Dienstag, 20. Januar 2009

Die Hebamme XX – Mai 1168

Mal keine Telltale-Überschrift. Da guck. Aber dank Centi können wir gewappnet und informiert in dieses Kapitel gehen.

Ein gutes halbes Jahr ist vergangen und Marthe werkelt im Gemüsegarten. Da ereilt sie die Nachricht, dass die zwei Salzbrüder (wir erinnern uns noch an die Erfindung der Chiropraktik?) grade im Dorf angekommen seien. Grosse Freude allenthalben. Marthe bewirtet Hans und Friedrich mit Bier und Brot, man plaudert und fasst Mut für den unabdingbaren Höflichkeitsbesuch beim Dorfältesten (Socke) und sin Fruu (Griseldis, die Megäre*).

Nach kurzer Zeit schon tut Friedrich aber gar geheimnisvoll und fragt nach Chris, denn er hätte eine wichtige Nachricht für ihn. Der ist grade irgendwo im Wald unterwegs, aber Marthe schickt Marie ihn zu holen.

Unter sechs Augen (und nach einem ordentlichen Teller Suppe) wird die Neuigkeit dann verkündet: der Gesteinsbrocken, den Hans beim vorigen Besuch aus dem Fluss gefischt hatte (bestimmt stand Marthe daneben! Oder hat ihn wegen irgendwas zum Fluss geschickt! Kann ja gar nicht anders sein!), entpuppte sich als außergewöhnlich reiches Bleierz.

„Kurz und gut: Euer Dorf steht auf purem Silber."


Das ist natürlich nett, bringt aber auch einige Dinge mit sich, die Chris erst mal überdenken muss. Unter anderem, dass dann Fremde kämen um nach Silber zu suchen. Viele Menschen brauchen viel Infrastruktur und bringen viel Unruhe, so ganz grob gesagt. Ich habe mich nicht so für diese ganzen „Baue mit ein paar Hanseln ein Imperium auf"-Spiele interessiert. Hüstel.

Wie es auch immer sei, Chris kommt zu der Entscheidung, dass Otto informiert werden sollte. Joh, ist ja immerhin sein Land. Also ich würde es wissen wollen, wenn auf meinem Land Silber gefunden wird, ihr nicht?

Er macht sich auf die Suche nach Hansi und Franzi, die wohl grade von Marthe wieder virtuos eingerenkt werden.

Christian sog das Bild in sich auf: Die sonst so in sich gekehrte und oft bedrückte Marthe lächelnd und zufrieden, gute Arbeit geleistet zu haben. Ihm wurde warm ums Herz.

Nicht um die Lenden, er ist schließlich ein Ehrenmann. Jawohl.

Unter einem Vorwand schwatzt er Wiprecht Marthe für eine Weile ab. Er müsse nach Meißen und die Markgräfin hätte nach Marthe gefragt. Wippi ist einverstanden, Marthe eher verunsichert. Schließlich hat sie ja geheiratet, um nie mehr nach Meißen zu müssen. Was wir damals schon als völligen Blödsinn entlarvten, aber jetzt scheint ihr das dann auch mal aufzugehen.

Tausend Dinge schwirrten Marthe durch den Kopf. Die Erinnerung an den ersten Ritt nach Meißen, auf dem sie so glücklich gewesen war, an die verwirrende fremde Welt am Hof, an Hedwig und den Giftbecher, den nächtlichen Messerangriff.
Und Randolf.
Würde sich jetzt alles wiederholen?

Ich glaube nicht. Das wäre doch langweilig. Noch ein Giftbecher, noch ein Messerangriff, noch eine Verwarnung? Nee, das hatten wir schon. Ich bin mir sicher, die Autorin hat sich viele neue tolle Dinge ausgedacht, die passieren werden.

Höhöhö.

Chris beruhigt sie dann. Nee, also der Loisl, der mit dem Giftbecher, der wäre nimmer am Hof, und das mit dem Messer im dunklen, gutluftigen Burghof waren die beiden Reisigen Ossi und Luddi, und die wären grade Ganzwoanders™.
Es könne also gar nichts passieren.

Ahahahahahahaha! Haha! Ha! :amüsier:

Marthes Herz hämmerte. Grade hatte sie angefangen, sich mit ihrem Los abzufinden. Nun sollte ein neuerlicher Strudel sie wegreißen und wieder an den Ort bringen, wo sie nur Ärger und Gefahr auf sich und Christian gezogen hatte.

Andererseits könnte sie Josefa besuchen und von ihr noch ein bisschen Weise-Frau-Krams lernen. Und sie würde Wippi eine Weile nicht sehen müssen.

voraus!

Seit der Hochzeitsnacht hatte er sie nie wieder geschlagen, sondern sie mit einer Mischung aus Vorsicht und Misstrauen behandelt. Doch vor einiger Zeit hatte er einen Vogelbeerenzweig gegen Hexenzauber unters Dach gehängt und pochte nachts wieder auf seine Rechte, obwohl er meistens Schwierigkeiten hatte, den Akt zu vollziehen. Wahrscheinlich trieben ihn die Sticheleien im Dorf an, dass die junge Ehefrau immer noch kein Kind trug.

Ja, ey, DUH! Marthe ist schließlich Hebamme und Kräuterkundige, ne? Die weiß das schon zu verhindern.

Des langen Geredes kurzer Sinn: sie macht sich fertig, wickelt ihr Kopftuch um und packt ihre Sachen. Nebenbei fasst sie viele gute Vorsätze, unter anderem, dass sie den Medicus nicht mehr verärgern wolle. Wir sollten diesen guten Vorsatz für eine Weile im Gedächtnis behalten. Just saying.

Doch trotz aller guten Vorsätze quälte sie in dieser Nacht ein widerkehrender Traum. Darin schritt sie durch eine Horde wilder Tiere, die sie kaum wahrzunehmen schienen. Aber sie wusste genau, wenn sie sich auch nur ein winziges bisschen ihrer Furcht anmerken ließe oder eine einzige unbedachte Bewegung machte, würde sich die blutrünstige Meute sofort auf sie stürzen und sie zerreißen.

Dath itht tho thuptil, ich bin entthückt.

Na, dann sind wir mal auf die Reise nach Meißen gespannt, wa?
_ _ _ _ _

* Was man nie mit Hetäre verwechseln sollte. Das könnte die Aussage des Textes dann doch stark verfälschen. Wollte ich nur mal gesagt haben.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oooch Menno. Warum hat nicht Marthe das Silber gefunden?!

Ich geh jetzt in den Wald und setze mich schmollend unter einen Farnwedel.

Anonym hat gesagt…

Ohne Marthe wären die Salzbrüder doch schon mal gar nicht ins Dorf gekommen. So grundsätzlich ist es also Marthes Verdienst, dass Silber gefunden wurde. :nick: :nicknick:

Anonym hat gesagt…

Ich warte dann mal auf den Lassie-Ausspruch "Das haben wir alles Marthe zu verdanken!"

Komm, gib's uns! :grin: