Chris trainiert dann noch mit Kuno, damit der angenommene Erstleser plastisch vor Augen geführt bekommt, was für ein unglaublicher Schwertkämpfer unser Christian doch ist. Kuno hat, wir wissen es, keine Chance. Er bekommt von Chris dann noch ein paar Tipps und weil's grade so schön ist auch noch seinen Sohn aufs Auge gedrückt, denn Chris hat Wichtiges mit Herwart zu besprechen. Der soll über Ostern, wenn Chris unter der Nase des Kaisers dessen Bergleute abwirbt, vier seiner besten Männer im Haus des Dorfherren stationieren.
Klar, meint Herwart, machma. Er ginge sogar selbst mit, Kampfübungen könne er schließlich auch in Chris' Hof abhalten.
Christian zeigt sich erleichtert und bespricht dann gleich noch die Sache des kleinen Diebes mit seinem Hauptmann. Der geht mit Marthes Theorie der geführten Kinderbande d'accord.
„Hol den Burschen. Und mach ihm tüchtig Angst vor mir“, meinte Christian. Herwart grinste breit. „Aber gern.“
Der Bub wird also indoktriniert und angeschleppt. Halb verhungert ist er, schmutzig wie ein Warg und, natürlich, blaugeprügelt.
Chris tut streng und verkündet, dass er der Herr des Dorfes sei, der ihm morgen eine Hand abschlagen lassen werde. Aber weil er gnädig sei dürfe der Bub sich aussuchen, ob es die linke oder die rechte sein solle.
Gnädig? Commodus, bist Du es?
Dat Kind erbleicht. Nun spielt Chris, der Herzensgute, natürlich nicht umsonst den harten Hund, nein, er hat einen Plan. Nachdem er den Lütten genügend eingeschüchtert hat hofft er herauszufinden, was hinter dieser Kinderdiebesbande steckt.
Viel bekommt er aus dem Kerlchen nicht heraus. Der Meister sorge für die Kinder und schicke sie zum Stehlen aus, sagen dürfe er aber nichts, weil es sonst seiner Schwester Anna schlecht erginge.
„Sag mir, wo ich sie finde, und ich sorge dafür, dass ihr nichts geschieht. Du hast mein Wort.“
Das Wort eines Mannes, der ihm grade noch die Hand abschlagen wollte. Dolle Wurst. Da hätte ich jetzt auch grade mal spontan Vertrauen.
Sprung.
Chris treibt Kuno und Bertram auf, die Söhnchen Thomas grade wunderbare Schauergeschichten erzählen. Sie müssten sich mal wieder verkleiden, er bräuchte sie.
Verkleiden. Gut, Chris meint Bergmannskittel und Bauernkleider.
Aber wir hatten hier grade Fasching. Clowns. Lebensgroße Hotdogs. Hummeln in schwarz-gelbem Satin.
Das ist bei der bildlichen Vorstellung etwas ... ungünstig. Gnihihihihi. Gni. Hihi.
*räusper* Weiter im Text. Dahoam steht Marthe in der Küche und braut etwas gegen Husten. Chris weiß, dass Marthe sehr darunter leidet, nicht alle retten zu können.
Er nahm ihr das Kräutermesser aus der Hand und sagte: „Aber ich weiß von jemandem, den du retten kannst. Bist Du bereit für ein kleines Wagnis?“
Whoa, hier! Das sind ja gradezu Geheimdienstmethoden! Miliz in Verkleidung, Marthe untercover in geheimer Mission – über Langeweile kann sich das Dörfli nun wirklich nicht beschweren. Hui.
Marthe wagt es natürlich und macht sich stehenden Fußes auf den Weg zum Handwerkerviertel. Sie guckt mal hier, guckt mal dort, schlendert herum und schon bald spürt sie, dass sie eine ganze Traube beobachtender Kinder hinter sich herzieht. Noch ein kurzes Intermezzo beim Tuchhändler –
Marthe wusste, dass er sie übervorteilen wollte, weil er glaubte, bei Frauen leichtes Spiel zu haben. Unwirsch unterbrach sie seinen Redeschwall.
[...]
Solche herrischen Auftritte waren nicht Marthes Art, aber sie hatte lernen müssen, dass auch das gelegentlich nötig war, um sich zu behaupten.
