte Marthe leise Jonas, nachdem sie allen überschwänglich gedankt hatte.
„Oh, dem macht seine alte Verletzung so zu schaffen, dass er nicht mitkommen konnte", knurrte der Schmied mit vielsagendem Gesichtsausdruck.

Feige Socke eben. Wir wussten es ja schon seit dem dritten Kapitel, nichtwahr? Ha!

Zuerst erwartet das Dorf dann noch einen Rachefeldzug, aber Berti kommt nicht. Wahrscheinlich aus Dankbarkeit.

Immerhin hatte Marthe ohne Lohn fast sein halbes Dorf kuriert.

Hallelujah!

Ihr Lieben, ich wünsche euch ein schönes Wochenende! Wir lesen uns am Montag wieder.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Die Hebamme XXVII – Getrennte Wege

Kommen wir nun zum Pursi-hatte-Recht-Kapitel. O, wenn sie doch das nächste Mal einen Eisbecher vorhersagen könnte!

Na gut, das Leben ist kein Ponyhuf(sic). Machen wir mal weiter.

Hedwig läuft in ihrem Saal einen kreisförmigen Graben in den Boden und hasst es, von Entscheidungen ausgeschlossen zu sein. Irgendwann wird ihr aber auch das zu doof und sie lässt Marthe rufen.

Gut, ich hätte es vielleicht erst mal mit einem Gläschen warmer Milch versucht, aber Marthe geht auch.

Marthe kommt und nimmt huldvoll den Dank Hedwigs entgegen. Ja, der gute Jodokus wurde unbesehen eingestellt und dann auch gleich als Spion zweckentfremdet. So ein Spielmann ist schon vielseitig einsetzbar.

Dann wendet man sich den lieben Kindeleyn zu. Dietrich der Jüngere wurde verkloppt, Marthe musste ihm ein paar Rippen richten. Hedwig will wissen wer's war, Marthe meint, man hätte ihr das Versprechen abgerungen, es nicht zu sagen, woraufhin Hedwig gleich weiß, dass es Albrecht, der Erstgeborene, war. Ja, die gute, alte Geschwisterrivalität.

Bevor wir uns weiter in pädagogisch trüben Gewässern verlieren kommt Otto energetisch in den Raum gesprungen und lässt nach Chris rufen. Na endlich. Meine Phantasie begann schon langsam an den Rändern zu welken, so kapitellang ohne Chris. Tze.
Das schnöde Fußvolk sowie Marthe werden hinfortgeschickt.

Als Marthe die Treppe hinuntergehen wollte, kam ihr Christian entgegen. Sie senkte die Augen und drückte sich an die Wand, um ihn vorbeizulassen, während ihr Herz so laut klopfte, dass sie befürchtete, er würde es hören.

Hach. Junge(!) Liebende. Herzerwärmend.

Hedwig und Otto erörtern die Silberangelegenheit. Dass sie den Kaiser jetzt nicht um Abbaugenehmigung bitten können, weil er sie nicht geben würde, und sie ihn deswegen am Besten vor vollendete Tatsachen stellen und heimlich mit dem Abbau beginnen.

Ja, ich kann mir vorstellen, dass Barbi über einen erneuten Akt der Insubordination ganz entzückt sein wird, dochdoch.

Chris betritt den Saal und wird quasi gleich wieder kehrtwendend mit einem Auftrag hinfortgeschickt: er möge doch bitte die ganzen Bergleute aus dem Harz einsammeln und mit dem Silberabbau beginnen, zackzack!

Chris eilt von dannen, zu Gero und Richard. Sie mögen sich doch bitte um Marthe und ihre sichere Heimkehr kümmern. Danach sucht er Marthe direkt und findet sie beim Waffenmeister, dem sie grade die gichtigen Hände mit einer Salbe massiert. Wie könnte sie auch jemals etwas anderes als etwas Selbstloses tun. :flöt:

„Der Markgraf schickt mich mit einem besonderen Auftrag weg. Lukas und ich werden mehr als einen Monat unterwegs sein. Raimund wird Dich nach Hause bringen, wenn Otto mit seinem Gefolge vom Hoftag aufbricht."
Marthe erblasste und sah stumm zu Boden.
Es war ihm unmöglich, ihre Gedanken zu erraten, auch wenn er alles dafür gegeben hätte. Nachdem er auf so unverzeihliche Weise ihr gegenüber die Beherrschung verloren hatte, würde er wohl nie wieder unbeschwert mit ihr reden können.

Och. Reden ist ohnehin überbewertet. :fuchtel: Und bei den Gedanken kann ich Chris auch weiterhelfen:

Aber dann wäre das Buch doch schon aus, und das wäre doch schade.

Am nächsten Morgen macht Marthe sich auf zum Schwarzen Eber, um dort Jodokus zu treffen. Der wird nochmal offiziell zu Hedwig und Otto eingeladen, dann will er mit Marthe mal eben kurz unter vier Augen sprechen, denn, jawohl, Marthe hatte Recht (wie .... überraschend?), Loisl steht nun beim Leu in Lohn und Brot.
Marthe will das sofort der Markgräfin vermelden, da fühlt sich Jodokus genötigt, ihr ein paar tiefe Einsichten zu vermitteln. So pschüschologischer Natur.

„Halte Dich da raus. Sieh dich nur an – was ist aus dem fröhlichen Mädchen geworden, das ist unterwegs kennen gelernt habe? Der Kummer frisst Dich auf."

Moment. Wie jetzt? Fröhlich? Bitte? Marthe? Seit wann? Unsere schicksalsgeplagte, männerverfolgte, von der Signifikanz ihrer Bedeutung niedergedrückte Marthe?

Jodokus muss sie verwechseln. Geht ja gar nicht anders.

Marthes Augen begannen zu brennen.

Ja, ich bin auch immer gekränkt, wenn mich jemand verwechselt.

„Du darfst nicht aufgeben", sagte Ludmillus beschwörend. „Du gehörst nicht zu den Menschen, die ohne Liebe leben können."

*zuck*

[...]

Danke. Geht wieder.

Er fängt dann an, ein Liebeslied zu singen, und Marthe heult erst mal wie ein Wasserfall. Ja, mei. Ist jetzt ja nicht so, als würde die große und einzige Liebe ihres Lebens nicht ständig in Reichweite um sie herumlatschen. Wenn er nicht grade Ottos Erzschürfer relokalisiert jedenfalls.

Am nächsten Tag kommt ein älterer Knappe zu Marthe. Einer der Ritter würde nach ihr fragen, sie solle Salben und Öle einpacken.

Der Gesichtsausdruck des Jungen gefiel ihr nicht. Ihr Gefühl sagte ihr ganz deutlich, dass sie lieber wegrennen als ihm folgen sollte.

Nun die Preisfrage: Hört sie auf ihr Gefühl?
1.) Nein.
2.) Nein.
3.) Natürlich nicht.

Soifz.

Sie behauptet auch nicht, vorher schnell nochmal nach Raimund sehen zu müssen, der hätte sie auch zu sich befohlen. So hätte sie sich Geleitschutz organisieren können. Aber neeeeeeeeeeeeeeeeee. Manmussjagehorchenblablabla.

Sie packt ihre Siebensachen und dackelt dem Knappen hinterher.

Na, und wer ist der geheimnisvolle Ritter? Jawohl, der feiste Giselbert. Und wer ist noch im Zimmer? Jawohl, Randolf und die beiden anderen Kumpels. Wenn das Fernsehen schon immer Wiederholungen bringt, warum dann nicht auch Bücher?

„[...] Niemand wird Dir glauben. Niemand wird dir helfen. Ich kann dich jeden Tag holen lassen, und du kannst nichts dagegen tun. Hast du das verstanden?"


Kurz und knapp, die vier Herren bringen ein Reenactment ihres erfolgreichen Stückes „Verwarnung am Waldrand". Meh.

Ich glaube, ich habe irgendwo noch Dominosteine.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Die Hebamme XXVI – Feine Fäden

Hedwig, auch gewitzt und blitzgescheit, erkennt natürlich sofort: es ist gut, dass Herr Kaiser von einer Bestrafung absieht, aber schlecht, weil sich die Verschwörer wohl nur sehr schwer mit dem Leu einigen werden.

Sie will Dietrich suchen, da kommt ein Page angewackelt und bittet sie zu Kaiserin. Da guck. Bei der Kaiserin angekommen ergehen sich die beiden Frauen im alten Spiel des „Ich sage was völlig Harmloses und hoffe, dass Du die geheime Bedeutung dahinter verstehst."

Das geht ein paarmal hin und her, zusammenfassend sagt die Kaiserin, dass Hedwig mal ein bisschen beruhigend auf ihren hitzköpfigen Mann einwirken soll, dann wird sie, die Kaiserin, dafür sorgen, dass Otto die Mark Meißen behalten darf.

Außerdem teilt sie verschlüsselt mit, dass dem Leu die Erzgruben Gosslars abgenommen werden würden, was Hedwig ihrem Vater und Ehemann mitteilen solle, auf dass diese dem Friedensschluss zustimmen mögen.

Die Spannung bringt mich noch um.

