Mittwoch, 11. Februar 2009

Die Hebamme XXXVI – Gefangen

Das Dorf betet die ganze Nacht für die Seelen der Toten und wenn man schon mal dabei ist auch gleich noch für Jonas und Karl mit. Die haben, nuuur dank Marthes heimlicher Hilfe, die Nacht mehr schlecht als recht überstanden, aber es ist abzusehen, dass das nicht mehr lange gut gehen wird.

Marthe ist beunruhigt. Wo bleiben nur Emma und Hartwig und warum ließ Hartwig die beiden Männer nicht frei?

... denn Hartwig ist schließlich ein Ehrenmann, auf dessen Wort man sich verlassen kann.

Zurück im Herrenhof:
Gegen Mittag lässt Hartwig dann von Emma ab und sie fragt ihn, ob er nun endlich ihren Mann und seinen Gehilfen freilassen würde.
Och, meint Hartiwig, er würde jetzt mit Emma mal zu den Delinquenten gehen und wenn sie ernsthafte Reue zeigten, dürften sie Wasser bekommen. Von Freilassen war schließlich nie die Rede.

Ja. Quod erat expectandum, ne?

Kommen wir nun zum heimkehrenden Chris, der, begleitet von Lukas, sich langsam und „voll innerer Unruhe“ dem Dorf nähert.

Seit ihrer Abreise zum Hoftag hatten sie darüber grübeln müssen, welches Unheil Hartwigs Leute inzwischen angerichtet haben mochten.

Ich frage mich ja immer noch, warum Otto Chris beim Hoftag dabeihaben wollte. Ist ja nicht so, als wäre unser Held des Markgrafen Lieblingstierchen oder sowas.
Na, im Zweifelsfalle war's Oda, die schwarzhaarige Hexe, die Otto nach Belieben herummarionettet.

Der Verlauf des Hoftages, bei dem Otto vom Kaiser das Recht zum Abbau des Silbers erhalten hatte [...], trug nicht gerade dazu bei, ihre Sorgen zu mildern. Randolf und Oda waren ständig an Ottos Seite, nur ihre Worte und Wünsche wurden vom Markgrafen erhört. Was immer Randolf mit Christiansdorf vorhatte, Otto würde es billigen oder zumindest stillschweigend dulden.

Raimund, Richard und Gero, Chris' Freunde, wurden vom Markgrafen dann auch noch weggeschickt. Sieht so aus, als wäre nicht nur das Dorf sondern auch Chris und Lukas relativ hilflos. Von daher rechnen sie hinter jedem Baum mit einem Hinterhalt, wobei Chris die Sorge um die Dorfbewohner noch deutlich mehr quält als die um das eigene Wohlergehen. 'türlich.

Wenn nur Marthe mit ihm nach Meißen gereist wäre! Bei Josefa wäre sie in Sicherheit.

Okay, gut. Er sorgt sich also hauptsächlich um Marthe. Marthe = Das Dorf. Jaja, warum erwarte ich eigentlich noch was Anderes.

In der Nähe des Dorfes treffen Chris und Lukas dann auf die von Marthe ausgeschickten Dorfpubertierenden, die Chris haarklein alle Vorkommnisse berichten. Des Ritters Miene verdüstert sich.

Ohne Zögern fasste er seinen Entschluss. Wenn Randolf so offen gegen alles Recht und Gesetz wütete, musste er sich seiner Sache absolut sicher sein.

Na, mit so einer mächtigen Witzgestalt wie Otto in der Hinterhand ... kein Wunder.

Chris gibt seine Anweisungen. Lukas möge verkleidet im Bauernkittel ins Dorf schleichen, während Chris normal einreitet. Lukas mötzelt ein wenig herum, Ehre und Überhaupt, aber mei. Chris ist der Herr, und der Herr sagt: ziehe Dir ein Bauerngewand an und schleiche Dich unterkannt von hinten ins Dorf, basta.

Den Jugendlichen gibt Chris dann noch den Auftrag, Lukas' Pferd und das Packpferd im Wald zu verstecken. Nicht, dass bei so vielen Pferden den Bösen auffällt, dass da ja noch ein Reiter sein könnte.

Nicht, dass das was gebracht hätte, denn schon wenig später zerren bewaffnete Schergen Kuno und Bertram (die Jugendlichen) samt der Pferde aus dem Wald. Hartwig freut sich schon, darf er doch jetzt auch noch zwei Pferdediebe disziplinieren.

Nö, meint Kuno, die liefen so im Wald herum, man hätte die gefunden und wollte sie grade zu Hartwig bringen, ganz großes Ehrenwort. Pfha!, quakt einer der Reisigen, von wegen, die wollten die Pferde verstecken, genau gesehen habe ich es!

Hartwig lässt sein bekannt weiches Herz entscheiden: die beiden werden an den Pfahl gebunden, jeder bekommt 30 Hiebe und am nächsten Morgen werden sie gehängt.

Vor Angst geschüttelt, lief Marthe zum Bach. Hatte sie Kuno und Bertram ins Verderben geschickt? Sie erkannte die Pferde. Christian und Lukas mussten ganz in der Nähe sein. [...] Etwas in Hartwigs Gesicht sagte ihr, dass auch er wusste, wessen Pferde das waren.


Mittlerweile ist Hartwig bei Lukas und Karl angekommen. Die sind von der Sonne verbrannt, vom Durst ausgedörrt und dennoch bemerkenswert renitent. Statt des erwarteten Flehens erntet Hartwig nur hasserfüllte Blicke. Er ist enttäuscht, aber als er entdeckt, dass der Verband an Jonas' Kopf verändert wurde, steigt seine Laune wieder. Das bedeutet schließlich, dass jemand gegen seinen Befehl den beiden „Verbrechern“ geholfen hatte.

Er winkte zwei seiner Bewaffneten zu sich. „Ergreift die Kräuterhexe!“
Marthe unterdrückte mühsam den Impuls zu fliehen. Hartwig würde sich an Johanna schadlos halten[.]

Marthe wird ergriffen, ein bisschen herumgestoßen, bedroht und soll verraten, wer ihr geholfen hat. Tapfer hält sie stand und behauptet, ganz alleine gehandelt zu haben. Hartwig schenkt ihr keinen Glauben und befiehlt, dass Johanna und Emma angebracht werden, um mit ihnen Marthe zur Kooperation zu überreden.
Hartwig zog seinen Dolch und hielt ihn Johanna dicht vors Gesicht. Dann lächelte er Marthe eiskalt an. „Gestehe – oder ich stech ihr ein Auge aus.“
„Nein!“ Marthes grauenvoller Schrei hallte durch das Dorf.

Als Christian den Schrei hörte, vergaß er alle Vorsicht. Das war diesmal keine Frau in den Wehen. Das war Marthe in Not.

Hrmmphihihi. *räusper* 'tschuldigung. Keine Frau in den Wehen, nein, Marthe in Not! *gicker* Er erkennt nicht nur Vogelgezwitscher, nein, auch Frauenschreie. Gibt's da auch Waldwanderungen zu?
„Und hier haben wir den klassischen Schrei der Marthe in Not, nicht zu verwechseln mit dem Schrei einer gebärenen beliebigen Frau.“ [/sielmann]

*zusammenreiß* So. Geht wieder. Ist schließlich eine dramatische Situation hier, die muss man mit dem angemessenen Ernst begehen.

Gut. Chris galoppiert also mit Höchstgeschwindigkeit ins Dorf, erfasst die Situation mit einem Blick und stellt fest: jawohl, die Lage ist ernst.
Er verlangt als Einstiegsmaßnahme erst einmal, dass überhaupt alle freigelassen werden sollen, aber mal fix hier.
Der rattengesichtige Verwalter zeigt sich unkooperativ und unbeeindruckt.
Chris droht, seine Leute dann eben mit dem Schwert zu befreien.
Hartwig grunzt, dass er dann ganz fix den Weibern die Kehle durchschneiden würde, noch ehe Chris herangeritten sei.
Och, meint Chris, aber fünf Mistkerle würde er mindestens töten können, und Hartwig sei der Erste, jawohl!

Hartwigs Männer tauschten missmutige Blicke. Sie kannten Christians Ruf als bester Schwertkämpfer der Markgrafschaft.

Doch Chris hat eigentlich Was Ganz Anderes™ vor.

„Ich schlage euch einen Handel vor“, wandte sich Christian wieder an den Verwalter. „Ihr lasst meine Leute frei und schwört, sie künftig in Ruhe zu lassen. Dafür begebe ich mich in Euren Gewahrsam.“

Yeah. Weil man auf Hartwigs Schwüre ja einen Pfennich geben kann und wenn Chris erst mal weg ist, kann er eh machen was er will. Aber nun gut, auch hirnlose Heldenhaftigkeit kann cool sein. Wat soll et.

Hartwig geht natürlich darauf ein, weiß er doch, dass Randolf hauptsächlich hinter Chris und nicht hinter irgendwelchen Bauern, mögen die sich noch so schön verwarnen lassen, her ist.

Marthe drehte ihren Kopf, und es war ihr gleichgültig, dass Steine ihre Wange zerschrammten. Sie musste ihn noch einmal sehen, das Bild in sich aufnehmen: ein stolzer Reiter mit gezogenem Schwert, aufrecht, beherrscht, bereit, für sie und die anderen in den Tod zu gehen. Denn sie würden ihn töten.
Es gab keine Hoffnung mehr.

Hnkx! Muss eigentlich jeder Anflug von (einigermaßen guter) Dramatik gleich in einer Ladung schneckenschleimigem Pathos begraben werde? Muss das sein?

Hartwig, pathosresistent, leistet den Schwur, alle werden nacheinander freigelassen. Kuno und Bertram trägt Chris dann noch auf, Lukas sein Schwert zu geben, so als Abschiedsgeschenkt. Snief. Jonas und Karl werden losgemacht, mehr Wrack als Mensch. Jonas wird ohnmächtig, Karl fällt auf seinen rohgeschlagenen Rücken und stöhnt.

„Du musst dich um sie kümmern“, sagte Christian ruhig zu Marthe. Ein lettzes Mal sah er in ihre Augen – ein stummer Abschied. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien.


Chris lässt Drago laufen und schreitet dann hocherhobenen Hauptes durch den Bach zum Herrenhaus.

Es hatte eine Zeit gegeben, da war ihm der Tod gleichgültig gewesen, doch das schien lange her zu sein. Jetzt wollte er leben, um die Menschen zu schützen, die sich ihm anvertraut hatten. Aber wenn er sie nur durch seinen Tod schützen konnte, dann sollte es so sein.

... immer daran denken: er sieht gut dabei aus. Alles andere kann man ignorieren.

Drüben angekommen wird er erst mal des Silberdiebstahls angeklagt, ne, man braucht ja zumindest noch sowas wie eine halbwegs logische Begründung für seine Festnahme, und tatsächlich findet sich in Chris' Haus eine Truhe Silber. Warum etwas aufgeben, das schon mal funktionierte, Hartwig wird schließlich nicht für Originalität bezahlt.

Ein paar Reisige brennen noch das Haus unseres Ritters nieder und dann wird Christian bewußtlos geschlagen und in den Herrenhof geschleift.

Marthe stieß einen fast unmenschlich klingenden Schrei aus und sank ohnmächtig zu Boden.




Bergmeister Hermann behält einen kühlen Kopf und leert erstmal einen Eimer Wasser über Marthe aus, was diese recht schnell wieder zu sich bringt. Sie müsse sich um Jonas und Karl kümmern, die hätten Fieber.
Der Rest des Dorfes verhindert, dass sich das Feuer ausbreitet, während Marthe in ihre Kate geht, um Heilkräuter und Krams zu holen. In der Kate erwartet sie ein wütender Wippi: sie müsse wohl immer Unruhe stiften, wegen ihr wäre seine Tochter in Gefahr geraten, undankbar und aufsässig seien Marthe und Karl, keif, zeter, blök.
Marthe schießt zurück, dass er ein hirnloses Dummbrot sei, das erstens seine Tochter selbst in Gefahr gebracht hätte, indem er sie als Magd zu diesem Fiesling geschickt hatte, und das zweitens nicht erkennen könne, dass das alles doch nur ein perfider Plan gewesen wäre, um Chris gefangen zu nehmen. Und jetzt würden sie ihn töten! Wäh!

Tränenüberströmt packte Marthe ihren Korb und ging zur Schmiede, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Nachdenklich blickte Wiprecht ihr nach.

Er kann denken? Eh, ich will's gar nicht wissen. :abwink:

Marthe behandelt die Fiebernden bis spät in die Nacht. Sie hat grade Griseldis und Harmann weggeschickt, da huscht zu ihrem Erschrecken ein Fremder in den Raum.
Lukas in Verkleidung. Er berichtet, dass die fiesen Schläger von gegenüber viel Spaß mit „Hau den Chris“ gehabt hatten und er nun in Ketten in einem Grubenloch läge, um das die Schläger feiern und trinken.
Nicht schön, nicht schön. Hmpf.

Marthe meint, man müsse doch irgendwas tun. Nach Meißen reiten oder sowas! Nur leider hat Hedwig keinen Einfluss mehr auf Otto, Christians Freunde sind unterwegs, Lukas hat kein Pferd mehr und mit dem Gemeinschaftsdorfpferd ist Pater Barti grade unterwegs – es sieht schlecht aus für Chris.

Marthe und Lukas planen weiter. Eigentlich hätte Lukas den Auftrag, sie sofort fortzubringen, aber er ist stinkig und will seinem Herrn helfen. Sie beschließen, dass Marthe herausfinden soll, wer das Silber bei Chris versteckt hat, während Lukas am nächsten Tag Hartwigs Leuten, die Chris nach Meißen bringen werden, folgen wird.

„[...] Die schaffen ihn ganz sicher nicht nach Meißen. Also werde ich beobachten, wohin sie ihn verschleppen.“
[...]
Er zog sie an sich und umarmte sie vorsichtig. Sie entzog sich ihm nicht. Der Kummer einte sie.
„Gott schütze dich“, murmelte Lukas und küsste ihre Stirn so sanft, dass sie es kaum spürte.

Dann verschwindet er in der Dunkelheit.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow, Lukas hats noch nicht mal in den Lenden gezogen. :ugly:

Aber das da: "Als Christian den Schrei hörte, vergaß er alle Vorsicht. Das war diesmal keine Frau in den Wehen. Das war Marthe in Not."

erkläre ich mal eben zur besten Zeile des Buchs. *gacker*

Anonym hat gesagt…

"Aber nun gut, auch hirnlose Heldenhaftigkeit kann cool sein. Wat soll et." und denke mir: Joah, immerhin sieht er gut dabei aus. *g*

Und hey - Dramatik! Handlung! So richtige! Das Buch wird doch nicht etwa noch gut werden? :ugly: ... Okay, man müsste die Hauptfigur noch austauschen, aber dann?

Anonym hat gesagt…

Marthe drehte ihren Kopf, und es war ihr gleichgültig, dass Steine ihre Wange zerschrammten. Sie musste ihn noch einmal sehen, das Bild in sich aufnehmen: ein stolzer Reiter mit gezogenem Schwert, aufrecht, beherrscht, bereit, für sie und die anderen in den Tod zu gehen. Denn sie würden ihn töten.
Es gab keine Hoffnung mehr.



Mir ist grad schlecht geworden. :roninschneckenkotzend:

Anonym hat gesagt…

Kein :doh: ist groß genug, um auszudrücken, wie groß das :doh: ist, das in diesem :doh:en Text herum:doh:t.


: D O H :

Anonym hat gesagt…

What Centi said. :kopfschüttel:

Btw: Chris ist der Herr, und der Herr sagt: ziehe Dir ein Bauerngewand an und schleiche Dich unterkannt von hinten ins Dorf, basta.

http://i6.photobucket.com/albums/y241/ElaineThreepwood/icons/gaydesperado.jpg ? :ugly:

Anonym hat gesagt…

Da fällt einem doch echt nix mehr ein.

*mit-Centi-ein-:DOH:ett-anstimm*

Anonym hat gesagt…

Wollt ich schon immer mal fragen: Was heißt DOH? :-D

Anonym hat gesagt…

DER Ausspruch von Homer Simpson, im Deutschen mit "Nein!!" übersetzt.

Guggst du hier:

http://www.gigacrate.com/Blog/wp-content/uploads/2008/12/doh.gif

Anonym hat gesagt…

Gibt's da auch Waldwanderungen zu?
„Und hier haben wir den klassischen Schrei der Marthe in Not, nicht zu verwechseln mit dem Schrei einer gebärenen beliebigen Frau.“ [/sielmann]


*wegschmeiß*

Das ist dann wohl das vorläufige Ende der Testreihe "wir versuchen doch mal wieder, Viannes Blog im Büro zu lesen". Hier kann ich nicht vor Lachen unter den Tisch fallen, ohne daß das komische Fragen nach sich zieht.

*Lachtränen wegwisch*

@doh: Und im Forum (tm) gibt's den passenden Smiley zum Homer, der wiederum eben dort mit :doh: dargestellt wird:

http://forum.herr-der-ringe-film.de/images/graemlins/dohA.gif

Anonym hat gesagt…

Aha, das mit dem :doh: ging mir auch schon durch den Kopf. Das es von Homer Simpson stammt ist gänzlich an mir vorbei gegangen. Aber den passenden Smiley hatte ich mir auch so ähnlich gedacht. Passt auch gut zu den Kommentaren. ;)

Anonym hat gesagt…

"Marthe stieß einen fast unmenschlich klingenden Schrei aus und sank ohnmächtig zu Boden."

Und was sagt da der Herr Sielmann? :ugly:

*hospitalisierend neben Centi setz* Wie soll ich je wieder durch Freiberg fahren können, ohne hysterische Anfälle zu bekommen?

Vinni

Anonym hat gesagt…

Ich glaube, wir sollten mal eine Liste von Forumssmileys hier definieren... :ugly: ist ja auch so ein Fall.

Oder kommt einfach alle ins Forum, dann macht ihr das auch. Bestimmt.

:ugly: