Montag, 9. Februar 2009

Die Hebamme XXXIV – Vorzeichen

Es ist nicht nur Montag, es ist auch ein Montag, der sich wie ein Montag benimmt. Mein Entzücken kann in keiner Sprache und mit keinen Worten der Welt ausgedrückt werden.

Genau die richtige Stimmung um sich Marthes und Christians verzweifelter Lage anzunehmen. Die ganze Welt hat es auf sie abgesehen und will ihnen das Leben so schwer wie möglich machen.

Ich kann grade so gut mit ihnen mitfühlen.

In Christiansdorf ist die Erleichterung groß, als Chris am nächsten Abend heil, unversehrt und mit allen wichtigen Teilen zurückkehrt. Weniger froh ist man allerdings über die Entscheidung des Markgrafen, latürnich. Man beschließt, dass Guntram dann eben als Bergzimmerer für Hermann arbeiten und letztendlich mehr als vorher verdienen würde. Das ist zwar nicht das, was sich Guntram so vorgestellt hatte, als er in den dunklen Wald kam, aber mei, besser als nichts.

Am nächsten Tag wird dann der zweite Teil des Planes durchgeführt, den Chris und Hermann auf der Rückreise ersonnen hatten.

Seht ihr? Deswegen ist unsere Welt so in Unordnung. Weil wir viel zu schnell reisen. Wenn man so auf dem Pferd sitzt und grade kein Bär angreift hat man viiieeel Zeit, seine Gedanken zu ordnen und nachzudenken. Aber heute? Wuppes, rin ins Auto, raus ausm Auto, rin ins Flugzeug, raus ausm Flugzeug. Kommt ja keiner mehr zum Denken hier. Ich bin für Pferdezwang für Politiker. Mindestens.

Aber gut. Zurück zum Plan. Der besteht darin, dass Hermanns Leute den wüsten Wüterichen von jenseits des Flusses einfach zuvorkommen und gleich so viele Erzgruben wie möglich ohne Rücksicht auf Verluste oder Felder anmelden. Das kollektive Dorfbewußtsein ist geschockt, doch Chris ruft sie zusammen und erklärt sein Vorgehen.
1.) Wenn wir es nicht tun, tun es die Raufbolde von gegenüber.
2.) Ihr werdet bei Hermann arbeiten können.
3.) Hermann wird euch besser bezahlen als Hartwig.
4.) Müssen wir eben Essen und Krams woanders kaufen und herkarren.

Nach dem üblichen Tohuwabohu müssen alle einsehen, dass Chris so grundsätzlich das Beste aus der bestehenden Situation gemacht hat. Socke skandiert auch begeistert, dass der Bergbau sie alle reich machen würde, hurra, und man fügt sich in sein Schicksal.

Chris befiehlt Lukas dann, alles für den Aufbruch nach Meißen (Hoftag in Bamberg, Suche nach Bergleuten) vorzubereiten und macht sich dann auf die Suche nach Marthe.
Er bietet ihr an, sie mit nach Meißen zu nehmen, sie könne bei Lizzie oder Josie bleiben. (Würde ja auch gar nicht auffallen. Ugly.)
Marthe aber will bleiben, schon wegen ihrer lütten Stieftöchter.
Chris ist beunruhigt. Er mache sich Sorgen, schon weil immer noch ein Verräter unter ihnen sei. Außerdem ...

Christian ließ nicht locker. „Versuche, Hartwig aus dem Weg zu gehen. Vor den anderen können Jonas und Guntram und auch Karl dich beschützen – aber nicht vor ihm!“
Es kostete ihn Kraft, sie nicht an sich zu reißen. „Ich weiß nicht, wie lange ich weg sein werde. Pass gut auf dich auf!“

... warum erfindet Marthe eigentlich nicht mal eben eine Art Selbstverteidigungstechnik? Ich meine, alles andere ist ja auch kein Problem für sie. Knochen richten, Wirbel einrenken, bla. Ständig nur das passive Weibi, das ständig auf Beschützer angewiesen ist. Hmm. Hmmmmhmhm. :runzel:

Der Frieden im Dorf hielt nach Christians und Lukas' Abreise grade einen Tag.

Einen ganzen Tag? Hartwigs Leute lassen sich wahrlich Zeit.

Dann betatscht ein Hartwigianer Emma, die grade wieder schwangere Frau von Schmied Jonas. Der, ganz Mann, streckt den Unhold mittels eines Faustschlages nieder. Als Klein-Marie (eine der Stieftöchter Marthes) der Eimer von einem anderen Raubein aus der Hand geschlagen wird, bekommt der von Bruder Karl, dem Gehilfen des Schmiedes, ebenfalls eines auf die Nase.

Marthe renkt dem fiesen Möpp diese natürlich wieder ein, ne, man ist ja Gutmensch und so. Durch Pater Bartis Intervention passiert auch erst mal nix, obwohl Hartwig drohte, Jonas und Karl vors Dorfgericht zu bringen.

Nach Einbruch der Dunkelheit kommt ein Knecht und verkündet, der Verwalter ließe Marthe zu sich bitten. Die sagt Karl und Jonas Bescheid (immerhin), geht dann aber alleine mit dem Knecht zum Herrenhof 'rüber (dum?).
Warum sagt sie denn Bescheid, wenn dann doch keiner mitkommt? Warum lassen Jonas und Karl (der ja auch heftig in Marthe verlendet ist) sie überhaupt alleine im Dunkeln zum fiesbösen Verwalter gehen, wo es doch erst kürzlich einige Übergriffe gab? Warum behauptet sie nicht, sie hätte einen Tennisarm und ihr Gehilfe Karl/Jonas/Werauchimmer müsse ihren Korb tragen?

Na, sie watet durch die Furt zu wird zu Hartwig geführt. Der hat eine Wunde am Arm und möchte die gerne behandelt haben.

... der hat jetzt echt ein medizinisches Problem?

Öhm.

'kay.

Ich kann mit unvorhergesehenen Wendungen des Plots umgehen. Ich kann das. Auch wenn sie sehr unvorhergesehen sind.

Marthe behandelt die Wunde also, umtänzelt geschickt eine eher halbherzige Falle („Ist das nicht Arbeit eines Baders, was du da vorhast? [...] Etwas, das dir gar nicht zusteht?“ – „Neenee, ich schneide ja nicht, ne?“) und verbindet den Arm dann.

Während des Wartens hatte sie Zeit, ihr Gegenüber heimlich zu beobachten. Dieser Mann wurde ihr nicht durch offene Brutalität gefährlich so wie Randolf. Hinter seiner Grobheit spürte sie sogar einen Anflug von Furcht vor ihr.

Jawoll, weil Berthold vom Dorf nebenan nämmich gesagt hat, sie wäre eine Hexe, unsere Marthe.

Aber er war voller Hinterlist. Mit Randolf hatte er sicher schon längst Pläne gegen die Christiansdorfer geschmiedet.

Da kannste aber Deinen hübschen Hintern drauf verwetten, Schwester!

Es geht auch gleich los: Hartwig meint, er hätte keine Magd und verlangt mit lauerndem Blick, dass Marthe eine ihrer Töchter schickt. Marthe erschrickt und murmelt ausweichend etwas davon, dass sie ihren Mann fragen müsse. Dann kommt auch schon Pater Barti durch die Tür, der nur mal eben nach seinen Schäfchen gucken möchte, bevor die sich verwarnen oder dergleichen Unerquickliches stattfindet.

Marthe rennt, unentlohnt und unverwarnt, zurück nach Hause, um die Magdsache mit Wippi zu besprechen. Natürlich muss unbedingt verhindert werden, dass Johanna oder Marie dieser fiesen Ratte ausgeliefert werden, das ist Marthe klar.

Wippi ist, 'tüüüüüürlich, ganz anderer Meinung und im Gegenteil noch begeistert. Johanna sei schließlich schon acht, da müsse sie sich langsam ihr Brot selbst verdienen und so ein hoher Herr wird sie sicherlich gut entlohnen.

Lachen? Weinen? Das Abmeldeformular aus dem Club „Menschheit“ ausdrucken? Man weiß es nicht. :doh:

Wippi ist da auch außergewöhnlich entschlossen und lässt nicht mit sich reden. Die Diskussion erhitzt sich immer mehr, , bis Wippi mit einem Holzscheit auf Marthe losgeht, weil die eine Hexe sei, die seinen [beep] verdorren ließe und sich außerdem ständig bei hohen Herren herumtriebe und denen als Hure diene.

Karl, netterweise anwesend, entwindet Papa das Holzscheit, brüllt herum, dass Wippi Marthe nicht anrühren und überhaupt die Hure zurücknehmen solle!

„Ja“, murmelte Wiprecht kleinlaut.

Na, das ging ja schnell mit der Deeskalierung. Kudos für Karl.

Karlchen schleppt dann Marthe noch unter einem Vorwand nach draußen. Dort stehen die beiden dann herum und stellen fest, dass sie nichts gegen Wippis Entscheidung tun können, denn immerhin ist er der Hausvater und darf sowas entscheiden. Doof.

Marthe wusste, dass Karl Recht hatte. Die Angst um ihre Ziehtöchter überwältigte sie so sehr, dass sie tat, was sie noch nie getan hatte: Sie lehnte sich an Karls Brust und fing an zu weinen. Unbeholfen, aber sanft strich er ihr übers Haar. Doch dann spürte sie, wie sein Körper auf sie reagierte.
Erschrocken fuhr sie zurück. Er war ihr Stiefsohn!

Ihn stört das anscheinend nicht sonderlich.

Johanna, die ihnen nachgeschlichen ist, meldet sich dann gleich freiwillig und man beschließt, eben alles gut im Auge zu behalten. Wenn was sein sollte, müsse Johanna eben schnell zum großen Bruder Karl rennen, der würde dann schon.

Selbiges ist nach zwei Tagen bei Johanna dann blau und zugeschwollen. Sie hätte das Essen nicht rechtzeitig fertig gehabt. Marthe schäumt, kann aber nichts machen, weil Mägde eben geschlagen wurden. Dasisso. [/schröder]

Es kommt in den folgenden Tagen immer mal wieder zu kleineren Rangeleien, doch für Marthe, die als Einzige den Durchblick hat, sind das nur Vorboten des großen Knalls. Bislang bewahrte die Autorität Hermanns und Pater Bartis ein enpfindliches Gleichgewicht der Kräfte im Dorf.

Doch Marthe wurde immer unruhiger. In ihrer rechten Schläfe setzte wieder der pochende Schmerz ein, der bisher immer von drohender Gefahr gekündet hatte und der nun nicht mehr weichen wollte, ganz gleich, mit welchen Mitteln sie ihm beizukommen versuchte.

Sie rechnet also fieberhaft aus, wann Chris denn zurückkommen würde vom Hoftag. Mindestens zwei Wochen würde es noch dauern, insofern ihm nichts zugestoßen war. Noch viel Zeit für Mischief to happen, jaja.

Marthes Kopfschmerzen wurden immer quälender, bis sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Bald wurde sie bei Tag und bei Nacht von dem sicheren Gefühl einer nahenden Katastrophe beherrscht.

Das wäre dann wohl das nächste Kapitel. Also, die Katastrophe. Nicht selbst, aber inhaltlich. :fuchtel:

Bin ja mal gespannt, welche üblen Dinge sich die Autorin hat einfallen lassen.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Doch dann spürte sie, wie sein Körper auf sie reagierte.
Erschrocken fuhr sie zurück. Er war ihr Stiefsohn!


Er findet heulende Frauen also erregend? Ist ja auch ein ganz ein Charmanter.

Anonym hat gesagt…

Eher Marthe in sämtlichen Aggregatszuständen. Nichts kann ihre unglaubliche Anziehungskraft schwächen! Nicht Tränen, nicht Regen, nicht Hagel, nicht Schnee ... nee, moment, das ist das Glaubensbekenntnis der Briefträger.

Hm.

Ach, das kann man hier auch verwenden. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Lachen? Weinen? Das Abmeldeformular aus dem Club „Menschheit“ ausdrucken? Man weiß es nicht. :doh:

*BWAAAH*

Oh ja. Das Unheil dräuet. Und dräuet. Und dräuet immer noch... *gähn*

Nachdem das Buch ja gelegentlich so ganz leichte pädophile Tendenzen hatte, und Klein-Johanna jetzt bei Hartwig magden muss, befürchte ich mal Übles für's nächste Kapitel.
:TMI-Fee-zu-den-Waffen:

Anonym hat gesagt…

Ihre Narbe schmerzt und kündigt das Böse an? ...äh, Moment, falscher Text. Ihr Kopf schmerzt und kündigt Böses an...?

Mein Kopf schmerzt auch gleich, wenn ich ihn auf die Tischkante schlage...
Vinni

Anonym hat gesagt…

Ääääh, Pursi, könntest du nochmal kurz ein paar Eisbecher prophezeien? :uhoh:

Und: Kopfschmerzen kündigen Unheil an. Na da schau her. Innovativste Idee des Planeten, huh? Hat Marthe eigentlich eine Zickzacknarbe auf der Stirn? (Natürlich nur eine kleine, die ihr Gesicht noch hüpscher wirken lässt?)

Anonym hat gesagt…

Ah, great minds think alike. *vinni die hand reich*

Anonym hat gesagt…

Endlich, ich hatte übers Wochenende schon Entzugserscheinungen.

Anonym hat gesagt…

Ääääh, Pursi, könntest du nochmal kurz ein paar Eisbecher prophezeien? :uhoh:

Ich prophezeihe eine Wagenladung Eisbecher. Falls es nichts nützt gegen Verwarnungs-TMI, können wir uns wenigstens damit trösten. :ugly:

Anonym hat gesagt…

Sagt mal, hier, Johanna und Marie, die beiden Stieftöchter. Johanna ist jetzt 8. Marthe 17. Sie hat Wippi geheiratet, da war sie 13, ja? Also war Johanna damals 4. Und hat aber da schon mit Marie zusammen (war die nicht noch jünger?) ihre Mami gepflegt und konnte reden und Sud kochen und war quasi damals schon 8?


Hö?

Und Christians "Er musste sich zurückhalten um sie nicht an sich zu reißen" macht ihn spontan mal komplett unsympathisch. Gah. :p

Anonym hat gesagt…

Gegen Kopfschmerzen soll ja auch viel trinken helfen. Also viel Wasser trinken.
Beim Leser darf es auch Alkohol gegen den Schmerz sein.
Wäre ein Versuch wert. Vielleicht hilft es ja.

Anonym hat gesagt…

Al-ter.

*zuck*

Das ist alles so... *deh*

*zuckzuck*

Außerdem: kann es nicht mal ei-nen Mann (and I use that term loosely) geben, der beim Anblick von Marthe keinen Ständer kriegt? Also abgesehen von Seiner Keuschheit Ritter C.?

*major-overreaction-alert-smilie nach Sabine Ebert werf*

Argh.