Hedwig rennt zum Versammlungssaal und wartet darauf, dass jemand hinauskommt, dem sie die gute Neuigkeit mitteilen kann. Holde Froide, kaum ist sie da kommt ihr Bruder aus dem Raum gestürzt und sie kann ihm verkünden, dass alle doch mal unter einem Vorwand die Gespräche unterbrechen sollen, sie hätte eine wichtige Neuigkeit. Schön. Dietrich der Ältere wird das also wuppen. Sehr fein.

Marthe (Ah! Endlich wieder vertrautes Terrain!) bringt währenddessen Dietrich den Jüngeren zu seiner Kinderfrau, die Marthe mit einem giftigen Blick bedenkt, weil sie den Kaiser sehen durfte und die Kinderfrau eben nicht.
Ja, wahre Anmut, Schönheit und Begabung trifft halt immer und überall auf Neider. Das Böse ist immer und überall.

Unsere Heroine schlüpft wieder in ihre Klamotten und versinkt in tiefes Nachdenken über ihre Beobachtungen, da kommt Susi vorbei und zerrt sie mit auf den Markt. Sie meint wahrscheinlich, Marthe könne ruhig mal ein bisschen Spaß haben.

Noch mehr Spaß als sie im letzten Jahr ohnehin schon hatte?

Diesmal war Marthe froh über die Abwechslung, denn inzwischen machte sie sich große Sorgen darüber, was sie Hedwig berichten sollte. [...] Und Christians abweisendes Verhalten ängstigte sie so sehr, dass ihre Gedanken ständig darum kreisten statt um Hedwigs Auftrag.

Ja. Weil Hedwig sie bestimmt köpfen, vierteilen und auspeitschen lässt, wenn sie nicht genaueste geheimste Details aller Gedanken aller Anwesenden zu berichten weiß. Ja, nee, klar.

Jut, sie sind auf dem Markt und wen treffen sie da? Jodokus von Quack! Also, Ludmillus den Spielmann! Marthe plant gleich wieder Segen und Wohltaten für die ganze Menschheit und überlegt, ob sie Jodokus nicht an Hedwig vermitteln könnte, die ohnehin grade einen Spielmann für den Burgberg sucht. Neeee, watn Zufall!

Ludmillus muss aber grade mal die aktuellen Brötchen verdienen und man verabredet sich für später.
So ziehen Marthe und Susi los, feilschen, begucken sich alles, kaufen ein Messer (denn Marthe kauft natürlich nichts für sich, vielleicht ein paar Sämereien, mit denen sie dann auch wieder Leute heilen kann, aber ansonsten ist alles nur für ihre Stieftöchter und Karl und überhaupt), kaufen Haarbänder, Marthe hält Susi davon ab, einen gefälschten Liebestrank zu kaufen („Schafpisse, vermischt mit Baldrian") – da schlägt ihr geheimer Marthesinn Alarm!

Sie sieht eine Gestalt davonhuschen, die sie für den ehemaligen Astrologen (Loisl der Giftige, ne?) Ottos hält. Könnte er nun zum Gefolge des Löwen gehören?

Na, gut, dass Marthe Bond Jodokus kennt. Sie beschließt, dass der ja vor des Leus Leuten spielen und Ausschau nach Loisl halten könne.

Aus.


... ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dieses Kapitel war ja noch langweiliger als das vorhergehende. Laut Pursis Vorhersage erwarten uns dann demnächst ... extrem unschöne Dinge.

Dienstag, 27. Januar 2009

Die Hebamme XXV – Juni 1168, Hoftag in Würzburg

Ohohoh.

Meine Opossumreflexe werden mir nun zum Verhängnis, denn dieses Kapitel besteht fast rein aus Hofgeschwafel, wer wann was gegen wen intrigierte und dergleichen mehr.

Ohohoh.

Na, das wird was werden.

Unser Grüpplein ist also in Würzburg (erwähnte ich schon die lausige Verkehrsführung?) angekommen und der Kaiser hält Hof. Kostbar gewandete Würdenträger und hohe Adelige stehen dicht an dicht, Lautenspieler spielen die Laute, es duftet nach exotischen Essenzen und Schmuck und Geschmeide und Stickereien funkeln im Sonnenlicht.

Hedwig beschert uns eine Rückblende in ihre Kindheit und was der Kaiser so in der Vergangenheit getan hat. Oh, es ist Barbarossa. Ja, doch, den kennt man. Seine Haltung ist übrigens stolz. Wunderbar. :opossum-zuck:

Jetzt wird der Kaiser begrüßt, er ist auch sehr selbstbeherrscht und lässt sich nicht anmerken, dass er über die Verschwörung gegen Heinrich den Löwen verärgert ist. Wunderbar. :opossum-zuck:

Dann wird Dietrich Zweitsohn dem Kaiser vorgestellt, er spricht klar und deutlich, und wird deswegen gleich an den Hof zur Ausbildung gebeten. Wunderbar.

Marthe ist auch da, in einem tollen, geliehenen Kleid, denn sie soll alle Anwesenden beobachten und ihre Eindrücke danach dann Hedwig schildern. Hedwig scheint ihre pesonderen Gahben zu erahnen. Wunderbar.

Ein weiterer historischer Exkurs über Beatrix, die Ehefrau des Barbarossa, die ihn vor 10 Jahren mit 13 geheiratet hatte. Dass sie ja auch blitzgescheit und wunderschön wie Hedwig und Marthe sei und sich auch nicht damit begnügte, Kinder zu bekommen und über Schwangerschaften zu reden. Wunderbar. :zuck:

Nach dem Defilee spricht dann der Kaiser. Er betrachte den Löwen noch als Vertrauten und die Verschwörer mögen vortreten. Was diese tun und sich als recht zahlreich erweisen. Zum Glück ist Marthe anwesend, die mit ihrem skalpellscharfen Verstand die Situation analysiert.

Was auch geschehen war – der Kaiser, so schien ihr, war in einer schwierigen Lage. Wenn so viele seiner Fürsten Krieg gegen seinen mächtigsten Vasallen führten, konnte er das nicht hinnehmen, wenn er den Löwen weiter stützen wollte. Aber eine Revolte solchen Umfangs vermochte das ganze Reich zu erschüttern. Wenn sich die Hälfte seiner Fürsten gegen den Löwen erhoben hatte, würde der Kaiser kaum pber ihre Beweggründe hinweggehen können.
Ob den Kaiser ähnliche Gedanken bewegten?

Da bin ich mir völlig sicher, auch wenn man nicht sicher weiß, ob er auch so intuitiv genial war wie es Marthe ist. Aber irgendwie sowas wird er sich schon dabei gedacht haben.

Der Kaiser verkündet also, dass er von einer Bestrafung absehen wird, wenn alle Beteiligten einen Waffelstillstand (Vertipper, aber wird behalten) schließen, sie hätten eine Woche um die Bedingungen auszuhandeln, hugh, ich habe gesprochen.

Was soll ich Hedwig nur berichten, dachte Marthe besorgt. Dass von denen hier niemand zum Einlenken bereit ist, dürfte der Markgräfin längst klar sein.

Jöööh, das wird noch richtig spannend so wie's aussieht.


... hoffentlich.


Anm. d. Red.: Also samma hier, wasn das fürn Kapitel? Keiner hat Sex, keiner wird belästigt, keiner wird unterdrückt oder benachteiligt oder verfolgt oder geschwängert.
Marthe hat auch keine Visionen oder heilt ratzeputz mal eben den gesamten Hofstaat vom Ausschlag. Und Chris kommt gar nicht mal erst vor!

Ich bin echt, also, also nee!

Montag, 26. Januar 2009

Die Hebamme XXIV – Unterwegs zum Kaiser

Eigentlich sollte ich aufgrund der tiefgehenden Bedeutung dieses Kapitels alles in flammendem Pink schreiben und die i-Pünktchen durch Herzchen ersetzen, aber das wäre erstens eine Schweinearbeit und zweitens möchte ich euch das nun doch nicht zumuten.

Stellt es euch also bei Bedarf einfach vor. Alles rosapink. Mit Herzchen. Danke.

Jut, Otto, sein Hofstaat, Chris und Marthe sollen also in glücklicher Gemeinschaft zum Kaiser nach Würzburg reisen (was eine sehr schöne Stadt ist. War. Aber schreckliche Verkehrsführung.).

Marthe kann es gar nicht fassen. Da denkt man jahrelang, man würde für immer und ewig mit der alten Serafina in ihrer Kate leben und tumbe Bauern im Umkreis eines Tagesmarsches mit Weisheit und Heilkundigkeit beglücken und auf einmal macht es *wuppes* und man ist auf dem Weg zum Kaiser.

So sind sie nun alle auf dem Weg, Marthe hauptsächlich bei Zweitsohn Dietrich, der, ich zitiere, nahezu grenzenloses Vertrauen in ihre Heilkünste hat.
Wie schön für ihn.

