... oh, das war jetzt aber zweideutig ausgedrückt. Wie ich das immer schaffe, ohne es zu wollen. Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit meinem Unterbewusstsein sprechen. Tsk.
Wir erinnern uns, Lukas hat grade Ekki mit einem Streich in zwei Hälften gespalten und rennt nun die Treppe zur Schlafkammer hoch, wo Marthe frisch verwarnt kurz angebunden ist. :kalauer:
Immer noch das blanke, blutige Schwert in der Hand, trat Lukas die Tür auf, hinter der Marthe sein musste, und erstarrte.
Der Anblick erschütterte ihn so sehr, dass er für einen Moment nicht wusste, was er tun oder sagen sollte.
Sie war nackt ans Bett gefesselt, das Haar aufgelöst, im Gesicht, an den Armen und auf dem Körper sah er selbst aus dieser Entfernung noch die Spuren der Misshandlung, während sie voller Scham, doch vergeblich versuchte, ihre Blöße zu bedecken.
Er wirft also schnell ein Laken über die erwähnte Blöße und schneidet sie los.
„Es tut mir so leid", sagte sie und begann zu weinen.
„Du bist nicht schuld, er hat dir das angetan", erwiderte er mit Nachdruck.
Marthe zieht sich was an.
Vorsichtig, wie einen kostbaren Schatz, trug er sie die Treppe hinunter. Er spürte ihr Gewicht kaum, umso mehr das Zittern ihres Körpers.
Sie reiten los, machen Pause und kommen zum Ergebnis, dass Marthe Lukas heiraten muss. Weil.
„Du musst sie heiraten. Jetzt gleich, noch bevor Otto von Ekkeharts Tod erfährt."
Fassungslos starrte Lukas den Freund an. „Hast Du den Verstand verloren? Es ist noch keinen Tag her, dass wir ihren Mann zu Grabe getragen haben! Unseren Freund! Und sieh sie dir doch an, zerschunden und gequält, wie sie ist! Wie kannst Du das von ihr verlangen?!" Doch Lukas' Protest schien an Raimund abzuprallen[.]
„Es ist der einzige Weg", beharrte er. „Nur so schützt Du sie davor, dass er sie ins Kloster schickt oder an irgendjemanden verschachert. Erinnere dich, wie schnell er sie damals wieder verheiraten wollte[.] Und so kannst du dich darauf berufen, ihre Ehre wiederhergestellt zu haben, indem du Ekkehart zum Zweikampf herausgefordert hast. Darüber kann er nicht hinweggehen. Dann kann er dir Ekkeharts Tod nicht anlasten."
Aha.
Viel Hin und Her, überraschenderweise wird dann tatsächlich auch Marthe gefragt, was sie denn davon halte.
Marthe saß immer noch an ihrem Platz, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, doch nun wiegte sie sich vor und zurück, während sie den starren Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet hielt. Nichts ließ erkennen, ob sie die letzten Worte mitbekommen hatte.
Ihr Anblick ließ Lukas das Blut gefrieren. Ob sie wieder in monatelanges Schweigen verfallen würde, so wie damals, als sie dem Kerker und der Hinrichtung nur um Haaresbreite entronnen war? Oder gar wahnsinnig werden? Alles in ihm drängte danach, sie an sich zu reißen, um sie mit der Berührung eine warmen, menschlichen Körpers, eines Freundes, zurückzuholen aus der grenzenlosen Düsternis, auf die sie zutrieb.
Viel Blabla folgt. Quintessenz: Marthe denkt, Lukas mag sie nimmer, weil Ekki, Lukas denkt, Marthe will nit, weil Chris und Ekki-Trauma und überhaupt und Lukas gibt sich die Schuld weil er nicht schnell genug war und überhaupt.
Dann liegen sie sich in den Armen, die umliegenden Ritter sehen die Sachlage als geklärt an und Marthe und Lukas werden von einem Kaplan verheiratet, der grade in der Gegend war. Zufällig.
Die beim Mahl ausgebrachten Segenssprüche für die Neuvermählten waren eher mitfühlend als überschwenglich. Und niemanden überraschte es, dass Lukas seine nunmehrige Frau, die zu Tode erschöpft, zerschunden und immer noch wie betäubt an seiner Seite saß, bald hinauf in das Brautgemach leitete.
Schätzungsweise 18 Stunden seit Ekki.
Als der Letzte die Tür verschlossen hatte, setzt sich Marthe auf, zog sich fröstelnd die Decke hoch bis an den Hals und richtete ihren Blick auf den Mann, dem sie soeben anvermählt worden war.
Beklommen sah Lukas auf seine Braut.
Jahrelang hatte er sich diesen Moment in seinen Träumen ausgemalt – und jetzt war alles ganz anders.
Lukas beschließt, dass man ja noch warten könne, und dass er lieber einen Meineid schwöre, als Marthe jetzt noch zu belästigen. Die jammert noch ein wenig herum, dass sie gewisslich kein Kind von Ekki haben wolle (romantisches Thema für eine Hochzeitsnacht), dann schlafen sie ein.
Irgendwann des Nachts fährt Marthe dann aus einem Albtraum hoch, Lukas beruhigt sie, gibt ihr Wein und Brot und das Thema, dass sie vielleicht doch mal sollten, um einen Meineid zu vermeiden, kommt wieder auf.
Gut, packen wir's halt an.
„Komm her", forderte er sie, schwach lächelnd, auf.
Verwundert folgte sie ihm. Dass sie immer noch das feinbestickte Unterkleid und er Leinenhemd und Bruche trug, nahm ihr wenigstens ein bisschen von ihrer Beklommenheit.
Sie tranken beide von dem kühlen, schweren Wein.
Dann nahm Lukas ihr den Becher ab, stellte ihn beiseite und zog sie an sich. Er umarmte sie wie eine Mutter ein Kind, wie ein Freund einen Freund, und wiegte sie sanft. Er spürte Marthes Tränen und tat nichts weiter, als ihr die Wärme und den Trost einer Umarmung zu schenken. Dabei hoffte er inständig, sein aufkeimendes Begehren wenigstens so lange unterdrücken zu können, bis sie sich von ihm lösen würde.
„Ich vermisse ihn doch auch.", sagte er leise.
Marthe schluchzte. Schließlich sah sie mit verquollenen Augen auf.
„Wir sind jetzt Mann und Frau", schniefte sie, vergeblich bemüht, die Fassung nicht gänzlich zu verlieren. „Christian ist tot, Gott sei seiner Seele gnädig. Er sollte nicht im Ehebett zwischen uns liegen."
Ihr kläglich bemühtes Lächeln brach Lukas fast das Herz.
Die halbe Nacht hatte er überlegt, wie er am besten angehen sollte, was nun unweigerlich folgen würde.
Er griff nach ihren Schultern und drehte Marthe mit dem Rücken zu sich.
„Schließ die Augen", flüsterte er und ließ seine Hände langsam sinken, um dann ihren Leib zu umschlingen und sie an sich zu ziehen, damit sie an seiner Brust lehnte.
„Denk jetzt nichts, sieh nichts, fühle einfach nur ... einen Mann, der dich von ganzem Herzen liebt."
Dann begann er, sie sanft zu liebkosen. Er strich mit seinen Lippen kaum fühlbar über ihre Wangen, ihren Hals, den Ansatz ihrer Schulter ... lange, bis er endlich begann, ganz vorsichtig, den Hausausschnitt des Unterkleides beiseitezuschieben.
Sie lehnte an ihm, immer noch die Augen geschlossen, ohne sich zu bewegen oder einen Laut von sich zu geben.
Lukas befürchtete, Marthe könnte durch den dünnen Stoff seine Erregung spüren. So löste er sich von ihr und geleitete sie vorsichtig zum Bett. Bereitwillig ließ sie sich von ihm führen, immer noch mit geschlossenen Augen.
Während Lukas' Liebkosungen dachte sie nicht ein einziges Mal, es könnten Christians sein. Christian hatte sie stets voller Leidenschaft geliebt, zärtlich und kraftvoll zugleich, sie waren eins gewesen.
Lukas liebte sie ganz anders: beinahe bedächtig, als wäre sie etwas Heiliges, und mit einer Ernsthaftigkeit, die für sie neu an ihm war. Erst da begriff sie, wie viel sie ihm wirklich bedeutete, und sie war ihm dankbar für seine Geduld und seine bedingungslose Hingabe.
Ja, sie würde Christian bis an ihr Lebensende nicht vergessen. Aber er wäre sicher froh, zu wissen, dass kein anderer als sein bester Freund sich von nun an um seine Frau kümmerte. So hatte er es gewollt.
Lukas verdiente es, dass sie nun ganz und gar seine Frau wurde. Und dass sie es tat, um ihm die Schwerthand und das Leben zu retten[.]
Der Rest ist Geschichte und jetzt bringe ich das Buch wirklich auf den Dachboden.
10 Kommentare:
Oh, danke, ein Überraschungsbonbon zum Wochenende :-D Könntest du noch Chrischis Tod ...? Dann erhöhe ich auch auf zwei Jahre Jogolé.
FrauZikade, sie haben wirklich, wirklich, wirklich Glück, dass ich grade zufällig etwas Zeit habe. :zeter:
:-D
Lukas verdiente es, dass sie nun ganz und gar seine Frau wurde. Und dass sie es tat, um ihm die Schwerthand und das Leben zu retten[.]Die Schwerthand retten? :suspekt:
Bin ich der einzige der da eine sehr bescheuerte Zweideutigkeit sieht?
(Eigentlich Eindeutigkeit, denn es will mir gerade keine "anständige" Erklährung für diese Aussage einfallen...)
Frau Schatz, äh, Frau Katz, ich küsse Ihre schwiemeligen Füße. :wub:
@Alca
Na, weil Otto dem lieben Lukas sonst die Schwerthand abschlagen lässt, weil dieser es wagte, sie gegen Ekki, immerhin Hauptmann der Wache des Otto (irgendwann wurde er befördert) zu erheben.
Ich fange jetzt an. Vorher lag die Katze auf dem Buch und als ich wegging, verließ sie zwar das Buch, lag dann aber auf mir, so dass ich mich wieder nicht bewegen konnte.
Aber jetzt! (Futterzeit. :zahn:)
Man möchte brechen. :bradpitt:
Boah. Nee. NEE. Echt jetzt.
So viele Grillen kann es gar nicht geben, dass das weggezirpt werden kann.
Hnnnngh.
Ich dachte, es wäre so ein "WahAlptraumtrösthachedichsehks"-Ding gewesen, nicht so ein geplantes "so, jetzt aber doch mal"-Arrangement. Pfft.
Schön, daß Sex und Trauer sich so unglaublich gut vertragen. War ja alles Chris' Wille so.
@stina: bradpitt? erklärung bitte.
ansonsten: bähbähbäh
AAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!1111einself
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