– und schon sieht sie, was sie sucht.
Sie winkte ein mageres kleines Mädchen mit strähnigem Haar zu sich, das barfuß und mit zerlumptem Kleid im Schnee stand und sie mit flackernden Augen beobachtete.
„Du da! Du kannst mir die Einkäufe nach Hause tragen. Ich werde sich dafür bezahlen“, rief sie mit befehlsgewohnter Stimme.
Wie praktisch, dass Marthe unter den ganzen zerlumpten kleinen Kindern sofort die gesuchte Anna erkannt hat. Pfhu!
Marthe nimmt die Lütte dann an die Hand und eilt nach Hause, damit das arme Ding schnell in die Wärme kommt. Daheim angekommen bekommt Anna erst einmal etwas zu essen, dann holt Marthe Chris. Als der die Küche betritt, erschrickt sich Anna.
„Das ist Christian, der Herr des Dorfes“, fuhr sie ruhig fort. „Er wird morgen über deinen Bruder richten, der beim Diebstahl ertappt wurde.“
Das Mädel versucht, Chris dazu zu bringen, ihren Bruder zu verschonen. Aus gegebenem Anlass werde ich an dieser Stelle den Pyrr-Schon-Spoiler (PSS) einführen.
[PSS]
„Bitte, Herr, tut meinem Bruder nichts. Dann werde ich auch sehr nett zu Euch sein“, flüsterte sie und hob ihr zerlumptes Kleid hoch, wobei sie sich unbeholfen mit dem Ärmel ein paar Tränen abwischte.
Marthe und Christian wechselten einen finsteren Blick.
[...]
[D]iese magere Kleine war noch nicht einmal sechs Jahre alt!
[/PSS]
...
.....
........
'kay. Also irgendwie, also langsam ... kann man nicht anders darlegen, dass der „Meister“ (:who-ugly:) ein fieser Möpp ist? Muss es denn immer auf das selbe hinauslaufen?
Brmpf.
Chris beruhigt sie und verspricht ihr, ihrem Bruder die Hand nicht abzuschlagen, wenn sie ihm dafür verrät, wo sich der Meister versteckt hält. Außerdem würde er ihnen eine richtige Unterkunft besorgen, mit Essen und ohne zu leistende ... Sonderdienste. Brmpf.
Am nächsten Tag hält Christian Gericht und das mit gradezu salomonischer Weisheit. Der Weinhändler beschwert sich darüber, dass der Bader grade kurz vor der turnusmäßigen Entwertung des Geldes sehr viel Wein bei ihm gekauft hätte. Hat der Bader jetzt also viel Ware, der Weinhändler aber drei Tage später nur noch Geld, das viel weniger wert war.
Gut, denkt sich Chris, er hätte ja nicht drauf eingehen müssen und gibt dem Bader recht. Allerdings ruft er ihm dann noch schön laut hinterher, dass er sich dann aber auch nicht wundern müsse, wenn nächstes Jahr bei ihm grade kurz vor der Geldentwertung besonders viele Leute zu Gast wären. Die angetretene Dorfkulisse kichert und tuschelt und Chris weiß, sein Vorschlag ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Nachdem der Bader jetzt nicht unbedingt mit richtigen Waren handelt, dürfte es ihn aber doch wohl freuen, wenn ungewöhnlich viele Leute kommen, selbst wenn das Geld danach nicht mehr ganz so viel wert ist, oder? Sehe ich das falsch? Berichtigt mich, wenn ich auf dem Holzweg bin.
Anyhoodledoo, nach ein paar allgemeinen Streitereien, unter anderem auch der zwischen Griseldis und der Dirne, kommt man zum kleine Dieb Peter. Die Menge verstummt erwartungsvoll.
Marthe spürte, wie sich eine merkwürdige Stimmung über die Menge legte – die Gier nach harter Strafe. Die meisten, die eben noch gelacht hatten, wollten nun Blut fließen sehen.
Ha! Aber nicht in Christiansdorf! Unser Chris trägt die Anklage vor und zieht dann, *schawuppes*, den Meister aus dem Hut! Hajawoll, meint er, der sei der eigentlich Schuldige! Seine Leute hätten ihn aufgestöbert und festgenommen, jawohl!