Einen Teil ihrer Zeit verbringt sie auch mit Magd Susanne, die unglücklicherweise einem namentlich nicht genannten Ritter nicht mehr ausweichen konnte und nun nach dem Hoftag, dank Hedwigs Intervention, schnell mit dem Gehilfen des Schmiedes verheiratet werden soll. Damit sie noch ein außergewöhnlich weit entwickeltes 7-Monats-Kind zur Welt bringen kann. Das wird es ihr ersparen, in ein Hurenhaus vor den Toren der Stadt ziehen zu müssen.

Wie uns mit wirklich ausdauerndem Enthusiasmus ins Hirn gehämmert wird, dass Bauern, insbesondere Frauen, nur wehrloses Freiwild sind, ist schon bemerkenswert. Ich weiß zu wenig über die damalige Zeit um da jetzt ein fundiertes Urteil drüber abgeben zu können, aber ... irgendwie ... :fuchtel:

Dank Josies Hilfe beherrscht Marthe nun jedenfalls ihre wunderbaren Kräfte und kann nun spüren, wie es in einem Menschen aussieht, kann Gefahr erahnen und überhaupt noch viel mehr so praktischer Dinge. Oh, und Randolf vermeiden. Sie spürt seine Nähe sowie die seiner Kumpane und verkriecht sich dann.
Praktisch, so eine Gabe. Hätte ich manchmal auch gerne. Hust.

Namen bekommen die Gauner auch noch: der feiste Giselbert, Locken-Elmar und Ekkehart mit dem stechenden Blick. Wir können also davon ausgehen, dass sie in Zukunft noch eine Rolle (grade Wolle geschrieben, hmmm) spielen werden, nachdem sie nun durch eigene Namen geadelt wurden.

Marthe will nicht auf die vier treffen und überhaupt möglichst jede Begegnung vermeiden.

In ihr lebte nach wie vor die Hoffnung, geheim halten zu können, dass Randolf sie [verwarnt] und bedroht hatte. Vor allem Christian durfte nie davon erfahren – um ihretwillen, um seinetwillen und um des Dorfes willen.

... and for all mankind! Das Wohl und Wehe so vieler Leute ruht mal wieder auf Marthes zarten Schultern. Aus großer Macht erwächst große Verantwortung.

Aber das sind nicht die einzigen Sorgen, die Marthe plagen. Nein, sie hat NOCH MEHR! Josie ermahnte sie, alle ihre Visionen ernst zu nehmen. Wir erinnern uns an die erste „drei werden sterben, einer uns alle verraten"-Vision? Drei sind gestorben und nun grübelt unsere Weltretterin darüber nach, wer wen wann wie verraten wird.

Sie hat es echt nicht leicht, die Marthe.

Susi die Magd zieht Marthe dann noch damit auf, dass Lukas wohl in sie verliebt wäre, höhöhöhöhö, und dass sie sich Ritter Christian lieber aus dem Kopf schlagen sollte. Marthe ist ein Üddelchen entsetzt darüber, dass es wohl so offensichtlich ist.

„Sag nichts", meinte Susanne leichthin. „Ich sehe doch, mit welchen Blicken Du ihm nachschaust. [...] Und eher gefriert die Hölle, als dass ein Ritter eine Niedriggeborene heiratet."

Diese Liebe ist unmöglich, weil Ritter und Niedriggeborene und überhaupt und sowieso und Montag ist's außerdem. Dideldidu. Ein Gesetz der FFs besagt, dass etwas mit umso größerer Wahrscheinlichkeit eintritt, je öfter im Vorfeld erwähnt wird, dass es unmöglich sei.

Also bitte.

Zeitsprung zum Abend des gleichen Tages. Marthe schlendert grade gemütlich und vor allem alleine von der einsamen Latrine am Waldrand wieder Richtung Lager, da überkommt sie urplötzlich das Gefühl von Gefahr. Leider ist der Stein dann doch schneller, trifft sie an der Schläfe und alle Lichter gehen aus.

Wollen wir mal raten, welcher der zahllosen Feinde ihn geworfen hat?

Richtig, es sind Luddi und Ossi, die Marthe entführen und quer durch den Wald in eine Hütte schleppen. Weil wegen in Ruhe Rache nehmen und so. Marthe versucht es noch auf die Hexentour („Tut mir was und ich verfluche euch, aber sowas von!"), was aber leider nur Luddi einschüchtert.

Nachdem wir nun in den Hades des Bondage eingelaufen sind, wird Marthe fachgerecht rückenfrei an einen Balken gebunden, um an Ossis liebstem Hobby teilzunehmen: Leute auspeitschen.

Najanun, im Mittelalter musste man nehmen, was man kriegen konnte, selbst bei Hobbys. 's gab ja nix, die hatten ja nix.

Vorher wird Marthe Sue natürlich noch darauf eingestimmt, indem er ihr vors Gesicht schlägt, so dass sie an den Balken knallt. Soifz. Wir haben es ja verstanden, ist dann mal gut jetzt?

Trotz ihrer Angst spürte Marthe deutlich, wie jener kranke Rausch Oswald überkam, den die Bewohner von Wufharts Dörfern mehr als alles andere zu fürchten gelernt hatten. [...] Sie würde unter Oswalds Peitsche sterben.


Aber vorher, so richtig dramatisch im allerallerletzten Augenblick, Ossi hat die Peitsche schon erhoben, da knallt die Tür mit lautem Krachen an die Wand, Christian ex machina springt herein und hält Ossi sein Schwert an die Kehle! Raimund kommt hinterher und springt ebenso mit Luddi um. Lukas ist auch noch irgendwo.

Puh! Das war aber knapp! Man hat ja so richtig mitgefiebert hat man, ne, weil, so in der Mitte des Buches die Hauptfigur umzubringen, um die sich alles (und zwar ALLES) dreht, das wäre schon fies gewesen.

Ich gehe mal eben meine Herzmedikation nehmen. Puh. Schnauf. Du meine Güte.

Raimund und Lukas bringen auf Chris' Geheiß Ossi und Luddi nach draußen, während sich Chris um die arme Marthe kümmert.

Er legte seine Arme um die bebende Marthe und zog sie an sich.
„Es ist vorbei. Sie können dir nichts mehr tun", sprach er beruhgend auf sie ein. Sie sackte erneut auf die Knie.
Christian kniete ebenfalls nieder und nahm vorsichtig ihr Gesicht in die Hände. „Hab' keine Angst mehr", sagte er leise. Sanft strich er ihre Tränen weg.
Während er sie hielt, wurde ihm mit überwältigender Klarheit bewusst, was er sich nie hatte eingestehen wollen: Er liebte und begehrte diese junge Frau. Selbst die Erinnerung an Luitgard verblasste neben ihr.
Er konnte seine Gefühle nicht länger leugnen. Vorsichtig berührten seine Lippen ihre, fühlten, wie sie kurz erstarrte und dann kaum merklich seinen Kuss erwiderte.
In all den Jahren seit seiner Ausbildung zum Ritter hatte Christian Beherrschung als eines der Ideale seines Standes verinnerlicht. Dich jetzt war das vergessen. Sein Kuss wurde leidenschaftlich, seine Hände fuhren durch ihr seidiges Haar, das er nun zum ersten Mal seit langem wieder unbedeckt sah, glitten sanft ihren Hals entlang und auf ihre bloße Schulter.

Sie zuckte zusammen.
Sofort ließ er von ihr ab.
Wie konnte er nur ihre Verwirrung ausnutzen!

Ja, genau! Wie kann er nur!

Würde sie glauben, er wollte so eine Dankesschuld eintreiben, die zu zahlen sie sich verpflichtet fühlte?

Ja, also, das wäre auch ganz fürchterlich. Wenn schon, dann freiwillig und voller Leidenschaft! Jawohl! Alles andere wäre Beschiss und Verrat an den treuen Lesern, die wir sind. Gewissermaßen. :fuchtel:

„Verzeih mir", flüsterte er schließlich heiser. „Die Sorge um dich hat mich kopflos gemacht."
Er hüllte sie in seinen Umhang und trug sie wortlos nach draußen.


Aber unser ehrenhafter Chris hat die Selbstzerfleischung nicht für sich gepachtet, oooohhhh nein!

Marthe schloss die Augen und haderte mit sich. Eben noch hatte sie den Tod vor Augen gesehen (mal wieder – Anm. d. Red.) – und sich dann aufgeführt wie eine läufige Hündin!
Was hatte sie sich dabei gedacht, als sie seinen Kuss erwiderte?

Ja, genau! Wie konnte sie nur!

Nichts. In diesem Augenblick war in ihr einfach kein Platz für Gedanken gewesen. Seine zärtliche Berührung hatte sie mit einem Gefühl erfüllt, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. [...]
Er war ihr Herr. Sie hätte sich ihm nicht verweigern können, hätte er sie gleich in der Hütte nehmen wollen. Und ein Teil von ihr hatte es sich sogar gewünscht. Das war ihr unbegreiflich. [...]
Aber was würde er jetzt von ihr denken? Und wie sollte sie ihm jemals wieder gegenübertreten?

Für jemanden der angeblich spüren kann, was Leute fühlen und denken und wie sie so drauf sind, tappt Marthe grade ziemlich im Dunkeln, kann das sein? :ugly:

Lukas mit den Lenden ist natürlich extrem sauer auf Ossi und Luddi, vor allem weil diese die weiße Haut zerfetzen wollten, die er, Lukas, sich noch nicht einmal zu berühren traute. Not making this up.

Ossi sucht sein Heil in der Flucht, findet aber das Messer des wütenden Lukas und das war's dann wohl für Ossi. Tjo.

Christian musterte seinen Knappen mit durchdringendem Blick.
Er weiß es, dachte Lukas beklommen. Er weiß es, dass ich ihn töten wollte. Und er weiß auch, warum. Weil ich Marthe rächen musste. Weil ich Marthe liebe.

Eine potenziell peinliche Situation. Der eine küsst sie in der Hütte, der andere liebt sie. Wo ist eigentlich Raimund? Ach, nee, der ist ja glücklich mit Lizzie verheiratet, der ist unwichtig.

Chris meint dann noch, dass Lukas sich um Marthe kümmern soll, was der natürlich gerne tut. Er erzählt ihr dann auch noch, dass er und Chris die beiden schon heute Mittag in einem neu hinzugekommenen Trupp entdeckt hatten, aber dummerweise hatten sie sie aus den Augen verloren und auch nieeeee gedacht, dass sie Marthe auflauern könnten.
Helden. :-p

Zurück in Ottos Tross flickt Marthe ihr Kleid, sucht sich einen Platz zum Schlafen und starrt den Ereignissen angemessen erst mal ins Leere.

Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich gehe jetzt erst mal duschen. Zu viel schwüle Romantik heute, neenee.

Samstag, 24. Januar 2009

Die Hebamme XXIII – Schnelle Entscheidungen

Jungejunge, ich liebe dieses Kapitel.

Üüübrigens, wo wir es grade davon hatten: bestümmte Damen dürfen sich Christian natürlich auch sehr gerne so oder so vorstellen. Insofern sie das nicht ohnehin schon längst tun.

So. Genug des Herumgetändels, gehen wir in medias res, genauer gesagt, begleiten wir Otto in den Kerker, in dem Chris seit einem halben Tag darbt und schmachtet.
Denn zu aller Erstaunen lässt Otto sich Christian nicht liefern sondern steigt tatsächlich höchsteigenspersönlich hinunter, um ihn zu befreien.

Otto zeigt sich großzügig.

„Es gab schwer wiegende Anschuldigungen gegen Euch, doch die scheinen nun widerlegt. Ihr seid ein freier Mann. Als Entschädigung für die Unbill gebe ich euch die Tochter des Haushofmeisters zur Frau."


Knallwumms!

Christian ist, ich zitiere, ebenso verblüfft wie angewidert.

„Habe ich die Wahl zwischen dem hier" – er wies auf Stroh und Ketten – „und ihr?"


Otto ist sich einen Augenblick lang nicht sicher, ob er einen weiteren Wutanfall bekommen soll, entschließt sich dann aber, Humor zu zeigen. Haha, Chris sei ja ein wahrer Scherzkeks, aber so wird's nun mal geschenen und basta! Edelgard sei eine gute Partie und kein Mann könne sich mehr wünschen von einer Frau.

O doch, dachte Christian grimmig, und das weißt du genau. Wer kluge Frauen wie Hedwig oder Marthe schätzen gelernt hat, der mochte sich nicht mehr mit Mädchen abfinden, die nur über Männer, Schwangerschaften und das Sticken schwätzten.

Hach! Mein Held! :anhimmel:

Die Vehemenz, mit der Otto auf der Hochzeit besteht, bestätigt Christian ein gewisses Gerücht: dass Edelgard sich Ottos besonderer Gunst erfreut hatte und nun schnell heiraten muss, bevor in ein paar Monaten ein kleiner Günstling den ersten Kräher tut.

Christian beherrschte nur mit Mühe seinen Zorn. Er hatte derzeit nicht die Absicht zu heiraten – und schon gar nicht dieses unerträglich dumme Mädchen. Von einer misslichen Lage war er in die nächste geraten. Und diesmal schien es keinen Ausweg zu geben.
Otto hingegen stapfte zufrieden nach oben. Mit einem Schlag hatte er gleich zwei Probleme gelöst.


Jahaha, denkste, Bübele!

Hedwig ist nun wirklich, WIRKLICH stinksauer und schäumt vor Wut.

„Als Wiedergutmachung für dein Misstrauen und die Nacht im Kerker soll Christian diese Gans heiraten, die _deinen_ Bastard unterm Herzen trägt?", schrie sie ihn an.
Otto zuckte zusammen. Er hatte gehofft, Hedwig habe nichts von seiner Affäre erfahren, aber er hatte sie wieder einmal unterschätzt.


Tjaaaaaa. Hedi und Otti diskutieren noch ein wenig herum, dann spielt Hedwig ihren Trumpf aus: überhaupt hätte Chris ja überhaupt keine Zeit für Brautwerbung, Hochzeit und Tüdelüt, wenn Otto Gewinn aus der Neuigkeit schlagen wolle.
Otto: Welche Neuigkeit?
Hedwig: *augenroll* Na, das frag ihn mal besser schnell selbst.

Chris macht sich grade etwas frisch, da kommt schon ein Page und bestellt ihn zum Markgrafen.

Otto ist vom Silber entzückt und zusammen schmieden die Männer Pläne zum Abbau. Die Salzkärrner würden da im Harz jemanden kennen, der jemanden kennt, der unter der Abgabenlast stöhnt (who doesn't, huh?) und bereit wäre, nach Christiansdorf zu reisen, wieviel Geld man aus den Minen schlagen könne, also, so vermutlich und wie man vom Kaiser (gegen den man grade so ein bisschen intrigiert hatte, indem man sich mit anderen gegen seinen Günstling den Löwen verschwor) die Abbaugenehmigung bekommen könne, und, ach übrigens, wenn Christian nicht an dieser Hochzeit gelegen sei müsse er Edelgard natürlich nicht heiraten.

Shiny. Wäre dieser Stein auf dem Weg zu ChrisundMartheforever auch erst mal aus dem Weg geräumt.

Apropos ... Hedwig wünscht Marthe zu sehen. Chris erklärt, dass er sie erst mal wegräumen hat lassen, so aus Sicherheitsgründen, er sie aber gerne schnell wieder herholen werde.
Jawoll, meint Hedwig, das soll er ma tun. Außerdem wünsche sie, dass ihr Sohn noch ein wenig von Marthe betreut wird und die Heilerin alldieweildeswegen mit dem Hof nach Würzburg (tolle Stadt, aber grauslige Verkehrsführung) reisen solle.

Hoppeldipoppelgaloppel geht es zu Josefas Hütte.

Als Christian Josefas Hütte betrat, stieß Marthe einen hellen Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. Wieder kamen ihr Tränen, doch diesmal vor Erleichterung.

Josefa begrüßt ihren Ziehsohn ebenfalls und der schildert erst mal, wie es ihm so ergangen ist. Von der Hochzeit erwähnt er lieber mal nichts, seine Trommelfelle schmerzen wahrscheinlich noch von Marthes erstem Schrei.

Der Anblick von Marthe, die ihn kaum aus den Augen ließ und vor Freude strahlte, hatte ihn das schon wieder vergessen lassen und wärmte sein Herz.

Und nicht, ich erwähnte es bereits, seine Lenden. Weil. Ehrenmann. Jawohl.

Josefa schickt Marthe dann raus zum Spielen, weil sie ein paar private Worte mit Chris wechseln will.

„So etwas wie sie habe ich noch nicht erlebt, Sie weiß nicht nur alles, was ich ihr über Kräuter und Salben hätte beibringen können. Sie hat wirklich heilende Hände. Eine außerordentliche Begabung. [...] Du wirst staunen, sie dabei zu erleben. Aber sie wird nun noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, selbst, wenn sie sich vorsieht. Du musst sie beschützen."

Wie, noch mehr Aufmerksamkeit? Ist das überhaupt noch möglich?

Darüber hinaus trägt Josie ein bisschen dick auf finde ich. Blabla wunderbar, supertolligst, perfekt, kann alles, weiß alles, Gabe stärker als bei allen, die es bisher gab, Wunderkind, one of a kind, blablabla.

Dann basilikumiert Josie noch etwas darüber, dass Chris und Marthe noch schwere Zeiten bevorstehen werden, aber alles ein gutes Ende finden werde. Jawohl.

Josefa schwieg eine Weile und sagte dann: „Sie hat sich die Augen ausgeweint deinetwegen. Verschließ Dein Herz nicht gegen sie!"
[...]
„Das werde ich nicht. Das habe ich nie getan."


Hachja!


Schönes Wochenende dem Volk da draußen, Montag geht's weiter.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Die Hebamme XXII – Unter Verdacht

Lösen wir den fiesen Cliffhanger also mal auf.

Hedwig sitzt nichtsahnend in der Kemenate, da kommt Otto hereingestürmt, schnaubend wie ein Büffel, blind vor Wut. Er brüllt alle Hofdamen zur Tür hinaus und packt Hedwig.

„Hure! Verräterisches Weib!"


