So ist der Leu zwar in Ungnade gefallen, hat aber noch alle seine Truppen, seine Behausungen, seine ihm treu ergebenen Städte und Verbündeten und sieht es einfach nicht ein, jetzt im Büßerhemd irgendwo in der Pampa reuevoll vor sich hinzuvegetieren.
Bevor Barbarossa den Löwen offiziell schmähen kann (das „Ich mag Dich jetzt gar nicht mehr und Goslar bekommste auch nicht wieder, so!“ in Chiavenna war ja eher privater Natur), muss dieser dreimal die kaiserliche Einladung zum Hoftag zurückweisen. Damit er das auch wirklich tut, soll Dietrich (der Hedwig-Geliebte, wir erinnern uns) den Löwen zu einem Duell herausfordern, auf dass der Löwe Fracksausen bekäme und nicht erschiene.
Raffiniert!
Dietrich lässt sich noch schnell von Chris schulen, der grade die Ritter-Azubis ausbildet, und fühlt sich gewappnet.
Dann wird Marthe beschrieben, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters von 25 Jahren und nach drei Kindern noch so schön, so unschuldig, so verführerisch, so unglaublich ist wie am Tag ist, als sie als blutjunge Schäferstochter damals aus Franken mit Ritter Christian aufbrach, um ein besseres Leben zu finden, sich durch unzählige Gefahren schlug, bis sie endlich im Dorf ankamen, aber dann wurde es nicht besser, denn Randolf, bla, blah, blahblah, Meißen, Hexenverfolgung, Liebe, Entführung, Verzweiflung, blah.
Das Buch strotzt echt bis zur letzten Seite mit Rückblenden. Für Erstleser, die den dritten Band zufällig in die Finger bekamen, bestimmt hilfreich, für uns seeeehr ermüdend. Alle drei Absätze mit den Augen zu rollen, die Fäuste gen Himmel zu schütteln und laut „Jaaahaaa, weiß ich doch schon!“ zu brüllen ist nun mal sehr anstrengend. Rücksicht auf Neu- und Zufallsleser in allen Ehren, aber das hier ist nun echt mal übertrieben.
Interessant in diesem Zusammenhang ist aber, dass Marthes Verwarnungen durch alle vier Randolfianer gleichzeitig sich bemerkenswert vervielfältigen. Im ersten Buch noch ein- bis zweimal, im zweiten schon mehrere Male, im dritten Buch sind wir bei mehr als einem Dutzend Mal angelangt.
Hm. Fünf Bücher sind geplant. Diese Entwicklung sollte man im Auge behalten. Hust.
Nach dem Showkampf mit Chris verabschiedet sich Dietrich, um noch ein bisschen seine Geliebte Hedwig anzuschmachten, die neben ihrem Gemahl, seinem Bruder, in einem besonders hübschen Kleid herumsitzt und -leidet. Chris und Marthe kuscheln erst mal ein bisschen, Ludmillus ist auch irgendwo und überhaupt sind alle unsere Lieben vereint. Schee. The board is set, wir können anfangen.
Es gibt noch ziemlich viel Opossum, dann sind wir endlich beim ersten Drama: Dietrich der Jüngere, Ottos zweiter Sohn, hat sich mit einem Ritter gekloppt und der hat sich beim Kaiser beschwert. OMG, Schande über ihn, über unsere Familie und unsere Kuh. Otto ist außer sich und es bessert seine Laune auch nicht, dass dieser Ritter sein über alles vergötterter Erstgeborener Albrecht ist. Der schon als Kind Scheiße war und mittlerweile zu einem veritablen Randolf-Klon mutiert ist, was natürlich alle wissen, nur Otto nicht. Nö, Albrecht sei ganz supi, würde einen tollen Herrscher abgeben und den doofen Dietrich, den stecken wir in ein Kloster, jawohl.
Dietrich wird blass, Chris interveniert, Hedwig interveniert und nach viel Blabla und Ottos gichtgeplagtem Rachesehks mit Hedwig einigt man sich darauf, dass Chris Klein-Dietrich zur Ausbildung mitbekommt, auf dass er Selbstbeherrschung lerne und überhaupt erst mal ganz weit ab vom Schuss sei, damit Gras über die Sache wachse.
Zwischendrin haben Dietrich der Ältere und Hedwig noch mal orgiastischen Sehks, ebenso wie Chris und Marthe, aber so im Großen und Ganzen war’s das dann mit der Auswalzung der Ausgangssituation.
„Du weißt, dass Du Dir den künftigen Herrscher der Mark Meißen zum Feind machst, wenn Otto Dir Dietrich als Knappen schickt?"
Sehr schön zusammengefasst, Dame Marthe.
Hoppeldipoppelgaloppel geht es also mit Dietrich dem Jüngeren schon bald nach Christiansdorf. Dort hat man grade Rotgüldenerz gefunden, was bedeutet, dass die Gruben noch ergiebiger und wertvoller sind, als man ohnehin schon dachte. Hurra!
Marthes ältere Stieftochter Johanna erwartet ihr erstes Kind von Kuno, während sich die jüngere, Marie, noch etwas gegen Bärtrams Werben sträubt.
Hier, extra für Zikädsche:
„Kein Grund zur Sorge“, entgegnete Johanna und legte die Hand schützend auf den Bauch. „Es bewegt sich schon“, meinte sie mit verlegener Freude.
Muahahahahhahahaha! :fies:
Etliche Geschichten über Was-so-im-Dorf-vor-sich-geht später kommt dann auch der Krieg ins Rollen. Chris solle demnächst seine Zahnbürste einpacken, man ziehe gegen den Leu. Chrisibu hatte noch nicht einmal Zeit, seine Lenden zu gürten, da kommt auch schon ein Ritter angeritten, man bräuchte die Dame Marthe, da Hedwig das aus dem Rachesehks mit Otto entstandene Kind fehlgeburtlich verloren hätte.
Marthe kommt und rettet den Tag, wie hätten wir es auch anders erwarten können. Sie überzeugt uns Otto unter Einsatz ihres Lebens sogar davon, dass er seiner Hedwig in Zukunft besser fern bliebe, also, so im Bett und so.
Marthe wird mit nach Meißen geschleift und Chris muss seine Zahnbürste alleine zu Ende packen. Armer Bub.
Marthes ältester Sohn, Page am Hofe Ottos, hat sich übrigens mit Rutger, dem Sohn Randolfs, geprügelt. Der taucht zwar dann in dem Buch nicht mehr sonderlich auf, aber wir behalten das als Foreshadowing einfach mal im Hinterkopf würde ich sagen.
Zwischendrin kommt auch noch die neue, 14-jährige Frau von Ekki vorbei, ist total eingeschüchtert und meint, wenn Marthe ihr helfe schwanger zu werden, würde das ihrer Ehe mit Ekki auf die Sprünge helfen.
Ahahahhahahahahaha. No.
Ekki macht sich an auch erwartungsgemäß an Marthe heran, hat damit aber wenig Erfolg, trotz seiner Drohung, dann eben Chris beim Feldzug da einzusetzen, wo der die meiste Feindberührung haben würde.
Dietrich der Jüngere hat sich übrigens in Marie (jüngere Stieftochter Marthes) verguckt, aber auch das verläuft sich dann nach viel Leid und Hach und Weh irgendwann im Sande.
Es folgen weitschweifige Opossumsaktivitäten. Hoftag, bla, Truppen und dann macht man sich endlich fertig, loszuziehen. Marie wird vorher noch schnell mit Bärtram verlobt und dann reiten alle los. Kirsche auf dem Sahneeisbecher: während Chris’ Abwesenheit wird Albrecht der Arsch, Ottos Erstgeborener, Befehlshaber der Burg von Christiansdorf sein.
Randolfigall, ick hör’ dir trapsen.
Chris will Marthe noch schnell in Sicherheit bringen, aber Marthe will nicht. Weil halt. Wären ja genug Leute hier, die ihr helfen würden, triebe er es zu bunt, und überhaupt stünde sie über den Launen von verwöhnten, 20jährigen Bratzen und jetzt wolle sie bitte ganz alleine mal in der Dunkelheit am Waldrand herumspazieren, da sei ja schließlich auch nix bei, kthxbai.
