Montag, 19. Januar 2009

Die Hebamme XIX – Vertrauliche Gespräche

Letztes Kapitel des zweiten Teils. Danach gibbet es wieder einen Zeitsprung. Huld, Huld, Jubel.

Am nächsten Nachmittag öffnet Raimund (der, seit ich weiß, dass seine ihn liebend Angetraute Lizzie heißt, irgendwie eher wie Orli als wie Jerry aussieht) dann das erste Mal wieder seine Augen. Haben wir jemals daran gezweifelt, dass Marthes Fürsorge ihn und sein Bein retten wird? Im Dorf herrscht Froide und Glückseligkeit.

Was wäre gewesen, wenn der fremde Ritter bei ihnen zu Tode gekommen wäre? Vielleicht hätte sein mächtiger Lehensherr nicht nur Marthe, sondern sie alle bestraft?

Ja, wir haben es kapiert, die Zeiten sind schlecht, fies, gemein, ungerecht und grausam, und als Bauer kann man eigentlich nur darauf hoffen, sich noch schnell fortpflanzen zu können, bevor man unweigerlich unter die Räder, pardon, Hufe der hohen Herrschaften gerät.

We get it. Leier, leier, leier.

Unter Marthes pflegenden Händen machte der Kranke schnell Fortschritte.

Nee, sach bloß. :ugly:

Er macht nicht nur gute, sondern rasende Fortschritte, die Bauern roden den Wald, Elisabeth stickt ein wenig an der Kleidung der Ritter herum und Abends treten Christian und Lukas im Schwertkampf gegeneinander an.
Chris ist, hey, schneller und geschickter als sein Schatten.



Hachja.

Jut, die Bauern sind geschäftig und bauen schon mal die Häuser, da kommt eines Tages ein unerwarteter Besucher ins Dorf. Der Dorfälteste des Nachbardorfes, der die weise Frau sucht. Sein Bruder hätte sich bei der Arbeit das Bein verletzt und werde nun vor Schmerzen schier wahnsinnig, ob er sich die Heilerin nicht mal ausleihen dürfe.

Christian ist gelinde irritiert.

„Wir sind zu guter Nachbarschaft bereit. Aber hat euch nicht euer Herr verboten, mit uns zu sprechen?"
Ein verschlagener Zug huschte über Wilhelms Gesicht. „Wir sollen Euch in nichts helfen. Aber er hat nicht gesagt, dass wir uns in einem Notfall nicht an Euch wenden dürfen.[...]"

Und ein weiterer unehrlicher, schleimiger Mann. Wir haben ja auch noch nicht genug dieser Sorte bislang. Hust.

Gut, Marthe ist, in unendlicher Sorge um das Wohlergehen eines Mitmenschen, bereit, Wilhelm zu begleiten. Dieser schwört auch, für eine sichere Rückkehr zu sorgen. Was wir ihm alle sofort glauben, dem guten, rechtschaffenen Mann. Chris, der Wunderbare, lächelt milde und verkündet, dass Marthe helfen wird. Und er wird sie begleiten. Mit seinem Schwert.



Haaachja. Hachedihach.

... wo waren ... ah, ja. Sie brechen dann gleich auf und reiten ins Nachbardorf, in dem tatsächlich nur Männer hausen. Ob das was damit zu tun hat, dass mitten auf der klaffenden Wunde ein Kuhfladen liegt, kann ich jetzt nicht ausschließen. Aber es ist eine gute Gelegenheit, Marthes Sachverstand zu demonstrieren, denn unser Goldkind entfernt den sofort missmutig.

Sie behandelt dann den Mann, der während der Behandlung das brüllen anfängt, woraufhin sich ein paar Männer mit finsterem Gesichtsausdruck nähern, was eine völlig konstruierte Gefahrensituation ist. Ich meine, der Verletzte hat vorher auch schon gebrüllt und hatte Schmerzen. Jetzt auf die Heilerin loszugehen, die ihn behandelt, ist von Lebewesen über dem Niveau von Duschfliesenfugenschmodder eigentlich nicht zu erwarten.

Aber hier in der Gegend sind ja alle sinn- und hirnlos gewalttätig. Ich vergass.

Gut, dass Chris da ist. Der legt nämlich lässig die Hand ans Schwert (*gigglesnort*) und sofort ziehen die Finsterlinge sich zurück.



Hmmmm. Hmmhmmm. Hmmmhmhm. *summ*

... ähja. Marthe behandelt also fertig und kehrt mit Chris dann ins Dorf zurück.

Wenige Tage später bringen die Siedler die erste, magere Ernte ein. Es ist herzlich wenig, Griseldis jammert, aber Christian meint, dass es halt doch die erste Ernte sei und lässt ein Fässlein Bier anrollen. Am nächsten Tag sollen dann Raimund, Lizzie und ihre Anstandsdame nach Meißen zurückkehren.

Unser Ritter und Raimund nutzen den schönen Abend dann noch, um gepflegt ein wenig auszureiten. Gemeinsam galoppieren sie also in die einsetzende Dämmerung, halten dann auf einer Lichtung und Chris macht ein kleines Feuerchen. Lauschig, wa?

Wunderbar, genau das richtige Ambiente für ein Gespräch unter Männern über Frauen und Gefühle und so.
Ich paraphrasiere mal, das geht schneller.