Hedwigs gesamtes Dasein ist erst einmal ein gewaltiges Böh. Sie möchte schon nachfragen, was um Gottes Willen denn los sei, aber Otto ist keinerlei rationalen Argumenten zugänglich. Sie solle schweigen, sonst werde er sie auf dem Hof auspeitschen lassen.

Feststellung #1: Raffiniert! So behält man immer Recht, egal, welchen Schlonz man grade verzapft. Man muss nur verhindern, dass der Andere was sagt.

Otto reißt eine Schnur von den Bettvorhängen und fesselt Hedwig damit an einen der Bettpfosten.

Feststellung #2: Nach den ganzen Vergewaltigungsphantasien sind wir jetzt offensichtlich bei Bondage-SM angekommen. Na bravo.

Otto stürmt hinaus und hinterlässt eine recht überraschte Hedwig, die sich fragt, was denn nun schon wieder sei.


Wir haben so eine gewisse Ahnung, right?


Right. Denn schon im nächsten Kapitel wird Christian verhaftet und in den tiefsten, dunkelsten, feuchtesten und rattenverseuchtesten Kerker der Burg geworfen.
Bevor die schurkischen Schergen des Markgrafen ihn hinfortschleppen ruft er Raimund noch zu, er möge an sein verletztes Bein denken. Der versteht natürlich sofort: er soll Marthe in Sicherheit bringen.

Hach, unser Chris ist schon so ein selbstloser Held. Und gutaussehend. Und heldenhaft.

Raimund eilt zu Marthe, die entsetzt sich die Schuld gibt, schließlich habe sie den Medicus verärgert. Die Tatsache, dass sie im selben Atemzug erzählt, dass Otto Hedwig Untreue vorwirft und es deswegen einen Riesenstreit gab tut ihrem Märtyrertum allerdings keinen Abbruch. Sie muss ja Schuld sein, OMG! Soifz.
Anyhoo, Ray versteckt sie erst mal bei seiner Frau, um noch schnell vorher mit Christian zu reden.

Der sitzt im Kerker und poliert seinen Galgenhumor. Ray teilt ihm mit, dass Hedwig wegen Untreue in Ungnade fiel und beide reimen sich zusammen, dass Chris' Verhaftung wohl irgendwie irgendwas damit zu tun haben könnte.
Schöner Mist, ohoh.

Ray bringt Marthe dann zu Josefas Hütte.

Die Alte schien wenig überrascht, als sie eintrat. Aufmerksam musterte sie Marthes Gesicht und sagte dann nur: „Ich sehe, jetzt bist du bereit."

Jau. So lasset die Transformation zur SuperMarthe beginnen. :ugly:

Dieweil im Morgengrauen auf der Burg.
Otto kehrt zu Hedwig zurück und stellt sie zur Rede. Die keift ihn erst einmal an, was ihm überhaupt einfiele, sie hier so beschuldigen, also echt mal jetzt!

Otto: Mach mir doch nix vor! Was ist mit den heimlichen Treffen mit Christian?
Hedwig: Absurd! Dermaßen absurd, dass selbst Du merken solltest, dass hier jemand Ränke schmiedet!
Otto: Pfht!
Hedwig: Wohl! Christian ist Dir treu ergeben! Außerdem hat er grade wieder Deinem Sohn das Leben gerettet! SO!
Otto: Wie jetzt ... öhm ... ABER DAS PERGAMENT! *wedel* Ein Liebesbrief!
Hedwig: Wenn ich einen Liebhaber hätte, dann würde ich GANZ BESTIMMT KEINE schriftlichen Beweise hinterlassen! Ich weiß ja nicht mal, ob Christian überhaupt lesen kann!
Otto: Lag zwischen Christians Sachen, das!
Hedwig: Ach, das könnte jeder da hingelegt haben! Der Postbote! Der Gasmann! Der Kammerjäger! Ist doch ein ständiges Kommen und Gehen hier!

Sie keifen noch ein wenig hin und her und so langsam dämmert Otto, dass er hier vielleicht so ein bisschen falsch liegen könnte. Noch ist sein männliches Ego nicht bereit, das zuzugeben, aber er lenkt ein und lässt Hedwig Essen bringen, während er sich die Sache nochmal genauer ansieht.

Ja, und was ist? Das Kompott(sic) lässt sich tatsächlich ganz leicht aufklären. Randolf hat ihm immer wieder Gift ins Ohr geträufelt, wenn Hedwig und Chris miteinander sprachen. Dann hat eine Dienerin eine verhüllte Gestalt gesehen, die aus Chris Kammer huschte. Otto kann es drehen und wenden wie er will, er hat Ganz. Großen. Mist. gebaut.

Er kehrt in die Kemenate zurück und steht zerknirscht vor seiner Frau. Die ist gehörig angesäuert.

„Ich bin immer Deine erste und wichtigste Verbündete gewesen. Und ausgerechnet jetzt, wo uns der Hoftag beim Kaiser bevorsteht, [...] wirfst Du alles beiseite und hörst auf den ersten besten Verleumder."


Otto windet sich noch ein bisschen, während Hedwig, natürlich nur tief in ihrem Inneren, darüber kontempliert, dass sie insgeheim natürlich schon manchmal davon phantasiert, in Christians Armen zu liegen, ne, aber das darf natürlich keiner wissen und überhaupt sind die Gedanken frei und ihr wurde Unrecht getan, jawohl!

Sie meint also, immer noch verstimmt, dass Otto dann mal seinen Hintern bewegen solle, um das begangene Unrecht wieder gutzumachen, schließlich säße noch immer ein Unschuldiger im Kerker.

Jawoll, meint Otto, er würde gleich hinuntersteigen und ihn befreien. Und dann gäbe es ein großes Fest zum Zeichen der Versöhnung.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Die Hebamme XXI – Zurück auf dem Burgberg

Marthe, Christian und Lukas reiten also ein Jahr nach der ersten Reise wieder nach Meißen. Die Reise ist weitestgehend ereignislos, wenn man mal von den beiden gepfählen, halb verwesten Ehebrechern auf Meißens Richtplatz absieht. Marthe ist nicht amüsiert.

Die Burg ist relativ verlassen, was dem Hof-Connaisseur verrät: Otto ist momentan außer Haus. Aber immerhin ist Kriemhild, pardon, Hedwig da. Die ist heilfroh, Chris und Marthe Sue zu sehen. Dietrich, ihr Zweitgeborener, ist wieder krank und sie musste schon nach dem Medicus schicken. Marthe solle doch schnell zu Dietrich eilen und ihn heilen.

Der Medicus, ein Stümper vor dem Herrn, ist mal wieder dabei, Dietrich mit seiner uninspirierten Kurpfuscherei umzubringen. Marthe lässt alle guten Vorsätze sausen, springt den Medicus an und zieht ihm einen Kerzenleuchter über den Schädel.

... najaa. Aber das wäre doch mal eine schöne Szene gewesen, oder?

Nein, sie sieht nur, dass der Medicus den armen Buben mit Blutegeln spickt und tickt ein wenig aus.

„Was tut ihr da – Ihr bringt ihn um!", schrie Marthe entsetzt.
Der Medicus schnaubte verächtlich. „Weg mit dir, dummes Ding! Jeder gebildete Mann weiß, dass Blutegel das sicherste Mittel gegen Fallsucht sind, abgesehen vom Blut eines Gehenkten – und das wird heute noch geliefert."
[...]
Marthe drehte sich verzweifelt zu Christian um. „Herr, das wird den Jungen töten!"

Ja, seine eigene kleine Privatarmee immer dabei zu haben ist schon recht praktisch, wenn die Welt die eigene Genialität so gar nicht anerkennen will.
Chris überlegt also nicht lange und erklärt dem Arscht, dass er sofort vom Jungen abzulassen und das Zimmer zu verlassen hätte!
Als kleine Überzeugungshilfe richtet er dann noch sein mächtiges Schwert auf den Medicus, was diesen dann letztendlich doch irgendwie überzeugt.

„Das wird euch noch Leid tun! Ihr habt keine Ahnung, mit wem Ihr Euch da anlegt!"

Jajajaddaja. Ein weiterer bornierter Kleingeist, der sich zum Feind des einzigen Funkens von Anstand, Indelligendz und Rechtschaffenheit in einem sonst so finsteren Zeitalter macht.

Marthe macht sich an die Rettung Dietrichs, Hedwig kommt hinzu, wird über die Lage aufgeklärt und verfügt, dass gefälligst jeder zu tun hätte, was Marthe so sagt.
Würden das doch alle tun. Das Buch wäre kürzer, aber die Welt viel schöner.

Chris und Hedwig ziehen sich dann kurz mal zurück, um Neuigkeiten auszutauschen. Blabla, Kaiser, Italienfeldzug, oh, Würzburg, nett, Friedrich, Seite des Löwen, tideldum. :opossum:

Ritter C. meint, es träfe sich gar vortrefflich, dass Otto Geld bräuchte, er hätte da eine vertrauliche Nachricht. Hedwig winkt alle Bediensteten an den Rand der Halle und Chris flüstert ihr die Neuigkeit des Silbers ins feine Öhrchen. Sie ist entzückt und ergreift seine Hand. Dann verlassen sie unter den misstrauischen Augen der Dienerschaft den Raum.

... wir ahnen, was kommen wird, wenn Otto kommen wird? Noch am selben Abend? Haben wir da so eine Ahnung? So eine klitzekleine?

Innerhalb der Stunde, die sich Chris und Hedwig besprachen, hat es Marthe mal wieder geschafft: Dietrich ist wieder bei Bewußtsein und noch etwas blass, aber soweit wieder hergestellt, dass er gleich mit Christian ausreiten will. Yes, Marthe can eben!*

Kaum hat Hedwig Zeit, Marthe überschwänglich zu danken, da gibt es ein großes Getöse und Trara: Otto kehrt heim und ist missgelaunt wie immer.
Hedwig richtet ihm aus, sie hätte gute Nachrichten und lässt den Tisch in der Kemenate mit seinen Lieblingsspeisen decken.

Ahnungslos sitzt sie da, als plötzlich ... CLIFFHANGER!

_ _ _ _ _

* Ich bin mal gespannt, wie lange die Anspielung auf den Obama-Wahlkampf noch im allemeinen Bewußtsein bleibt und verstanden wird. :-D

Dienstag, 20. Januar 2009

Die Hebamme XX – Mai 1168

Mal keine Telltale-Überschrift. Da guck. Aber dank Centi können wir gewappnet und informiert in dieses Kapitel gehen.

Ein gutes halbes Jahr ist vergangen und Marthe werkelt im Gemüsegarten. Da ereilt sie die Nachricht, dass die zwei Salzbrüder (wir erinnern uns noch an die Erfindung der Chiropraktik?) grade im Dorf angekommen seien. Grosse Freude allenthalben. Marthe bewirtet Hans und Friedrich mit Bier und Brot, man plaudert und fasst Mut für den unabdingbaren Höflichkeitsbesuch beim Dorfältesten (Socke) und sin Fruu (Griseldis, die Megäre*).

Nach kurzer Zeit schon tut Friedrich aber gar geheimnisvoll und fragt nach Chris, denn er hätte eine wichtige Nachricht für ihn. Der ist grade irgendwo im Wald unterwegs, aber Marthe schickt Marie ihn zu holen.

Unter sechs Augen (und nach einem ordentlichen Teller Suppe) wird die Neuigkeit dann verkündet: der Gesteinsbrocken, den Hans beim vorigen Besuch aus dem Fluss gefischt hatte (bestimmt stand Marthe daneben! Oder hat ihn wegen irgendwas zum Fluss geschickt! Kann ja gar nicht anders sein!), entpuppte sich als außergewöhnlich reiches Bleierz.

„Kurz und gut: Euer Dorf steht auf purem Silber."


Das ist natürlich nett, bringt aber auch einige Dinge mit sich, die Chris erst mal überdenken muss. Unter anderem, dass dann Fremde kämen um nach Silber zu suchen. Viele Menschen brauchen viel Infrastruktur und bringen viel Unruhe, so ganz grob gesagt. Ich habe mich nicht so für diese ganzen „Baue mit ein paar Hanseln ein Imperium auf"-Spiele interessiert. Hüstel.

Wie es auch immer sei, Chris kommt zu der Entscheidung, dass Otto informiert werden sollte. Joh, ist ja immerhin sein Land. Also ich würde es wissen wollen, wenn auf meinem Land Silber gefunden wird, ihr nicht?

Er macht sich auf die Suche nach Hansi und Franzi, die wohl grade von Marthe wieder virtuos eingerenkt werden.

Christian sog das Bild in sich auf: Die sonst so in sich gekehrte und oft bedrückte Marthe lächelnd und zufrieden, gute Arbeit geleistet zu haben. Ihm wurde warm ums Herz.

Nicht um die Lenden, er ist schließlich ein Ehrenmann. Jawohl.

Unter einem Vorwand schwatzt er Wiprecht Marthe für eine Weile ab. Er müsse nach Meißen und die Markgräfin hätte nach Marthe gefragt. Wippi ist einverstanden, Marthe eher verunsichert. Schließlich hat sie ja geheiratet, um nie mehr nach Meißen zu müssen. Was wir damals schon als völligen Blödsinn entlarvten, aber jetzt scheint ihr das dann auch mal aufzugehen.

Tausend Dinge schwirrten Marthe durch den Kopf. Die Erinnerung an den ersten Ritt nach Meißen, auf dem sie so glücklich gewesen war, an die verwirrende fremde Welt am Hof, an Hedwig und den Giftbecher, den nächtlichen Messerangriff.
Und Randolf.
Würde sich jetzt alles wiederholen?

Ich glaube nicht. Das wäre doch langweilig. Noch ein Giftbecher, noch ein Messerangriff, noch eine Verwarnung? Nee, das hatten wir schon. Ich bin mir sicher, die Autorin hat sich viele neue tolle Dinge ausgedacht, die passieren werden.

Höhöhö.

Chris beruhigt sie dann. Nee, also der Loisl, der mit dem Giftbecher, der wäre nimmer am Hof, und das mit dem Messer im dunklen, gutluftigen Burghof waren die beiden Reisigen Ossi und Luddi, und die wären grade Ganzwoanders™.
Es könne also gar nichts passieren.

Ahahahahahahaha! Haha! Ha! :amüsier:

Marthes Herz hämmerte. Grade hatte sie angefangen, sich mit ihrem Los abzufinden. Nun sollte ein neuerlicher Strudel sie wegreißen und wieder an den Ort bringen, wo sie nur Ärger und Gefahr auf sich und Christian gezogen hatte.

Andererseits könnte sie Josefa besuchen und von ihr noch ein bisschen Weise-Frau-Krams lernen. Und sie würde Wippi eine Weile nicht sehen müssen.

voraus!

Seit der Hochzeitsnacht hatte er sie nie wieder geschlagen, sondern sie mit einer Mischung aus Vorsicht und Misstrauen behandelt. Doch vor einiger Zeit hatte er einen Vogelbeerenzweig gegen Hexenzauber unters Dach gehängt und pochte nachts wieder auf seine Rechte, obwohl er meistens Schwierigkeiten hatte, den Akt zu vollziehen. Wahrscheinlich trieben ihn die Sticheleien im Dorf an, dass die junge Ehefrau immer noch kein Kind trug.

Ja, ey, DUH! Marthe ist schließlich Hebamme und Kräuterkundige, ne? Die weiß das schon zu verhindern.

Des langen Geredes kurzer Sinn: sie macht sich fertig, wickelt ihr Kopftuch um und packt ihre Sachen. Nebenbei fasst sie viele gute Vorsätze, unter anderem, dass sie den Medicus nicht mehr verärgern wolle. Wir sollten diesen guten Vorsatz für eine Weile im Gedächtnis behalten. Just saying.

Doch trotz aller guten Vorsätze quälte sie in dieser Nacht ein widerkehrender Traum. Darin schritt sie durch eine Horde wilder Tiere, die sie kaum wahrzunehmen schienen. Aber sie wusste genau, wenn sie sich auch nur ein winziges bisschen ihrer Furcht anmerken ließe oder eine einzige unbedachte Bewegung machte, würde sich die blutrünstige Meute sofort auf sie stürzen und sie zerreißen.

Dath itht tho thuptil, ich bin entthückt.

Na, dann sind wir mal auf die Reise nach Meißen gespannt, wa?
_ _ _ _ _

* Was man nie mit Hetäre verwechseln sollte. Das könnte die Aussage des Textes dann doch stark verfälschen. Wollte ich nur mal gesagt haben.

Montag, 19. Januar 2009

Die Hebamme XIX – Vertrauliche Gespräche

Letztes Kapitel des zweiten Teils. Danach gibbet es wieder einen Zeitsprung. Huld, Huld, Jubel.

Am nächsten Nachmittag öffnet Raimund (der, seit ich weiß, dass seine ihn liebend Angetraute Lizzie heißt, irgendwie eher wie Orli als wie Jerry aussieht) dann das erste Mal wieder seine Augen. Haben wir jemals daran gezweifelt, dass Marthes Fürsorge ihn und sein Bein retten wird? Im Dorf herrscht Froide und Glückseligkeit.

Was wäre gewesen, wenn der fremde Ritter bei ihnen zu Tode gekommen wäre? Vielleicht hätte sein mächtiger Lehensherr nicht nur Marthe, sondern sie alle bestraft?

Ja, wir haben es kapiert, die Zeiten sind schlecht, fies, gemein, ungerecht und grausam, und als Bauer kann man eigentlich nur darauf hoffen, sich noch schnell fortpflanzen zu können, bevor man unweigerlich unter die Räder, pardon, Hufe der hohen Herrschaften gerät.

We get it. Leier, leier, leier.

Unter Marthes pflegenden Händen machte der Kranke schnell Fortschritte.

Nee, sach bloß. :ugly:

Er macht nicht nur gute, sondern rasende Fortschritte, die Bauern roden den Wald, Elisabeth stickt ein wenig an der Kleidung der Ritter herum und Abends treten Christian und Lukas im Schwertkampf gegeneinander an.
Chris ist, hey, schneller und geschickter als sein Schatten.



Hachja.

Jut, die Bauern sind geschäftig und bauen schon mal die Häuser, da kommt eines Tages ein unerwarteter Besucher ins Dorf. Der Dorfälteste des Nachbardorfes, der die weise Frau sucht. Sein Bruder hätte sich bei der Arbeit das Bein verletzt und werde nun vor Schmerzen schier wahnsinnig, ob er sich die Heilerin nicht mal ausleihen dürfe.

Christian ist gelinde irritiert.

„Wir sind zu guter Nachbarschaft bereit. Aber hat euch nicht euer Herr verboten, mit uns zu sprechen?"
Ein verschlagener Zug huschte über Wilhelms Gesicht. „Wir sollen Euch in nichts helfen. Aber er hat nicht gesagt, dass wir uns in einem Notfall nicht an Euch wenden dürfen.[...]"

Und ein weiterer unehrlicher, schleimiger Mann. Wir haben ja auch noch nicht genug dieser Sorte bislang. Hust.

Gut, Marthe ist, in unendlicher Sorge um das Wohlergehen eines Mitmenschen, bereit, Wilhelm zu begleiten. Dieser schwört auch, für eine sichere Rückkehr zu sorgen. Was wir ihm alle sofort glauben, dem guten, rechtschaffenen Mann. Chris, der Wunderbare, lächelt milde und verkündet, dass Marthe helfen wird. Und er wird sie begleiten. Mit seinem Schwert.



Haaachja. Hachedihach.

... wo waren ... ah, ja. Sie brechen dann gleich auf und reiten ins Nachbardorf, in dem tatsächlich nur Männer hausen. Ob das was damit zu tun hat, dass mitten auf der klaffenden Wunde ein Kuhfladen liegt, kann ich jetzt nicht ausschließen. Aber es ist eine gute Gelegenheit, Marthes Sachverstand zu demonstrieren, denn unser Goldkind entfernt den sofort missmutig.

Sie behandelt dann den Mann, der während der Behandlung das brüllen anfängt, woraufhin sich ein paar Männer mit finsterem Gesichtsausdruck nähern, was eine völlig konstruierte Gefahrensituation ist. Ich meine, der Verletzte hat vorher auch schon gebrüllt und hatte Schmerzen. Jetzt auf die Heilerin loszugehen, die ihn behandelt, ist von Lebewesen über dem Niveau von Duschfliesenfugenschmodder eigentlich nicht zu erwarten.

Aber hier in der Gegend sind ja alle sinn- und hirnlos gewalttätig. Ich vergass.

Gut, dass Chris da ist. Der legt nämlich lässig die Hand ans Schwert (*gigglesnort*) und sofort ziehen die Finsterlinge sich zurück.



Hmmmm. Hmmhmmm. Hmmmhmhm. *summ*

... ähja. Marthe behandelt also fertig und kehrt mit Chris dann ins Dorf zurück.

Wenige Tage später bringen die Siedler die erste, magere Ernte ein. Es ist herzlich wenig, Griseldis jammert, aber Christian meint, dass es halt doch die erste Ernte sei und lässt ein Fässlein Bier anrollen. Am nächsten Tag sollen dann Raimund, Lizzie und ihre Anstandsdame nach Meißen zurückkehren.

Unser Ritter und Raimund nutzen den schönen Abend dann noch, um gepflegt ein wenig auszureiten. Gemeinsam galoppieren sie also in die einsetzende Dämmerung, halten dann auf einer Lichtung und Chris macht ein kleines Feuerchen. Lauschig, wa?

Wunderbar, genau das richtige Ambiente für ein Gespräch unter Männern über Frauen und Gefühle und so.
Ich paraphrasiere mal, das geht schneller.

Raimund: Hach, ich lebe! Und mein Bein auch!
Chris: Ich bin so froh, dass Du noch lebst! Und Dein Bein auch!
Raimund: Alle hatten mich aufgegeben! Mich und mein Bein!
Chris: Ja! Alle! Und Dein Bein!
Raimund: Aber Marthe nicht! Damit wären wir beim Thema!
Chris: Wie meinen bitte?
Raimund: Ich kenne Dich doch! Was ist da zwischen euch?
Chris: Nix!
Raimund: Verarschen kann ich mich selbst. Ich habe Dich beobachtet, du glotzt sie genauso an wie du Luitgart angehimmelt hast.
Chris: *brüt* *schweig*
Raimund: Ahgeh, sie ist außergewöhnlich und hübsch obendrein.
Chris: Und verheiratet.
Raimund: Dasn Grund, aber kein Hindernis.
Chris: Also bitte! Ich bin ein Ehrenmann!
Raimund: Jaaa, hast ja Recht.
Chris: Feuer geht aus. Wir sollten heimreiten.



Bevor sie aufsaßen, hielt Raimund seinen Freund zurück.
„Sie ist todunglücklich. Als ich sie das erste Mal auf dem Burgberg sah, da hatte sie so ein Leuchten in den Augen ... Davon ist nichts mehr zu erkennen."
„Ich weiß", antwortete Christian. „Und es bricht mir das Herz, sie so zu sehen. Aber vor Gott und den Menschen ist sie jetzt auf alle Zeit die Frau eines anderen."




Isjanichtsoalshättesiesichdasnichtselbsteingebrockt. *murmel*

Sie reiten zurück. Zeitsprung.

Am Martinstag kann dann auch Marthe mit Kind und Kegel in eine eigene Kate ziehen. Marthe fühlt sich ganz doll unwohl in ihrer Ehe, magert ab und läuft umher wie ein Geist. Leid, leid, leid.

Dann brechen Chris und Lukas nach Meißen auf. Hedwig und Otto haben die Ritter zu den Festtagen eingeladen und wenn sie dann schon mal da sind, könnten sie ja auch gleich aus den Söhnen tüchtige Reiter machen.

Marthe steht im Schneegestöber und starrt den beiden hinterher.

Das Wetter machte ihr nichts aus. Die einzige Kälte, die sie spürte, kam von innen.


Istjanichtsoalshättesiesichdasnichtselbst... hngh!

Aber ihre Sieftöchterleins Marie und Johanna kommen, führen sie zurück in die Wärme, decken sie zu und pflücken ein paar Kräuter von der Decke, um sie Marthe zu geben.

Marie und Johanna ahnten nicht, dass sie mit ihren schwachen Händen Marthes erlöschenden Lebenswillen noch einmal zum Glimmen brachten.
Sie brauchen mich, sie lieben mich, dachte Marthe.
Also würde sie weiterleben. Vorerst.


Nee, wat hamm wir für ein Glück.

Müsste ich das Kapitel in einem Smilie zusammenfassen, es wäre dieser:

Damit endet der zweite Teil des Buches. Morgen geht es mit dem dritten Teil weiter, im Mai 1168.

Samstag, 17. Januar 2009

Die Hebamme XVIII – Unglückliche Heimkehr

So denn.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass die Situation nicht noch verfahrener und unglücklicher werden kann, es sei denn, Christian würde jetzt noch auftauchen.

... ooops.

Nach tagelanger Reise mit dem verletzten Raimund treffen Chris und Lukas wieder im Dorf ein, wo sie gleich vom gellenden Schrei einer Frau begrüßt werden. Unser Held ergreift sein Schwert und galoppiert mit Mopsgeschwindigkeit die Hauptstraße hinunter.

Den Dorfbewohnern stand vor Schreck der Mund offen, als sie ihren Herrn mit gezogenem Schwert ins Dorf galoppieren sahen.


Christian bemerkt dann, dass seine Untergebenen bemerkenswert gelassen sind für Leute, in deren Gegenwart eine Frau herumschreit, und fragt dann erst mal, was hier los sei.

Ja, ähm, ühm, die Bertha würde ihr Kind bekommen, Marthe wäre bei ihr.
Gut, ich schätze, da würde jeder von uns auch schreien. Wobei ich leicht enttäuscht bin, dass Marthe die Spinalanästhesie nicht auch noch schnell erfunden hat, so zwischen zwei Belästigungen und dem Hausputz. Aber nun, sie steht ja auch in letzter Zeit ein bisschen unter Druck, ne, wollen wir mal nicht zu viel erwarten.

Das Kind ist ein Junge und wird den jubelnden Dörflern von Marthe präsentiert.

„Das erste Kind von Christiansdorf – gesund und munter. Ich dachte, ihr wollt es alle sehen", rief sie noch in der Tür erschöpft und freudig zugleich.
Dann entdeckte sie Christian. Einen Augenblick glaubte sie, ihr Herz müsse stehen bleiben.

Geistesgegenwärtig hält sie ihm das Bündel hin, damit er ihm seinen Segen gebe. Chris segnet und meint dann, er würde sie dann mal brauchen, er hätte einen Schwerverletzten bei sich.

Christian hatte Mühe, den Blick von den verblassten, aber noch deutlich sichtbaren Spuren von Schlägen auf ihrem Gesicht abzuwenden. Das würde er später klären.


Marthe sammelt ihre Siebensachen ein, während Christian sich auf den Weg zu Raimund macht. Die Zeit der Klärung kommt früher als er denkt, denn auf dem Weg spricht der nicht nur charmante sondern auch blitzgescheite Wiprecht ihn an und bittet ebenfalls um seinen Segen. Er hätte nämlich geheiratet.

„Meinen Glückwunsch", meinte Christian überrascht. „Wer ist die Glückliche?"
„Marthe."
Christian blieb abrupt stehen und starrte ihn ungläubig an. Herr, bitte mach, dass es nicht wahr ist, war alles, was er denken konnte. Doch Wiprechts verlegene und zugleich stolze Miene sagte ihm, dass es kein Scherz war.
Eiseskälte stieg in seinem Inneren hoch.
Mit Mühe nur hielt er den Zorn zurück, der in ihn zu brodeln begann.

Chris regt sich, zu Wiprechts Erstaunen (er ist wirklich nicht das hellste Löffelchen in der Besteckschublade) erst mal fürchterlich auf, schließlich hatte er entschieden, dass das mit der Hochzeit noch Zeit hätte.

Griseldis, die olle Megäre, springt Wiprecht zur Seite und meint, dass Marthe es ja gar nicht hätte abwarten können und dass sie überhaupt einen Mann bräuchte, der sie beaufsichtigt und ihr gebührliches Benehmen beibrächte.

Ja, dachte Christian zornig. Darum ging es Dir. Du hast keine Ruhe gegeben, bis sie endlich unter ständiger Kontrolle war. Sie ist dir unheimlich, dir und den anderen. [...] Die Welt duldet keine junge Frau, die eigene Gedanken hat und sie auch noch äußert, statt zu schweigen, wie es verlangt wird.

Raffiniert! Ein Loblied der Loblieder auf Marthe und gleichzeitig wird vorgeführt, was für ein toller Mann Christian doch ist. Innellikent, weltoffen und kämpfen kann er auch noch!

Hachdidelhach!

Er packte Wiprecht grob am Arm. „Du wirst sie anständig behandeln, ist das klar? Denke nicht, ich hätte die Spuren in ihrem Gesicht nicht gesehen. Krümm ihr von heute an auch nur ein Haar, und dur wirst dir wünschen, du wärst nie geboren!"

Jaaaa, sei grob zu mir, gib mir Tiernamen!

... äh. Ja.
Wiprecht ist verwirrt und ängstlich, Chris stapft zurück zu Raimund.

Stumm kniete er nieder, strich dem Fiebernden das schweißfeuchte Haar aus dem Gesicht und fragte sich, ob er binnen eines Tages die zwei Menschen verlieren sollte, die ihm unter allen Lebenden am meisten bedeuteten.

Hey-Ho, Marthe ist befördert worden! Von „Sie ist was Besonderes, ich sollte sie als platonische Magd in meine Dienste nehmen" zu „Mensch, der mir auf der Welt am meisten bedeutet". Da guck an, das ging ja schnell.

Marthe begutachtet das Bein Raimunds und meint, wenn er nicht will, dass das Bein abgenommen werde, dann tut sie das auch nicht. Sie behandelt mit Pater Barti die Wunde, danach schleppen sie Raimund in das Haus Christians, das die Dörfler mal so eben zwischen Tür und Angel und Arbeit und roden und sähen erbaut haben. So als Glücksbringer, denn wenn sie ihm ein Haus bauen, dann wird Chris zurückkommen. Awwwww.
Außerdem weil Hildebrand, die Socke, wegen der Hochzeit sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte, denn eiiiigentlich hätte er Chris vorher fragen müssen.

Auch Marthes Gedanken kreisten um ihre unglückliche Heirat. Unter gesenkten Lidern warf sie einen kurzen Blick auf Christian. Wie viel hatte er schon erfahren? Wusste er von der Hochzeit? Und von Randolfs Überfall?

Einiges, ja, nein. Ich meine, also bitte. Hätte er auch nur erfahren, dass der R-zfeind sein Dorf betreten hatte, er würde zumindest schäumen und nicht mit Raimund auf Marthes Anweisung hin Händchen halten, um dessen Seele am Entfleuchen zu hindern.

Nach der weiteren Behandlung, Ausbrennen, blablubb meint Marthe, sie würde die Nacht bei Raimund wachen. Chris kann es sich nicht verkneifen und fragt sie, ob ihr Mann sie nicht erwarten würde. Lukas, der noch nichts von der Hochzeit wusste, ist bis ins Mark erschüttert. Nein, moment, bis ins Innerste. Das Innerste wird ja ebenfalls in jedem Kapitel erwähnt, von daher ...

OMG, er weiß es also, es steigen Marthe die Tränen in die Augen und sie greift sich einen Eimer und rennt zum Fluss. Lukas hinterher. Warum sie das denn getan hätte (jaaaa, diese Frage stellt sich mir auch immer wieder) und warum und wieso und allein wes Grundes?
Marthe leiert die ollsche Leier davon ab, dass ein Mädchen eben Schutz braucht. Klar. Wäre sie schon verheiratet gewesen, dann hätte Randolf sie bestimmt nicht verwarnt. Ganz sicher. Und wenn doch, dann hätte Wiprecht, der starke Hengst, sie beschützt! Jawohl! Ebenfalls ganz sicher!

Warum also hat sie geheiratet? Damit „Teh healing sehks" am Ende noch viel schöner wird. So im Vergleich zu vorher. Ha! Wir haben das Motiv!

„Aber Christian und ich, wir beschützen dich doch!" rief der Knappe.

Hngh! Ja, genau. Und ihr macht das wirklich ganz wunderbar, von ein paar Kleinigkeiten vielleicht mal abgesehen. Hustedihust.

Gut, da ist erst mal kein Durchkommen. Marthe holt Wasser, während Lukas die Scherben seiner Lenden Träume aufsammelt und zurück ins Dorf schleicht. Des Nachts wachen Marthe und Christian am Bette des fiebernden Raimund. Marthe schläft irgendwann ein, hat einen Albtraum und schreckt hoch.

Christian griff nach ihrer Hand und betrachtete sie voller Mitgefühl. Sanft strich er über ihren Handrücken und flüsterte beruhigende Worte. [...]
Die zarte Berührung erfüllte sie mit einem irritierenden Gefühl.

Büschn spät, Herr Ritter. Aber hey, besser spät als nie, ne?

Am nächsten Tag fiebert Raimund noch immer. Marthe hat eine Idee.

„Er und seine Gemahlin – wie stehen sie zueinander?", fragte sie Christian und nagte an der Unterlippe.
Der sah irritiert hoch.
„Ich meine: Bedeutet sie ihm etwas? Und er ihr? Würde sie seinetwegen hierher kommen?"
[...] Christian verstand.
„Ja, sie sind einander sehr zugetan."
„Dann holt sie her. Vielleicht kann sie seine Seele zurückrufen. Ich habe getan, was ich konnte."

Lukas bekommt schnell noch etwas Frühstück ins Gesicht gestopft und wird gleich losgeschickt, um Lizzie zu holen.

„Christian trat neben sie. „Du glaubst, die Liebe könnte ihn ins Leben zurückrufen?"
„Ja."
Christian erstarrte. Bemüht, alle Bitterkeit aus seiner Stimme herauszuhalten, sagte er schließlich: „Und willst du selbst ohne Liebe leben?"
Die Antwort kam schnell. Zu schnell. „Die Mädchen brauchen eine Mutter. Und Wiprecht ist ein guter Mann."
„So. Ist er das? Und woher stammt das?" Seine Stimme klang auf einmal hart, doch die Berührung, mit er er über den Bluterguss um ihr linkes Auge strich, war zart.

*snort* Ach, jetzt kannste Deine Finger auf einmal nicht von ihr lassen oder wie oder was? Schlechtes Timing, ganz schlechtes Timing, gnä Herr.

Marthe murmelt was von gestürzt (ja, na klar) und dann ist auch gut. Was willste machen, der Teufel ist ein Eichhörnchen.

Am Abend kommt Lukas mit Lizzie und ihrer Anstandsdame Amalia zurück. Lizzie stürzt sofort zu Raimund und sich in Verhandlungen mit seiner Seele, wie es denn wäre, wenn sie nicht doch noch ein bisschen verweilen würde. Währenddessen bringt Lukas schlechte Nachrichten: von Dassel ist gefallen, Köln wird die Rebellion wohl nicht mehr unterstützen und überhaupt alles doof. :opossum:

Nach dem Versorgen der Pferde geht Lukas dann zu Marthe. Er ist zwar immer noch wütend über die Hochzeit, aber so als Ritter in spe muss man sich zu benehmen wissen und seine Lenden im Zaum halten. Außerdem hat er ihr etwas mitgebracht.

Ein Miez!

Okay. Sympathiepunkte Lukas: +25

Marthe bedankt sich artig. Leider bringt das entzückende Mini-Miez sie nicht dazu, sich scheiden zu lassen und spontan Lukas zu heiraten. Also, ich fände das durchaus verständlich. Aber sie will ja nicht. Pfht.

Also stapft Lukas wortlos davon, grade rechtzeitig zum Ende des Kapitels.