Gut, Marthe bleibt und Chris reitet, nach etlichen Antäuschungen, nun doch endlich los. Nach Haldensleben, das in einem Moor liegt und allgemein ungemütlich zu belagern ist.
Was nun folgt ist eine opossumeske Beschreibung der Belagerung, die ich, trotz allen Dramas, für authentisch und gut beschrieben halte. Keine Lalalülü-Marthe in der Nähe, hier gibt es nur mies gelaunte Männer, Dreck und Verzweiflung. Ich muss feststellen, dass es dem Buch sehr gut tut, wenn Marthe nicht in der Nähe ist, um irgendwelche Mary-Sue-Pflichten wahrzunehmen.
Gut, sie belagern also Haldensleben und die Sache läuft nicht so dolle, die Haldenslebener zünden ihnen sogar das Torfmoor unter den Füßen an. Wie nachtragend von ihnen, kaum belagert und bedroht man sie ein bisschen, schon greifen sie zu solchen Mitteln. Tsk.
Otto ist genervt und will heim, braucht aber noch einen passenden Vorwand. Nicht, dass es dann später heißt, er hätte sich drücken wollen, ne, was sollen denn die Leute denken.
Diese Gelegenheit kommt, als sich Erzbischof Philipp mit Heer und mit viertausend Brabanzonen nähert. Der hat seine Kampftruppe, die im Benehmen sehr an besoffene Klingonen erinnert, nämlich so gar nicht im Griff und Otto hofft, wenn er seinen ungeliebten Zweitsohn Dietrich hinschickt und der irgendwie zufällig umkommt, dann dürfe er, Otto, nach Hause.
Mei. Vaterliebe. Schöne Sache, echt.
Chris wird natürlich mitreiten und ihn beschützen, ebenso Lukas, aber hui, es sieht nicht gut aus für den tugendhaften, ehrlichen Zweit-Chris Dietrich.
Währenddessen reitet Albrecht in Christiansdorf ein und benimmt sich gleich wie ein Randolf. Hätten wir den einen nahtlos durch den anderen ersetzt, ja wunderbar. Arsch Albrecht hat dann auch noch gleich Locken-Elmar, den er wohl von Randy geerbt hat, mitgebracht. Entzückend.
Albrecht versucht, Marthe erst mal verbal unterzubuttern, die erkennt jedoch schnell, dass er drogenabhängig ist und meint, nur sie könne ihn durch ihr patentiertes Marthedon-Programm von den Halluzinationen und Albträumen heilen, also solle er sie wohl besser mal gut behandeln.
!
Sollte euch also mal jemand Bilsenkraut anbieten: just no sagen, Kids.
Wohl oder übel lenkt Albrecht ein und lässt sich von Marthe den Heiltrank brauen. Ansonsten benimmt er sich aber weiterhin wie ein verzogenes Balg, das er schließlich auch ist. Auch alles nicht so furchtbar neu.
Zurück bei Chris hat der den ersten Zusammenstoß mit den Brabanzerln. Die sind ihm unsympathisch, was auf Gegenseitigkeit beruht. Chris und Kompanie beraten sich mit Philipp, Chris schlägt einem Brabanzerl, das an seinen Satteltaschen herumfingert die Hand ab, der Anführer der Plätzchen ist nicht amüsiert, blah.
Dann brennt des Nachts noch die Dorfkirche ab, in der man lagert und überhaupt weiß ich echt nicht, was Chris, Lukas und Dietrich da grade machen.
Oookay, und schon wieder Albrecht in Christiansdorf. Der lässt sich von Marie waschen und weil sie sich weigert, ihm den Speer zu polieren (obwohl er ihn ihr doch schon so schön entgegenhält) wird sie von Locken-Elmar niedergeohrfeigt.
Business as usual, eh?