Raimund: Hach, ich lebe! Und mein Bein auch!
Chris: Ich bin so froh, dass Du noch lebst! Und Dein Bein auch!
Raimund: Alle hatten mich aufgegeben! Mich und mein Bein!
Chris: Ja! Alle! Und Dein Bein!
Raimund: Aber Marthe nicht! Damit wären wir beim Thema!
Chris: Wie meinen bitte?
Raimund: Ich kenne Dich doch! Was ist da zwischen euch?
Chris: Nix!
Raimund: Verarschen kann ich mich selbst. Ich habe Dich beobachtet, du glotzt sie genauso an wie du Luitgart angehimmelt hast.
Chris: *brüt* *schweig*
Raimund: Ahgeh, sie ist außergewöhnlich und hübsch obendrein.
Chris: Und verheiratet.
Raimund: Dasn Grund, aber kein Hindernis.
Chris: Also bitte! Ich bin ein Ehrenmann!
Raimund: Jaaa, hast ja Recht.
Chris: Feuer geht aus. Wir sollten heimreiten.



Bevor sie aufsaßen, hielt Raimund seinen Freund zurück.
„Sie ist todunglücklich. Als ich sie das erste Mal auf dem Burgberg sah, da hatte sie so ein Leuchten in den Augen ... Davon ist nichts mehr zu erkennen."
„Ich weiß", antwortete Christian. „Und es bricht mir das Herz, sie so zu sehen. Aber vor Gott und den Menschen ist sie jetzt auf alle Zeit die Frau eines anderen."




Isjanichtsoalshättesiesichdasnichtselbsteingebrockt. *murmel*

Sie reiten zurück. Zeitsprung.

Am Martinstag kann dann auch Marthe mit Kind und Kegel in eine eigene Kate ziehen. Marthe fühlt sich ganz doll unwohl in ihrer Ehe, magert ab und läuft umher wie ein Geist. Leid, leid, leid.

Dann brechen Chris und Lukas nach Meißen auf. Hedwig und Otto haben die Ritter zu den Festtagen eingeladen und wenn sie dann schon mal da sind, könnten sie ja auch gleich aus den Söhnen tüchtige Reiter machen.

Marthe steht im Schneegestöber und starrt den beiden hinterher.

Das Wetter machte ihr nichts aus. Die einzige Kälte, die sie spürte, kam von innen.


Istjanichtsoalshättesiesichdasnichtselbst... hngh!

Aber ihre Sieftöchterleins Marie und Johanna kommen, führen sie zurück in die Wärme, decken sie zu und pflücken ein paar Kräuter von der Decke, um sie Marthe zu geben.

Marie und Johanna ahnten nicht, dass sie mit ihren schwachen Händen Marthes erlöschenden Lebenswillen noch einmal zum Glimmen brachten.
Sie brauchen mich, sie lieben mich, dachte Marthe.
Also würde sie weiterleben. Vorerst.


Nee, wat hamm wir für ein Glück.

Müsste ich das Kapitel in einem Smilie zusammenfassen, es wäre dieser:

Damit endet der zweite Teil des Buches. Morgen geht es mit dem dritten Teil weiter, im Mai 1168.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

> "Morgen geht es mit dem dritten Teil weiter, im Mai 1168."

Irgendwie hab ich zeitmäßig sowieso den Überblick verloren (könnte daran liegen, dass scheinbar alles entweder viel zu schnell oder zu langsam geht ;-)): In welchem Jahr waren wir denn jetzt? Und wieviel Zeit ist seit dem Anfang des Buches vergangen?

Anonym hat gesagt…

Huld.

Ich weiß was, ich weiß was!
1168 wurde dort Silber gefunden! Marthe hat es gefunden, ganz sicher! Und mit dem Brocken erschlägt sie dann Wippi. Und dann heiratet Chris sie nach ein paar zögerlichen und wild konstruierten härm-Tagen.

Ja? Jajaja?

Anonym hat gesagt…

Wie geht es eigentlich diesem Männerdorf so ganz ohne Frauen :vianne:

Anonym hat gesagt…

....ähhh ich meinte :taktlos:

Anonym hat gesagt…

In welchem Jahr waren wir denn jetzt? Und wieviel Zeit ist seit dem Anfang des Buches vergangen?
Das erste Kapitel hieß „1167 in Franken", von daher denke ich mal, dass sie im Frühjahr/Sommer losgezogen sind und wir jetzt Winter 1167 haben.


Ich weiß was, ich weiß was!
1168 wurde dort Silber gefunden!

Frau Cyanus, Kudos für Ihre hervorragenden Basilikumsfähigkeiten! Also, so grundsätzlich. Aber das ginge dann doch zu schnell, wir sind ja erst bei der Hälfte des Buches angekommen. :ugly:


Wie geht es eigentlich diesem Männerdorf so ganz ohne Frauen
Das wird jetzt nicht weiter ausgeführt, aber Ralf König hätte da bestimmt einige Ideen zu. :ugly:

Nee, ich schätze mal, die Frauen kommen in der Zwischenzeit einfach nach und sind dann irgendwann da.

Anonym hat gesagt…

Wie geht es eigentlich diesem Männerdorf so ganz ohne Frauen?

Naja, augenscheinlich haben sie ja Kühe...

:ugly:

Anonym hat gesagt…

...und bestimmt auch Schafe.

Anonym hat gesagt…

... dass mir jetzt aber keiner mit Hühnern weitermacht, hört ihr? :uhoh:

Anonym hat gesagt…

Hähähä, ich hatte das Buch heute im Thalia in der Hand und blätterte ein wenig. Meeeeeeeeeeeeei, wie schlecht. Wobei, Vianne, du hast meinen Lieblingssatz aus diesem Kapitel ausgelassen, als Marthes Stieftochter (die ja nur gelinde jünger sein kann als sie) sie imitiert:
"Ich mach dir einen Sud (:ugly:) und dann wirst du wieder gesund."

Sie veraschen sich quasi selbst! :manwe:


... wobei meine Highlights bei deinen Berichten deine Smilies sind. Großartig. Ich klaue immer schon fleißig ;)