Witwe Bolte bekommt ihr Geld zurück und der kleine Peter wird dazu verurteilt, ein Jahr lang für sie zu arbeiten. Der so Bestrafte ist verständlicherweise recht erleichtert und schwört, seine Sache gut zu machen.
Der Meister hingegen giftet herum, dass er ihn und überhaupt alle umbringen werde.
Was passiert mit dem Meister frage ich mich, dem Ursprung allen Übels? Verliert der seine Hand oder gar sein Leben? Na?
Nnnnope. Der wird lediglich gebrandmarkt, fortgejagt und es wird ihm verboten, jemals wieder in die Nähe des Dorfes zu kommen. Dududu, böser Meister!
Bitte? Einmal kurz mit der Zeitung auf die Nase geklopft und fertig? Wie lässt sich das bitte mit dem gerechtigkeitsliebenden Chris vereinbaren?
... ah! Ich verstehe! Der Meister wird später im Buch noch für irgendwas gebraucht! Wahrscheinlich auch noch um mit Randolf zu paktieren. Sowas in der Richtung. Ahhhh!
Gut, das ist ein Argument. Man kann nie genug Feinde haben, die um die Grenzen des Dorfes herumschleichen und einem Böses wollen. Genehmigt.
Der Meister wird davongejagt, ein paar ältere Kinder aus seiner Truppe folgen ihm auch tatsächlich. Die kleineren bleiben unsicher stehen und werden von Marthe eingesackt. Die sensationsgierige Menge zerstreut sich und erstmal ist alles gut.
11 Kommentare:
Der Bader verbraucht doch Wasser. Das wächst ja nicht auf Bäumen, ne?
Ühprikentz:
"auf's"
:finger trommel:
:dich am ohr zieh:
Wofür meine langwierigen Lektionen? Für die (Frau)Katz, häää?
Haja, aber kostete das Wasser Damals™ was? :kopfkratz: Mühle benutzen weiß ich, aber Wasser?
@Ühprikentz
ARGH! Oioioioi! Verdammich! Jetzt habe ich das die ganze Zeit so schön gemerkt und verbessert und jetzt ist es mir doch ...!
Ist schon wieder weg. Außerdem sollte es „auf es Auge“ heißen. Das ist ... Dialekt. Jawohl. Weil ich grade Asterix auf Meefrängisch lese. :behaupt:
:helga:
Hachja, im Rausreden isse gut. :D
Das ist die pureste, reinste Wahrheit! :zeter:
Aber die Prophetin gilt ja bekanntlich nix im eigenen Blog. Ich gehe jetzt schmollen. Pfht. Pöh! Tzi! Hrumpfh!
:zahn:
Irgendwie hab ich Schwierigkeiten, mir die Ausmaße dieses Dorfes vorzustellen. Sie reden immer, als wären das noch die drei Hütten von damals (TM) und dann gibt es ganze Viertel für Handwerker, Händler jeder Fachrichtung, nicht zu vergessen die Leprösen... und auch der Meister mit seiner Schar Kinder kann problemlos in der Metropole untertauchen und sein schmutziges Geschäft aufziehen...
Und ich weigere mich, Christiansdorf mit dem realen Freiberg in Verbindung zu bringen. Ich könnte da doch nie wieder klaren Geistes durch die Stadt fahren, wenn ich immer Marthes Heiligenschein über den Gründungsmauern schweben sähe...
Äh... ich Vinni sprach da gerade, aber das System hat meinen Namen verschluckt :ugly:
Ich fahr heute nach Freiberg. Mal sehen, ob ich ernst bleiben kann. Ich bezweifle es ja. :ugly:
"Irgendwie hab ich Schwierigkeiten, mir die Ausmaße dieses Dorfes vorzustellen. Sie reden immer, als wären das noch die drei Hütten von damals (TM) und dann gibt es ganze Viertel für Handwerker, Händler jeder Fachrichtung, nicht zu vergessen die Leprösen... und auch der Meister mit seiner Schar Kinder kann problemlos in der Metropole untertauchen und sein schmutziges Geschäft aufziehen..."
Quantenmittelalterunschärfe-Effekt.
Kopf -> Tisch
The words, they fail me. :doh:
It is indeed... arghsn. Und nach wie vor einfach unglaublich vorhersehbar.
Kommentar veröffentlichen