Montag, 31. Mai 2010

Ceterum censeo ...

... dass ich hier doch mal was über meine Einstellung zu den verkatzten Büchern schreiben sollte.

Eigentlich bin ich ja ganz flauschig und harmlos. Echt. Ich vermute, meine Neigung zu Verkatzungen rührt aus meiner Kindheit her, als ich mit religiöser Begeisterung das MAD-Magazin las. Wer es nicht kennt, es ist ein Satire-Comic-Magazin für Jugendliche und zumindest damals brachte es in jeder Ausgabe eine gezeichnete Persiflage auf Filme und Serien, die aktuell liefen.

Was habe ich die geliebt! Erstaunlicherweise liebte ich die Persiflagen, die zielgenau den Finger in die Wunden der Inkonsistenz und Head-Desk-heiten der Vorlage legten, umso mehr, je inbrünstiger ich schon die/den entsprechende/n Serie/Film liebte. Ich fand schon damals, dass ein bisschen Selbstironie und die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, sehr wichtig sind und der Grandiosität der Vorlage nicht zwangsläufig einen Abbruch tun.

Ähnlich ist es mit den verkatzten Büchern. Die, deren Verkatzung richtig Spaß macht, die machen mir idR auch beim Lesen Spaß. Man muss auch bedenken, dass beim normalen Lesen einiges durch die Bewußtseinsmaschen schlüpft, was bei der metikulösen Aufarbeitung der einzelnen Kapitel gnadenlos in den enthüllenden Fokus der Aufmerksamkeit gezogen wird. Aber so liest doch nun wirklich keiner. Normalerweise jedenfalls.

Aktuell bei Aspirine und ihren Abenteuern hatte ich Zeit und Gelegenheit, das Buch vor der Verkatzung einfach mal in einem Rutsch durchzulesen. Mir sind die ganzen Wiederholungen bei Weitem nicht so aufgefallen wie dann später bei der kapitelweisen Betrachtung. Oder nehmen wir die Hebamme. Es hat schon einen Grund, warum die Reihe so erfolgreich war. Klar ist Marthe geradezu ein Prototyp der Mary-Sue, aber ganz ehrlich, besonders der erste Band las sich „wie geschnitten Brot“. Die Personen waren größtenteils Stereotypen, aber gut beschrieben, das Tempo der Geschichte fast immer perfekt.

Teilweise lohnt es sich schon alleine aus diesem Grund die Bücher zu lesen: um herauszufinden, was die Autoren alles punktgenau so richtig gemacht haben, um sich die ganzen anderen Sachen, die sich so hervorragend zum Verkatzen eignen, leisten zu können. Ebert, Wassermann, Auel: lest sie ruhig und habt Spaß.

Gut, es gibt auch in der Katz'schen Historie ein, zwei Bücher, die eher mühsam waren und die in meinen Augen ein bisschen gutmütigen Spott durchaus verdient haben. Aber mei, selbst die waren größtenteils unterhaltsam. Und Ryder Hook wird jetzt auch eher trashig, aber, wenn ich mich recht erinnere, wird es recht delektabler Trash. Und darauf kommt es doch an: den Leser zu erreichen, eine Reaktion hervorzurufen. Selbst wenn es jetzt nicht unbedingt die ist, die der Autor sich beim Schreiben so vorstellte. Hüstel.

Ich mag mich über Aspirines Herumgeeier aufregen, aber ich tue das, weil sie und ihre Geschichte ausreichend nahegehend und lebendig beschrieben werden. Sie ist mir nicht gleichgültig, deswegen rege ich mich auf. Zu Recht, wie ich finde. Ich fühle mit ihr, also darf ich meckern. Das ist wie mit Familie.

So, das wollte ich einfach mal sagen. Der Zeitraum zwischen zwei Büchern bietet sich da ja an. Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken; seit zwei Wochen oder so schlafe ich schlecht, das legt sich immer wie Bleiplatten auf Denkvermögen und Eloquenz.

5 Kommentare:

DieJo hat gesagt…

Wie Sie, Frau Katz, bin ich eine begeisterte Leserin, die sich auch von simpel gestrickten Klischeecharakteren nicht unbedingt abschrecken lässt.

Normalerweise habe ich den Ehrgeiz, jedes angefangene Buch auch zu Ende zu lesen, selbst wenn es mich langweilt.

Doch ich habe meinen Meister gefunden. Es heißt "Das Buch", stammt von den Hohlbeins. Ich habe ca. ein Drittel davon gelesen und es danach enttäuscht weggeworfen . (Ich glaube, wirklich in den Müll. Finds nämlich nicht mehr.)

Anstatt irgendwelche neuen Erkenntnisse zu liefern, quälen die Autoren den Leser mit immer wieder den selben Fragen und ähnlichen Situationen, die sie auf immer neue Weise präsentieren.

Natira hat gesagt…

Ich liebe Star Trek und habe irgendwann die Nitpicker-Bücher von Phil Farrand entdeckt. Der Autor kennt die Materie, ist Fan und nimmt liebevoll die Ungereimtheiten aufs Korn. Köstlich! Oder "Galaxy Quest" z.B. *kicher*?!

Was ich sagen will: Ich kann nachvollziehen, was Du meinst :)

Lg Natira

Vinni hat gesagt…

Das hat sie aber schön gesagt, die FrauKatz. :) Das kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen (ich möchte die Hebamme aber trotzdem nicht lesen).

Sanni hat gesagt…

Danke! Aus tiefster Seele! :) Ich überlegte tatsächlich schon länger, dich mal zu bitten, zu posten, das die Aspirine bei weitem nict so schrecklich ist, wie sich das eben bei den Rezensionen liest. Das es eben trotz aller Doh, WTF und Gah-Momente trotzdem unterhaltsam ist und sich gut weglesen lässt.

In diesem Sinne nochmal: Danke. Ich kam mir shcon vor wie ein Alien, weil ich die Ayla-Reihe eigentlich mag (so vom reinen lesetechnischen Berieselungsstatus her :D).

Silph hat gesagt…

Ich hatte nicht erwartet, daß eins dieser Bücher so schrecklich ist, wie es erscheinen mag, wenn sich auf die Schwächen gestürtzt wird. Viele wunderbare Bücher haben große Schwächen und sind trotzdem nicht weniger wunderbar.

Man mag etwas noch so sehr lieben, man darf nicht den Humor verlieren, sonst läuft man Gefahr, in den Fanatismus abzugleiten.