Schließlich poliert sich Albrecht den Speer dann selbst, er will heute schließlich noch ausreiten, und Marie flieht schnell aus der Kammer. ’kay.
Marthe ist empört und beschließt, eine der Huren von Christiansdorf in die Klamotten einer Magd zu stecken und diese Albrecht unbemerkt unterzuschieben. Klappt natürlich alles großartig, die tugendsamen Mägde sind gerettet und Albrecht ist beschäftigt.
Albrechts Versuch, sich in der Münzgießerei grade mal so eben die Taschen mit seines Vaters Silber zu füllen, geht übrigens schief, weil ihm keiner irgendwas ohne schriftliche I.O.Y.-Bestätigung aushändigen will. Na, da sehen wir doch schon, wie der Hase läuft.
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich. Also, das zweite Drittel dann Mittwoch.
13 Kommentare:
Sehr schön. Bis auf das Bauch-Zitat. Aaaah!
Äh, was heißt eigentlich Opossum? Und I.O.Y.?
War die Hedwig nicht schon im zweiten Band von Otto schwanger? Hatte die da eigentlich geworfen?
Du bist schließlich Schuld daran, dass mir solche Bauchplattitüden überhaupt auffallen. :zahn:
Opossum bedeutet hier im Blog ganz grob, dass viele historische Geschehnisse besprochen und in den Kontext des Buches eingehäkelt werden. Ich hatte immer schreckliche Geschichtslehrer und falle daher bei der Erwähnung von wer wann was gemacht hat gerne in die berühmte Opossum-Starre. Sehr schön illustiert in Ice Age 2 übrigens. :-)
Ja, im zweiten Band war auch irgendwas. Dank Marthe ging's da grade noch gut, obwohl Hedwig mit knapp 30 natürlich eigentlich schon viiiieeeel zu alt war.
Whoops, vergessen:
I.O.Y. = I owe you = Schuldschein. Weder Bergmeister noch Münzgießer wollen Albrecht Silber geben, ohne dass die Übergabe beurkundet wird.
Ich versteh das richtig, Sohn 1 kloppt sich mit Sohn 2 und beschwert sich dann über Sohn 2 beim Kaiser?
Genau das, Silph. :nick:
Die konnten sich ja schon als Kinder nicht ausstehen und außerdem zeigt das dem Leser so wunderbar, was für ein doofes Pupsgesicht Sohn 1 alias Albrecht doch ist.
Ich komm da einfach nicht drüber, daß der Ältere sich darüber beschwert, daß sein jüngerer Bruder ihn verkloppt hat... und dann auch noch beim Kaiser. Macht doch sicher einen tollen Eindruck... von einem Ritter.
Und ich dachte, das wäre ein Verständisfehler meinerseits.
Wie hälst du das nur durch?
Jetzt fehlt eigentlich nur noch, das Christiansdorf untergeht (Ratten? Meteore? Drachen? Bla?) und sie sich einen neuen Ort zum siedeln suchen müssen. Alles andere wurde ja nun zur genüge wiederverwertet...
Das Ende des Buches hat mich mit dem Rest versöhnt. Da schmeißt sie alles nochmal so richtig nachdrücklich zusammen, da geht die Post ab. Das ist so dermaßen WTF, dass es schon fast wieder gut ist. :-D
>>Randolfigall>>
*roflol*
Das "Wir schicken jemanden, den wir loswerden wollen, an die vorderste Front" hat schon damals der alte David in der Bibel gemacht, weil er die Ische seines Hauptmanns haben wollte. Da guck an.
Grade entdeckt: tinyurl.com/oaol9c
Das ist aber nicht Band 4 (die gibts nur als Taschenbücher).
:rotauge:
Konsequent isse ja, das muss man ihr lassen. Sie hat ihr Thema gefunden und zieht es gnadenlos durch. :zahn:
Bin ich die einzige, die die Aktion mit der Hure für moralisch ziemlich verwerflich hält? Wir schicken sie als Opferlamm vor, die sind's ja gewohnt, mies behandelt zu werden, da macht das ja nichts? Aufs Maul, Marthe?
Kommentar veröffentlichen